Vorschau 109. Mailand-Sanremo

Alle Augen auf Sagan: Sprint oder Ausreißer-Ankunft?

Foto zu dem Text "Alle Augen auf Sagan: Sprint oder Ausreißer-Ankunft?"
Mailand - Sanremo 2017 | Foto: Cor Vos

15.03.2018  |  (rsn) - Bis hierhin war alles Vorgeplänkel: Am Samstag beginnt in Mailand die Klassikersaison so richtig. Mit der 291 Kilometer langen "Primavera" steht das erste Monument des Jahres 2018 vor der Tür. Und wie jedes Jahr stellt sich vor dem längsten der WorldTour-Klassiker dieselbe Frage: Kommt es zum Massensprint oder kann sich im Finale jemand absetzen?

Das Interessante dabei: Ein Mann steht für beide Szenarien weit oben auf der Favoritenliste und wird in der Summe dadurch zum klaren Top-Favoriten: Peter Sagan (Bora-hansgrohe). Doch das war der Weltmeister im vergangenen Jahr auch schon, und musste sich am Ende nach toller Show mit Rang zwei hinter Michal Kwiatkowski (Sky) begnügen. Der Tirreno-Adriatico-Sieger reist auch diesmal in Top-Form an.

Die Strecke: Veränderungen am Parcours von Mailand-Sanremo wurden oft angekündigt, doch wirklich gravierende Anpassungen gab es seit Jahrzehnten nicht. Zunächst führt die Strecke von Mailand gen Süden und nach 142 Kilometern über den 532 Meter hohen Turchino-Pass an die ligurische Küste. Dort sind anschließend 80 Kilometer beinahe ohne jeden Höhenmeter zu absolvieren, bevor die drei Anstiege Capo Mele, Capo Cervo und Capo Berta von Kilometer 238 bis 253 das Finale einläuten.

Anschließend wird es für zehn Kilometer noch einmal flacher, bevor es von San Lorenzo al Mare über 234 Höhenmeter auf die Cipressa hinaufgeht. Eine schnelle Abfahrt später folgen noch einmal zwölf flache Kilometer, bevor der finale Anstieg zum Poggio di Sanremo ansteht - von 24 hinauf auf 160 Meter in 3,7 Kilometern. Sowohl die Cipressa als auch der Poggio sind keine richtig harten Anstiege, doch sie werden unter Hochgeschwindigkeit absolviert und tun am Ende von knapp 300 Kilometern sehr weh.

Der steilste Abschnitt am zumindest vorentscheidenden Poggio steigt um acht Prozent an und war in den vergangenen Jahren stets die Startrampe für einen Angriff eines der Mit-Favoriten, die sich nicht auf einen Massensprint einlassen wollten. Vom Poggio hinunter führt eine gut drei Kilometer lange und technisch sehr anspruchsvolle Abfahrt auf enger Straße, die in Sanremo an der 3.500-Meter-Marke endet und die Fahrer mit Hochgeschwindigkeit auf die breite Via Aurelia hinausspuckt. Es folgen kurz vor der 1.000-Meter-Marke und an der 1.000-Meter-Marke noch zwei 90-Grad-Kurven, bevor auf der Via Roma der Sieger feststeht - sei es nach einem Massensprint, dem Endspurt einer kleinen Ausreißergruppe oder durch das Solo eines Fahrers.

Die Favoriten: Sagan ist wie im Vorjahr der klare Favorit. Der dreimalige Weltmeister ist sowohl für eine Poggio-Attacke und somit die Ankunft in einer kleinen Gruppe oder als Solist gut, als auch für den Sieg aus dem Sprint eines größeren Feldes heraus. Allerdings werden genau deshalb auch alle Augen auf ihn gerichtet sein. Und es ist kaum zu erwarten, dass der Slowake die letzten drei Kilometer wie 2017 wieder komplett von vorne fährt, wenn ihn mögliche Ausreißerkollegen nicht unterstützen. Sagans Ausnahmestellung könnte daher auch zum Problem für ihn werden.

Eine Stufe unter dem Mann im Regenbogentrikot sind Titelverteidiger Kwiatkowski sowie der Vorjahresdritte Julian Alaphilippe (Quick-Step Floors) anzusiedeln, die beide auf Attacke setzen müssen. Dasselbe gilt für Alaphilippes Teamkollegen Philippe Gilbert und Olympiasieger Greg Van Avermaet (BMC). Zu diesem erweiterten Favoritenkreis gesellt sich außerdem der 2016 erfolgreiche Arnaud Démare (Groupama-FDJ), der Paris-Nizza zwar wegen einer Erkältung vorsichtshalber vorzeitig beendete, in Mailand aber wieder bei 100 Prozent sein sollte. Der Französische Meister würde sich über eine Sprintankunft freuen und wäre dort der aussichtsreichste Kandidat neben Sagan.

Ursprünglich hätten auch Fernando Gaviria (Quick-Step Floors) und John Degenkolb (Trek-Segafredo) sowie Nacer Bouhanni (Cofidis) in diesen Kreis gehört. Doch das Trio, das wohl geschlossen mit einem Sprint geliebäugelt hätte, fällt krankheits- und verletzungsbedingt aus. Michael Matthews (Sunweb) wird es nach seiner Schulterfraktur ebenfalls schwer haben.

Sollte es tatsächlich zum Sprint eines größeren Feldes kommen, so muss auch auf Elia Viviani (Quick-Step Floors), Matteo Trentin (Mitchelton-Scott), Edvald Boasson Hagen (Dimension Data), Alexander Kristoff (UAE Team Emirates), Magnus Cort Nielsen (Astana)  und André Greipel (Lotto Soudal) geachtet werden. Caleb Ewan (Mitchelton-Scott) und Marcel Kittel (Katusha-Alpecin) stehen zwar am Start, dürften an Cipressa und Poggio aber Schwierigkeiten haben, weit genug vorne zu bleiben. Und Mark Cavendish (Dimension Data) leidet noch unter seiner Rippenfraktur vom Auftakt-Mannschaftszeitfahren bei Tirreno-Adriatico.

Ein interessanter Name für das Szenario Attacke ist dagegen noch Gianni Moscon (Sky).

Die Teams: Sky, AG2R La Mondiale, Astana, Bahrain-Merida, Bardiani-CSF, BMC, Bora-hansgrohe, Cofidis, Groupama-FDJ, Gazprom-RusVelo, Israel Cycling Academy, Lotto Soudal, Mitchelton-Scott, Movistar, Nippo-Vini Fantini, Quick-Step Floors, Dimension Data, EF Education First-Drapac, Katusha-Alpecin, LottoNL-Jumbo, Novo Nordisk, Sunweb, Trek-Segafredo, UAE Team Emirates, Wilier Triestina-Selle Italia

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.03.2018Greipel: “Es hat nicht sollen sein“

(rsn) - André Greipel ist erfolgreich an seinem gebrochenen linken Schlüsselbein operiert worden, wird aber für den Rest des Frühjahrs ausfallen, wie sein sein Lotto-Soudal-Team am Montag ankündi

18.03.2018Ewan: “Ich weiß jetzt, dass ich dieses Rennen gewinnen kann“

(rsn) - Hätte Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) beim gestrigen Mailand - Sanremo nicht am Poggio das Heft in die Hand genommen und mit seiner Attacke sämtliche Sprinter überrascht, wäre Caleb Ewan

18.03.2018Sanremo: Turgis bricht sich Schlüsselbein, Clarke drei Wirbel

(rsn) - Beim gestrigen Mailand - Sanremo haben sich zwei weitere Profis bei Stürzen schwerer verletzt. Ebenso wie André Greipel (Lotto Soudal) zog sich der Franzose Anthony Turgis (Cofidis) einen Sc

18.03.2018Kristoff verpasst in Sanremo “das Minimalziel Podium“

(rsn) - Wie im vergangenen Jahr beendete Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) Mailand - Sanremo auf Rang vier. Die 109. Auflage des Frühjahrsklassikers stand am Samstag allerdings unter ganz andere

18.03.2018Greipel muss nach Schlüsselbeinbruch operiert werden

(rsn) - Die ersten Befürchtungen haben sich bei André Greipel bestätigt. Wie der Sprinter des Lotto-Soudal-Teams am Sonntag auf Twitter schrieb, hat er sich beim gestrigen Mailand - Sanremo das Sc

18.03.2018Van Avermaet zögert zu lange, Neuzugang Roelandts wird Fünfter

(rsn) - Die Erfolgsgeschichte zwischen Mailand – Sanremo und der amerikanischen Equipe BMC ist überschaubar. Ein vierter Platz aus dem Jahr 2011 durch Alessandro Ballan ist bis heute das beste Team

18.03.2018Nibali bei Sanremo: Vom Zweifler zum Sieger

(rsn) - Wer die Frage gestellt bekommt, ob denn nun sein Sieg beim Giro d’Italia, der Lombardei-Rundfahrt oder Mailand - Sanremo höher zu bewerten sei, der darf sich zweifellos als einer der ganz g

18.03.2018Auf der Via Roma spielte Matthews alles oder nichts

(rsn) - Gegen Vincenzo Nibalis Attacke am Poggio im Finale von Mailand - Sanremo war auch Michael Matthews (Sunweb) chancenlos. Doch Rang sieben nach 294 schweren Kilometern des italienischen Frühjah

17.03.2018Highlight-Video des 109. Mailand - Sanremo

(rsn) - Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) hat beim 109. Mailand - Sanremo die Sprinter düpiert und den ersten der großen Klassiker für sich entschieden. Der Italiener setzte sich am Samstag über 29

17.03.2018Mailand - Sanremo: Kwiatkowski am Poggio in der Defensive

(rsn) - Für viele Beobachter stand der Name Michal Kwiatkowski (Sky) ganz oben auf der Favoritenliste des ersten Monuments Mailand - Sanremo. Kein Wunder - der Vorjahressieger gewann in dieser Saison

17.03.2018Kittel: “Nach dem Capo Berta sind mir die Lichter ausgegangen“

(rsn) – Als es knapp 25 Kilometer vor dem Ziel von Mailand - Sanremo die Cipressa hinauf ging, musste Marcel Kittel (Katusha-Alpecin) die Segel streichen. Doch ans Aufgeben dachte der Debütant nich

17.03.2018Sagan: “Niemand hat auf Nibali eine Antwort gefunden“

(rsn) – Nach 294 schweren Kilometern blieb Top-Favorit Peter Sagan (Bora-hansgrohe) nur Platz sechs bei Mailand – Sanremo, dem ersten großen Klassiker der Saison. Wie viele andere auch hatte sich

Weitere Radsportnachrichten

19.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

19.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

19.04.2024Lopez wehrt alle Angriffe ab und gewinnt Tour of the Alps

(rsn) – Juan Pedro Lopez (Lidl – Trek) kam am Schlusstag der 47. Tour of the Alps (2.Pro) nicht mehr in Schwierigkeiten. Der Spanier selbst hat auf dem schweren letzten Teilstück seine Kontrahent

19.04.2024Die Strecke des vierten Monuments: Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecke hat sich für beide

19.04.2024Im Chaos-Finale fahren Malmberg, Röber und Paluta in die Top 10

(rsn) - Auch im chaotischen Finale der 2. Etappe von Belgrade Banjaluka (2.2) waren die drei deutschen Kontinental-Teams vorne mit dabei. Während der Däne Matias Malmberg (Maloja Pushbikers) und Do

19.04.2024Kehrt der Intergiro bei der Italien-Rundfahrt zurück?

(rsn) - Auf einigen der von der RCS veröffentlichen Profilen der Italien-Rundfahrt taucht der Intergiro zum ersten Mal seit 2005 wieder auf. Der Intergiro ist eine Sonderwertung, bei dem die Zeit all

19.04.2024Skjelmose erklärt seine Unterkühlung beim Flèche Wallonne

(rsn) - "Skjelmose wird hier gerade vom Rad getragen und ist vollkommen am Zittern. Komplett kalt. Komplett im Arsch", hieß es nach einem Augenzeugenbericht unseres Mannes vor Ort am Mittwoch in unse

19.04.2024Querfeldeinstar Kuypers steigt auf und gibt Debüt in Lüttich

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

19.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)