Kolumbianer schreibt in Bergamo Geschichte

110. Il Lombardia: Chaves besiegt seine Zweifel

Foto zu dem Text "110. Il Lombardia: Chaves besiegt seine Zweifel "
Esteban Chaves gewinnt die Lombardei-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

01.10.2016  |  (rsn) - Zweiter beim Giro in diesem Jahr, Dritter der Vuelta und nun der erste Kolumbianer, der Il Lombardia von Como nach Bergamo (241 km) gewann! Esteban Chaves (Orica-BikeExchange) hat mit seinem Sieg bei der Lombardei-Rundfahrt Geschichte geschrieben.

"Ich kann nicht glauben, dass ich dieses Monument gewonnen habe", freute sich der Bergspezialist, dem sicher auch Ortskenntnisse ganz oben aufs Podest halfen. "Als ich Profi wurde, habe ich hier in Bergamo gelebt. Ich kannte die Straßen, war mir aber nicht sicher, ob ich hier gewinnen könnte", sagte er.

Chaves wusste, wie er den letzten Kilometer angehen muss. Ausgangs der letzten Kurve schien der 26-Jährige schon geschlagen. Als Letzter der am Schluss verbliebenen dreiköpfigen Spitzengruppe war der Südamerikaner mit fünf Metern Abstand hinter Diego Rosa (Astana) und Rigoberto Uran (Cannondale-Drapac) aus der letzten Kurve 400 Meter vor dem Ziel gekommen.

Chaves saugte sich sofort wieder ans Hinterrad von Uran, der Rosa hinterherjagte, als der Italiener schon fast zehn Meter Vorsprung hatte. Chaves: "Ich war hinter Uran und sagte mir, 'bleib ruhig'. 200 Meter vor dem Ziel habe ich es dann probiert. Ich musste einen kühlen Kopf behalten und es auf den Sprint ankommen lassen, was eigentlich nicht meine Stärke ist. Aber ich habe alles gegeben und ich bin überglücklich, dass es geklappt hat."

Seine Geduld wurde belohnt. Uran kam wieder an Rosa heran und genau im richtigen Moment stürmte Chaves aus dem Windschatten seines Landsmannes. Genau auf der Ziellinie schob er sein Vorderrad an seinen beiden Begleitern vorbei zum Sieg. Eine Punktlandung!

"Ich bin sehr glücklich, dass ich am Ende der Saison noch so einen Sieg eingefahren habe", freute sich Chaves mit Recht. Denn das "Rennen der fallenden Blätter" gehört mit insgesamt 4000 Höhenmetern zu den schwersten Prüfungen der WorldTour.

Sonny Colbrelli (Bardiani-CSF) hatte es mit der ersten Attacke kurz nach dem Start eröffnet. Zdenek Stybar (Etixx-Quick Step) stürmte ihm nach. Doch beide wurden schnell wieder gestellt. So blieb das Peloton in der ersten Stunde bis zum Fuße des Anstiegs zur Madonna del Ghisallo, dem ersten der acht schweren Berge, beisammen. Als es immer steiler wurde, setzten sich  Damiano Caruso (BMC), Stefan Denifl (IAM), Mickael Cherel (AG2R La Mondiale) und Rudy Molard (Cofidis) ab, die 7:30 Minuten Vorsprung auf das von Cannondale-Drapac und Astana angeführte Hauptfeld herausfahren konnten.

Nach schnellen 125 Kilometern wurde es am Valcava-Aufstieg ernst. Caruso erhöhte des Tempo, das Denifl  und Cherel nicht mehr mitgehen konnten. Am Gipfel betrug der Vorsprung von Caruso und Molard immer noch 3:15 Minuten. In der Abfahrt des Berbenno wurde Caruso von einem Kettenschaden gestoppt, doch schnell holte der Italiener seinen Begleiter wieder ein und gemeinsam nahmen sie den  Sant-Antonio Abbandonato in Angriff.

Der steile Aufstieg löste mehrere Angriffe hinter ihnen aus. Nach und nach bildete sich eine große Verfolgergruppe mit Chaves, Rosa, Uran, Romain Bardet (AG2R), Alejandro Valverde (Movistar), Gianluca Brambilla , Fabio Aru (Astana), Robert Gesink (LottoNl-Jumbo), Davide Villela (Cannondale-Drapac), Pierre Latour (AG2R La Mondiale), Giovanni Visconti (Movistar), David de la Cruz (Etixx-Quick Step), Warren Barguil (Giant-Alpecin), Alessandro de Marchi (BMC),  Rodolfo Torres (Androni) und Rudy Molard (Cofidis).

Am Anfang des Selvino 27 Kilometer vor dem Ziel griff Chaves an, Uran und Bardet folgten. Und als letzter stieß mit einem Kraftakt Rosa hinzu, der bis dahin für seinen Kapitän Fabio Aru arbeiten musste. Eine falsche Entscheidung der Astana-Truppe. Was wäre möglich gewesen, wenn Rosa keine Helferdienste hätte leisten müssen?

Die Vierergruppe blieb bis zum kurzen letzten Anstieg in Bergamo, dem Bergamo Alta beisammen. Dort musste Bardet reißen lassen, so dass die anderen drei den Sieger unter sich ausmachten - mit dem jubelnden Gewinner Esteban Chaves und dem unglücklichen Zweiten Rosa.

"Ich habe heute an den Sieg geglaubt. Ich wollte 300 Meter vor dem Ziel die Kontrahenten abschütteln (genau wie Daniel Martin es vor zwei Jahren erfolgreich machte, Anm. der Red.), aber Uran hat die Lücke geschlossen. Vor zwei Jahren bin ich in der letzten Kurve gestürzt, vielleicht habe ich deshalb diesmal zu stark gebremst, sonst hätte ich vielleicht gewonnen", kommentierte der Astana-Profi seinen zweiten Platz.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

03.10.2016Rosas starke Abschiedsvorstellung gefiel dem Boss nicht

(rsn) - Diego Rosa (Astana) war physisch einer der Stärksten, wenn nicht sogar der Stärkste bei Il Lombardia am vergangenen Samstag. Der 27-Jährige ging als Helfer für Fabio Aru ins Rennen, sprang

02.10.2016Barguil rettet Giant-Alpecin den 16. WorldTour-Platz

(rsn) - Als Warren Barguil (Giant-Alpecin) den Bergamo Alta in der ersten Verfolgergruppe überquerte, war es so gut wie geschafft. Der schlanke Franzose saß unter den ersten Elf bei Il Lombardia und

01.10.2016Chaves gewinnt 110. Il Lombardia

(rsn) - Esteban Chaves (Orica-BikeExchange) hat als erster Kolumbianer Il Lombardia gewonnen. Chaves setzte sich nach 241 Kilometern von Como nach Bergamo im Sprint einer dreiköpfigen Spitzengruppe v

30.09.2016So schwer wie selten: Großes Finale der Kletterkünstler

(rsn) - Während die Sprinter, Zeitfahrer und Flachlandspezialisten den Weltmeisterschaften in Doha entgegenfiebern, steht für die besten Kletterer der Welt bereits am Samstag in der Lombardei ihr gr

30.09.2016Spannende Rechenspiele: "Abstiegskrimi" in der Lombardei

(rsn) - Es war im Juni. Kurz vor der Tour de France stellte die UCI den neuen WorldTour-Kalender für 2017 vor und teilte gleichzeitig mit: Die erste Liga wird im kommenden Jahr nur noch aus 17 Mannsc

30.09.2016Il Lombardia: Etixx mit zwei Kapitänen und einem Joker

(rsn) – Daniel Martin hat Il Lombardia zwar schon im Jahr 2014 gewinnen können, bei der morgen anstehenden 110. Auflage des italienischen Herbstklassikers muss sich der 30-jährige Ire die Führung

30.09.2016Majka und Hansen sollen für Contador in die Bresche springen

(rsn) – Auch nach der kurzfristigen Absage von Kapitän Alberto Contador kann der Tinkoff-Rennstall ein starkes Aufgebot zur Abschiedsvorstellung bei der Lombardei-Rundfahrt schicken. Im letzten Wor

29.09.2016Cannondael-Drapac will auch bei Il Lombardia aufs Podium

(rsn) – Mit seinen beiden dritten Plätzen bei den italienischen Eintagesrennen Giro dell-Emilia und Mailand-Turin hat sich Rigoberto Uran (Cannondale-Drapac) in den engsten Favoritenkreis für die

28.09.2016IAM und Zaugg geben bei Il Lombardia ihre Abschiedsvorstellung

(rsn) – Das Schweizer IAM-Team wird bei der Lombardei-Rundfahrt (Il Lombardia) am Samstag seine Abschiedsvorstellung geben. Der Schweizer Rennstall wird nach vierjährigem Bestehen am Saisonende auf

22.09.2016Tinkoff will mit Paukenschlag von der Radsportbühne abtreten

(rsn) – Mit dem Sieg in der WorldTour-Teamwertung will das sich zum Saisonende auflösende Tinkoff-Team von der großen Radsportbühne abtreten. Für diesen Paukenschlag können die beiden Top-Stars

Weitere Radsportnachrichten

07.07.2025Philipsen muss die Tour de France nach Sturz aufgeben

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuinck) hat nach einem Sturz in der Anfahrt zum Zwischensprint der 3. Etappe die Tour de France verlassen. 60 Kilometer vor dem Ziel des Teilstücks zwischen

07.07.2025Heizomat sichert sich die Dienste von Kuhn

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

07.07.2025Henderson fährt mit Ausreißersieg ins Rosa Trikot

(rsn) – Mit einem Ausreißversuch über nahezu die halbe Distanz der Etappe hat Anna Henderson (Lidl – Trek) beim Giro d’Italia Women die 2. Etappe von Clusone nach Aprica gewonnen und damit auc

07.07.2025Decathlon übernimmt Team komplett: “Wollen Superteam werden“

(rsn) – Das Team Decathlon – AG2R wird sein Budget für die Saison 2026 von 30 auf 40 Millionen Euro erhöhen und künftig dem Sportartikelhersteller gehören. Wie am Montag in Lille, dem Sitz der

07.07.2025Tour de France fordert zum Verzicht auf Pyrotechnik auf

(rsn) – Die Tour-de-France-Veranstalterin ASO hat Fans in einem Social-Media-Beitrag aufgefordert, das Abbrennen von Pyrotechnik am Straßenrand zu unterlassen. "Für Eure eigene Sicherheit und die

07.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 5. Juli im nordfranzzösischen Lille zur 112. Tour de France (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, drei Österreicher und fünf Schweizer. Hier listen

07.07.2025Windkante oder Massensprint?

Wie am Tag zuvor führt auch die 3. Etappe vom Landesinneren nach Westen an die Küste. Das Profil ist dieses Mal aber sehr flach und es sieht auf dem Papier nach einer klassischen Sprintetappe aus, a

07.07.2025Mauro Brenner und Riedmann gewinnen Deutsche U23-Meistertitel

Die Ybbstaler Alpen in Niederösterreich waren am Wochenende Schauplatz der Vier-Länder-Meisterschaften der Klasse U23. Seit einigen Jahren kämpfen die Nationalverbände von Deutschland, Österreich

07.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

07.07.2025Sorgen um Girmays Knie nach Schlag gegen den Vorbau

(rsn) – Das Team Intermarché – Wanty hat auf der 2. Etappe der Tour de France lange Zeit gemeinsam mit Alpecin – Deceuninck die Führungsarbeit im Hauptfeld übernommen. Der Grund lag auf der H

06.07.2025Pogacar freut sich nach Auftakt-Wochenende auf das Bergtrikot

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hat den Etappensieg in Boulogne-sur-Mer am zweiten Tag der Tour de France 2025 im Sprint gegen Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) verpasst

06.07.2025Das Geheimnis hinter den Siegen von Philipsen und van der Poel

(rsn) - Zwei Siege, zwei Gelbe Trikots, zwei Männer, die das, teils auch mit gemeinsamer Unterstützung erreicht haben – besser konnte der Auftakt dieser Tour de France für Alpecin - Deceuninck ka

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Tour of Magnificent Qinghai (2.Pro, CHN)