Vorschau 110. Il Lombardia

So schwer wie selten: Großes Finale der Kletterkünstler

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "So schwer wie selten: Großes Finale der Kletterkünstler"
Doe 110. Lombardei-Rundfahrt wird zu einer Angelegenheit für die Kletterer. | Foto: Cor Vos

30.09.2016  |  (rsn) - Während die Sprinter, Zeitfahrer und Flachlandspezialisten den Weltmeisterschaften in Doha entgegenfiebern, steht für die besten Kletterer der Welt bereits am Samstag in der Lombardei ihr großes Finale an. Zwar haben Chris Froome und Nairo Quintana ihre Saison schon beendet und auch Vincenzo Nibali fehlt bei der 110. Auflage von Il Lombardia (live auf Eurosport ab 15:45 Uhr), doch das Starterfeld in Como kann sich sehen lassen - und die völlig überarbeitete Strecke sowieso: Zahlreiche neue Anstiege stehen auf dem Programm, die das ohnehin schon schwere letzte Monument der Saison noch härter machen werden.

Die Strecke: Wie bereits vor zwei Jahren führt die Lombardei-Rundfahrt diesmal wieder von Como nach Bergamo, anstatt wie 2015 in die andere Richtung. Die Route ist mit 241 Kilometern so kurz wie seit 1992 nicht mehr, doch das Streckenprofil kann das Fürchten lehren. In der zweiten Rennhälfte stehen fünf Anstiege von jeweils mindestens sechs Kilometer Länge auf dem Programm, und drei Kilometer vor dem Ziel schließt die kurze, aber steile und teilweise gepflasterte Rampe des "Bergamo Alta" die Kletterpartien ab, bevor es bergab ins Ziel geht.

Hier attackierte vor zwei Jahren Tim Wellens, wurde aber über die Kuppe wieder gestellt, bevor Daniel Martin am Ende der Abfahrt auf den letzten 500 Metern die Favoritengruppe mit einem frühen Antritt überraschte und zum Sieg spurtete.

Nach dem Start in Como geht es diesmal schon nach 65 Kilometern an der berühmten Madonna del Ghisallo vorbei, doch so richtig beginnt das Rennen erst in der zweiten Hälfte. Bei Kilometer 132 fängt der elf Kilometer lange und im Schnitt acht Prozent steile Anstieg von Valcava an, der auf den letzten fünf Kilometern dauerhaft zweistellige Steigungswerte aufweist. Nach einer 20 Kilometer langen Abfahrt folgen hinauf nach Berbenno, Sant Antonio Abbandonato, Miragolo San Salvatore und Selvino vier weitere Anstiege von jeweils mindestens sechs Kilometer Länge, bevor es hinein nach Bergamo noch einmal zehn Kilometer flach ist und schließlich der Bergamo Alta wartet.

Die Favoriten: Titelverteidiger Nibali (Astana) verzichtet auf seinen Start, doch der vor zwei Jahren in Bergamo erfolgreiche Martin (Etixx-Quick-Step) ist dabei und führt die Favoritenliste an. Dem Iren dürfte auch die schwerer gewordene Strecke gut schmecken, da so die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass er sich im Finale wie 2014 noch mit endschnellen Männern wie dem BMC-Duo Philippe Gilbert und Greg Van Avermaet bekriegen muss - wobei man Van Avermaet nie weiß, was in ihm steckt, wie die Olympischen Spiele gezeigt haben.

Zu den Top-Favoriten gehören neben Martin trotzdem eher die waschechten Kletterer - etwa Fabio Aru (Astana), der an Nibalis Stelle mit der Rückennummer 1 starten wird, oder Romain Bardet (Ag2r), Esteban Chaves (Orica-BikeExchange), Alejandro Valverde (Movistar) Rafal Majka (Tinkoff) und Joaquim Rodriguez (Katusha). Doch die meisten von ihnen haben auch starke Teamkollegen an ihrer Seite, die als taktische Alternativkarte gespielt werden könnten: Miguel Angel Lopez (Astana) zum Beispiel nach seinem Mailand-Turin-Sieg, oder auch Julian Alaphilippe (Etixx-Quick-Step).

Die Deutschsprachigen: Nur zwei Deutsche stehen auf der Startliste: Simon Geschke (Giant-Alpecin) ist die B-Variante seines Teams neben dem Franzosen Warren Barguil und soll im Idealfall noch einmal wichtige WorldTour-Punkte für den Erstliga-Verbleib seiner Mannschaft besorgen, während Paul Martens (LottoNL-Jumbo) auf der extrem schweren Strecke wohl Helferdienste zufallen dürften. Unter österreichischer Flagge starten Felix Grosschartner (CCC Sprandi Polkowice) und Stefan Denifl (IAM) und aus Luxemburg kommen Laurent Didier sowie Fränk Schleck (beide Trek-Segafredo) in die Lombardei.

Ein größeres und auch vielversprechenderes Kontingent stellen die Schweizer: Vor allem Sebastien Reichenbach (FDJ) und Mathias Frank (IAM) ist in der Lombardei ein Top-Ergebnis zuzutrauen. Hinzu kommen Steve Morabito (FDJ), Gregory Rast (Trek-Segafredo) und Marcel Wyss sowie Oliver Zaugg bei der Abschiedsvorstellung ihres IAM-Teams aus der WorldTour.

Die Teams: Astana, Ag2r, Androni Giocattoli-Sidermec, Bardiani-CSF, BMC, Cannondale-Drapac, CCC Sprandi Polkowice, Cofidis, Etixx-Quick-Step, FDJ, Gazprom-Rusvelo, IAM, Lampre-Merida, Lotto-Soudal, Movistar, Nippo-Vini Fantini, Orica-BikeExchange, Dimension Data, Giant-Alpecin, Katusha, LottoNL-Jumbo, Sky, Tinkoff, Trek-Segafredo, Willier-Southeast

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

03.10.2016Rosas starke Abschiedsvorstellung gefiel dem Boss nicht

(rsn) - Diego Rosa (Astana) war physisch einer der Stärksten, wenn nicht sogar der Stärkste bei Il Lombardia am vergangenen Samstag. Der 27-Jährige ging als Helfer für Fabio Aru ins Rennen, sprang

02.10.2016Barguil rettet Giant-Alpecin den 16. WorldTour-Platz

(rsn) - Als Warren Barguil (Giant-Alpecin) den Bergamo Alta in der ersten Verfolgergruppe überquerte, war es so gut wie geschafft. Der schlanke Franzose saß unter den ersten Elf bei Il Lombardia und

01.10.2016110. Il Lombardia: Chaves besiegt seine Zweifel

(rsn) - Zweiter beim Giro in diesem Jahr, Dritter der Vuelta und nun der erste Kolumbianer, der Il Lombardia von Como nach Bergamo (241 km) gewann! Esteban Chaves (Orica-BikeExchange) hat mit seinem S

01.10.2016Chaves gewinnt 110. Il Lombardia

(rsn) - Esteban Chaves (Orica-BikeExchange) hat als erster Kolumbianer Il Lombardia gewonnen. Chaves setzte sich nach 241 Kilometern von Como nach Bergamo im Sprint einer dreiköpfigen Spitzengruppe v

30.09.2016Spannende Rechenspiele: "Abstiegskrimi" in der Lombardei

(rsn) - Es war im Juni. Kurz vor der Tour de France stellte die UCI den neuen WorldTour-Kalender für 2017 vor und teilte gleichzeitig mit: Die erste Liga wird im kommenden Jahr nur noch aus 17 Mannsc

30.09.2016Il Lombardia: Etixx mit zwei Kapitänen und einem Joker

(rsn) – Daniel Martin hat Il Lombardia zwar schon im Jahr 2014 gewinnen können, bei der morgen anstehenden 110. Auflage des italienischen Herbstklassikers muss sich der 30-jährige Ire die Führung

30.09.2016Majka und Hansen sollen für Contador in die Bresche springen

(rsn) – Auch nach der kurzfristigen Absage von Kapitän Alberto Contador kann der Tinkoff-Rennstall ein starkes Aufgebot zur Abschiedsvorstellung bei der Lombardei-Rundfahrt schicken. Im letzten Wor

29.09.2016Cannondael-Drapac will auch bei Il Lombardia aufs Podium

(rsn) – Mit seinen beiden dritten Plätzen bei den italienischen Eintagesrennen Giro dell-Emilia und Mailand-Turin hat sich Rigoberto Uran (Cannondale-Drapac) in den engsten Favoritenkreis für die

28.09.2016IAM und Zaugg geben bei Il Lombardia ihre Abschiedsvorstellung

(rsn) – Das Schweizer IAM-Team wird bei der Lombardei-Rundfahrt (Il Lombardia) am Samstag seine Abschiedsvorstellung geben. Der Schweizer Rennstall wird nach vierjährigem Bestehen am Saisonende auf

22.09.2016Tinkoff will mit Paukenschlag von der Radsportbühne abtreten

(rsn) – Mit dem Sieg in der WorldTour-Teamwertung will das sich zum Saisonende auflösende Tinkoff-Team von der großen Radsportbühne abtreten. Für diesen Paukenschlag können die beiden Top-Stars

Weitere Radsportnachrichten

01.12.2025U23-Champions, Bahnasse und eine Skilangläuferin

(rsn) – 56 Frauen haben mit dem neuen, für beide Geschlechter einheitlichen Punktesystem den Sprung in die RSN-Jahresrangliste 2025 geschafft. Wir stellen sie alle in den letzten Wochen des Jahres

30.11.2025Mit 25 aus der dritten Liga zum Profivertrag geklettert

(rsn) – Nach fünf Jahren in deutschen Kontinental-Teams wechselte Jannis Peter Anfang 2024 nach Österreich zum Team Vorarlberg. Es dauerte ein weiteres Jahr, ehe ihm der Durchbruch gelang. Mit ein

30.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

30.11.2025Nys profitiert in Flamanville von Nieuwenhuis´ Pech

(rsn) – Nach seiner beeindruckenden Demonstration zum Weltcup-Auftakt in Tabor hat sich Thibau Nys (Baloise – Glowi Lions) in Flamanville auch den zweiten Lauf der Serie gesichert. In der siebten

30.11.2025Red-Bull-Profi Pellizzari möchte auch 2026 gerne zum Giro

(rsn) – Keiner der immerhin neun Zugänge schlug in der abgelaufenen Saison bei Red Bull – Bora – hansgrohe wie erhofft ein. Große Ausnahme war Giulio Pellizzari, der sowohl beim Giro d’Itali

30.11.2025Van Alphen mit gebundenem Dutt zum ersten Weltcupsieg

(rsn) – In Abwesenheit der meisten Topstars hat Aniek van Alphen (Seven) den größten Erfolg ihrer Laufbahn gefeiert. Die 26-jährige Niederländerin fuhr im französischen Flamanville souverän de

30.11.2025Van Aert fordert gerechtere Verteilung des Kuchens

(rsn) - Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) sieht die Zukunft des Radsports durch eine zu schmale finanzielle Basis und Ungerechtigkeiten in der Verteilung der monetären Mittel gefährdet “Kor

30.11.2025Le Court und Girmay Afrikas Radsportler des Jahres

(rsn) - Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) und Kim Le Court (AG Insurance – Soudal) sind Afrikas Radsportler des Jahres. Der 25-jährige Eritreer erhielt diese Auszeichnung nach 2020, 2021, 202

30.11.2025Schreiber fällt für Flamanville aus, Alvarado vor Premiere

(rsn) – Nachdem sie beim ersten Weltcup der Saison in Tabor vorzeitig vom Rad steigen musste, wird Marie Schreiber (SD Worx – Protime) beim heutigen zweiten Lauf der Serie in Flamanville gar nicht

30.11.2025Hoffnungsvolle Talente aus dem KT- und Club-Bereich

(rsn) – 56 Frauen haben mit dem neuen, für beide Geschlechter einheitlichen Punktesystem den Sprung in die RSN-Jahresrangliste 2025 geschafft. Wir stellen sie alle in den letzten Wochen des Jahres

30.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

30.11.2025Im Meistertrikot als Helfer, sonst auf eigene Rechnung

(rsn) – “Es war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung und die Fortsetzung meiner Entwicklung.“ Mit diesem Fazit hat Alexander Hajek seine zweite Saison im Trikot von Red Bull – Bora â€

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)