Etappe 20: Megève – Morzine, 146,5 km, Hochgebirge

High Noon am Joux Plane

Von Thomas Goldmann

Foto zu dem Text "High Noon am Joux Plane"
Das Streckenprofil der 20. Tour-Etappe | Foto: A.S.O.

23.07.2016  |  (rsn) - Auf einer erneut sehr kurzen Etappe wird den Fahrern eine letzte Chance präsentiert, um im Gesamtklassement noch eine Korrektur anzubringen. Der 20. Tagesabschnitt ist wie ein Steigerungslauf aufgebaut: vier Berge, die immer schwerer werden. Vor allem der Col de Joux Plane ist bei vielen Fahrern gefürchtet und hat schon Tour-Geschichte geschrieben.

TagesTour: Wir starten in Megève im Departement Haute-Savoie, dem Zielort der 18. Etappe. Das erste Hindernis des Tages stellt der Col des Aravis (2. Kategorie) mit einer mittleren Steigung von sieben Prozent auf 6,7 Kilometern dar. Die Bergwertung wird im Departement Savoie abgenommen, ehe die Fahrer danach bis zum Ende der Etappe wieder im Departement Haute-Savoie unterwegs sind. Direkt nach der Abfahrt nimmt das Peloton den Col de la Colombière (1. Kategorie) unter die Reifen. Auf 11,7 Kilometern müssen 5,8 Prozent Durchschnittssteigung bewältigt werden. Bei Kilometer 93,5 wird mit dem Col de la Ramaz (1. Kategorie) das Finale eingeläutet. Das Peloton muss hier auf 13,9 Kilometern eine mittlere Steigung von 7,1 Prozent bezwingen. Den Abschluss bildet dann der Col de Joux Plane (Hors Catégorie) mit 11,6 Kilometern Länge und 8,5 Prozent durchschnittlicher Steigung. Die letzten gut neun Kilometer führen über eine rasende Abfahrt ins Ziel nach Morzine, wo wir wissen werden, wer die Tour de France 2016 gewinnen wird.

KulTour: Der Zielort Morzine befindet sich auf halbem Weg zwischen dem Mont Blanc und dem Genfer See. Der beschauliche Alpenort lebt im Winter vor allem vom Skitourismus. Im Sommer sind Aktivitäten wie Wandern oder Mountainbiken dort angesagt. Vor der Tour de France beherbergte Morzine in diesem Juli ein weiteres Outdoor-Sportereignis: das Spartan Race à Morzine. Dabei handelt es sich um einen Extrem-Hindernislauf, an dem Jedermann teilnehmen kann. In Deutschland wird dieses neuartige Obstacle-Course-Race unter anderem in München ausgetragen.

HisTourie: Elfmal musste bislang bei der Tour de France der Col de Joux Plane bezwungen werden. Mit seiner unnachgiebigen Steigung wird er von vielen Fahrern gefürchtet – auch von Lance Armstrong, der zwar offiziell aus der Tour-Geschichte gestrichen wurde, an diesem Alpen-Koloss aber im Jahr 2000 einen seiner wenigen Einbrüche erlebte. Zunächst trieb er mit Marco Pantani, der früh ausgerissen war, auf dem Weg nach Morzine sein Spielchen. Am Joux Plane bezahlte er dafür. Zunächst zog er noch mit Richard Virenque und Roberto Heras – der in der Abfahrt in ein Absperrgitter stürzte – davon und distanzierte seinen Rivalen Jan Ullrich. Der Deutsche kam aber zurück und staunte nicht schlecht, als Armstrong plötzlich die Puste ausging. Sechs Jahre später schrieb wieder ein später disqualifizierter US-Amerikaner am Joux Plane Tour-Geschichte.

Floyd Landis war am Vortag in La Toussuire eingebrochen, riss auf dem Weg nach Morzine früh aus, fuhr einen großen Vorsprung raus und flog den Joux Plane wie entfesselt hoch. Im Ziel war er wieder in Schlagdistanz zum Gelben Trikot, das er kurz darauf zurückeroberte. Doch die Freude währte nicht lange. Kurz nach der Tour wurde Landis des Dopings überführt und musste den Titel an Óscar Pereiro abgeben – als Etappensieger in Morzine wird seither Carlos Sastre geführt. Hoffen wir, dass der diesjährige Sieger in Morzine ohne illegale Hilfsmittel unterwegs ist.

RSN-Prognose: Der letzte Schlagabtausch der Tour-Favoriten. Auf dieser Etappe wird es keine Geschenke geben. Die Bergfahrer werden spätestens am Joux Plane ein Feuerwerk abbrennen. Sollte der letzte Berg keine Abstände herbeirufen, dann wird es die steile Abfahrt nach Morzine tun. Die Etappe wird so schnell gefahren, dass die Ausreißer kaum Chancen auf den Tagessieg haben. Deshalb müsste es eigentlich heißen: "The winner takes it all“: Etappensieg und das Gelbe Trikot. Doch nachdem er gestern gestürzt war, wird Chris Froome (Sky) heute wohl eher darauf bedacht sein, sein Gelbes Trikot unbeschadet ins Ziel zu bringen.

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