Revolution im Radsport

Fröhlich: Es geht nur mit Basisarbeit

17.08.2007  |  (Ra) - Nach dem Dopingfall Winokurow rief ein geschockter Christian Prudhomme: „So wie der Radsport war, funktioniert er nicht mehr. Wir brauchen eine Revolution.“ Wie diese Revolution aussehen könnte, wusste der Tourchef nicht zu sagen. Radsport aktiv wird sich in nächster Zeit um Antworten auf die Frage nach einem anderen, sauberen Radsport bemühen. In einer losen Folge von Gastbeiträgen werden Experten – Trainer, Teamchefs, Juristen, Journalisten, ehemalige Fahrer - ihre Vorstellungen von einer „Radsport-Revolution“ darlegen. Die Reihe wird fortgesetzt mit dem Beitrag des Rechtsanwalts und Fahrerberaters Siegfried Fröhlich:


Als die Redaktion von radsport-aktiv.de nach einem Gastbeitrag fragte, sagte ich direkt zu und fing auch gleich an zu schreiben. Aufhänger sollte eigentlich eine konstruktive Kritik an UCI, ProTour, Mannschaften, Fahrern, Beratern und nationalen Verbänden sein; mithin an allen Beteiligten des Profi-Radsports. Ich wollte mich auf den Profi-Radsport beschränken, da im Sport Rahmenbedingungen von oben nach unten weitergegeben werden und es wenig Sinn macht, die Basis zu kritisieren für Versäumnisse der Direktive.

Doch je intensiver und detaillierter ich schrieb, desto mehr stellte sich mir die Frage nach dem „Warum“. Warum sollte ich eigentlich Ideen aufschreiben, wenn niemand da ist, der sich hiermit auseinandersetzt und eventuell das ein oder andere übernimmt?

Bei der UCI sitzen doch immer noch diejenigen in verantwortlichen Positionen, die den jetzigen kritischen Zustand als Betreiber des Radsports überhaupt haben entstehen lassen. Immer mehr hat man den Verdacht, dass diese Leute gar nicht „brutalst mögliche Aufklärung“ betreiben wollen. Und für die ProTour als Abteilung der UCI gilt das gleiche wie für die UCI selbst.

Fast alle Profi-Mannschaften werden von Personen geleitet, die schon in den Doping-Hochzeiten des Radsports, also von ca. 1990 bis heute, mittendrin statt nur dabei waren. Profis erzählen nach positiven Fällen eines Kollegen etwas von den „greifenden Kontrollen“. Da verwundert es doch, dass Jörg Jaksche bis 2006 gedopt haben will, aber nie erwischt wurde.

Der BDR wird von einem Präsidenten geführt, der in den 90ern als VIP wahrscheinlich sogar in „rollenden Apotheken“ gesessen hat. Fast die gesamte Führungsriege entstammt dem „alten“ Radsport. Allen Ernstes wird über die WM-Nominierung von Erik Zabel nachgedacht. Eilig wurden 2006 „Runde Tische“ einberufen und wenige Zeit später gesteht ein Teilnehmer nach dem anderen.

Alle zusammen erzählen von der saubersten Tour aller Zeiten, obwohl teilweise schneller gefahren wurde, als es Marco Pantani oder Lance Armstrong je konnten.

Als Jurist habe ich gegenüber Journalisten einen großen Nachteil: Teil der juristischen Kritik sollte immer das konstruktive Element sein, während Medienvertreter die Freiheit und das Recht haben, sich ausschließlich auf Kritik zu beschränken.

Doch für konstruktive Kritik interessieren sich entscheidungsrelevante Personen offensichtlich kaum; ausser Lippenbekenntnissen wie „Ab jetzt wird alles anders“ kommt leider nicht viel, ein konsequenter Veränderungsprozess wurde bislang weder angestossen noch ist in dieser Hinsicht ein roter Faden zu erkennen.

Konstruktive Veränderungen mit nachvollziehbaren Ergebnissen sind leichter und effektiver im Nachwuchsbereich meines Heimatvereins FC Rheinland-Pfalz umzusetzen, daher ist für mich dort an der Basis investierte Arbeit gut investierte Zeit! Durch „Aktionen“ wie „Echte Kerle dopen nicht“, „Bewerbung Paris-Nizza“ oder „Heimtrikot“ scheinen wir mehr zu erreichen als durch groß angekündigte, aber letztlich doch wirkungslose „Aktionspläne“.

Der Flonheimer Rechtsanwalt Siegfried Fröhlich berät seit einigen Jahren Profirennställe und Fahrer. Fröhlich ist ein vehementer Kritiker der gegenwärtigen Strukturen im Profiradsport. Als Erster Vorsitzender des U23-Rennstalls FC Rheinland-Pfalz, der unter dem Motto „Echte Kerle dopen nicht“ fährt, will der 31-Jährige seinen Beitrag zu einem dopingfreien Radsport liefern.

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Uijtdebroeks denkt über Rallye-Karriere nach

(rsn) – Seine Profikarriere als Radsportler hat kaum begonnen, da macht sich Cian Uijtdebroeks schon Gedanken über die Zeit danach. Der 21-Jährige hat jüngst in einem Interview mit Het Nieuwsblad

21.11.2024Pogacar schließt Start bei Paris-Roubaix nicht aus

(rsn) – Fährt er, oder fährt er nicht? Zuletzt schien es so, als wolle Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) für die nächsten Jahre noch einen Bogen um Paris-Roubaix machen. Doch neue Aussagen des 2

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Amador beendet Karriere trotz Vertrag, Movistar macht Nägel mit Köpfen

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine