Engelhardts Neo-Profi-Blog

Ginos Tod war ein riesiger Schock für uns

Von Felix Engelhardt

Foto zu dem Text "Ginos Tod war ein riesiger Schock für uns"
Felix Engelhardt (Jayco - AlUla) | Foto: Cor Vos

19.06.2023  |  (rsn) – Ich habe mich letztmals Ende April nach dem Flèche Wallonne gemeldet und nun, nach der Tour de Suisse, ist es an der Zeit, für den nächsten Blogeintrag. Der Tod von Gino Mäder war ein ziemlicher Schock für uns alle. Wir hatten uns schon während der Etappe Schlimmes gedacht. Ich kam wenige Minuten nach ihm den Albula runter und wunderte mich im ersten Moment, warum der Renndoktor und unser Teamfahrzeug ganz untypisch auf der Strecke parkten.

Kurze Zeit später haben wir dann Leute (des Rettungsteams, d. Red.) am Hang gesehen und gehofft, dass da kein Fahrer runtergestürzt ist. Denn jedem von uns war klar, dass ein solcher Sturz nicht gut ausgehen würde. Das überlebt man im besten Fall schwer verletzt. Unser Sportlicher Leiter Matthew Hayman und unser Mechaniker haben mit dem Renndoktor zusammen Ersthilfe geleistet. Als sie zurückkamen, war die Stimmung schon ziemlich bedrückt und schon da sah es nicht gut aus. Wir waren alle erleichtert, als wir hörten, dass Gino stabil und auf dem Weg ins Krankenhaus sei. Aber die Kopfverletzungen waren wohl leider so schwer, dass er es nicht geschafft hat.

Ein riesiger Schock, der einen umso härter trifft, wenn man dabei ist. Man sieht den Kollegen noch am Tag zuvor, wechselt zwei, drei Worte - und am nächsten Tag ist er nicht mehr da. Das zu verarbeiten dauert eine ganze Weile.

Es war für uns alle ein Ringen, ob wir weiter Rennen fahren wollen oder nicht, ich selbst war auch nicht 100 Prozent bei der Sache. Und ich denke, diejenigen, die ihm noch näher standen, hat es noch viel mehr erwischt. Matteo Sobrero etwa war mal sein Teamkollege und die beiden waren gut befreundet, ihn hat es ziemlich mitgenommen.

Auf der einen Seite ist es gut, Rennen zu fahren, um es zu verarbeiten und Gino hätte es wohl auch gewollt, aber dennoch ist es schwierig und man möchte das Rad in dem Moment gar nicht sehen und Abstand von der ganzen Sache gewinnen.

Aber leider gehört es zum Sport dazu. Man kann unglaubliches Glück haben wie Magnus Sheffield, den es in der gleichen Kurve erwischt hat und der mit leichteren Verletzungen davongekommen ist, aber es kann eben auch schlimm ausgehen.

So schwer es fällt, nun auch noch über das Sportliche zu sprechen, möchte ich nun der Reihe nach noch auf meine letzten Wochen im Rennsattel eingehen. Ein Highlight war für mich bereits am 1. Mai Eschborn - Frankfurt. Ich war mit meiner Leistung recht zufrieden. Wir haben versucht, das Rennen so schwer wie möglich zu machen und hatten nach dem zweiten Mal Feldberg ein reduziertes Feld mit Bling (Michael Matthews) und mir. Das war ideal. Die anderen kamen dann leider zurück und beim letzten Mal Mammolshainer waren Bling und ich die letzten, die abreißen lassen mussten. Wir haben die Lücke nach vorne nicht mehr zubekommen, wurden vom Feld hinter uns geschluckt und dann war nichts mehr zu holen. Im Nachhinein hat es mich schon gewurmt, dass ich es nicht geschafft habe, vorne mit drüber zu kommen.

Danach war ich in Kühtai für drei Wochen in der Höhe, wo es abgesehen vom zunächst schlechten Wetter, ganz gut lief. Brüssel als erstes Rennen zum Wiedereinstieg war dann ein Schock für das System, da es dort richtig warm war, dazu war es noch ein Klassiker. Das war schon etwas zäh. Aber es war wichtig, um wieder in Schwung zu kommen und beim GP Kanton Aargau lief es dann ganz gut. Ich hätte erwartet, dass das Rennen härter sein würde. Die Top Ten waren das Ziel, also war ich zufrieden.

Die Tour de Suisse schließlich diente zum weiteren Formaufbau und eine WorldTour-Rundfahrt hat doch noch mal ein ganz anderes Niveau. Der erste Tag war nicht ganz so selektiv wie gehofft. Auf den Bergetappen habe ich mich ein bisschen geschont, um für die 6. und 7. Etappe frisch zu sein. Die 6. Etappe fand aber letztlich nicht statt und die 7. nur in “gedämpfter Form“ und keiner war so richtig bereit, Rennen zu fahren. Im Sprint – ich bin ehrlich – habe ich in den Kurven doch zwei Mal die Bremsen berührt und nicht genug riskiert. Da war ich vom Kopf her noch nicht so da und habe es versäumt, in die Top Ten zu fahren.

Die Form war aber ganz gut und für die DM hoffe ich, dass das ganz gute Vorzeichen sind. Gegen so viele Bora-Fahrer wird es nicht leicht, ein gutes Ergebnis einzufahren. Aber ich werde mein Bestes versuchen.

Viele Grüße
Euer Felix

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