RSNplusGute Beine, aber keine Erwartungen

Kämna beim Giro: “Werde keine Träume jagen, die ich nicht habe“

Von Sebastian Lindner

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Lennard Kämna (Bora - hansgrohe) | Foto: Cor Vos

22.05.2023  |  (rsn) – Bevor es in die abschließende Woche des Giro d'Italia geht, stand noch etwas Erholung auf dem Plan. Auch für Lennard Kämna, der das Programm seines Ruhetages aber genau wie Bora-Teamkollege Nico Denz am Nachmittag für eine kurze Fragerunde mit Journalisten unterbrach. Nachdem geklärt war, dass der Mann aus Fischerhude fast genauso gerne Schlager hört wie der neben ihm sitzende zweifache Etappensieger, sprach er auch über seine sportlichen Ambitionen auf den letzten sechs Etappen. ___STEADY_PAYWALL___

Denn abgesehen vom wohlweislichen Schaulaufen in Rom zum Abschluss der Rundfahrt und der komplett flachen 17. Etappe warten nur Bergankünfte, die Kämnas Abschneiden beim Giro maßgeblich beeinflussen werden. Inklusive des Zeitfahrens auf der 20. Etappe hinauf zum Monte Lussari, das die Gesamtwertung nochmals ordentlich durcheinanderwirblen dürfte.

Zurückhaltung ist bisher Trumpf

Bisher, erklärte der 26-Jährige, habe er jene Etappe noch mit keiner besonderen Vorbereitung bedacht. “Ich habe das Profil gesehen und weiß, dass es hart wird. Ob es mir liegt, kann ich erst danach sagen.“ Schließlich sucht dieses Bergzeitfahren seinesgleichen.

Selbst der abschließende Kampf gegen die Uhr bei der Tour 2020 hinauf zur Planche des Belles Filles machte deutlich weniger Höhenmeter. Damals wurde Kämna 21. mit 4:12 Minuten Rückstand auf Sieger Tadej Pogacar – und etwas mehr als zwei Minuten auf Primoz Roglic. Doch damals war Kämna auch erst 23 Jahre alt und weit davon entfernt, auf Gesamtwertung zu fahren.

So abwartend, wie sich der Deutsche hinsichtlich des Zeitfahrens präsentiert, zeigte er sich auch über weite Strecken des bisherigen Giros. Doch daran tut er gut. Denn als er sich auf der 8. Etappe seinem Naturell entsprechend angriffslustig zeigte, büßte er prompt Zeit auf die Favoriten ein. Er sei mit seiner verhaltenen Fahrweise bisher zufrieden, sagte er so dann auch den Medien.

Als Lennard Kämna auf der 8. Etappe des Giros nach Fossombrone offensiv fuhr, kassierte er eine halbe Minute Rückstand auf die Favoriten. | Foto: Cor Vos

Zurückhaltend war im bisherigen Rennverlauf aber nicht nur Kämna, sondern auch das Gros der Kandidaten für die vorderen Platzierungen in der Gesamtwertung. “Ich habe auch mehr Moves erwartet“, gestand Kämna. “Aber weil die letzte Woche so schwer wird, hat das wahrscheinlich viele Fahrer blockiert.“ Dazu kämen das schlechte Wetter und die vor allem durch positive Coronatests ausgedünnten Teams der GC-Fahrer, die aufgrund fehlender Helfer das Risiko scheuen würden.

Kämna: “Wenn es am Ende noch so ist, bin ich super happy“

Die vergleichsweise ruhigen ersten beiden Wochen dürften Kämna hinsichtlich seiner Platzierung entgegengekommen sein. Weniger Attacken der Top-Fahrer bieten weniger Chancen für Zeitverlust. Denn zu denen, die konstant Zeit gewinnen können, um noch weiter in der Gesamtwertung nach vorne rutschen zu können, zählt Kämna (noch) nicht.

Auf der 15. Etappe fuhr Lennard Kämna lange in der Gruppe der Favoriten. Erst in der steilen Altstadt von Bergamo verlor er den Kontakt, konnte bis zur Ziellinie aber fast wieder aufschließen. | Foto: Cor Vos

Der siebente Platz, auf dem er sich aktuell mit 3:02 Minuten Rückstand auf Bruno Armirail (Groupama-FDJ) – und knapp zwei auf die Favoriten Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) und Roglic – befindet, ist demnach auch einer, mit dem Kämna sehr gut leben kann. “Ich bin damit zufrieden, und wenn es am Ende noch so aussieht, bin ich damit super happy.“ Ein Top-10-Ergebnis, bei seiner ersten Grand Tour, die er auf Gesamtwertung fahre, schob er nach, sei mehr als in Ordnung.

Etwaigen, von außen herangetragenen Ambitionen auf mehr, etwa das Podium, schob er sofort einen Riegel vor: “Ich werde nicht anfangen Träume zu jagen, die ich gar nicht habe.“ Denn Kämna ist Realist genug, um zu erkennen, dass es eine Reihe an Fahrern gibt, die stärker sind als er. Auch wenn – oder gerade weil – in Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Tao Geoghegan Hart (Ineos Grenadiers) schon zwei Fahrer ausgeschieden sind, die im Normalfall wahrscheinlich vor dem Bora-Profi gelandet wären, hätten sie denn das Ziel erreicht.

Almeida ist Kämnas Topfavorit

Vor allem Geoghegan Hart, sagte Kämna, wäre einer der ersten Anwärter auf den Giro-Sieg gewesen. “Es ist sehr schade für Tao, ihn hatte ich als Stärksten eingeschätzt.“ Nun gehe der Sieg nur über Joao Almeida (UAE Team Emirates). “Er sieht sehr gut aus, ist mein Topfavorit. Aber auch Roglic und Thomas sehen nicht so aus, als wären sie nicht in Form.“

Lennard Kämna erreicht gemeinsam mit den Favoriten auf die Gesamtwertung das Ziel der 13. Etappe in Crans Montana. Links in Weiß fährt sein Topfavorit auf den Sieg, Joao Almeida. | Foto: Cor Vos

Seine eigene Form, das wollte Kämna auch loswerden, sei aber ebenfalls vorzeigbar: “Gerade an den langen Anstiegen habe ich mich auch gut gefühlt.“

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