Kuhn in Val di Sole erstmals auf dem Weltcup-Podium

Vanthourenhout lässt van der Poel & Co. im Schnee keine Chance

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Vanthourenhout lässt van der Poel & Co. im Schnee keine Chance"
Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen - Bingoal) hat den Cross-Weltcup in Val di Sole gewonnen. | Foto: Cor Vos

17.12.2022  |  (rsn) - Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal) hat in der Winterlandschaft von Val di Sole mit einer überlegenen Vorstellung den zehnten Lauf des Cross-Weltcups für sich entschieden. Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) erreichte als Zweiter ebenso erstmals in seiner Karriere das Weltcup-Podium wie Kevin Kuhn (Tormans CX), der Rang drei belegte. Als Vierter verteidigte Laurens Sweeck (Crelan – Fristads) seine Weltcupführung. Auf Platz fünf verbuchte der zweite Schweizer Timon Rüegg (Legendre) ebenfalls das beste Weltcup-Ergebnis seiner Karriere. Der viermalige Weltmeister Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) wurde nur Achter.

Nach seinem zweiten Platz bei der Schneepremiere in Val di Sole im Vorjahr war Vanthourenhout am Samstag nicht zu schlagen und gewann zum vierten Mal in seiner Karriere einen Weltcup. “Ich habe mich gut gefühlt und bin glücklich“, resümierte der Belgier im Ziel-Interview. Ohne große Zwischenfälle spulte Vanthourenhout auf dem glatten Untergrund sein Programm ab. “Es war extrem tückisch, aber gerade bei solchen Rennen bin ich stark“, meinte der 29-Jährige. “Jeder hat heute viele Fehler gemacht. Es war sehr schwer, aber ich habe mein eigenes Ding gemacht.

Spannender als der um den Sieg verlief der Kampf um die weiteren Podiumsplätze. Mittendrin: Der Schweizer Meister Kuhn, der im Finale sowohl Jäger als auch Gejagter war. “Ich kam dem zweiten Platz in der letzten Runde immer näher, dann bekam ich aber Probleme mit der Kette. Das hat mich ein wenig nervös gemacht, denn hinter mir kam Laurens zurück“, blickte Kuhn auf das spannende Finale zurück. Während er Vandeputte nicht mehr erreichte, konnte der 24-Jährige Weltcup-Spitzenreiter Sweeck knapp auf Distanz halten und sein erstes Weltcup-Podest feiern.

“Ich habe noch nicht viele Rennen auf Schnee absolviert. Aber der letzte Schweizer auf einem Weltcup-Podium war auch im Schnee“, sagte Kuhn und meinte damit Simon Zahner, der im Januar 2013 hinter dem Tschechen Martin Bina und Lars van der Haar (Baloise – Trek Lions) Dritter in Hoogerheide geworden war.

Vandeputte durch doppeltes Missgeschick ausgebremst

Wie der Eidgenosse durfte sich auch Vandeputte über sein erstes Ergebnis unter den Top 3 im Weltcup freuen. “Ich bin bei der Elite schon öfter auf dem Podium gewesen, aber im Weltcup und dann bei so gerade bei diesem Rennen – das ist einfach fantastisch“, jubelte van der Poels Teamkollege, der sich früh mit dem späteren Sieger abgesetzt hatte. “In den ersten beiden Runden fühlte ich mich super auf dem Schnee und dem Eis. Es ist bei solchen Bedingungen immer am besten, an erster Position zu fahren“, befand Vandeputte.

Durch ein doppeltes Missgeschick verlor er dann aber den Kontakt zum Europameister. “Ich musste ihn fahren lassen, weil ich stürzte und auch noch einen Platten hatte“, erzählte er, um direkt zu relativieren: “Ich will nicht sagen, dass ich ansonsten gewonnen hätte, aber es wäre wohl ein schönerer Zweikampf geworden.“

Einen schwarzen Tag erlebte dagegen Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal), der zur Mitte des Rennens stürzte. Der Weltranglistenerste hielt sich das linke Bein, humpelte zunächst einige Meter mit schmerzverzerrten Gesicht, ehe er sich in den Schnee legte, wo er behandelt wurde. Letztendlich wurde Iserbyt wie seine Teamkollegin Fem van Empel zuvor im Frauenrennen auf einer Bahre abtransportiert.

Van der Poel resigniert früh, Meisen auf Rang 25

Auch van der Poel hatte sich seinen Samstag in den Alpen anders vorgestellt. Der Niederländer fand nie ins Rennen, machte viele technische Fehler und schien schon nach zwei Runden den Gedanken an eine Aufholjagd aufgegeben zu haben. In der zweiten Rennhälfte ließ van der Poel es dann extrem ruhig angehen, wodurch er noch vom siebten auf den achten Rang zurückfiel.

Während die Schweizer mit zwei Fahrern in den Top 5 ein sehr starkes Resultat verbuchten, fuhren die drei Deutschen hinterher. Bester des Trios war der Deutsche Meister Marcel Meisen (Stevens) auf Rang 25.

Durch den Ausfall des Gesamtzweiten Iserbyts baute Sweeck seinen Vorsprung im Klassement weiter aus. Vanthourenhout machte allerdings einige Punkte auf den Spitzenreiter gut und übernahm den zweiten Rang von seinem Teamkollegen und liegt nun 23 Zähler hinter Sweeck.

Der elfte von 14 Weltcup-Läufen findet am 26. Dezember in Gavere statt.

So lief das Rennen:

Der Schweizer Meister startete am schnellsten und fühlte sich auf dem Schnee sichtbar wohl. Doch Kuhn konnte sich nur kurzzeitig absetzen, ehe Vandeputte und Vanthourenhout an sein Hinterrad kamen. Dagegen tat sich van der Poel in der Anfangsphase schwer, Positionen gutzumachen und blieb lange an achter Position.

In der zweiten von acht Runde schlossen noch Iserbyt, Sweeck und Vincent Baestaens (Deschacht - Hens - Maes) zur Spitze auf. Baestaens fiel allerdings durch einen Sturz schnell wieder zurück zu Rüegg und van der Poel, der offensichtlich Probleme mit dem Untergrund hatte. Dagegen schaffte mit Rüegg als zweiter Schweizer den Anschluss an die sechsköpfige Spitzengruppe.

In Runde drei teilte sich das Führungssextett. Vandeputte, Vanthourenhout und Kuhn setzten sich von Iserbyt, Sweeck und Rüegg ab, van der Poel büßte weitere Sekunden ein und war eine halbe Minute hinter der Spitze Siebter. Vorn konnte Kuhn den beiden Belgiern nicht mehr folgen und fiel zu den drei Verfolgern zurück. Bereits eingangs der vierten Runde fiel die Vorentscheidung. In den schnellen, langen Passagen hatte Vandeputte der Kraft des Europameisters nichts entgegenzusetzen. Vanthourenhout löste sich, auch weil Vandeputte im technischeren zweiten Teil des Parcours Fehler machte. Den Zielstrich zur Rennhälfte passierten die beiden Führenden mit zwölf Sekunden Vorsprung.

Drei Fahrer kämpfen um zwei Podiumsplätze

Im Kampf um den dritten Podiumsplatz schüttelte Kuhn seinen Landsmann ab, während Iserbyt und Sweeck gleich schnell unterwegs waren. Im fünften Umlauf stürzte Iserbyt allerdings und musste mit offensichtlich schmerzendem Bein das Rennen aufgeben. Kuhn und Sweeck jagten nun Vandeputte, der nur noch zehn Sekunden vor dem Duo und 40 Sekunden hinter dem aufdrehenden Vanthourenhout lag.

Allerdings verteidigte der 22-Jährige seinen zweiten Rang tapfer und erfolgreich. In der vorletzten Runde musste Sweeck seinem Angriff auf den zweiten Rang Tribut zollen. Er konnte Kuhn nicht folgen und hatte eingangs der letzten Runde sechs Sekunden Rückstand auf Rang drei. Dann aber büßte der Schweizer einige Sekunden ein, wodurch Sweeck wieder sein Hinterrad erreichte.

Im technischen Teil des Kurses machten allerdings die beiden Belgier Fehler, so dass Kuhn wieder in Schlagdistanz zu Vandeputte kam und seinen Vorsprung auf Sweeck ausbauen konnte. Vanthourenhout dagegen erreichte unangefochten und mit deutlichem Vorsprung das Ziel, Vandeputte sicherte sich den zweiten Rang, Kuhn konnte den erneut aufkommenden Sweeck knapp auf den vierten Rang verweisen.

 

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.04.2024UCI veröffentlicht kompakten Cyclocross-Weltcup-Kalender

(rsn) – Der vom Radsportweltverband UCI präsentierte Cross-Weltcup-Kalender 2024/25 weist einige bemerkenswerte Änderungen auf. So wurde die Anzahl der Rennen von 14 auf 12 reduziert, die zudem al

02.03.2024Neue Regeln sollen Crossstars zur Weltcup-Teilnahme zwingen

(rsn) – Die vielen Absagen von Topfahrern für die Cyclocross-Weltcups waren sowohl der UCI als auch Veranstalter Flanders Classics in diesem Winter ein Dorn im Auge. Schon während der Saison rausc

28.01.2024Van der Poel nach sechstem Hoogerheide-Sieg bereit für die WM

(rsn) – Mit einer eindrucksvollen Attacke in der vorletzten Runde hat sich Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) zum Weltcup-Abschluss den Sieg geholt. Eli Iserbyt (Pauwels – Sauzen – Bi

28.01.2024Van Empel entscheidet Weltcupfinale erst im Sprint für sich

(rsn) – In Hoogerheide, wo sie im vergangenen Jahr Weltmeisterin geworden war, holte sich Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) den letzten Cross-Weltcup der Saison. Nach einem spannenden Rennen sc

22.01.2024Video: Van der Poel prallte gegen Streckenbegrenzung

(rsn) – Nach zehn Siegen in Folge musste Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) am Sonntag in Spanien die erste Saisonniederlage hinnehmen. Der Weltmeister belegte im Cross-Weltcup von Benido

21.01.2024Van Aert schlägt van der Poel trotz verpatztem Start und Sturz

(rsn) – Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) hat im spanischen Benidorm seinen Saisonabschluss gewonnen. Beim 13. und vorletzten Lauf des Weltcups profitierte er zunächst von einem Sturz von Math

21.01.2024Van Empel in Benidorm mit Bodycheck zum Sieg

(rsn) – Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) hat im spanischen Benidorm den 13. Lauf des Weltcups gewonnen. Dazu musste sie in der vorletzten Kurve Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) mit einem B

07.01.2024Van der Poel fliegt beim Weltcup in Zonhoven zum 10. Saisonsieg

(rsn) – Rund 12.000 Fans standen beim Cross-Weltcup in Zonhoven an der Strecke und alle wurden von Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) in Staunen versetzt. Bis zur vierten Runde wartete de

07.01.2024Pieterse baut in Zonhoven ihre Siegesserie aus

(rsn) – Puck Pieterse (Alpecin – Deceuninck) hat den zwölften Weltcup der Saison in Zonhoven gewonnen. Auf dem Parcours um die legendäre Kuil herum, die auch diesmal dreimal pro Runde bezwungen

07.01.2024Alvarado muss auf Cross-Weltcup in Zonhoven verzichten

(rsn) – Ohne die Gesamtführende wird am Sonntag in Zonhoven der zwölfte Lauf des Cross-Weltcups gestartet. Wie Ceylin del Carmen Alvarado (Alpecin - Deceuninck) ankündigte, muss sie wegen starke

03.01.2024Drohnen, Polizisten in Zivil: Duinencross reagiert auf Hulst

(rsn) – Nach dem Spuck-Zwischenfall mit Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) beim Weltcup in Hulst ergreifen die Organisatoren des am 4. Januar stattfinden Koksijde Duinencross Maßnahmen, um

31.12.2023Zuschauerwahnsinn beim Weltcup in Hulst

(rsn) – Der Spuck-Zwischenfall beim Cross-Weltcup in Hulst warf kein gutes Licht auf Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck), doch aus der Querfeldein-Szene bekam der Weltmeister Rückendeckun

Weitere Radsportnachrichten

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

06.05.2024Milan: “Wenn man das Trikot einmal hatte, will man es wieder“

(rsn) – So spät kommen die Sprinter selten bei einer Grand Tour zum Zug. Die heutige 3. Etappe bietet die erste Chance für die schnellen Männer, um einen Etappensieg zu kämpfen. Einfach wird es

06.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

06.05.2024O’Connor “muss jetzt die Konsequenzen tragen“

(rsn) – Wenn Ben O’Connor (Decathlon – AG2R La Mondiale) in diesem Jahr irgendwo an den Start ging, war es meistens von Erfolg gekrönt. Auf seinen Sieg bei seinem Saisonauftakt bei der Murcia-R

06.05.2024In Frankfurt und in Vorarlberg gab es wenig zu holen

(rsn) - Die deutschen KT-Teams hatten in dieser Woche ein volles Rennprogramm. Doch die erhofften Erfolge sprangen dabei gegen die internationale Konkurrenz nicht heraus.Die ereignisreichste Woche ha

05.05.2024Eine erste Chance für die Sprinter

(rsn / ProCycling) – Nachdem sie sich zwei Tage lang "aufwärmen" konnten, ist es nun für die schnellen Männer des Pelotons Zeit, ihren Job zu verrichten. Bevor sie jedoch ihren ultimativen Zielsp

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

05.05.2024Pogacar auf den Spuren Pantanis

(rsn) - 1999 hatte Marco Pantani am Fuße des Anstiegs zur Kapelle nach Oropa einen Defekt. Die Kette fiel ihm herunter. Es dauerte, bis ein Materialwagen bei ihm war. Fahrer um Fahrer zog derweil an

05.05.2024Nur ein Defekt bremste Martinez hinauf nach Oropa

(rsn) – Gut fünf Kilometer vor dem Ziel der 2. Etappe am Santuario di Oropa gab es Grund zur Beunruhigung beim Team Bora – hansgrohe. Am Ende des Tages aber sah man nichts als strahlende Gesichte

05.05.2024Martinez: “Das Resultat ist großartig für unsere Moral“

(rsn) – Mit einem Tag “Verspätung“ hat Tadej Pogacar am Sonntag bei der ersten Bergankunft den erwarteten Etappensieg am Auftaktwochenende des 107. Giro d’Italia eingefahren. Am Santuario di

05.05.2024Highlight-Video der 2. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Zum Auftakt des 107. Giro d’Italia (2.UWT) musste sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch mit Rang drei begnügen. An der ersten Bergankunft jedoch gab es für den Top-Favoriten kein H

05.05.2024Pogacar stürmt in Oropa trotz Sturz ins Rosa Trikot

(rsn) – Marco Pantani triumphierte 1999 an der Wallfahrtskirche Santuario di Oropa dank einer historischen Aufholjagd, nachdem er am Fuße des Anstiegs durch einen Defekt gestoppt worden war. 25 Jah

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)