RSNplusSilber im WM-Zeitfahren der Juniorinnen

Czapla folgt den Spuren von Bauernfeind und Niedermaier

Von Felix Mattis und Peter Maurer

Foto zu dem Text "Czapla folgt den Spuren von Bauernfeind und Niedermaier"
Justyna Czapla holt WM-Silber im Zeitfahren der Juniorinnen. | Foto: Cor Vos

20.09.2022  |  (rsn) – Gegen die Britin Zoe Backstedt war wie erwartet kein Kraut gewachsen. Doch im Rennen um Silber beim WM-Zeitfahren der Juniorinnen hat sich Justyna Czapla am Dienstag eindrucksvoll durchgesetzt: Die Top 6 lagen noch innerhalb von sechs Sekunden, ehe die 18-Jährige aus Schwabach bei Nürnberg mit 13 Sekunden Vorsprung auf die bis dato Schnellste in Wollongong ins Ziel rauschte.

"Das Rennen war sehr hart und meine Beine haben echt wehgetan, aber ich habe bis zum Ziel durchgezogen", sagte Czapla anschließend zu radsport-news.com. Als Europameisterin ins Rennen gegangen, hatten sie und der Bund Deutscher Radfahrer ganz klar eine Medaille anvisiert. Czapla galt gemeinhin als die wohl größte Medaillenhoffnung Deutschlands bei diesen Weltmeisterschaften. Und sie hielt, was sie sich selbst versprochen hatte:

___STEADY_PAYWALL___ "Ich hatte schon sehr viel Druck und dachte zwischendurch, dass das Ziel sehr hoch angesetzt ist für eine WM. Aber als ich gesehen habe, dass ich Zweite geworden bin, war ich sehr froh", erklärte Czapla, die auf dem Podium anschließend erst einmal andächtig auf ihre Medaille herunterschaute. "Im Ziel habe ich es gar nicht realisiert. Und dann habe ich bei der Siegerehrung diesen Moment erstmal gebraucht. Jetzt ist es angekommen."

Das Juniorinnen-Podium von links: Silber für Justyna Czapla, Gold für Zoe Backstedt und Bronze für Febe Jooris aus Belgien. | Foto: Cor Vos

Dass die zwei Minuten nach ihr gestartete Backstedt nur 24 Sekunden später im Ziel eintraf und damit einen Klassenunterschied manifestierte, störte Czapla wenig. "Zoe ist ja ein Überflieger. Deswegen war mir klar, dass sie sehr stark fahren und sehr viel Vorsprung einfahren wird. Da hat mich das am Ende auch nicht gewundert", erklärte die Zweitplatzierte, die deutlich "best of the rest" war bei dieser WM.

In Polen geboren, in Bayern aufgewachsen

Geboren im polnischen Ruda in der Nähe von Katowice, kam Czapla im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern und ihrem Bruder nach Deutschland, wo sie in der Nähe von Nürnberg aufgewuchs und nach der Grundschule auf die dortige Sportschule wechselte. Dass ihr Fokus dort auf den Radsport gelegt wurde, hat keinen familienhistorischen Wettkampf-Hintergrund – ihre Eltern waren nie Rennfahrer. "Die Entscheidung für den Radsport fiel, weil wir viele Radtouren als Familie gemacht haben und mir das immer Spaß gemacht hat", erklärte die 18-Jährige.

Czapla reiht sich mit ihren jüngsten Erfolgen – sie ist Zeitfahr-Europameisterin und Deutsche Meisterin im Zeitfahren sowie Straßenrennen, fuhr aber auch bei allen drei Nation's Cup-Rundfahrten der Saison in die Top 6 der Gesamtwertung – in eine kleine Riege junger, bayrischer Talente im Frauenradsport ein: Am Sonntag wurde die gebürtige Ingolstädterin Ricarda Bauernfeind WM-Dritte im U23-Zeitfahren und vor einem Jahr holte Antonia Niedermaier aus Bad Aibling Bronze bei den Juniorinnen.

Justyna Czapla auf dem Weg zur Silber-Medaille auf ihrem Canyon Speedmax. | Foto: Cor Vos

"Vielleicht liegt es an der Umgebung, weil es bei uns in Bayern viele Berge gibt? Ich weiß es selbst nicht so genau", rätselte Czapla gegenüber radsport-news.com, wo diese bayerische Übermacht herrührt. Sowohl Bauernfeind als auch Niedermaier fuhren 2022 für das neue Nachwuchsteam Canyon – SRAM Generation und haben dort große Schritte nach vorne gemacht. Es wäre nur logisch, würde Czapla auch diesem Weg folgen – auf einem Rad in ehemaliger Teamlackierung war sie in Wollongong jedenfalls schon mal unterwegs.

Zukunft auf der Straße und der Bahn?

Und apropos folgen: Das tat Czapla am Sonntag im Elite-Zeitfahren keiner geringeren als Mieke Kröger. Von ihr schaute sich der Youngster die Linienwahl ab und beobachtete auch genau, in welchen Kurven die Bahn-Olympiasiegerin umgriff oder auf dem Aerolenker liegen blieb. "Mieke ist auch eine Art Vorbild als Olympiasiegerin und sehr erfolgreiche Bahn- und Straßenfahrerin", so Czapla, deren Zukunft ebenfalls in beiden Disziplinen liegen könnte.

Denn auch in den Ovalen dieser Welt fühlt sie sich heimisch. "So richtig kann ich mich noch nicht entscheiden, aber die Bahn macht mir sogar etwas mehr Spaß", erklärte sie. "Wenn ich vorm Fernseher sitze und da zuschaue, träume ich davon, da irgendwann selbst dabei zu sein", sagte Czapla radsport-news.com über den Verfolgungs-Vierer, der in den vergangenen zwei Jahren so große Erfolge feierte.

Auch im Straßenrennen könnte noch etwas gehen

In dieser Woche in Australien aber liegt der Fokus voll und ganz auf der Straße, und ab jetzt auf dem Straßenrennen. Dort nämlich könnten Czapla und ihre Teamkolleginnen am Samstag auch noch einmal eine Medaille anvisieren. Immerhin fuhr nicht nur sie im Zeitfahren über 14 Kilometer ein gutes Ergebnis ein: Auch Hannah Kunz und Jette Simon landeten als Elfte und 14. nur 30 beziehungsweise 39 Sekunden hinter Czapla in den Top 15.

"Wir wollen im Straßenrennen als Team gut zusammenfahren. Die Strecke liegt uns: Wir haben ein paar dabei, die gut bergauf können und ein paar, die gut drücken können auf der Geraden", meinte Simon nach dem Zeitfahren zu radsport-news.com. Am Samstagmorgen um 8 Uhr Ortszeit startet das Straßenrennen der Juniorinnen – Zielankunft wird etwa zwei Stunden später sein, für deutsche Zuschauer heißt das: 2 Uhr in der Nacht.

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.04.2024Trotz Patzer triumphiert Brown bei Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Nach zweiten Plätzen in den Jahren 2020 und 2022 hat Grace Brown (FDJ – Suez) erstmals das Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen gewonnen. Die Australierin ließ nach schweren 152,9 Kilom

21.04.2024Lippert: “Ich will einfach genießen, wieder Rennen zu fahren“

(rsn) – Mit Lüttich-Bastogne-Lüttich geht am Sonntag eine Woche zu Ende, die auch bei Liane Lippert (Movistar) normalerweise sehr hoch im Kurs steht. Die 26-Jährige war 2022 Dritte des Amstel Gol

21.04.2024Reusser kehrt schon Ende April zur Vuelta ins Feld zurück

(rsn) – Marlen Reusser (SD Worx – Protime) hat sich von ihren Sturzfolgen schneller als erwartet erholt und konnte bereits wieder trainieren. Wie ihr Management nun ankündigte, wird die dreimalig

21.04.2024Niewiadoma: “Wir haben ein klares Ziel, den Sieg“

(rsn) – Zum achten Mal tragen die Frauen heute ihr Lüttich-Bastogne-Lüttich aus. Das Rennen wird um 13.30 Uhr allerdings in Bastogne gestartet und führt von dort aus über 152,9 Kilometer auf der

20.04.2024Die Strecken von Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecken haben sich im Verg

20.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

17.04.2024Highlight-Video des 27. Flèche Wallonne Femmes

(rsn) – Nach einem dritten (2017) und einem zweiten Platz (2021) hat Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) erstmals in ihrer Karriere den Flèche Wallonne Femmes gewonnen. Bei der 27. Ausgabe des Arden

17.04.2024Nach fast fünf Jahren bricht Niewiadoma an der ´Mur´ den Bann

(rsn) – Fast fünf Jahre musste Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) auf den 19. Sieg ihrer Profikarriere warten. Bei der 27. Ausgabe des Flèche Wallonne Femmes war es soweit. Nach 146 Kilometern mit

17.04.2024Ludwig: “Vielleicht wird der Wind einer Gruppe in die Karten spielen“

(rsn) – Erstmals in der Geschichte des Flèche Wallonne starten die Frauen nach den Männern. Auf den 146 Kilometern rund um Huy müssen sieben kategorisierte Anstiege bewältigt werden, die berühm

16.04.2024Es gilt nur eins: Wer erklimmt die Mur de Huy am schnellsten?

(rsn) – Sieben Mal Anna van der Breggen, fünf Mal Marianne Vos, fünf Mal Alejandro Valverde und drei Mal Julian Alaphilippe: Kein Rennen wurde in den letzten 20 Jahren so oft von denselben Fahreri

16.04.2024Eine Mur mehr als bisher: Strecken des Flèche Wallonne im Detail

(rsn) – Wenn am Mittwoch zum 30. Mal in Charleroi der Flèche Wallonne der Männer beginnt, gibt es ein Novum: Bei der 88. Austragung des ´Wallonischen Pfeils´ wird die Mur de Huy erstmals vier Ma

Weitere Radsportnachrichten

24.04.2024Hindley und Lipowitz verlängern bei Bora - hansgrohe

(rsn) – Bora – hansgrohe hat die Verträge seiner beiden Kletterer Jai Hindley und Florian Lipowitz verlängert. Wie immer machten die Raublinger keine Angaben über die Laufzeiten der Arbeitspapi

23.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Mo

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

23.04.2024Tour de Romandie im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die sechstägige Tour de Romandie (2.UWT) hält traditionell für jeden Fahrertypen etwas bereit. Ob Kletterer oder Zeitfahrspezialisten, Sprinter oder Klassikerjäger - sie alle bekommen ihr

23.04.2024Tour de France Femmes ohne Vorjahreszweite Kopecky

(rsn) – Die Vorjahreszweite Lotte Kopecky (SD Worx-Protime) wird auf die am 12. August in Rotterdam beginnende 3. Tour de France Femmes verzichten. Stattdessen wird sich die Weltmeistern auf die Oly

23.04.2024Kletterspektakel mit gehörigem Zeitfahr-Einschlag

(rsn) – Die Tour de Romandie war einst die letzte große und wichtige Vorbereitungs-Rundfahrt für den Giro d´Italia. Giro-Favoriten entschieden sich damals zwischen der Schweizer Rundfahrt und dem

23.04.2024Startliste zum Prolog der 77. Tour de Romandie

(rsn) – Der Schweizer Nationalfahrer Luca Jenni eröffnet um 14.50 Uhr den Prolog zur 77. Tour de Romandie (2.WWT). Der nur 2,3 Kilometer lange Parcours von Payerne ist zwar bretteben, dürfte mit s

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)