WorldTeam-Vorstellungen 2021

Movistar: Darf Valverde am Jahresende endlich aufhören?

Foto zu dem Text "Movistar: Darf Valverde am Jahresende endlich aufhören?"
Der 40-jährige Alejandro Valverde (links) und der 15 Jahre jüngere Enric Mas (rechts) stehen für den Umbruch bei Movistar. | Foto: Photo Gomez Sport / Movistar Team

10.02.2021  |  (rsn) - Darf Alejandro Valverde Ende 2021 mit dann 41 Jahren endlich seine Karriere beenden? Diese Frage müssen seine jungen Teamkollegen in dieser Saison mit ihren eigenen Leistungen beantworten. Denn stimmen die nicht, so braucht Movistar den Ex-Weltmeister wohl auch künftig, um Ergebnisse einzufahren und vor allem für Publicity zu sorgen.

Bei der spanischen Traditions-Mannschaft, deren Geschichte bis in die 1980er Jahre als Team Reynolds und 1990er Jahre als Team Banesteo zurückgeht und die seit 2008 von Eusebio Unzue geleitet wird, findet derzeit ein großer Umbruch statt. Von 2013 bis 2016 war man viermal in Folge die Nummer 1 der Team-Weltrangliste, doch das Dreigestirn aus Valverde, Nairo Quintana und Mikel Landa harmonierte in den Folgejahren nicht.

Deshalb baute Unzue um, setzte auf jüngere Fahrer und ließ Ende 2019 Landa sowie Quintana ziehen. Da aber auch Richard Carapaz von Ineos abgeworben wurde, entwickelte sich 2020 zu einem noch schwereren Übergangsjahr als gedacht. Nun muss es 2021 mit Hilfe von Neuzugang Miguel Angel Lopez wieder aufwärts gehen.

Rückblick 2020: Auf dem Papier war das Corona-Jahr für Movistar eine Katastrophe: Nach vier Jahren an der Spitze der Weltrangliste und weiteren drei Jahren in den Top 8 stürzten Unzues Mannen 2020 auf Rang 18 ab. Nur zwei Siege durch Marc Soler standen zu Buche: Am 1. Februar bei der Mallorca Challenge in Andratx und am 21. Oktober auf der 2. Etappe der Spanien-Rundfahrt in Lekunberri - dazwischen: Dürre.

Das Problem: Movistar ist voll darauf ausgerichtet, seine Rundfahrt-Kapitäne zu unterstützen. Ergebnisse anderswo zu holen, war nie die Stärke des Teams - abgesehen von Valverde, der aber ausgerechnet im Jahr des Carapaz-Landa-Quintana-Abgangs nun auch sein Alter zu spüren begann und nicht mehr die erhofften Ergebnisse lieferte.

Hoffnung für die Zukunft machte aber der 25-jährige Enric Mas, der bei gleich zwei Grand Tours innerhalb eines Jahres auf den fünften Gesamtrang fuhr: Tour und Vuelta. Er und auch der zwei Jahre ältere Soler haben gezeigt, dass sie künftig zu Leistungsträgern werden können.

Kommen: Miguel Angel Lopez (Astana), Gregor Mühlberger (Bora - hansgrohe), Ivan Garcia Cortina (Bahrain McLaren), Gonzalo Serrano (Caja Rural - Seguros RGA), Abner González (Inteja Imca Ridea DCT)

Gehen: Jürgen Roelandts (Karriereende), Carlos Betancur (Colombia Tierra de Atletas), Eduard Prades (Delko), Eduardo Sepulveda (Androni Giocattoli - Sidermec)

Bleiben: Juan Diego Alba, Jorge Arcas, Hector Carretero, Dario Cataldo, Gabriel Cullaigh, Inigo Elosegui, Imanol Erviti, Juri Hollmann, Johan Jacobs, Matteo Jorgenson, Enric Mas, Lluis Mas, Sebastian Mora, Mathias Norsgaard, Nelson Oliveira, Antonio Pedrero, Jose Joaquin Rojas, Einer Augusto Rubio, Sergio Samitier, Marc Soler, Albert Torres, Alejandro Valverde, Carlos Verona, Davide Villella

Zum Aufgebot von Movistar

Analyse: Nach den zahlreichen Wechseln vor einem Jahr ging es im Winter um Movistar etwas ruhiger zu - auch wenn die wenigen Transfers trotzdem große Bedeutung haben: Lopez kommt von Astana und soll Movistar künftig neben Mas bei den Grand Tours anführen. 'Superman', wie der Kolumbianer genannt wird, hat riesiges Potenzial am Berg und wird mit dem Spanier ein spannendes Duo bilden. Mit Gregor Mühlberger kommt außerdem ein starker Helfer für die Berge an Bord, der auch selbst bei kleineren Rennen Ergebnisse erzielen könnte - etwas, was Movistar bislang fehlte.

Unzue scheint auch dahingehend aus 2020 gelernt und erkannt zu haben, dass er Fahrer für Ergebnisse auch jenseits der Grand Tour-Gesamtklassements braucht. Deshalb ist Ivan Garcia Cortina eine wichtige Verstärkung. Der 25-Jährige ist Spaniens meistversprechender Klassikerspezialist seit Oscar Freire und Juan Antonio Flecha.

Serrano dagegen scheint den Kader eher als kassischer Helfer aufzufüllen, während der 20-jährige González ein Experiment sein dürfte. Der Puerto Ricaner könnte ein interessanter Mann werden, hat aber bislang kaum etwas vorzuweisen. Sicher ist nur: Sein Meistertrikot ist wunderschön.

Die Abgänge jedenfalls tun Movistar in diesem Jahr kaum weh: Roelandts hat in den letzten Jahren kaum mehr Ergebnisse erzielt, Betancur kämpfte Saison für Saison mit seinem Gewicht und anderen Problemen und Sepulveda konnte auch nie an vielversprechende U23-Jahre anknüpfen. Einzig, dass man Prades ziehen ließ, ist unverständlich. Immerhin war er einer der wenigen Fahrer, die auch mal Tagesergebnisse erzielen konnten.

Prognose: Es muss wieder bergauf gehen für die Spanier, und das wird es 2021 auch. Selbst wenn Valverde mit fast 41 Jahren wohl endgültig über den Zenit zu sein scheint, so dürfte Lopez die perfekte Ergänzung werden. Er und Mas werden im Sommer ein starkes Duo bilden - auch wenn Movistar wohl eher bei der Vuelta als bei der Tour mit einem Podestplatz rechnen dürfte, angesichts der in Frankreich sehr starken Konkurrenz und vor allem der zeitfahrlastigen Strecke.

Dafür, dass Movistar künftig wieder mehr Punkte holt, werden schon im Frühjahr Garcia Cortina bei den Klassikern und wohl auch die Rundfahrer in Katalonien und im Baskenland sorgen. Spannend wird außerdem, wie sich Soler - 2018 immerhin nach seinem Paris-Nizza-Sieg bereits als 'neuer Indurain' hochgejubelt - bei seinem Kapitäns-Debüt beim Giro d'Italia schlägt.

Eckdaten:
Land: Spanien
Sponsor: Movistar
Branche: Telekommunikation
Manager: Eusebio Unzue
Radausrüster: Canyon
Gruppe: SRAM
Laufräder: Zipp
Reifen: Continental
Teamranking 2020: 18.
Fahrer im Aufgebot: 29
Altersdurchschnitt: 27,9

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.02.2021UAE Team Emirates: Selbst im Sieg noch unterschätzt

(rsn) - Der Tour de France-Sieg von Tadej Pogacar war die verfrühte Krönung eines Teams, das eigentlich gerade erst im Begriff ist, die Radsport-Welt zu erobern. Denn auch wenn alle Experten Recht h

17.02.2021Trek - Segafredo: Fast alles bleibt beim Alten

(rsn) - Nachdem Manager Luca Guercilena seinen Kader zur Saison 2020 ordentlich durcheinandergewirbelt hatte, hielt sich der Italiener diesmal auf dem Transfermarkt zurück. Die vier Abgänge wurden d

16.02.2021Jumbo - Visma: Geschwächt, aber noch immer bärenstark

(rsn) - Im ersten Corona-Jahr hat der niederländische Rennstall nicht nur Ineos Grenadiers als dominierendes Rundfahrt-Team abgelöst, sondern auch Deceuninck - Quick-Step von der Spitze der Weltrang

15.02.2021Team Qhubeka Assos: Die Hoffnungen ruhen auf Nizzolo

(rsn) - Bis zum Saisonende 2020 stand ein dickes Fragezeichen hinter dem Fortbestand der Mannschaft von Manager Douglas Ryder. Erst auf den letzten Drücker konnte mit dem Schweizer Radsport-Bekleidu

12.02.2021Team DSM: Wandlungsfähigkeit als Markenzeichen

(rsn) - Kaum ein anderes Team aus der WorldTour hat sich in den vergangenen Jahren von derart vielen Weltklassefahrern verabschiedet wie der Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink. Von Marcel Kittel Ã

11.02.2021Team BikeExchange: Die Hoffnungen ruhen auf Rückkehrer Matthews

(rsn) - Bisher unter dem Namen Mitchelton - Scott aktiv, fährt die australische Equipe, die seit dem Sommer 2020 von Brent Copeland geführt wird, in dieser Saison unter dem Namen BikeExchange. Pers

09.02.2021Lotto Soudal: Tausche Alt gegen Jung

(rsn) - Auch im vergangenen Jahr war Lotto Soudal mit deutlichem Abstand hinter Deceuninck - Quick-Step nur das zweitbeste der beiden belgischen WorldTeams. Die nur zwölf Saisonsiege hatten es aber f

08.02.2021Intermarché - Wanty Gobert: Neulinge im Übergangsjahr

(rsn) - Im 13. Jahr ihres Bestehens hat die belgische Mannschaft des Sportdirektoren-Urgesteins Hilaire Van der Schueren den Schritt in die WorldTour geschafft: Das Team, das zuletzt als Circus - Want

05.02.2021Israel Start-Up Nation: Alles steht und fällt mit Froome

(rsn) - Nach erfolgreichen Giro- und Vuelta Auftritten will die Israel Start-Up Nation in ihrer zweiten WorldTour-Saison nun auch bei der Tour de France um Siege kämpfen. Für die Gesamtwertung wurde

04.02.2021Ineos Grenadiers: Zurück zur alten Grand-Tour-Dominanz?

(rsn) - In der Corona-Saison büßte Ineos Grenadiers zwar seine langjährige Dominanz bei der Tour de France ein. Dennoch hatte die erfolgsverwöhnte Startruppe auch 2020 bei einer Grand Tour wieder

03.02.2021Groupama - FDJ: Nur an kleinen Stellschrauben gedreht

(rsn) - In der Planung für die Saison 2021 bewegte Teamchef Marc Madiot bei Groupama - FDJ nur wenige Stellschrauben. Nachdem er die Verträge all seiner Leistungsträger langfristig verlängert hat

02.02.2021EF Education - Nippo: Gelingt es, die Abgänge zu kompensieren?

(rsn) - Der US-Rennstall mit dem selbstgeschaffenen Hipster-Image war eines der Teams, das im Frühjahr hart durch die Corona-Pandemie getroffen wurde. Da Hauptsponsor Education First in finanzielle N

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine