Als Weltranglistensiebte unter den Weihnachtsbaum

Lippert 2020: Das Jahr des Durchbruchs in Richtung Weltspitze

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Lippert 2020: Das Jahr des Durchbruchs in Richtung Weltspitze "
Liane Lippert (Sunweb) war 2020 meist in Blau unterwegs: Sie gewann das Trikot der besten Nachwuchsfahrerin in der Women´s WorldTour. | Foto: Cor Vos

17.12.2020  |  (rsn) - Als Liane Lippert vor einem Jahr Weihnachten feierte, war sie ein hoffnungsvolles Talent: 21 Jahre alt, Nummer 65 der Weltrangliste und mit einigen guten Ergebnissen, wie etwa zwei zweiten Etappenrängen bei der Women’s Tour in England oder der Thüringen-Rundfahrt 2019 und dem Deutschen Meistertitel, den sie 2018 in Einhausen errungen hatte.

Zwölf Monate später und Lippert gehört zur Weltspitze. Bei ihren Eltern in Friedrichshafen wird sie in einer Woche als Weltranglistensiebte unter dem Weihnachtsbaum sitzen – als Gewinnerin der Nachwuchswertung der Women’s WorldTour, als WM-Fünfte von Imola und als größte deutsche Hoffnungsträgerin mit Blick auf die Olympischen Spiele 2021 in Tokio.

“Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich bei 95% meiner Rennen als Leaderin fahre. Aber ich bin froh, dass ich die Rolle so gut erfüllen konnte”, sagte sie im Gespräch mit radsport-news.com im Rückblick auf die Saison 2020, die schon im Januar glänzend begonnen hatte: Lippert wurde Gesamtzweite bei der Tour Down Under und feierte dann am 1. Februar beim Cadel Evans Great Ocean Road Race ihren ersten WorldTour-Sieg.

Als Spitzenreiterin der Women’s WorldTour durchlebte sie die Corona-Pause und stand genau ein halbes Jahr nach ihrem Sieg von Geelong im Lila Trikot der WorldTour-Spitzenreiterin in Siena am Start der Strade Bianche. Auch wenn es dort nicht zu mehr als Rang 16 reichte, hielt Lippert die Spitzenposition bis Ende August, wo in Plouay und bei La Course in Nizza mit den Plätzen zwölf und zehn zwei weitere gute Resultate folgten.

Früher Defekt verfälschte Giro-Gesamtergebnis

‘Lili’ - ihr Spitzname grundet auf dem Anfang ihres Vor- und ihres Nachnamens - war nun Leaderin beim Team Sunweb, und vor dem Giro d’Italia entschied die Teamleitung um den für die Frauen verantwortlichen Hans Timmermans sogar, in Italien voll auf sie zu setzen. Die neu ins Team gekommene Sprinterin Lorena Wiebes ließ man zugunsten eines bergfesteren Kaders daheim.

“Gar nicht unbedingt wegen Australien, aber ab Plouay war ich wirklich in Top-Form – und da haben wir gemerkt, dass wir auf mich setzen können”, so Lippert rückblickend. Und tatsächlich: Auch wenn man es am Endergebnis nicht ablesen kann, fuhr Lippert einen überragenden Giro. Die 22-Jährige gehörte bergauf stets zu den besten Fünf und landete am Ende wohl nur deshalb nicht in den Top 5 oder zumindest Top 6 der Gesamtwertung, sondern auf Rang 13, weil Defektpech auf der 2. Etappe mehr als fünf Minuten gekostet hatte. Eine Woche später bestätigte die Frau vom Bodensee das mit Platz fünf bei der WM in Imola.

”Habe gemerkt, dass ich zur Hoffnungsträgerin geworden bin”

“Die WM war schon etwas Besonderes, und ich habe gemerkt, dass ich danach noch mehr zur Hoffnungsträgerin geworden bin und alle auf mich setzen”, so Lippert nun mit dem Blick voraus auf das große Highlight 2021: Olympia. “Das gibt natürlich viel Selbstvertrauen und ich freue mich drauf und hoffe, ein gutes Ergebnis bei den Spielen holen zu können.” Der Parcours von Tokio dürfte ihr liegen: Er ist schwer, aber nicht zu schwer.

Neben Lippert ist auch die Lörracherin Clara Koppenburg eine, die dort glänzen könnte. Sie aber hat ein krankheits- und verletzungsbedingt schwieriges Jahr hinter sich und es bleibt abzuwarten, wie sie mit ihrem neuen Team Rally Cycling 2021 zurückkommt. “Ich würde mich freuen, wenn Clara – die ja auch meine Vereinskollegin ist – mit dem neuen Team Glück hat und sich da auch beweisen kann. Der Kurs wäre ja auch was für sie”, meinte Lippert. Eine Doppelspitze täte beiden in Sachen Druckverteilung sicher gut.

Erstes Ziel sind die Ardennen

Olympia steht gerade im Frauen-Radsport 2021 über allem. Doch Lippert will auch vorher schon einmal in Top-Form sein. “Bei den Ardennen-Klassikern möchte ich vorne dabei sein”, kündigte sie an, nachdem sie 2020 bereits Achte beim Fleche Wallonne und Zehnte bei Lüttich-Bastogne-Lüttich war. Das Team DSM um Timmermans und den Frauen-Trainer Camiel Dénis wird darauf Wert legen, dass Lippert im kommenden April daran anknüpft und dementsprechend die Formplanung anlegen – mit einem ersten Peak Ende April. Schließlich haben Profi-Rennställe von Erfolgen ihrer Sportler im Nationaltrikot nur indirekt etwas.

Und Lippert ist nicht nur für den Bund Deutscher Radfahrer bei Olympia die größte Hoffnung, sondern auch für Sunweb-Nachfolger DSM bei allen anderen profilierten Rennen. “Ich gehe davon aus, dass die Rollenverteilung etwa so bleibt. Floortje (Mackaij) wird sicher bei den Klassikern sehr stark sein, und ich hoffe dass Juliette (Labous) bei den schwereren Rennen noch vorne mitfahren wird – wir beiden und vielleicht auch Leah (Kirchmann) werden dort die Verantwortlichen sein”, so Lippert.

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.04.2024Trotz Patzer triumphiert Brown bei Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Nach zweiten Plätzen in den Jahren 2020 und 2022 hat Grace Brown (FDJ – Suez) erstmals das Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen gewonnen. Die Australierin ließ nach schweren 152,9 Kilom

21.04.2024Lippert: “Ich will einfach genießen, wieder Rennen zu fahren“

(rsn) – Mit Lüttich-Bastogne-Lüttich geht am Sonntag eine Woche zu Ende, die auch bei Liane Lippert (Movistar) normalerweise sehr hoch im Kurs steht. Die 26-Jährige war 2022 Dritte des Amstel Gol

21.04.2024Reusser kehrt schon Ende April zur Vuelta ins Feld zurück

(rsn) – Marlen Reusser (SD Worx – Protime) hat sich von ihren Sturzfolgen schneller als erwartet erholt und konnte bereits wieder trainieren. Wie ihr Management nun ankündigte, wird die dreimalig

21.04.2024Niewiadoma: “Wir haben ein klares Ziel, den Sieg“

(rsn) – Zum achten Mal tragen die Frauen heute ihr Lüttich-Bastogne-Lüttich aus. Das Rennen wird um 13.30 Uhr allerdings in Bastogne gestartet und führt von dort aus über 152,9 Kilometer auf der

20.04.2024Die Strecken von Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecken haben sich im Verg

20.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

17.04.2024Highlight-Video des 27. Flèche Wallonne Femmes

(rsn) – Nach einem dritten (2017) und einem zweiten Platz (2021) hat Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) erstmals in ihrer Karriere den Flèche Wallonne Femmes gewonnen. Bei der 27. Ausgabe des Arden

17.04.2024Nach fast fünf Jahren bricht Niewiadoma an der ´Mur´ den Bann

(rsn) – Fast fünf Jahre musste Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) auf den 19. Sieg ihrer Profikarriere warten. Bei der 27. Ausgabe des Flèche Wallonne Femmes war es soweit. Nach 146 Kilometern mit

17.04.2024Ludwig: “Vielleicht wird der Wind einer Gruppe in die Karten spielen“

(rsn) – Erstmals in der Geschichte des Flèche Wallonne starten die Frauen nach den Männern. Auf den 146 Kilometern rund um Huy müssen sieben kategorisierte Anstiege bewältigt werden, die berühm

16.04.2024Es gilt nur eins: Wer erklimmt die Mur de Huy am schnellsten?

(rsn) – Sieben Mal Anna van der Breggen, fünf Mal Marianne Vos, fünf Mal Alejandro Valverde und drei Mal Julian Alaphilippe: Kein Rennen wurde in den letzten 20 Jahren so oft von denselben Fahreri

16.04.2024Eine Mur mehr als bisher: Strecken des Flèche Wallonne im Detail

(rsn) – Wenn am Mittwoch zum 30. Mal in Charleroi der Flèche Wallonne der Männer beginnt, gibt es ein Novum: Bei der 88. Austragung des ´Wallonischen Pfeils´ wird die Mur de Huy erstmals vier Ma

Weitere Radsportnachrichten

24.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

24.04.2024Godon und Vendrame sorgen für Decathlon-Doppelschlag

(rsn) – Synchroner Jubel auf Platz eins und zwei, dahinter kollektiver Ärger: Decathlon – AG2R La Mondiale hat durch Dorian Godon und Andrea Vendrame auf der 1. Etappe der Tour de Romandie (2.UWT

24.04.2024“Unglaublich“: Dorn fährt auf Ansage ins Bergtrikot

(rsn) – Das Team Bike Aid, allen voran Vinzent Dorn, zeigt sich bei der Tour of Turkiye (2.Pro) weiterhin von der allerbesten Seite. Dorn schaffte es auf der 4. Etappe, die über 138 Kilometer von

24.04.2024Uhlig bremst, Andresen gewinnt vor van Poppel

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat auf der 4. Etappe der Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Sieg als Profi gefeiert und damit auch die Gesamtführung an sich gerissen.

24.04.2024Bahn WM 2025 zum zweiten Mal nach Südamerika

(rsn) - Wie der Weltradsportverband UCI am Mittwoch bekanntgab, werden die Bahnweltmeisterschaften vom 15. bis zum 19. Oktober im Velódromo Peñalolén in Santiago de Chile stattfinden. Zunächst hat

24.04.2024Hindley und Lipowitz verlängern bei Bora - hansgrohe

(rsn) – Bora – hansgrohe hat die Verträge seiner beiden Kletterer Jai Hindley und Florian Lipowitz verlängert. Wie immer machten die Raublinger keine Angaben über die Laufzeiten der Arbeitspapi

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder R

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)