Sondergenehmigung für Tour de France-Fahrer nötig

Weicht die UCI ihr Reglement für die Zeitfahr-WM auf?

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Weicht die UCI ihr Reglement für die Zeitfahr-WM auf?"
Tony Martin (Jumbo - Visma), hier bei der Zeitfahr-WM 2019 in Yorkshire, wird im WM-Zeitfahren 2020 höchstwahrscheinlich nicht am Start stehen können. | Foto: Cor Vos

27.06.2020  |  (rsn) - Dass die Weltmeisterschaften in Aigle und Martigny in der Schweiz wie geplant vom 20. bis 27. September stattfinden können und auch an ihrem Terminplan festhalten werden, sorgt für eine pikante Rennüberschneidung: Denn während die Welt-Titelkämpfe am Sonntag mit dem Einzelzeitfahren der Männer eröffnet werden sollen, endet zeitgleich in Paris die Tour de France mit ihrer berühmten Schlussrunde auf den Champs-Élysées.

Das bedeutet, dass per UCI-Reglement viele der besten Zeitfahrer der Welt nicht ums Regenbogentrikot werden kämpfen können - es sei denn, der Weltverband sorgt mit Erlaubnis der ASO für eine pauschale Ausnahmegenehmigung für alle Tour de France-Starter, oder der Weltverband setzt seine eigene Regel außer Kraft.

Denn Paragraph 2.6.026 des UCI-Reglements besagt: "Ein Fahrer, der aus einem Rennen ausscheidet, soll nicht an einem anderen Radsport-Event teilnehmen, solange das Etappenrennen noch läuft, aus dem er ausgestiegen ist." Diese Regel wurde einst im Jahr 2005 entworfen, um zu verhindern, dass gerade Sprinter eine Grand Tour beginnen, einige Tage im Flachland Etappensiege sammeln und dann in den Bergen aussteigen, um bei einer anderen, kleineren parallel laufenden Rundfahrt wieder im Flachland Siege sammeln zu können.

ASO müsste Tour-Startern Grünes Licht für die WM geben

Das Reglement gibt jedoch Raum für Sondergenehmigungen, sollten die Organisatoren der zunächst bestrittenen Rundfahrt einem Start bei einem anderen Rennen - in dem Fall eben der Zeitfahr-WM - zustimmen. Für die WM bedeutet das nun: Wer am 29. August in Nizza am Start der Tour de France steht, der kann am 20. September in Martigny nur Zeitfahr-Weltmeister werden, wenn die ASO ihm den Ausstieg aus der Frankreich-Rundfahrt explizit erlaubt.

Und das wird für eine ganze Reihe von Spitzen-Zeitfahrern gelten. Weltmeister Rohan Dennis wird für Ineos zwar wahrscheinlich nicht im Tour-Kader stehen, und auch Vize-Weltmeister Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick-Step) wird die Frankreich-Rundfahrt nicht bestreiten.

Doch auf Zeitfahr-Asse wie Chris Froome, Geraint Thomas (beide Ineos), Tom Dumoulin, Primoz Roglic, Wout Van Aert (alle Jumbo - Visma), Victor Campenaerts (NTT) und auch Lokal-Matador Stefan Küng (Groupama - FDJ) oder die Deutschen Tony Martin (Jumbo - Visma) und Nils Politt (Israel Start-Up Nation) müsste man in der Schweiz wohl verzichten. Im Fall der Jumbo - Visma-Fahrer hat das niederländische Team gegenüber wielerflits.nl sogar bereits erklärt, dass man seine Fahrer nicht für die WM vorzeitig aus der Tour aussteigen lassen werde. 

Wen könnte Deutschland ins WM-Zeitfahren schicken?

Da auch das Bora-hansgrohe-Trio Emanuel Buchmann, Lennard Kämna und Maximilian Schachmann für die Tour de France nominiert ist und die Sunweb-Profis Jasha Sütterlin und Nikias Arndt sich noch Hoffnung auf einen Tour-Startplatz machen dürfen, könnte es interessant werden, wen der Bund Deutscher Radfahrer in Aigle von der Startrampe rollen lassen wird. Kandidaten wären beispielsweise der DM-Vierte von 2019 Max Walscheid (NTT), Quick-Step-Youngster Jannik Steimle oder der ehemalige U23-Weltmeister Marco Mathis (Cofidis), aber auch noch einige andere WorldTour- und sämtliche Continental-Fahrer - nur eben kaum einer mit ernsthaften Top-10-Chancen.

Dass das Männer-Einzelzeitfahren vom bisherigen Mittwoch auf den Eröffnungs-Sonntag der Weltmeisterschaften vorgezogen wurde, liegt daran, dass die UCI ihre neue Mixed-Staffel aufwerten wollte. Bei der Premiere in Yorkshire 2019 standen viele Top-Zeitfahrer dort nicht am Start, weil sie sich drei Tage vor dem WM-Einzelzeitfahren schonen wollten. Durch den Termintausch der beiden Rennen hofft die UCI, am Mittwoch in der Staffel mehr große Namen in der Startliste zu finden.

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.12.2020Alaphilippe will die Zeit im Regenbogentrikot genießen

(rsn) - Zwei Monate nach seinem WM-Sieg von Imola präsentierte Julian Alaphilippe das Regenbogentrikot, in dem er die Saison 2021 bestreiten wird - die achte in Diensten des belgischen Teams Deceunin

23.12.2020Schweizer Bundesregierung will Geld für abgesagte WM zurück

(rsn) - Fast elf Millionen Euro Steuergeld haben die Schweizer Bundesregierung, die Kantone Waadt und Wallis sowie die Gemeinden für die Austragung der Straßen-WM 2020 zur Verfügung gestellt. Ein G

28.09.2020Titelverteidiger Alaphilippe verzichtet auf den Flèche Wallonne

(rsn) - Nach seinem WM-Triumph von Imola deutete Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) bereits am Sonntagabend gegenüber dem französischen Radiosender RMC an, dass er auf seinen Start beim F

28.09.2020Albasini brachte beim WM-Abschied Hirschi gut durchs Rennen

(rsn) – Michael Albasinis Karriere wäre schon beendet gewesen. Nach den Ardennenklassikern und der Tour de Suisse wollte der 39-Jährige seine Radschuhe an den Nagel hängen. Doch die Folgen der de

28.09.2020Highlight-Video des WM-Straßenrennens der Männer

(rsn) - Julian Alaphilippe ist neuer Straßenweltmeister. Der 28 Jahrealte Franzose setzte sich nach schweren 258 Kilometern mit Start und Ziel in Imola als Solist durch, nachdem er sich am letzten A

28.09.2020Pogacar ging in Imola für Roglic in die Offensive

(rsn) - Bei der Tour de France waren Tadej Pogacar und Primoz Roglic die großen Dominatoren. Deshalb wurden die beiden Slowenen auch als Mitfavoriten für den hügeligen WM-Kurs von Imola genannt. D

27.09.2020Van Aert schmerzt der zweite Platz von Imola

(rsn) – Nach der Corona-Zwangspause war Wout Van Aert der bestimmende Fahrer der Saison. Bei Strade Bianche und Mailand-Sanremo erzielte er gleich im August zwei prestigeträchtige Erfolge. Trotz e

27.09.2020Alaphilippe: “Dieser Sieg war das größte Ziel meiner Karriere“

(rsn) - Auf einem der schwersten Straßenkurse bei Weltmeisterschaften seit langem setzte sich einer der besten Fahrer der letzten drei Saisons durch. 23 Jahre nach Laurent Brochard gewann Julian Alap

27.09.2020Hirschi: “Der Bauch sagte Bronze“

(rsn) - Nach schweren 258 Kilometern auf dem Rundkurs von Imola entschieden einige Zentimeter im Kampf um die Bronzemedaille. Die sicherte sich der Schweizer Marc Hirschi auf dem Autodromo Enzo e Dino

27.09.2020Schachmann fehlten nur wenige Meter zur Medaillenchance

(rsn) – Mit Rang neun in Imola sorgte Maximilian Schachmann für das beste Ergebnis eines deutschen Fahrers in einem WM-Straßenrennen seit 2014, als John Degenkolb in Ponferrada ebenfalls Neunter g

27.09.2020Alaphilippe beschert sich in Imola einen Traumtag

(rsn) - In den vergangenen Jahren gehörte Julian Alaphilippe immer wieder zu den Favoriten in WM-Straßenrennen. Als bestes Ergebnis sprang für den Franzosen bisher aber nur ein achter Platz bei den

27.09.2020Für Schönberger lief es nur bis zur vorletzten Runde nach Wunsch

(rsn) - Es war das erwartet schwere WM-Finale in der Emilia-Romagna. Im Straßenrennen der Männer über 258,2 Kilometer ging der Titel ging nach neun Runden an den Franzosen Julian Alaphilippe. Der T

Weitere Radsportnachrichten

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

27.04.2024Königsetappe in der Romandie geht an Carapaz

(rsn) – Lange blieb es auf der Königsetappe der Tour de Romandie (2.UWT) ruhig, doch das letzte Drittel des Schlussanstieges reichte aus, um die Gesamtwertung nochmal ordentlich durchzuwirbeln. Und

27.04.2024“Alles in trockenen Tüchern“: Dorn hat Rot und Weiß sicher

(rsn) - Einen Tag vor Rundfahrtende hat Vinzent Dorn (Bike Aid) freudige Gewissheit. Nach dem Bergtrikot ist dem Freiburger bei der Tour of Turkiye (2.Pro) auch das Weiße Trikot der Zwischensprintwe

27.04.2024Andresen sprintet zum Tageserfolg in Izmir

(rsn) - Der Däne Tobias Lund Andresen feiert auf der 7. Etappe der 59. Tour of Türkiye seinen zweiten Sieg in wenigen Tagen und gleich den fünften für sein Team DSM Firmenich - PostNL bei der aktu

27.04.2024Reusser zurück im Feld und am Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Ein Klassikerfrühjahr 2025 mit Evenepoel?

(rsn) – Mit Lüttich-Bastogne-Lüttich hat Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step) schon eines der fünf Monumente abgehakt, auch die Lombardei-Rundfahrt liegt dem jungen Belgier gut. Im nächsten J

26.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

26.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Brandon McNulty (UAE Team Emirates) hat das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen. Der US-Meister in dieser Disziplin benötigte für den 15,5 Kilometer langen Parcours rund um

26.04.2024Helferrolle bei der Vuelta: Vorjahresfünfte Bauernfeind kränkelt

(rsn) – Im vergangenen Jahr hat eine Deutsche bei der Vuelta Espana Femenina die Weltspitze überrascht und ist bei den Bergankünften am Mirador de Penas Llanas und an den Lagos de Covadonga mit de

26.04.2024Teutenberg büßt Führung ein, peilt nun aber Gesamtwertung an

(rsn) - Auf der 2. Etappe der Tour de Bretagne (2.2) hat Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) das hellgrüne Trikot des Gesamtführenden abgeben müssen. Der 21-Jährige aus Mettmann, der

26.04.2024Bike Aid nach Türkei-Königsetappe “etwas enttäuscht“

(rsn) - Aufgrund der starken Leistungen an den ersten fünf Tagen und der guten Ausgangssituation für die Kletterer im Team ging Bike Aid optimistisch in die Königsetappe der Türkei-Rundfahrt (2.P

26.04.2024McNulty gewinnt Zeitfahren, Teamkollege Ayuso holt Gelb

(rsn) – 142 Fahrer lang musste Brandon McNulty (UAE Team Emirates) warten, ehe er endgültige Gewissheit darüber hatte, dass ihm seine 20:06 Minuten für das 15,5 Kilometer lange Zeitfahren auf der

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)