Heltersberger einziger Deutscher Sieger seit 1947

Eine Wette war für Bölts der Grundstein zum Gewinn der Dauphine

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Eine Wette war für Bölts der Grundstein zum Gewinn der Dauphine"
Udo Bölts 1997 beim Fleche Wallonne | Foto: Cor Vos

04.06.2020  |  (rsn) - Ohne die Verschiebung durch die Corona-Pandemie würden wir zurzeit das Criterium du Dauphine verfolgen, das vom 30. Mai bis 7. Juni 2020 ausgetragen werden sollte. Der Heltersberger Udo Bölts ist bisher der einzige Deutsche, der das seit 1947 ausgetragene Vorbereitungsrennen auf die Tour de France gewann. Jan Ullrichs Edelhelfer hat auch heute noch gute Erinnerungen an seinen größten Rundfahrterfolg im Jahr 1997.

"Ich habe das Rennen gerade mal wieder auf YouTube geschaut", erzählte Bölts im Telefongespräch für das nachfolgende Interview mit radsport-news.com lachend. "Ich war ja nicht als Favorit oder Kapitän meiner Mannschaft angetreten. Aber nach dem Zeitfahren, das ich für meine Verhältnisse sehr gut gefahren war, lag ich plötzlich in guter Position."

Sind Sie so gut gefahren, weil Sie vorher mit ihrem Teamkollegen Kai Hundertmarck gewettet hatten, wie Sie in Ihrem Buch "Quäl Dich, Du Sau!" schreiben?

Bölts: Ja, vielleicht! Wir wetteten, wer schneller ist.

Wie kam es dazu?

Bölts: Wir hatten uns beim Warmfahren mit Sprüchen hochgeschaukelt. Kai meinte, du kannst nie gewinnen, dein Lenker ist ja viel zu hoch. Das wollte ich nicht so stehen lassen. Da haben wir gewettet. Den Einsatz kenn ich nicht mehr, aber danach ich habe mich richtig warm gefahren.

Hätten Sie die Dauphine auch gewonnen, wenn Sie nicht gewettet hätten?

Bölts: Hätte, Wette, Fahrradkette. Aber wahrscheinlich nicht. Das kann gut sein, sagt er und lacht.

In den Bergen kämpften Sie sich bis zum vorletzten Tag bis auf 1:09 Minuten an Olano heran, der inzwischen die Gesamtwertung anführte.

Bölts: Der letzte Tag war der wichtigste. Mein Teamkollege Georg Totschnig und ich waren zusammen. Wir sahen am letzten Berg, dass Olano richtige Probleme bekam. Da sagte ich zu Totschnig, "zieh mal auf", mal sehen, was passiert. Olano blieb zurück und wir erarbeiteten uns einen Vorsprung bis zur Kuppe. In der Abfahrt lag frisches Split. Da merkte ich schon, das wird eine brutal gefährliche Abfahrt. Ich wusste, dass Olano ein Topabfahrer war. Mir war klar, wenn ich jetzt das Ding heimfahren will, muss ich auch viel Risiko nehmen. Da habe ich extrem viel riskiert und bin auch gut runtergekommen.

Hatten Sie eine besondere Technik in der schwierigen Abfahrt?

Bölts: Auch wenn es frisch gesplittet ist, haben doch die Autos zwei Reifenspuren hinterlassen. Wenn man sich an sie hält, ist man einigermaßen sicher. Außerdem hilft der Kleber, den sie vor dem Split aufsprühen. In der Sommerhitze wird der weich und bleibt ein bisschen klebrig. Man glaubt das nicht, aber man hat dadurch einen besseren Grip und kann in den Kurven die Spur besser halten. Man muss die Linie treffen. Dann kommt man auch gut runter.

Olano schaffte das nicht

Bölts: Ja, er hatte eine Kurve nicht bekommen und machte einen Abflug ins Gelände. Dabei hatte er sich aber nicht verletzt. Danach ging er wohl mit einem bisserl Respekt weiter in die Abfahrt.

Wie war das, als Sie über der Ziellinie fuhren?

Bölts: Ich begann zu warten. Ich wusste, dass ich 1:09 Minuten Vorsprung brauchte. Da habe ich auf meine Armbanduhr geschaut und die Sekunden runtergezählt. Als die Zeit um war, wusste ich, dass ich gewonnen habe. Das Gelbe Trikot habe ich übrigens noch.

Normalerweise gehört der Gewinner der Dauphine auch zu den Tour-de-France-Favoriten. Doch Sie hatten zwei Kapitäne vor sich. Bjarne Riis als Titelverteidiger der Tour und das Riesentalent Jan Ullrich.

Bölts: Ja, in der Sternebewertung der l’Equipe hatte ich, glaube ich, zwei Sterne. Das hat mich natürlich gefreut. Ich wusste aber, dass es bei der Tour mit Riis und Ullrich und Erik Zabel ganz anders aussehen würde.

Hatten Sie damals nicht überlegt, in eine Mannschaft zu wechseln, in der sie alleiniger Kapitän gewesen wären?

Bölts: Nein! Ich fühlte mich bei Telekom wohl. Ich hatte mich als Tour-de-France-Helfer gefunden. Als Leader hat man doch mehr Druck. Das Streben nach mehr hatte ich nicht. Ich war Wasserträger. Das war okay!

Udo Bölts hat zugegeben, in den Jahren 1996 und 1997 Dopingmittel verwendet zu haben.

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.08.2020Denk: “Emu hatte keinen so guten Tag“

(rsn) - Noch am vergangenen Freitag zeigte sich Emanuel Buchmann mit Blick auf seine Genesung von der Sturzfolgen beim Critérium du Dauphiné zuversichtlich. Sechs Tage nach dem verhängnisvollen Cra

17.08.2020Denk fordert von UCI mehr Unterstützung bei Streckensicherung

(rsn) – In rein sportlicher Hinsicht kann Ralph Denk mit dem Wochenende zufrieden sein: Lennard Kämna feierte am Samstag auf der 4. Etappe des Critérium du Dauphiné seinen ersten Profisieg, paral

17.08.2020Roglic kann mit nach Tignes, Kruijswijk muss daheim bleiben

(rsn) – Steven Kruijswijk (Jumbo – Visma) muss auf das Höhentrainingslager seines Teams in Tignes verzichten. Der Niederländer stürzte auf der 4. Etappe des Critérium du Dauphiné ebenso wie E

17.08.2020Martinez: Der Übersehene fuhr bei der Dauphiné ins Rampenlicht

rsn) - Neben dem Zweitdivisionär Androni Giocattoli, der unter anderem Egan Bernal und Ivan Sosa (beide Ineos) hervorgebracht hat, setzt vor allem das WorldTour-Team EF Pro Cycling auf südamerikani

16.08.2020Die Dauphiné wird zum K.O.-Critérium

(rsn) – Das 72. Critérium du Dauphiné sollte als Tour-Generalprobe vor allem dazu dienen, sich den letzten Feinschliff für die Frankreich-Rundfahrt zu holen und den Klassementfahrern auch die Bes

16.08.2020Martinez tauscht nach Roglic-Aus noch Weiß gegen Gelb

(rsn) - Daniel Felipe Martinez (EF) hat dank einer Attacke 30 Kilometer vor dem Ziel und der Aufgabe von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) als erster Kolumbianer seit Luis Herrera 1991 das Critérium du

16.08.2020Finale der 5. Etappe des Critérium du Dauphiné im Video

(rsn) - Nachdem sein Kapitän Primoz Roglic aufgrund von Sturzfolgen nicht mehr zur Schlussetappe des 72. Critérium du Dauphiné antreten konnte, hat Sepp Kuss (Jumbo - Visma) die sich ihm bietende C

16.08.2020Schachmann muss nicht operiert werden

(rsn) - Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) scheint sich doch noch Hoffnungen auf den Tour-Start am 29. August in Nizza machen zu dürfen. Wie sein Sportdirektor Enrico Poitschke vor dem Start d

16.08.2020Poitschke: “Großes Fragezeichen, wie es weitergeht“

(rsn) - In nur wenigen Stunden verwandelte sich Bora – hansgrohe am Samstag vom Tour-Mitfavoriten in einen Hospitalpatienten. Beim Critérium du Dauphiné stürzten der aussichtsreich auf Platz drei

16.08.2020Rasch: “Froome und Thomas waren hier nicht gut genug“

(rsn) - Am Freitag äußerte sich Pavel Sivakov positiv über seine Form und die seines Kapitäns Egan Bernal. Zwei Tage später zeigt sich Gabriel Rasch, der Sportliche Leiter des Teams Ineos in Fran

16.08.2020Kuss holt sich Schlussetappe, Martinez den Gesamtsieg

(rsn) - Nachdem sein Kapitän Primoz Roglic aufgrund von Sturzfolgen nicht mehr zur Schlussetappe des 72. Critérium du Dauphiné antreten konnte, hat Sepp Kuss (Jumbo - Visma) die sich ihm bietende C

16.08.2020Dauphiné-Schlussetappe ohne Spitzenreiter Roglic

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo - Visma) ist am Sonntag nicht mehr zur abschließenden 5. Etappe des 72. Critérium du Dauphiné angetreten. Wie sein Team auf Twitter meldete, hätten die Verletzungen, d

Weitere Radsportnachrichten

01.05.2024In der Übersicht: Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

01.05.2024Slowene Primozic fängt Vorjahressieger Boros noch ab

(rsn) - Der aktuell Führende und Titelverteidiger der Road Cycling League Austria, Jaka Primozic (Hrinkow Advarics), hat den Grand Prix Vorarlberg in Nenzing, den dritten Stopp der heimischen Radbund

01.05.2024Rick Zabel beendet nach Rund um Köln seine Karriere

(rsn) - Rick Zabel (Israel - Premier Tech) wird am 26. Mai bei Rund um Köln (1.1) das letzten Rennen als Radprofi bestreiten. Den zum Saisonende auslaufenden Vertrag hat der 30-Jährige in Absprache

01.05.2024Kein Eschborn - Frankfurt: Ackermann muss Comeback verschieben

(rsn) – Ohne Sprinter Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) wird die 61. Ausgabe von Eschborn – Frankfurt gestartet. Wie die Organisatoren des hessischen Frühjahrsklassikers meldeten, muss

01.05.2024Buchmann: “Ich bin motiviert, heute was zu zeigen“

(rsn) – Nach der Streckenverschärfung aus dem Vorjahr haben die kletterstarken Fahrer wieder deutlich bessere Chancen bei Eschborn – Frankfurt (1.UWT). Das wird auch bei der am 1. Mai stattfinden

01.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

01.05.2024Eschborn - Frankfurt im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Über Jahrzehnte hin als Rund um den Henninger Turm ausgetragen, wurde der hessische Frühjahrsklassiker nach dem Rückzug des Sponsors zum 1. Mai 2009 zunächst in Eschborn Frankfurt City L

30.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina (2.UWT) für sich entschieden. Die 36-jährige Niederländerin verwies nach 1302 Kilometern zwischen Lucen

30.04.2024Walscheid: Eschborn-Frankfurt als Giro-Generalprobe mit Ewan

(rsn) – Im letzten Jahr war dem knapp zwei Meter großen und knapp 90 Kilogramm schweren Max Walscheid - damals noch im Dress von Cofidis - bei Eschborn – Frankfurt mit dem Sieg in der Bergwertun

30.04.2024Bike Aid bekommt erneut einen Etappensieg aberkannt

(rsn) - Innerhalb eines Monats haben UCI-Kommissäre dem Team Bike Aid den zweiten Etappensieg aberkannt. Nachdem Anfang April bei der Tour of Mersin (2.2) in der Türkei Oliver Mattheis Sieg annulli

30.04.2024“Hat Spaß gemacht“: Hollmann Bergkönig der Tour de Romandie

(rsn) – Bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de Romandie (2.UWT) hat Juri Hollman (Alpecin – Deceuninck) sein erstes Bergtrikot als Berufsradfahrer gewonnen. Den Grundstein dazu hatte der K

30.04.2024Vos feiert Sprintsieg in Teruel

(rsn) – Die Gewinnerin der 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina by Carrefour.es ist Marianne Vos (Visma – Lease a Bike). Die Niederländerin sicherte sich den Tageserfolg nach 130,2 Kilometern in

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Eschborn-Frankfurt (1.UWT, GER)
  • Radrennen Männer

  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)