Virtuell fehlt ihm der Kampf Mann gegen Mann

Zabel: “Auf der Rolle gibt es größere Tretschweine als mich“

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Zabel: “Auf der Rolle gibt es größere Tretschweine als mich“"
Rick Zabel | Foto: Cor Vos

05.05.2020  |  (rsn) - Viele Profis nutzen die virtuellen Rennen, um ihre Sponsoren zu zeigen und/oder um sich einfach nur die Zeit zu vertreiben. Rick Zabel (Israel Start-Up Nation) ist kein Freund des virtuellen Kräftemessens. Im Interview mit radsport-news.com erklärt der Sprinter, warum das so ist und was er von dieser Saison noch erwartet.

Fahren Sie auch virtuell wie die meisten ihrer Berufskollegen?
Zabel: Wir machen mit dem Team viel auf der Rolle. Wir fahren beispielsweise die sogenannten Medical Aid Ride. Dort wird für jeden Fahrer, der daran teilnnimmt, von einem unserer Sponsoren eine medizinische Maske gespendet. Da haben wir schon 16.500 Masken gesammelt, die dorthin verteilt wurden, wo sie dringend gebraucht wurden. Da fuhr ich auch mit.

Nutzen Sie die Rolle als Trainingsgerät?
Zabel: Unser Trainer sagt, dass der Intensitätsfaktor 1,25 bis 1,5 Mal so hoch ist wie auf der Straße, weil man ja nie rollen lässt, weder vor eine Kurve noch bergab. Von daher ist das schon ein gutes Training. Ich kann aber nicht länger als zwei Stunden auf der Rolle fahren.

Woran liegt das? Ist es zu langweilig?
Zabel: Ja, auch! Man fährt auf der Stelle, hat keinen Fahrtwind. Der Po tut schneller weh als auf der Straße. Man schwitzt viel mehr, außer, wenn man vielleicht auf dem Balkon fährt. Es ist im Vergleich zum Training auf der Straße relativ eintönig.

Wie finden Sie Rennen auf der Rolle. Sind Sie schon eins gefahren?
Zabel: Ich fahre nicht so gerne virtuell Rennen, weil alles, was mir im Radsport entgegenkommt, die Positionskämpfe, gutes Bergabfahren, sich im Feld bewegen, ein bisschen taktisches Verständnis, das fällt ja bei der Rolle alles weg. Da kommt es auf die reine Leistung Watt pro Kilogramm an, da brauche ich mich zwar auch nicht zu verstecken, aber da gibt es größere Tretschweine, sag ich mal. Gerade die Zeitfahrer sind da klar im Vorteil.

Was bereiten Sie sich im Moment vor? Haben Sie ein Ziel?
Zabel: Nein! Wir haben weder ein konkretes Ziel noch ein wie was wo. Klar haben wir die Information, dass die Tour Ende August starten wird und wie der neue Kalender ein bisschen aussieht, aber es ist noch zu früh, als dass unser Team sagen könnte, wer was fährt. Ich glaube auch nicht, dass der Kalender schon so ausgereift ist, dass er wirklich sagt, was stattfindet. Von daher fahre ich nur Rad, um mich fit zu halten.

Glauben Sie, dass es in diesem Jahr noch Rennen geben wird?
Zabel: Das hoffe ich natürlich. Aber es ist schwierig. Man weiß nicht, wem man vertrauen kann. Man hört ja sehr viele verschiedene Meinungen. Wenn ich die Informationslage checke, dann hört man, dass eine Großveranstaltung nicht stattfinden sollte, solange kein Impfstoff da ist. Ich glaube, dass ein Radrennen schon als Großveranstaltung gilt. Zumindest alle WorldTour-Rennen und die großen Rundfahrten. Ich gehe davon aus, dass der Impfstoff in diesem Jahr noch nicht kommen wird. Das macht mich skeptisch, ob überhaupt noch Radrennen stattfinden werden. Mir macht aber Radfahren trotzdem Spaß. Wenn ich nur auf der Couch rumsitzen würde, wäre das langweilig.

UCI und ASO haben einen vorläufigen Kalender veröffentlicht...
Zabel: Die UCI kann zusammen mit der ASO noch viele Pläne raushauen. Wie weit es geht, sah man ja, als die UCI die neuen Termine für die Landesmeisterschaften festlegte (21. – 23.8.) und kurze Zeit später die Pressemitteilung der Bundesregierung kam, dass keine Großveranstaltung vor dem 31. August stattfinden darf. Damit war der Termin vom Tisch.

Ein Jahr ohne Radsport wäre bitter?
Zabel: Ja, gerade die Tour de France ist essenziell. Da habe ich schon noch Hoffnung, dass Frankreich, wo sie Kulturgut ist, alles daransetzt, dass die Rundfahrt über die Bühne gehen kann. Aber wenn es keine Radrennen geben sollte, vor allem die Tour de France, dann glaube ich, dass es im kommenden Jahr ein paar Teams weniger geben wird. Für Fahrer wie mich, die das schwächste Glied in der Kette sind, ist es schwer, wenn Arbeitsplätze wegfallen. Für einen Sport, der auf Sponsorengelder angewiesen ist, sieht die Zukunft nicht so rosig aus.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.10.2024Weltmeister Osborne richtet 2025 den Fokus auf E-Sports

(rsn) - Samstag wurde Jason Osborne zum zweiten Mal E-Sports-Weltmeister. 2025 will der Deutsche, der bis vor Kurzem noch für Alpecin - Deceuninck auf der Straße in der WorldTour aktiv war, seinen p

26.10.2024McCarthy gewinnt als erste Neuseeländerin E-Sports-WM

(rsn) - Die neue E-Sports-Weltmeisterin heißt Mary Kate McCarthy und kommt aus Neuseeland. Beim Finale in Abu Dhabi holte sich die 29-Jährige nach drei kurzen Etappen, die in den virtuellen Welten v

26.10.2024Osborne krönt sich erneut zum E-Sports-Weltmeister

(rsn) - Die vierte E-Sports-Weltmeisterschaft entwickelte sich zu einer Triumphfahrt des Deutschen Jason Osborne. Der ehemalige Olympiazweite im Rudern holte im ersten Live-Finale in Abu Dhabi in der

25.10.2024Deutsche Hoffnungen ruhen auf Osborne und Brunnée

(rsn) - In weniger als 24 Stunden startet das große Finale der UCI Esports Weltmeisterschaft in Abu Dhabi. Am 26. Oktober (ab 16:00 Uhr live auf YouTube) treten die besten 20 Frauen und Männer im vi

24.10.2024Neue Plattform, neuer Modus - neue Weltmeister?

(rsn) - Nach dem Ende der Straßensaison und der Krönung der Weltmeister im Gravel und auf der Bahn steht am Samstag eine weitere Weltmeisterschaft der UCI auf dem Programm. In der virtuellen Umgebun

16.09.2024Osborne konzentriert sich künftig auf E-Sports und Gravel

(rsn) – Jason Osborne ist nicht länger Teil des Teams Alpecin – Deceuninck und wird seine Karriere als Straßenradprofi beenden. Das teilten sowohl der 30-jährige Mainzer als auch sein Team am M

10.11.2023UCI eSports-WM auf MyWhoosh erst im Oktober 2024

(rsn) – Die vierten eSports-Weltmeisterschaften des Radsport-Weltverbandes UCI werden im kommenden Jahr nicht im Februar, sondern erst im Oktober ausgetragen. Für die Finals sollen insgesamt 40 Ath

18.02.2023Osborne und Mäding nur von Solist Andreassen geschlagen

(rsn) – Jason Osborne und Marc Mäding haben die Silber- und die Bronzemedaille bei den eSports-Weltmeisterschaften im virtuellen Glasgow gewonnen. Das deutsche Duo musste sich im Finale des auf der

11.11.2022Esports-WM bekommt für 2023 einen neuen Modus

(rsn) - Bei ihrer dritten Auflage werden die Esports-Weltmeisterschaften des Radsports mit einem neuen Modus ausgetragen. Ausgerichtet werden die Titelkämpfe am 18. Februar zwar weiterhin auf der Tra

27.02.2022Deutschland mit und gegen Österreich bei der eSports-WM

(rsn) - Samstagabend in Steyr, 20:45 Uhr. Es hatte ein bisschen Länderspielcharakter, was Rainer Kepplinger und Jonas Rapp vom Team Hrinkow Advarics Cycleang in der Homebase ihrer Mannschaft abliefe

27.02.2022Adegeest und Alpecin-Profi Vine sind eSports-Weltmeister

(rsn) – Loes Adegeest (Niederlande) und Jay Vine (Australien) haben den Weltmeisterschaftstitel bei den zweiten eSports-Weltmeisterschaften auf der Plattform Zwift gewonnen. Bei den Männern wurde T

25.02.2022eSports-WM, Klappe die Zweite: Verteidigt Osborne den Titel?

(rsn) - Am Samstag geht es um Regenbogentrikots – virtuelle Regenbogentrikots. Zum zweiten Mal werden auf der Online-Trainingsplattform Zwift die UCI eSports-Weltmeisterschaften ausgetragen. Die Sü

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Quintana beendet Spekulationen, Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

13.11.2024Ein Jahr geprägt von Stürzen und viel Unglück

(rsn) – Eigentlich wollte Mikà Heming (Tudor Pro Cycling) 2024 so richtig durchstarten. Die Klassikerkampagne in Belgien hatte er sich als erstes Saisonhighlight gesetzt, doch diese endete für den

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine