Smarttrainer statt Kopfsteinpflaster

Keine Klassiker auf der Straße: Springt der E-Sport ein?

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Tanja Erath (links) und das Team Canyon-SRAM beim Canyon-Event zum Auftakt der Zwift KISS Super League in Koblenz im Februar 2019. | Foto: Cor Vos

18.03.2020  |  (rsn) - Als Ende der vergangenen Woche die Formel 1 ihren Saisonauftakt in Melbourne wegen der Coronavirus-Pandemie absagen musste, handelte man bei der britischen Motorsport-Plattform The Race schnell: Ruckzuck wurde ein virtuelles Ersatz-Event kreiert, so dass am Sonntag schließlich online mit dem Computer-Spiel rfactor2 einige Größen des Real-Life-Motorsports auf Stars der Gaming-Szene trafen - mit dabei kein Geringerer als Max Verstappen, achtfacher Grand Prix-Sieger und WM-Dritter der abgelaufenen Saison.

Mehr als 600.000 Menschen haben sich die über zweistündige YouTube-Aufnahme des Wohnzimmer-Fahrsimulatoren-Wettkampfs, der von echten F1-Kommentatoren kommentiert wurde, bis heute angesehen.

Ist das nicht auch eine Idee für den Radsport? Im Herbst wird der Radsport-Weltverband UCI in Zusammenarbeit mit einer Online-Trainingsplattform die ersten e-Sport-Weltmeisterschaften für Radsportler veranstalten. Es liegt daher nahe, dass in den kommenden Wochen die nun ohne Rennen dastehenden Straßen-Profis auf den heimischen Smarttrainern gegeneinander um die Wette fahren könnten.

Weibliche Profis sind teilweise ohnehin bereits Rennen online gefahren, gerade aktuell auch bei der sogenannten Tour of Watopia, an der beispielsweise das deutsche Team Canyon - SRAM teilnimmt. Die 3. Etappe, die am Montag stattfand, wurde auf YouTube bislang 11.500 mal angesehen.

Bei den Männern haben sich bislang hauptsächlich Fahrer kleinerer Rennställe mit den Smarttrainer-Assen gemessen. Aber das australische Team Mitchelton - Scott und die Israel Start-Up Nation haben bereits virtuelle Gruppenausfahrten mit den WorldTour-Profis angekündigt und auch andere Rennställe müssen sich überlegen, wie sie den Bedürfnissen ihrer Sponsoren ohne TV-Präsenz und Rennbetrieb gerecht werden können.

Rennen zum Spaß ja, ernsthafter Sport im TV erstmal nicht

E-Sport-Übertragungen, aus welchem Sport auch immer, dürften beispielsweise auch für Eurosport mittelfristig angesichts des nun sehr löchrigen Sendeplans ohne Live-Sport interessant werden. Bislang, so erfuhr radsport-news.com, ist allerdings noch nichts geplant, da der Sender sich zunächst selbst sortieren muss, nachdem in zahlreichen der Eurosport-Länder Ausgangssperren verhängt wurden.

Doch auch im Online-Radsport selbst ist man noch nicht bereit für echten Wettkampfsport. Zusammen mit der UCI läuft noch die Arbeit an den Regularien mit Blick auf die Weltmeisterschaften, die Hardware der unterschiedlichen Smarttrainer-Hersteller muss noch genauer aufeinander abgestimmt werden, um wirklich hundertprozentige Chancengleichheit zu garantieren, und auch sonst gibt es noch zu viele Möglichkeiten zum Schummeln. Bislang ausgetragene Rennen sind nettes Entertainment, mehr aber leider noch nicht. 

Man kann davon ausgehen, dass sich die Profis in den kommenden Wochen also online tummeln werden und auch zum Spaß an dem einen oder anderen Rennen teilnehmen. Eine echte Rennserie, groß aufgezogen im Fernsehen und als echter, ernsthafter Ersatz für die Frühjahrsklassiker, kommt aber erstmal nicht.

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