19-Jähriger schreibt im Baskenland Geschichte

Evenepoel landet Coup in San Sebastian

Foto zu dem Text "Evenepoel landet Coup in San Sebastian"
Erster Eintagesklassikersieg für das belgische Wunderkind | Foto: Cor Vos

03.08.2019  |  (rsn) - Große Siege bekam Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick-Step) seit jeher von allen Seiten bescheinigt. Allerdings bezogen sich diese Prophezeiungen zumeist auf die kommenden Jahre. Mit einem überraschenden Solosieg bei der 39. Austragung der Clasica San Sebastian gelang dem 19-jährigen Neuprofi allerdings ein Vorgriff auf seine vermeintlich erfolgreiche Zukunft. Es war nebenbei sein erster Einsatz bei einem WorldTour-Eintagesrennen.

Aus einer größeren Verfolgergruppe sicherte sich Greg Van Avermaet (CCC) 38 Sekunden später Platz zwei beim baskischen Klassiker, das Podium komplementierte mit dem 20-jährigen Schweizer Marc Hirschi (Sunweb) eine weitere Überraschung. Vorjahressieger Julian Alaphilippe (Deceuninck-Quick-Step) hatte das Rennen hingegen frühzeitig aufgegeben.

"Ich kann es nicht glauben. Ich habe mich das ganze Rennen lang nicht gut gefühlt. Es war ein großes Risiko, so früh am Ende zu attackieren. Aber ich wusste, wie viel Kraft ich am letzten Anstieg noch einsetzen konnte", sagte Evenepoel, der als erster Fahrer seit 2007 das Rennen gewann, ohne zuvor die Tour de France bestritten zu haben.

Dabei war der Doppel-Juniorenweltmeister 2018 am vorletzten Anstieg des Rennens bereits zurückgefallen, schaffte in der folgenden Abfahrt allerdings wieder den Anschluss. 20 Kilometer vor dem Ziel hing er sich dann bei einer Attacke von Toms Skujins (Trek - Segafredo) an dessen Hinterrad und war damit in den rennentscheidenden Vorstoß involviert.

Das Duo fuhr schnell 45 Sekunden an Vorsprung heraus und im letzten, steilen Anstieg am Murgil Tontorra ließ Evenepoel schließlich seinen Begleiter stehen. In der Favoritengruppe reagierte man zu spät, der junge Belgier war auf und davon – und feierte den bislang größten Erfolg seiner noch sehr jungen Karriere. Für das Ausnahmetalent gilt offenbar bereits: Die Zukunft ist jetzt!

"Es war ein Traum das Rennen in meiner Karriere einmal zu gewinnen. Dass ich es in meiner ersten Profisaison schon schaffe, das kann ich gar nicht glauben. Ich habe das nicht erwartet", sagte Evenepoel weiter. Mit 19 Jahren und 190 Tagen ist er der jüngste Gewinner eines Klassikers in der Nachkriegsgeschichte.

Neben Evenepoel war Hirschi die große Überraschung des Rennens. "Ich hatte ein gutes Gefühl und wusste, dass der letzte Anstieg kurz und steil war – das passte zu mir. Also versuchte ich, mit den Besten über den Gipfel zu gehen. Ich bin wirklich glücklich mit dem heutigen Tag", sagte der U23-Weltmeister zu seinem ersten Podestplatz in einem WorldTour-Rennen.

Zwischen den beiden Youngstern konnte sich Routinier Van Avermaet platzieren. "Ich habe wirklich auf meinen Sprint gesetzt und am Ende sah das auch gut aus. Ich habe nicht gewonnnen, aber ist es wichtig, immer auf das bestmögliche Ergebnis zu erzielen", zeigte sich der Belgier mit seinem zweiten Rang zufrieden.

Zu den Verlieren des Rennens gehörte hingegen die spanische Equipe Movistar, die unterwegs viel Arbeit an der Spitze des Feldes leistete. Allerdings blieb im letzten Anstieg der erhoffte Angriff von Alejandro Valverde aus, der Sieger aus dem Jahr 2014 beendet das Rennen auf Platz zehn. Einen hervorragenden sechsten Platz aus der Verfolgergruppe erreichte der Österreichische Meister Patrick Konrad (Bora-hansgrohe).

So lief das Rennen:

Nach dem Start in San Sebastian dauerte es rund eine halbe Stunde, bis sich die Spitzengruppe des Tages absetzen konnte. Neun Fahrer fanden sich zusammen: Koen Bouwman (Jumbo - Visma), Josef Cerny (CCC), Cyril Lemoine (Cofidis), Jon Irisarri (Caja Rural), Markel Irizar (Trek - Segafredo), Fernando Barcelo (Euskadi - Murias), Engel Madrazo (Burgos - BH), Grega Bole (Bahrain - Merida) und der Österreicher Felix Großschartner (Bora - hansgrohe). Die Gruppe lag zwischenzeitlich maximal 4:30 Minuten vor dem Feld. Für den 39-jährigen Irizar war es nach 16 Jahren als Profi sein letzter Renneinsatz.

Die bedeutendste Meldung der ersten Rennhälfte war der Ausstieg von Vorjahressieger Alaphilippe, der nach 90 Kilometern die Clasica aufgab. Das Rennen nahm hingegen erst nach 132 Kilometern mit den Anstiegen Jaizkibel und Erlaitz (beide 1. Kategorie) Schwung auf. Die Spitzengruppe flog auseinander, am Ende blieb Barcelo übrig, der im Anstieg zum Erlaitz mit Großschartner seinen letzten Begleiter abgeschüttelt hatte.

Am Gipfel des Berges, 72 Kilometer vor dem Ziel, lag der Spanier allerdings nur noch rund eine Minute vor dem vom Movistar angeführten Feld. Auch einige große Namen verloren zu diesem Zeitpunkt bereits den Kontakt nach vorne, unter anderem Adam Yates (Mitchelton - Scott) und Tour-de-France-Sieger Egan Bernal (Ineos). Barcelo verteidigte seinen Vorsprung noch einige Zeit, 50 Kilometer vor dem Ziel war allerdings auch sein Unterfangen beendet.

Am vorletzten Anstieg hinauf zum Mendizorrotz zog das Feld zwar das Tempo an und dünnte auf rund 40 Fahrer aus, auf entscheidende Attacken verzichtete man jedoch 36 Kilometer vor dem Ziel. Die Entscheidung musste am Murgil Tontorra fallen, eine Rampe von zwei Kilometern Länge und zehn Prozent Steigung. Kurz vor der finalen Steigung ergriffen Skujins und Evenepoel die Offensive, zogen schnell davon und gingen mit 40 Sekunden an Vorsprung in den letzten Anstieg.

Hinauf zum Murgil Tontorra wartete man vor allem auf den Angriff von Valverde, nach dem sein Team Movistar einen Großteil der Führungsarbeit während des Rennens übernommen hatte. Doch der Angriff des Weltmeisters verpuffte und entsprechend belauerte man sich in der Favoritengruppe mehr, anstatt ernsthaft die Verfolgung aufzunehmen. Kurze Antritte von Patrick Konrad (Bora - hansgrohe) und Hugh Carthy (EF Education First) blieben ebenfalls ohne Erfolg.

Derweil hatte sich Evenepoel im Anstieg von seinem Begleiter Skujins gelöst und erreichte den Gipfel mit einer halben Minute an Vorsprung. In der Abfahrt ging er auf den verbleibenden acht Kilometern volles Risiko und verteidigte seinen Vorsprung bis zum Ziel.

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.08.2019Evenepoel bastelt an der ganz großen Karriere

(rsn) - Bei der Clasica San Sebastian hielt Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick-Step) im Finale die Weltelite in Schach und gewann das baskische WorldTour-Eintagesrennen nach beeindruckender Leistung

03.08.2019Hirschi: “Ich bin echt zufrieden, wie das heute gelaufen ist“

(rsn) - Wäre da nicht der Sieger Remco Evenepoel (Deceuninck – Quick-Step), dann wäre die Sensation der 39. Clasica Ciclista San Sebastian wohl der Schweizer Marc Hirschi (Sunweb) gewesen. Der U-2

03.08.2019Von Krämpfen geplagt fuhr Konrad auf den 6. Platz beim Klasikoa

(rsn) – Stark präsentierten sich Patrick Konrad und seine Teamkollegen Gregor Mühlberger und Felix Großschartner (alle Bora – hansgrohe) bei der 39. Clásica Ciclista San Sebastián. Während s

03.08.2019Evenepoel siegt als Solist vor Van Avermaet und Hirschi

(rsn) - Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick-Step) hat die 39. Clasica San Sebastian als Solist gewonnen. De 19-jährige Belgier hatte im letzten Anstieg des Tages den Letten Toms Skujins (Trek - Segaf

03.08.2019Vorschau auf die Rennen des Tages / 3. August

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wicht

02.08.2019San Sebastian: Martens-Start beinahe vom Zoll verhindert

(rsn) - Jumbo - Visma muss am Samstag bei der Clasica San Sebastian kurzfristig auf Kletterer George Bennett verzichten. Wie der niederländische WorldTour-Rennstall am Freitag mitteilte, ist der Neus

02.08.2019Tour-Sieger Bernal kehrt nach der Clasica in seine Heimat zurück

(rsn) - Noch konnte Tour-de-France-Sieger Egan Bernal sein Gelbes Trikot seinen Fans in der Heimat nicht präsentieren. In der zu Ende gehenden Woche bestritt der Kolumbianer noch drei Kriterien in Be

01.08.2019Vier Österreicher greifen nach der Baskenmütze

(rsn) – Alles andere als entspannter Tag in der Bucht von La Concha erwartet am Samstag Felix Großschartner, Patrick Konrad, Gregor Mühlberger (alle Bora – hansgrohe) und Riccardo Zoidl (CCC Tea

01.08.2019Es geht wieder um die Baskenmütze

(rsn) – Vorjahressieger, Tour-de-France-Gewinner, Vuelta-Titelverteidiger sowie der aktuelle und ehemalige Weltmeister geben sich am Samstag rund um La Concha, einem der schönsten Strände Europas

31.07.2019Deceuninck schickt Titelverteidiger Alaphilippe nach San Sebastian

(rsn) - Nach seinem grandiosen Auftritt bei der 106. Tour de France mit zwei Etappensiegen und 14 Tagen im Gelben Trikot gehört Julian Alaphilippe bei der am Samstag anstehenden Clasica San Sebastian

31.07.2019Team Sunweb: Drei Chancen zur Tour-Revanche

(rsn) - Nach der enttäuschend verlaufenen 106. Tour de France, in der das Team ohne Etappensieg blieb, hofft Sunweb, bei den am Wochenende anstehenden drei WorldTour-Rennen erfolgreicher abschneiden

Weitere Radsportnachrichten

28.03.2024Nach Sturz: Pedersen ist für Ronde-Start zuversichtlich

(rsn) – Ausgerechnet kurz vor der Flandern-Rundfahrt, dem Höhepunkt der flämischen Klassikersaison, wurde Lidl – Trek mächtig gebeutelt. Bei Dwars door Vlaanderen waren mit Gent-Wevelgem-Sieger

27.03.2024Nach Van-Aert-Crash: Kanarieberg hat bei Klassikern wohl ausgedient

(rsn) – Positionskampf bei Höchstgeschwindigkeiten, auf breiter Straße abschüssig in Richtung Ronse: Das waren die Bilder, die die flämischen Klassiker auf der N48 in der Anfahrt zum engen Recht

27.03.2024Teamchef Stam bestätigt: Vollering verlässt SD Worx

(rsn) – Demi Vollering wird SD Worx – Protime nach der Saison 2024 verlassen. Das bestätigte Sportdirektor Danny Stam am Mittwochmittag gegenüber GCN. "Ja, das ist definitiv sicher", sagte der N

27.03.2024Rennarzt-Wagen baut Unfall mit Soudal-Teamfahrzeug

(rsn) – Der Unfall zweier wichtiger Begleitfahrzeuge im Männerrennen von Dwars door Vlaanderen hat am Mittwoch für eine halbstündige Unterbrechung des Frauenrennens gesorgt. Da die Frauen hinter

27.03.2024Van Aert erleidet beim Dwars-Crash multiple Brüche

(rsn) – Die Ronde van Vlaanderen wird am Sonntag ohne ihren großen Lokalmatador Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) über die Bühne gehen. Der 29-jährige Belgier war am Mittwoch bei Dwars doo

27.03.2024Politt entgeht mit Glück van Aerts Sturz bei Dwars door Vlaanderen

(rsn) – Zweimal landete Nils Politt (UAE Team Emirates) schon in den Top Ten bei Dwars door Vlaanderen, diesmal schrammte er mit dem zwölften Rang knapp vorbei. Angesichts des schweren Sturzes gut

27.03.2024Küng: “Mehr als Platz zwei wäre nicht möglich gewesen“

(rsn) – Immer gut dabei war Stefan Küng (Groupama – FDJ) bei seinen Renneinsätzen in diesem Frühling, aber ein richtig zählbares Ergebnis fehlte dem Schweizer bislang noch. Doch mit seinem dr

27.03.2024Vos gewinnt Dwars door Vlaanderen und feiert 250. Sieg

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die siebte Austragung von Dwars door Vlaanderen (1.Pro) gewonnen. Nach Platz 3 im Vorjahr setzte sie sich im Zweiersprint gegen Shirin van Anrooij (

27.03.2024Visma feiert mit Jorgenson, muss aber Van-Aert-Aus verschmerzen

(rsn) – Obwohl Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) die 78. Ausgabe von Dwars door Vlaanderen als Solist gewonnen hat, verlebte seine Mannschaft einen schwarzen Tag. Wout van Aert (Visma – Le

27.03.2024Van Aert und Stuyven nach Sturz bei Dwars door raus

(rsn) – Ein Sturz an der Spitze des Hauptfeldes hat für ein großes Favoritensterben bei Dwars door Vlaanderen (1.UWT) gesorgt. 67 Kilometer vor dem Ziel erwischte es auf breiter Straße bei trocke

27.03.2024Steimle vor Dwars door Vlaanderen: “Sonst wären Zweifel aufgekommen“

(rsn) – Ganz verarbeitet hatte Jannik Steimle die Enttäuschung seines letzten Rennens auch am Start von Dwars door Vlaanderen noch nicht. “Mit meiner Leistung war ich sehr zufrieden“, sagte der

27.03.2024Degenkolb: “Von Anfang bis Ende durchgeraced“

(rsn) – Vor dem Start von Dwars door Vlaanderen (1.UWT), dem letzten Härtetest vor der Flandern-Rundfahrt, hat RSN mit einigen Profis aus dem Feld gesprochen. Zu den Bedingungen, Taktiken, Favorite

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine