Belgier erbt Sprintsieg von distanziertem Ewan

Philipsen feiert ersten WorldTour-Erfolg mit gemischten Gefühlen

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Philipsen feiert ersten WorldTour-Erfolg mit gemischten Gefühlen"
Jasper Philipsen (UAE Team Emirates, links) sprintet hinter Caleb Ewan (Lotto Soudal, Mitte) zum Etappensieg in Strathalbyn. | Foto: Cor Vos

19.01.2019  |  (rsn) - An Jubel dachte Jasper Philipsen (UAE Team Emirates) im ersten Moment nicht. Als er die Ziellinie der 5. Etappe bei der Tour Down Under in Strathalbyn nach 149,5 Kilometern überquert hatte, ging der Belgier noch davon aus, Zweiter geworden zu sein. Schließlich war er klar hinter dem Australier Caleb Ewan (Lotto Soudal) über den Zielstrich gekommen. Doch wenige Minuten später stand Philipsen als Tagessieger ganz oben auf dem Podium und durfte den bislang größten Erfolg in seiner noch jungen Karriere feiern.

Der 20-Jährige profitierte davon, dass Lokalmatador Ewan distanziert worden war, weil er kurz vor dem Beginn des Sprints dreimal mit dem Kopf in Richtung Philipsen gestoßen hatte, um sich im Positionskampf um das Hinterrad von Peter Sagan (Bora - hansgrohe) Platz zu verschaffen.

"Für mich passierte das alles zu schnell. Es ist schwer zu sehen, ob das falsch war oder nicht", sagte Philipsen später zur Entscheidung der Jury. Einspruch gegen Ewans Sieg hatten weder er noch sein Sportlicher Leiter Neil Stephens eingelegt. Die Jury handelte von sich aus. "Ich war einfach froh, Zweiter geworden zu sein. Deshalb ist es ein etwas komisches Gefühl. Ich wollte Caleb für seinen großartigen Sprint gratulieren. Aber das ist eine Jury-Entscheidung, die ich respektiere, und natürlich bin ich glücklich, gewonnen zu haben."

Philipsen schon auf Etappe 1 & 2 stark

Philipsen hatte sich schon bei den ersten beiden Sprintankünften der Rundfahrt in Port Adelaide und Angaston als Sechster und Fünfter für einen Tagessieg empfohlen. Der 20-Jährige scheint auf dem besten Weg zu sein, Belgiens nächster großer Sprinter zu werden. Nun hat er seinen ersten WorldTour-Sieg in der Tasche - nur eben einen, den er nicht so richtig genießen konnte. "Ich denke, es ist immer anders, wenn man seine Arme in die Luft reißen kann. Ich habe etwas gemischte Gefühle, aber ich bin noch jung und hoffentlich wird in den kommenden Jahren ein richtiger Sieg folgen. Wir werden sehen, ich gebe mein Bestes", so Philipsen bescheiden.

Zwar hatte er Ewan in Strathalbyn erst am sprichwörtlichen grünen Tisch geschlagen. Doch Peter Sagan (Bora - hansgrohe), Danny van Poppel (Jumbo - Visma), Jens Debusschere (Katusha - Alpecin), Elia Viviani (Deceuninck - Quick-Step) und Phil Bauhaus (Bahrain - Merida) verdrängte Philipsen aus eigener Kraft auf die Plätze zwei bis sechs.

So lief das Rennen:

Zu Beginn hatten sich zunächst drei Ausreißer vom Hauptfeld abgesetzt, denen mit Jason Lea (UniSA - Australia) auch der Träger des Bergtrikots angehörte. Das Trio fuhr bis zu 3:20 Minuten Vorsprung heraus, wurde dann aber im Anstieg zum Bergpreis am Sellicks Hill (8,6km bei 2,5%) nach und nach wieder zurückgeholt. Lea konnte sich zwar oben noch die Punkte sichern und seine Führung in der Sonderwertung ausbauen, doch kurz nach dem Bergpreis sorgte das Feld für den Zusammenschluss.

Der Grund dafür war das Interesse der Gesamtklassementfahrer an den Bonifikationen am kurz darauf anstehenden Zwischensprint. Mitchelton - Scott bolzte daher Tempo und Titelverteidiger Daryl Impey vollendete die Arbeit seiner Teamkollegen, indem er sich die drei Bonussekunden für Rang eins sicherte. Da aber Patrick Bevin (CCC) direkt dahinter Zweiter wurde, rückte Impey nur um eine Sekunde an den Neuseeländer heran.

Duell um die Gesamtführung an den Zwischensprints

25 Kilometer später war es wieder Impeys Team, das den zweiten Sprint vorbereitete, doch diesmal setzte sich Bevin vor dem südafrikanischen Titelverteidiger durch und sorgte so dafür, dass der alte Abstand von sieben Sekunden zwischen den beiden in der Gesamtwertung wieder hergestellt wurde. Der Gesamtdritte Luis Leon Sanchez (Astana) ist nun allerdings 16 statt zuvor elf Sekunden zurück.

Nach dem zweiten Zwischensprint ließ Mitchelton - Scott im Feld endlich locker und es konnte sich ein neues Ausreißer-Duo absetzen. Ayden Toovey (UniSA - Australia) und Matthieu Ladagnous (Groupama - FDJ) fuhren bis zu 3:25 Minuten an Vorsprung heraus, wurden aber ebenfalls recht bald wieder schärfer verfolgt und 35 Kilometer vor dem Ziel nach einer knapp 40 Kilometer langen Flucht wieder gestellt.

Jetzt nämlich hatte das niederländische Team Jumbo - Visma einen Plan: Da der Wind von seitlich hinten bließ, spannten sich die Männer in Gelb gesammelt vor das Hauptfeld und gaben Vollgas. Kurzzeitig gelang es sogar, für Risse im Feld zu sorgen und einige Mitfavoriten, darunter Impey, in Gefahr zu bringen. Doch letztendlich lief alles wieder zusammen und es ging geschlossen in Richtung Sprintankunft.

Bevin stürzt schwer: Start am Sonntag offen

Zehn Kilometer vor dem Ziel aber kam es mitten im Feld zu einem Massensturz, in den auch der Gesamtführende Bevin verwickelt war. Der Neuseeländer stand schnell wieder auf, schien aber große Schmerzen zu haben, wurde von seinem Teamkollegen Victor De La Parte gestützt und dann auf ein Ersatzrad gesetzt. Bevin kam wieder ans Hauptfeld heran und konnte einen Zeitverlust verhindern. Allerdings musste er nach dem Rennen geröntgt werden. Ob er am Sonntag zur Schlussetappe wird antreten können, ist unklar.

An der Spitze aber ließ man sich von dem Sturz nicht beeindrucken. Die Sprinterteams bereiteten den Massensprint vor, und es war schließlich Vivianis Deceuninck - Quick-Step-Mannschaft, die das Feld auf die Zielgerade führte - Michael Morkov vor Fabio Sabatini und Viviani sowie Sagan, von dessen Hinterrad Ewan rund 200 Meter vor dem Ziel den Sprint eröffnete und unwiderstehlich zum vorläufigen Sieg durchzog, um ihn dann wieder aberkannt zu bekommen.

Die Highlights der Etappe im Video:

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.01.2019Impey legt wie 2018 ein grandioses Saisondebüt hin

(rsn) – Same procedure as last year: Mit dem Gesamtsieg bei der Tour Down Under übernimmt Daryl Impey (Mitchelton-Scott) auch die Gesamtführung in der WorldTour vor dem Australier Richie Porte (Tr

20.01.2019Tour Down Under: Wieder keine Angelegenheit für Kletterer

(rsn) – Von Stuart O’Grady 1999 über Rekordmann Simon Gerrans bis hin zum aktuellen Sieger Daryl Impey (Mitchelton-Scott): Die Tour Down Under genießt den Ruf, eine Rundfahrt für sprintstarke A

20.01.2019Kostete Poels fehlende Willunga-Erfahrung den Tagessieg?

(rsn) – Wenn zwei jubeln, ärgert sich der Dritte: Während Tagessieger Richie Porte (Trek - Segafredo) und der Etappendritte Daryl Impey (Mitchelton-Scott) als Gesamtsieger am Willunga Hill die Arm

20.01.2019Hayman gelingt der perfekte Abschied aus dem Peloton

(rsn) - Das war noch einmal viel Aufwand für nur ein Rennen. Mathew Hayman (Mitchelton - Scott) bestritt für seine Abschiedsvorstellung als Profi die gesamte Vorbereitung seines Teams mit, und das w

20.01.2019Bora - hansgrohe: Nur Sagan erfüllte die Erwartungen

(rsn) - Das deutsche Team Bora - hansgrohe hat bei der Tour Down Under die selbst gesteckten Ziele nur zum Teil erreichen können. Für das Erfolgserlebnis war wieder einmal Peter Sagan zuständig. De

20.01.2019Impey und Porte schreiben am Willunga Hill Geschichte

(rsn) - Daryl Impey (Mitchelton - Scott) hat am letzten Tag der 21. Tour Down Under den von den Sturzverletzungen des Vortags gezeichneten Patrick Bevin (CCC Team) noch von der Spitze der Gesamtwertu

20.01.2019Highlight-Video der 6. Etappe der Tour Down Under

(rsn) - Daryl Impey (Mitchelton - Scott) hat als erster Fahrer die Titelverteidigung bei der Tour Down Under geschafft. Der 34-jährige Südafrikaner, wurde am Sonntag auf der alles entscheidenden 6.

20.01.2019Impey feiert Titelverteidigung, Porte mit sechstem Willunga-Sieg

(rsn) - Daryl Impey (Mitchelton - Scott) ist als erstem Fahrer die Titelverteidigung bei der Tour Down Under gelungen. Der Südafrikaner kam am Sonntag auf der alles entscheidenden 6. Etappe über 151

19.01.2019Highlight-Video der 5. Etappe der Tour Down Under

(rsn) - Eigentlich hätte es die Ruhe vor dem Sturm der Schlussetappe am Sonntag zum Willunga Hill werden sollen. Doch ein tückischer Wind von seitlich hinten in der letzten Rennstunde, ein Massenstu

19.01.2019Ewan: “Ich stimme der Entscheidung der Jury nicht zu“

(rsn) - Drei Kriterien-Siege hat Caleb Ewan im Trikot von Lotto Soudal in den vergangenen drei Wochen bereits gefeiert: zweimal bei den Bay Crits sowie am vergangenen Sonntag in Adelaide beim People´

19.01.2019Bevin: Gehirnerschütterung würde Down Under-KO bedeuten

(rsn) – Hinter dem Start von Spitzenreiter Patrick Bevin (CCC Team) vor der morgen die Tour Down Under abschließenden Königsetappe hinauf zum Willunga Hill steht nach seinem Sturz am Samstag weite

19.01.2019Philipsen siegt, Ewan distanziert, Bevin stürzt

(rsn) - Zwar hat in Strathalbyn am Ende der 5. Etappe der Tour Down Under Lokalmatador Caleb Ewan (Lotto Soudal) als Erster der Ziellinie überquert. Doch auf dem Podium des 149 Kilometer langen Teils

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

13.11.2024Ein Jahr geprägt von Stürzen und viel Unglück

(rsn) – Eigentlich wollte Mikà Heming (Tudor Pro Cycling) 2024 so richtig durchstarten. Die Klassikerkampagne in Belgien hatte er sich als erstes Saisonhighlight gesetzt, doch diese endete für den

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine