In Romans-sur-Iser Zweiter zum Mandela Day

Boasson Hagen sprintet knapp am Volksfest vorbei

Von Felix Mattis aus Romans-sur-Isere

Foto zu dem Text "Boasson Hagen sprintet knapp am Volksfest vorbei"
Edvald Boasson Hagen (Dimension Data, re.) im Zielsprint der 16. Tour-Etappe. | Foto: Cor Vos

18.07.2017  |  (rsn) - Diesmal waren es nicht die sechs Millimeter, die ihm in Nuits-Saint-Georges am Ende der 7. Etappe gefehlt hatten, knapp war es trotzdem: Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) hat in Romans-sur-Isere zum bereits zweiten Mal bei dieser Tour de France den zweiten Platz belegt. Während es elf Tage zuvor noch er war, der auf der Linie von Marcel Kittel (Quick-Step Floors) abgefangen wurde, kam diesmal der Norweger mit der höchsten Endgeschwindigkeit von hinten, schaffte es aber nicht mehr, sein Vorderrad an Michael Matthews (Sunweb) vorbeizuschieben.

"Ich war wahrscheinlich der Schnellste auf der letzten Geraden und hätte es fast geschafft. Das ist sehr schade", sagte Boasson Hagen im Ziel. Besonders schade war es, weil ein Sieg des ruhigen 30-Jährigen wohl ein ganzes Land in Ekstase versetzt hätte - so wie damals vor zwei Jahren, als Stephen Cummings am 18. Juli in Mende für MTN-Qhubeka gewann, jenes südafrikanische Team, das heute Dimension Data heißt und für das Boasson Hagen fährt. Denn am 18. Juli ist Nelson Mandela Day.

"Ein Sieg heute wäre wunderschön gewesen. Wir waren wieder nah dran", sagte Dimension-Data-Teamchef Douglas Ryder radsport-news.com. "Aber wir versuchen es weiter. Mit dem starken Lead-Out von Reinardt (Janse van Rensburg) und den anderen Jungs ist alles möglich - auch in Paris - wenn er in der richtigen Position ist."

Diese richtige Position war in Romans-sur-Isere der Haken: Zwar saß Boasson Hagen 400 Meter vor dem Ziel am Hinterrad von John Degenkolb (Trek-Segafredo) und somit wohl an perfekter Stelle für den Sprint. Doch nach dem frühen Antritt von Greg Van Avermaet (BMC) verlor der Norweger in der Rechts-Links-Kombination gut 300 Meter vor dem Ziel zwei bis drei Positionen und kam schließlich auf der Zielgeraden aus sechster Stelle.

"Unglücklicherweise war ich in der letzten Kurve etwas zu weit hinten. Ich wusste, dass ich da vorne sein musste, aber solche Dinge passieren eben manchmal", gestand Boasson Hagen ein, dass er sich hatte überrumpeln lassen.

Trotzdem baute er im Sprint noch eine hohe Geschwindigkeit auf, schloss hinter Matthews und Degenkolb eine Lücke, saugte sich im Windschatten heran und setzte dann links noch zum Überholen an, während der Australier immer weiter nach rechts wanderte, um Degenkolb nicht vorbei zu lassen. Dass die Fahrweise Matthews' einen Protest des Trek-Segafredo-Teams um Degenkolb provozierte, nahm man bei Dimension Data zu Kenntnis. Doch Boss Ryder winkte ab: "Es wird natürlich nichts passieren. Die Fahrer sind ja schon auf dem Podium", sagte der Südafrikaner gelassen.

Mit dem Gedanken, durch eine Strafversetzung von Matthews doch noch Platz eins zu erben, schien er sich auch gar nicht beschäftigen zu wollen. "Klar: Ein Sieg ist ein Sieg. Und wenn die Jury so entscheiden sollte... Es kommt nun mal vor, dass Leute nach hinten versetzt werden", so Ryder. "Aber wir sind glücklich mit dem zweiten Platz, auch wenn es schöner gewesen wäre, zu gewinnen, weil wir schon so oft Zweiter waren."

Wie schon in Nuits-Saint-Georges auf der 7. und in Pau auf der 11. Etappe (Platz 3), so hat Boasson Hagen erneut gezeigt, dass er über die Schnelligkeit verfügt, um bei dieser Tour noch eine Etappe im Sprint für sich zu entscheiden - und die Rennhärte, um an einem Tag wie diesem auch an der Windkante zu bestehen. Was fehlt, ist das letzte Quäntchen Glück. Und leider kommt diese Woche kein zweiter Mandela Day mehr.

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.07.2020Video-Rückblick: Matthews erobert das Grüne Trikot der Tour 2017

(rsn) - Als Michael Matthews (Sunweb) 2017 erstmals in seiner Karriere das Grüne Trikot der Tour de France eroberte, beendete er eine glanzvolle Frankreich-Rundfahrt, in deren Verlauf er auch zwei Et

01.07.2020Video-Rückblick: Valverdes Tour-Sturz von Düsseldorf

(rsn) - Vor genau drei Jahren stürzte Alejandro Valverde (Movistar) beim Auftakt der Tour de France in Düsseldorf im Zeitfahren auf regennasser Straße so schwer, dass dem Spanier sogar das Karriere

30.10.2019Düsseldorf muss Tour de France-Vertrag offenlegen

(rsn) - Die Stadt Düsseldorf muss den Vertrag, der zwischen der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens und der französischen Amaury Sport Organisation im Zuge es Tour de France-Starts 2017 geschloss

06.12.2017Fall Sagan: Dimension Data kritisiert Vorgehensweise der UCI

(rsn) - Mark Cavendishs Dimension Data-Team fühlt sich bei der Entscheidungsfindung im Fall Sagan übergangen. Wie Manager Douglas Ryder in einer Pressemitteilung erklärte, sei man davon ausgegangen

05.12.2017Sagans Tour-Ausschluss beruhte auf einem Fehlurteil

(rsn) - Peter Sagans Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France war nicht Folge eines Fehlverhaltens des Weltmeisters, der in einem hart umkämpften Sprint in Vittel den Sturz seines Konku

13.11.2017Sagans Tour-Disqualifikation wird vor dem CAS verhandelt

(rsn) - Peter Sagans umstrittene Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France wird am 5. Dezember vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS verhandelt. Das geht aus CAS-Terminkalender her

06.09.2017Düsseldorf macht mit Grand Depart 7,8 Millionen Euro Verlust

Düsseldorf (dpa) - Die Stadt Düsseldorf hat mit dem Start der Tour de France 2017 einen Verlust von 7,8 Millionen Euro gemacht. Diese Zahl nannte Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) bei de

28.07.2017Denk: "Das Material gibt es ja, man muss es nur verwenden"

(rsn) - Ralph Denk hat mit Verwunderung auf die Forderung von Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, reagiert, künftig bei Radrennen auf den Video-Beweis zu setzen. Hintergrund ist der A

28.07.2017Barguil fährt lieber ohne Powermeter

(rsn) – Auch in diesem Jahr brodelt nach der Tour de France in Sachen Teamwechsel die Gerüchteküche, vor allem bei denjenigen Fahrern, deren Verträge auslaufen. Letzeres gilt zwar nicht für Warr

28.07.2017Martens: "Roglic und Groenewegen können Weltstars werden"

(rsn) - Paul Martens (LottoNL-Jumbo) hatte bei seiner dritten Tour de France allen Grund zum Jubeln. Sein Team kehrte mit zwei Etappensiegen durch Primoz Roglic und Dylan Groenewegen aus Frankreich zu

28.07.2017Jury-Chef der Tour fordert Video-Beweis für Sprints

(rsn) - Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, die Peter Sagan nach der 4. Etappe in einer heftig kritisierten Entscheidung wegen dessen vermeintlichem Ellbogencheck gegen Mark Cavendish

28.07.2017Dan Martin fuhr die Tour mit zwei gebrochenen Wirbeln zu Ende

(rsn) - Daniel Martin (Quick-Step Floors) hat sich bei seinem Sturz auf der 9. Etappe der Tour de France zwei Wirbel gebrochen. Die Verletzung allerdings wurde erst in dieser Woche bei einer Computert

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Quintana beendet Spekulationen, Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

13.11.2024Ein Jahr geprägt von Stürzen und viel Unglück

(rsn) – Eigentlich wollte Mikà Heming (Tudor Pro Cycling) 2024 so richtig durchstarten. Die Klassikerkampagne in Belgien hatte er sich als erstes Saisonhighlight gesetzt, doch diese endete für den

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine