Dominik Roels-Tagebuch aus Marokko

Am letzten Hügel nochmal die volle Ladung Laktat eingeschenkt

Von Dominik Roels

Foto zu dem Text "Am letzten Hügel nochmal die volle Ladung Laktat eingeschenkt"
Dominik Roels (Embrace the World) | Foto:Team Embrace the World

18.12.2015  |  (rsn) - Ich hoffe, mein Eintrag von gestern hat mehr als nur drei Leuten gefallen (also Mama, Papa, Schwester… apropos: viele Grüße an die Familie).

Ja, die gestrige Abholung hat einwandfrei geklappt. Drei Mann warteten auf mich (Micha, Kameramann Moritz und 'Mädchen für alles' Jan). Nach dem obligatorischen marokkanischen Minztee und einem kurzen Stopp an der Moschee Hassan II (eine der drei größten der Welt) ging es die 130 Kilometer bis zum Start und Ziel des heutigen Rennens Khouribga.

Zum Frühstück gab es Weißbrot, Kaffee, Oliven und Ei. Dann wurde das Rad eingestellt (ich benutze ja erstmals den Rose Renner des Teams), anschließend fuhr ich die erste Runde um den Block… Das zweite Frühstück sparte ich mir. Ich wollte nicht die ersten 30 Kilometer noch den Fisch verdauen, den die anderen vorgesetzt bekamen.

Um 13 Uhr sollte das erste, 133km lange Rennen dieser 3er Serie (3ème Challange des villes phosphatières, wie sie wohl schlussendlich heißt) losgehen. Vor dem Startschuss nahmen wir uns noch drei Minütchen, um den „Rennplan“ zu besprechen. Unser Teamwagen hatte die Nummer drei gezogen, daraufhin entschied ich, dass ein Fahrer in den Top 3 auch das Ziel sein sollte. Meine Devise lautet: immer ambitioniert  sein...

Da ich ja bis dahin meine Teammitglieder kaum kannte, erkundigte ich mich, ob jemand sehr endschnell sei. Max bejahte dies. Daher war klar, wenn es ein Finale in großer Gruppe gäbe, würden wir versuchen, ihm den Sprint vorzubereiten. Es erschien auch ob des erstaunlich kleinen Fahrerfeldes aber wahrscheinlicher, dass kleinere Gruppen ins Ziel kommen würden. Ich bat die Jungs, möglichst auf den Ersten 10-20 Kilometern sehr aufmerksam mitzuspringen und wollte meinerseits versuchen, mich in dieser Phase noch zurückzuhalten, da ich mir eine Aufwärmphase zugestehen wollte.

Nach landestypischen Trommeleinlagen erfolgte der Startschuss… und optimalerweise konnten wir für Moritz noch einen Rücksitz auf einem Motorrad klar machen, so dass er das ganze Rennen lang die Action bestens aufnehmen konnte.

Das Rennen entfaltete sich wie folgt: Übliche Springerei- in der ersten etwas aussichtsreicheren 3er-Gruppe hatten wir mit unserem langen Yannik einen Fahrer dabei. Doch die zahlreichen marokkanischen Nationalfahrer (zwei Teams) wollten augenscheinlich mindestens drei bis sieben Fahrer in der Gruppe haben… Also ging es weiter. Bis so um Kilometer 33 sich dreiundzwanzig Fahrer absetzten - mit erfreulicherweise drei von uns (Yannik-Chapeau, nach der ersten Attacke, Freddy und Ich). Von den europäischen Teams waren wir somit am besten vertreten. Die Marokkaner hatten gefühlt 13 Fahrer dabei...

Die tendenziell abfallenden ersten beiden Renndrittel verliefen dann recht ruhig. Im leicht ansteigenden Finale gingen dann die Attacken bei leichtem Gegenwind wieder los. Bei einer der ersten klemmte ich mich ans Hinterrad der Nummer 1 (Marokkanisches Nationalteam). Kurzzeitig sah es vielversprechend aus, dann war ich überrascht zu sehen, dass weitere rote Flitzer zu uns aufschlossen (und die Gruppe mitzogen). Ab da war klar: Marokko will die Überzahl behalten.

Zwei, drei Hügel später (noch 30km bis zum Ziel) waren zwei marokkanische Fahrer ausgerissen, worauf bei uns in der Gruppe nochmal heftig beschleunigt wurde - und wir alle drei bekamen Probleme, das Tempo zu halten. Jannik rettete sich einstweilen mit hinüber, Freddy und ich platzten auf. Die ungewohnt heftige „Laktateinspritzung“ sowie die marokkanische Dezemberhitze ließen meinen Kopf trotz mehrmaliger Wasserkühlung aus der Trinkflasche gefühlt drei Zentimeter an Umfang zunehmen. Dennoch beschloss ich, anders als Freddy,  noch mal „volles Mett“ hinterher zu bücken. Ich radelte also eine Weile mir kleinem Blatt (aber Polizeibegleitung) weiter.

10 Kilometer vor dem Ziel sah ich dann eine kleine Gruppe von hinten heranjagen. Ich beschleunigte ein wenig, damit sie nicht an mit vorbeipreschten, und musste schon noch etwas klemmen, um über die Kuppe dran zu bleiben. Das sorgte bei mir für Respekt vor dem letzten Hügel des Tages. Dort musste ich mir auch nochmal die volle Ladung Laktat einschenken, um dem strammen Tempo des ruandischen Landsmanns (fürs nächste Mal schau ich im Duden, wie das richtig heißt) folgen zu können. 

Im Zielsprint gab ich nicht das Letzte und rollte hinter den drei Afrikanern über die Linie, was zu Rang 23 reichte. Wir warteten auf die fehlenden drei, von denen Max, von Krämpfen geplagt, ein wenig Verspätung hatte. Auch wenn aus Platz drei noch nix geworden ist, so sind wir alle zufrieden mit dem ersten Renntag.

So, so, so… genug für heute.

Denkt dran:  immer schön die Welt umarmen
Euch schick ich auch eine Umarmung aus Afrika…

Bis Bald der DOMI

Weitere Radsportnachrichten

19.04.2024Die Strecke des vierten Monuments: Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecke hat sich für beide

19.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

19.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

19.04.2024Kehrt der Intergiro bei der Italien-Rundfahrt zurück?

(rsn) - Auf einigen der von der RCS veröffentlichen Profilen der Italien-Rundfahrt taucht der Intergiro zum ersten Mal seit 2005 wieder auf. Der Intergiro ist eine Sonderwertung, bei dem die Zeit all

19.04.2024Skjelmose erklärt seine Unterkühlung beim Flèche Wallonne

(rsn) - "Skjelmose wird hier gerade vom Rad getragen und ist vollkommen am Zittern. Komplett kalt. Komplett im Arsch", hieß es nach einem Augenzeugenbericht unseres Mannes vor Ort am Mittwoch in unse

19.04.2024Querfeldeinstar Kuypers steigt auf und gibt Debüt in Lüttich

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

19.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)