9. Eneco Tour: Pleiten für Boom und Gilbert

Lopez siegt an der Redoute, Dumoulin stürmt an die Spitze

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Tom Dumoulin (Argos-Shimano) ist neuer Gesamtführender der Eneco Tour. | Foto: ROTH

17.08.2013  |  (rsn) – Am vorletzten Tag der Eneco Tour wurde das Gesamtklassement kräftig durcheinander gewirbelt. Der Niederländer Lars Boom (Belkin) büßte auf der schweren 6. Etappe über 150 Kilometer von Riemst nach Aywaille mehr als zwei Minuten ein und musste sein Führungstrikot an seinen Landsmann Tom Dumoulin (Argos-Shimano) abgeben.

Der 22-Jährige, der bereits am Freitag als Zweiter des Zeitfahrens imponiert hatte, belegte bei der Ankunft an der berühmten Redoute den vierten Platz , vier Sekunden hinter dem Spanier David Lopez (Sky), der als Ausreißer triumphierte und seinen ersten Sieg im Sky-Trikot einfuhr.

„Das war ein fantastisches Rennen von David – eine wirklich gute Vorstellung und ein wirklich schönes Ergebnis für ihn, weil er immer dem Team hilft“, freute sich Sky- Sportdirektor Servais Knaven über den Coup des erfahrenen Spaniers. „David war einer der stärksten Fahrer in der Ausreißergruppe und konnte alle Attacken mitgehen. Er war heute wirklich stark und motiviert.“

Zweiter wurde mit zwei Sekunden Rückstand der Tscheche Zdenek Stybar (Omega Pharma-Quick-Step) vor dem zeitgleichen Polen Maciej Paterski (Cannondale). Weitere zwei Sekunden dahinter führte Dumoulin die erste Verfolgergruppe vor dem Belgier Jan Bakelants (RadioShack-Leopard), dem Spanier Angel Madrazo (Movistar), dem Niederländer Lieuwe Westra (Vacansoleill-DCM) und dem Südafrikaner Dary Impey (Orica-GreenEdge) ins Ziel. Der Belgier Nick Nuynes (Garmin-Sharp /+0:12) wurde Neunter, zeitgleich vor dem Franzosen Arnold Jeannesson (FDJ) und dem Ukrainer Andrej Grivko (Astana)

„Ich musste heute hart [für die Gesamtführung, d. Red.] arbeiten”, sagte Dumoulin, der im Ziel völlig ausgepowert zu Boden ging – nicht das erste Mal an diesem spektakulären Tag, wie er erklärte: „Ich war vor der Redoute gestürzt, blieb aber ruhig und konnte nach einer langen Aufholjagd zurückkommen. Man weiß nie, was morgen noch alles passieren kann, aber ich bin glücklich, dass ich das Trikot jetzt habe und wir werden morgen alles tun, um es zu behalten“, kündigte er mit Blick auf die Schlussetappe durch Flandern an.

Im Gesamtklassement bleibt es spannend. Hier liegt Dumoulin nun neun Sekunden vor Stybar und 23 vor dem Ukrainer Andrej Grivko (Astana). Bakelants (+0:29) rückte auf Rang vier vor, zeitgleich vor Impey, Westra (+0:37) und dem Franzosen Sylvain Chavanel (Omega Pharma-Quick Step / +0:49). Die dahinter folgenden Fahrer haben allesamt mehr als eine Minute Rückstand und kommen für den Gesamtsieg nicht mehr in Frage.

„Bei der letzten Überfahrt über die Redoute hatte ich einen schlechten Moment und genau in diesem Moment ging die Gruppe. Ich habe mich die ganze Woche über gut gefühlt, aber heute war es extrem schwer“, so Boom, dessen Traum von der Titelverteidigung beendet ist.

Neben dem 27-jährigen Boom, der dem Tempo der Favoritengruppe schon rund 20 Kilometer vor dem Ziel nicht mehr folgen konnte und im Gesamtklassement auf Platz 16 zurückfiel, war das hoch gehandelte BMC-Team der große Verlierer einer bis auf den letzten Meter spannenden Etappe.

Sowohl Taylor Phinney als auch Philippe Gilbert gingen bei einem Massensturz nach rund 90 Kilometern zu Boden. Der US-Amerikaner, vor der Etappe aussichtsreich auf Platz vier der Gesamtwertung, musste das Rennen mit einer Knieverletzung aufgeben. Der Weltmeister wurde von seinen Helfern zwar wieder nach vorn gebracht, doch die Aufholjagd kostete zu viele Kräfte, so dass Gilbert im Finale nicht mehr mit den Besten mithalten konnte und sich etwa 1:40 Minuten Rückstand einhandelte.

Die Niederländer Lieuwe Westra und Pim Ligthart (beide Vacansoleil-DCM), die Belgier Stijn Vandenbergh (Omega Pharma-Quick-Step), Nick Nuyens (Garmin-Sharp), Jurgen van Goolen und Gregory Habeaux (beide Accent Jobs), der Australier Jonathan Cantwell (Saxo-Tinkoff), die Spanier David Lopez (Sky) und Angel Madrazo (Movistar), der Pole Maciej Paterski (Cannondale) sowie der Russe Vjacheslav Kuznetsov (Katusha) bildeten auf dem mit zahlreichen Anstiegen ausgewiesenen Etappe durch die belgischen Ardennen die Gruppe des Tages.

Die elf Ausreißer fuhren bei sommerlichen Bedingungen mit einem Maximalvorsprung von rund 7:20 Minuten vor dem Feld, in dem Booms Team alle Hände voll zu tun hatte – zumal mit dem Australier Graeme Brown der bereits dritte Belkin-Fahrer das Rennen vorzeitig beenden musste.

Auf der mit 150 Kilometern kürzesten Etappe dieser Rundfahrt überschlugen sich in der zweiten Rennhälfte die Ereignisse. Zunächst sorgte der Sturz, in den auch Phinney und Gilbert verwickelt waren, für helle Aufregung im Feld, das bei der Jagd über elf kategorisierte Anstiege gleich drei Mal die berühmte Redoute, einer der Höhepunkte des Frühjahrsklassikers Lüttich-Bastogne-Lüttich, zu bewältigen hatte.

Bei der zweiten Redoute-Passage rund 30 Kilometer vor dem Ziel lösten sich Lopez, Madrazo, Paterski, Nuyens, Vandenberg, Habeaux und Westra aus der Spitzengruppe, während im Feld Astana das Zepter in die Hand nahm. Schon hier fiel Boom erstmals zurück, konnte in der Folge aber nochmals kurzzeitig den Anschluss an die Favoritengruppe wiederherstellen.

Die wurde kurz darauf durch einen Angriff von Grivko und Maxim Iglinskyj gesprengt. Aus dieser Astana-Aktion heraus bildete sich schließlich die erste Verfolgergruppe um Grivko, Dumoulin und Stybar, gefolgt von der Gruppe um Chavanel und Gilbert. Boom fiel schnell wieder zurück, diesmal endgültig.

In der Côte de Chambralles, dem drittletzten Anstieg des Tages, zogen Madrazo, Lopez und Paterski davon und hielten einen knappen Vorsprung bis in den kurzen, aber knackigen Schlussanstieg hinein. Paterski versuchte in der letzten Abfahrt mehrmals vergeblich, seine Begleiter loszuwerden und verbremste sich dabei in einer Kurve kräftig, so dass Lpez und Madrato wieder herankamen.

In der ersten Verfolgergruppe war ausschließlich Dumoulin für die Tempoarbeit zuständig –und tatsächlich gelang es dem jungen Niederländer praktisch im Alleingang, sich und seine Begleiter auf dem letzten Kilometer an das Spitzentrio heranzubringen. Kurz vor dem Zusammenschluss griff Bakelants an, während Lopez den Antritt seines Landsmanns Madrato konterte und sich überlegen den Sieg sicherte – seinen ersten seit ziemlich genau drei Jahren übrigens, als er die 9. Etappe der Vuelta a Espana gewann.

Hinter dem 32-Jährigen fing Stybar noch Paterski ab, während Dumoulin die Verfolgergruppe ins Ziel führte und sich über das Führungstrikot freuen durfte.

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