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14.08.2011 | (rsn) - Die Eneco-Tour ist keine Rundfahrt der großen Schlagzeilen, aber doch ein Rennen, das seine - kleinen - Geschichten schrieb.
Was mir an erste Stelle auffiel, ist die große Radsport-Begeisterung der Belgier und Niederländer. Wahre Völkerwanderungen konnte man in den Städten beobachten, in denen die vormalige Benelux-Rundfahrt Halt machte. Schon zwei Stunden vor dem Start tummelten sich die Menschen in Vierer- und Fünferreihen, um die Radsportstars zu Gesicht zu bekommen - und das trotz bestenfalls durchwachsenem Wetter.
Als Philippe Gilbert (Omega Pharma Lotto) die Königsetappe in Andenne gewann, brandete ein wahrer Jubelsturm auf: eine Stimmung, die man sonst nur nach einem Tor in einem bedeutenden Fußballspiel erlebt.
Die Deutschen dürfen aber beruhigt sein: Das Radsport-Wissen unserer Nachbarn hat durchaus seine Lücken. Nach einem Interview mit André Greipel fragte mich ein älterer niederländischer Fan: "Wer war das, war das Klöden?" Schon bei der Teampräsentation wurde aus dem Dänischen Meister Nicki Sörensen (Saxo Bank) der Pole Yaroslaw Marycz, Danilo Hondo machte der Sprecher kurzerhand zum Italiener. Die ganz großen Fragen bekam Edvald Boasson Hagen gestellt: "Eddy oder Edvald?" und "Hagen oder Boasson Hagen?"
Ich selbst scheine den Deutschen bei der Eneco-Tour kein Glück zu bringen. Im Vorjahr war ich die ersten beiden Tage zu Gast - es gab keine deutsche Erfolge zu vermelden. Nach meiner Abreise gewannen Greipel und Tony Martin gleich drei Etappen und Martin holte den Gesamtsieg. In diesem Jahr war ich - abgesehen von zwei Tagen - bei der kompletten Rundfahrt dabei. Genau diese beiden Etappen gewann Greipel. Als ich ihm das am Tag nach seinem zweiten Sieg am Start in Heers sagte, meinte er spaßeshalber: "Dann fahr sofort wieder nach Hause." Ob Greipel am Samstag ohne meine Anwesenheit der Defekt kurz vor dem Ziel, der ihm alle Chancen auf den dritten Erfolg raubte, ohne mich erspart geblieben wäre?"
Ohne mich wäre Matteo Bono auch die Siegerpressekonferenz in Genk erspart geblieben. Als der Italiener heimlich, still und leise ins Pressezentrum schlich, war ich der einzige Journalist, der gerade anwesend war. Da Bono kein Englisch spricht, und ich kein italienisch, leistete Eneco-Pressesprecher Marc van Landeghem freundlicherweise Übersetzerdienste. Dafür nochmal danke, Marc!
Wie der Zufall es wollte, fiel Bonos erster Profisieg nach über vier Jahren auch noch auf den Geburtstag seines Teamkollegen Grega Bole, der ebenfalls bei der Eneco-Tour am Start stand. Da gab es einiges zu feiern bei Lampre.
Ein Wechselbad der Gefühle erlebte dagegen der Neuseeländer Jesse Sergent. Erst musste er nach einem Defekt im Etappenfinale der 3. Etappe alle Chancen auf einen Top-Platz in der Gesamtwertung begraben. Am folgenden Tag ging er aufgrund der schlechten Platzierung in der Einzelwertung schon früh ins Zeitfahren und profitierte von noch trockenen Straßen, auf denen er zum größten Erfolg seiner Karriere jagte.
Ein Kuriosum der Rundfahrt war am Samstag sicherlich die Disqualifikation von Bram Tankink, die dann später wieder zurückgenommen wurde. Der Niederländer hatte zu Beginn der Etappe mehrmals technische Probleme gehabt. Als dann das halbe Feld austreten musste, fuhr der zweite Materialwagen von Rabobank am pinkelnden Peloton vorbei, nahm dabei noch eine Abkürzung und konnte letztlich Tankinks technische Probleme beheben. Da die Rabobanker gegen mehrere UCI-Regularien verstoßen, nahm die Jury Tankink aus dem Rennen.
Nach erfolgreichem Protest konnte der Niederländer die Rundfahrt doch noch zu Ende fahren. Mit Edvald Boasson Hagen und Philippe Gilbert landeten die beiden stärksten Fahrer im Feld auf den beiden ersten Plätzen der Gesamtwertung . Mit dem Tagessieg von Boasson Hagen trete ich die Heimreise an.
In Hamburg in einer Woche auf ein Neues. Vielleicht kann ich bei den Cyclassics über den Sieg eines deutschen Fahrers berichten. Ich hätte nichts dagegen!
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