Trotz Schuhwechsel beim Weltcup vor Aerts und Orts

Iserbyts Fehler ermöglicht in Dublin Vanthourenhouts Sieg

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Iserbyts Fehler ermöglicht in Dublin Vanthourenhouts Sieg"
Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal) hat in Dublin den zweiten Cross-Weltcup der Saison gewonnen. | Foto: Cor Vos

01.12.2024  |  (rsn) – Nach einer spektakulären Schlussrunde hat Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal) in Dublin seinen ersten Weltcup-Lauf seit Dezember 2022 gewonnen. Dabei profitierte der Belgier von einem Fehler seines in Führung liegen Landsmanns und Teamkollegen Eli Iserbyt, der hinter Toon Aerts (Deschacht - Hens – FSP) und dem Spanischen Meister Felipe Orts (Ridley) letztendlich Vierter wurde und seine Gesamtführung an den Sieger abgeben musste. Auf Rang fünf kam Joran Wyseure (Crelan – Corendon) ins Ziel.

Nach Iserbyts Auftaktsieg am vergangenen Wochenende in Antwerpen jubelte das bisher noch hinter den Erwartungen zurückgebliebene Team Pauwels Sauzen auch bei der zweiten Weltcupstation. Vanthourenhout setzte sich schon früh im Rennen mit drei Begleitern ab, musste dann aber wegen eines defekten Schuhs eine Aufholjagd starten. “Da herrschte ein wenig Panik“, berichtete der 30-Jährige im Ziel-Interview. “Ich dachte, dass das Rennen für mich vorbei ist. Aber meine Beine waren heute super und der Wechsel ging sehr flott. Ich kam in sechster Position wieder zurück“, erzählte Vanthourenhout.

Letztlich kämpfte eine sechsköpfige Spitzengruppe um den Sieg. Die besten Karten hatte Iserbyt, der aber kurz vor dem Ziel wegrutschte und den direkt hinter ihn fahrenden Aerts aufhielt. Vanthourenhout dagegen zog vorbei. “Ich hatte plötzlich einen kleinen Vorsprung und den habe ich verteidigt. Ich freue mich sehr. Letzte Woche (Dritter in Antwerpen, d. Red.) war ich schon gut, heute waren es wieder ein paar Prozente mehr – und das zahlt sich gleich mit einem Sieg aus“, meinte Vanthourenhout nach seinem zweiten Saisonsieg.

Erst gegen Ende eines sonnigen Tages setzte in Dublin der erwartete Regen ein. Am besten darauf stellte sich Orts ein, der mit einem Radwechsel in der vorletzten Runde großes Risiko einging, das sich aber auszahlte. “Ich bin auf Rhinos umgestiegen. Das war eine gute Entscheidung. Zwei Kurven vor dem Ende konnte ich noch Eli überholen und mir so das Podium sichern“, freute sich der Spanier, dessen beste Weltcup-Platzierung bisher der fünfte Platz in Maasmechelen im letzten Winter gewesen war.

Mit Luca Harter (Peter Pane – Nagel) und Lukas Herrmann (Heizomat – Herrmann) waren zwei Deutsche nach Dublin gereist. Harter lag die meiste Zeit vor seinem Landsmann, den er letztendlich aber vorbeilassen musste. Herrmann belegte den 27. Platz, Harter beendete das Rennen zwei Positionen dahinter. Besser lief es für Harters Teamkollegen Mees Hendrikx, der als Zwölfter ins Ziel kam. Kevin Kuhn (Charles Liegois Roastery) war als Achter zugleich bester Schweizer.

In der Gesamtwertung führt nach zwei von zwölf Rennen nun Vanthourenhout mit drei Punkten Vorsprung auf Iserbyt. Der nächste Weltcup findet am 8. Dezember in Cabras auf Sardinien statt. Dort werden die beiden Pauwels-Profis im Gegensatz zu vielen anderen Stars am Start stehen.

So lief der Weltcup in Dublin:

Michael Boros (Elkov – Kasper) führte das Feld in der Auftaktrunde an. An den Balken stürzte der Tschechische Meister jedoch. Er rappelte sich auf und lief quer über die Strecke zu seinem Rad. Dabei kreuzte Boros den Weg unter anderem von von Thibau Nys (Baloise – Trek – Lions) und David Menut (AS Bike), die daraufhin ebenfalls stürzten. Während vorn eine große Gruppe davonzog, kam Europameister Nys mit mehr als 1:30 Minuten Rückstand zur ersten Zielpassage.

In Runde zwei erhöhte Vanthourenhout das Tempo. Pim Ronhaar (Baloise – Trek Lions), Wyseure und Orts folgten dem zweimaligen Europameister und kamen gemeinsam sieben Sekunden vor dem Peloton über den Zielstrich. Es dauerte aber nicht lang, bis das langgestreckte Feld den Anschluss schaffte. Das lag auch daran, dass Vanthourenhout wegen eines kaputten Schuhs in die Box einbiegen musste, um seine Ausrüstung zu wechseln.

Schließlich kristallisierte sich eine zehnköpfige Spitzengruppe heraus, in der Orts und Kuhn die einzigen Fahrer waren, die nicht aus Belgien oder den Niederlanden stammten. Vanthourenhout teilte in der vierten von acht Runden mit einer Attacke die Gruppe dann ein weiteres Mal, wobei unter anderem Laurens Sweeck (Crelan – Corendon) und Lars van der Haar (Baloise – Trek Lions) ins Hintertreffen gerieten.

Was zunächst eher unproblematisch für Sweeck & Co. schien, wurde dann doch ernster. Runde sechs nahm der Belgier mit zwölf Sekunden Rückstand in Angriff, van der Haar und drei weitere Fahrer wiesen jeweils noch vier Sekunden mehr Rückstand auf. Iserbyt, Vanthourenhout, Ronhaar, Wyseure, Aerts und Orts verteidigten ihren Vorsprung gegenüber Sweeck, während Nys das Rennen inzwischen aufgegeben hatte.

Iserbyt rutscht weg und vergibt die Siegchance

In der siebten Runde ging Iserbyt erstmals in die Führungsposition. Orts verlor nun wegen eines Radwechsels den Anschluss, während Wyseure und Ronhaar angesichts des hohen Tempos Probleme bekamen. Da sich Iserbyt nicht absetzen konnte, kamen die drei Verfolger bei der letzten Zielpassage wieder an den Weltcup-Gesamtführenden heran. Auf Platz sieben folgte acht Sekunden später van der Haar.

Diese Lücke schloss der Niederländer anschließend rasch, obwohl vorn schnell gefahren wurde. An den Balken, die er zu Fuß überquerte, handelte sich van der Haar aber wieder Rückstand ein, den er nicht mehr aufholen konnte.

An der Spitze ließ Iserbyt nicht locker, rutschte dann aber in einer durch den einsetzenden Regen rutschig gewordenen Kurve weg. Der hinter ihm fahrende Aerts wurde dadurch behindert, so dass Vanthourenhout die erste Position übernahm. Er riss eine kleine Lücke, die Aerts mit Orts und Iserbyt am Hinterrad auf den letzten Metern nicht mehr schließen konnte.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.12.2025Van der Poel macht es in Gavere gegen Nys spannend

(rsn) – Beim Weltcup in Gavere hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) seine weiße Weste bewahrt. In der 7. von neun Runden fuhr er seinem letzten Begleiter Thibau Nys (Baloise – Glowi

26.12.2025“Nicht sehr soziale“ Brand dominiert auch in Gavere

(rsn) – Das Zählen geht weiter. Bei ihrem Sieg im Weltcup von Gavere hat Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) die 57. Podiumsplatzierung in Serie eingefahren. Außerdem war es ihr 14. Sieg beim

21.12.2025Hendrikx beschert Heizomat zwei Top-Resultate in zwei Tagen

(rsn) - “Mit Kevin und Mees haben wir vor, in die Top Ten der Weltcups reinzufahren“, erklärte Heizomat-Cube-Teamchef Stefan Herrmann Ende Oktober gegenüber RSN. Während der Schweizer Meister K

21.12.2025Van der Poel auch nach dem Weltcup in Koksijde mit weißer Weste

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) setzte seine makellose Bilanz in diesem Cross-Winter beim Weltcup in Koksijde fort. Nachdem ihm seine Teamkameraden im Stile eines Mannschaftsz

21.12.2025Brand holt mit Machtdemonstration ersten Sieg in Koksijde

(rsn) – Zwei Starts, zwei Siege - mit dieser maximalen Ausbeute beendete Lucinda Brand (Baloise - Glowi Lions) das Weltcup-Wochenende beim sechsten Lauf der Serie in Koksijde. Die Niederländerin k

21.12.2025Antwerpen sorgt für Umsturz im Weltcup-Klassement

(rsn) – Wer bei der Fernsehübertragung des Weltcups in Antwerpen nach dem Weißen Trikot des Gesamtführenden suchte, wurde nur in den ersten beiden Minuten fündig. Das lag nicht daran, dass Thiba

20.12.2025Keine “Masterclass“: Van der Poel dennoch eine Klasse für sich

(rsn) – Namur war offenbar nur ein folgenloser Zwischenfall. Nachdem es beim Saisonauftakt von Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) noch spannend zuging, trat der Weltmeister beim Weltcup i

20.12.2025“Lactat überall“: In Antwerpen muss Brand bis zum Sprint zittern

(rsn) – Bei der bisher wohl schwersten Ausgabe des Scheldecross hat die Niederländerin Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) ihren ersten Sieg in Antwerpen gefeiert. Erst auf der Zielgerade konnt

19.12.2025Van Aert: “Ich bin schon wieder richtig motiviert“

(rsn) - Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) sieht sich für seine Saisonpremiere im Cross gerüstet. “Wie ich mich jetzt fühle, ist völlig anders als letztes Jahr“, sagte der Belgier in einem

19.12.2025Van der Poel vs. Van Aert: Erstes Gigantenduell in Antwerpen

(rsn) – Am Samstag kommt es beim Weltcup in Antwerpen zum mit Spannung erwarteten ersten Aufeinandertreffen von Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) und Wout Van Aert (Visma – Lease a Bik

14.12.2025Von Krämpfen geplagt: Überrundeter Fahrer sorgt für Durcheinander

(rsn) – Ein Krampf fühlt sich nie sehr angenehm an. Kaum besser dürfte es für Vilmar Aastrup gemacht haben, dass sein Malheur beim Weltcup in Namur vom belgischen Fernsehen live und in aller Ausf

14.12.2025Trotz “vieler Fehler“: Van der Poel triumphiert in Namur

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) steht im Cross für Perfektion – deshalb aber auch für Langeweile. Von beidem konnte bei seinem Saisoneinstand beim Weltcup in Namur allerdin

Weitere Radsportnachrichten

27.12.2025Verpasste Windkante und Magenkrämpfe verhinderten das i-Tüpfelchen

(rsn) – Antonia Niedermaier (Canyon – SRAM – zondacrypto) hatte hohe Erwartungen an ihre dritte WorldTour-Saison, wie sie es RSN noch im März dieses Jahres anlässlich eines langen Interviews

26.12.2025Storer kritisiert Ex-Team: “In Gewohnheiten festgefahren“

(rsn) – Der “moderne Radsport“ ist in aller Munde, aber offenbar noch nicht in jedem Team angekommen. Vor einigen Tagen hatte Arne Marit, Spät-Neuzugang bei Red Bull – Bora – hansgohe, bei

26.12.2025Van-Dijke-Zwillinge drängen auf mehr gemeinsame Einsätze

(rsn) – Familienbande sind stark. Das wissen auch Tim und Mick van Dijke. Die Zwillingsbrüder haben ihr erstes gemeinsames Jahr bei Red Bull – Bora – hansgrohe hinter sich, nachdem sie zuvor me

26.12.2025Van der Poel macht es in Gavere gegen Nys spannend

(rsn) – Beim Weltcup in Gavere hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) seine weiße Weste bewahrt. In der 7. von neun Runden fuhr er seinem letzten Begleiter Thibau Nys (Baloise – Glowi

26.12.2025“Nicht sehr soziale“ Brand dominiert auch in Gavere

(rsn) – Das Zählen geht weiter. Bei ihrem Sieg im Weltcup von Gavere hat Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) die 57. Podiumsplatzierung in Serie eingefahren. Außerdem war es ihr 14. Sieg beim

26.12.2025Ziel nach starkem Jahr: “Die zweiten Plätze in Siege umwandeln“

(rsn) – Das sei verraten: So weit vorne wie Max Kanter (XDS – Astana) landete in der RSN-Jahresrangliste 2026 kein anderer deutscher Sprinter. Das liegt zum einen daran, dass lange Zeit dominieren

26.12.2025Mit Uno-X bei den Topsprinterinnen angeklopft

(rsn) – Linda Zanetti (Uno-X Mobility) ist 2025 zu einem der Shootingstars im internationalen Peloton geworden. Nach zwei Jahren beim UAE-Team und einem bei Human Powered Health schloss sich die Sch

26.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

26.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

25.12.2025“Harzige Saison“ ohne Sieg und Tour, aber mit Doppelbronze

(rsn) – Stefan Küng ist sicher kein Legionär. Nach insgesamt sechs Jahren bei BMC sowie derer sieben bei Groupama – FDJ steht 2026 erst zum zweiten Mal in seiner Profilaufbahn ein Tapetenwechsel

25.12.2025Pogacar verdankt Niederlage gegen Vingegaard viel

(rsn) – Als Tadej Pogacar 2019 die Tour de l’Avenir (2.2Ncup) gewann, war er in seinem zweiten U23-Jahr Teil des Drittdivisionärs ROG – Ljubljana. In einer – nachträglich kann man das nicht

25.12.2025Auf Trainingsgruppe schießender Autofahrer festgenommen

(rsn) – Drei Tege nachdem die Trainingsgruppe des Drittdivisionärs S.C. Padovani Polo - Cherry Bank im Etschtal aus einem fahrenden Auto heraus aus nächster Nähe beschossen worden war, wurde der

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)