RSNplusInterview nach seiner letzten Tour

Geschke würde “gerne nochmal zur WM fahren“

Von Matthias Seng

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Simon Geschke verabschiedet sich vom Publikum und der Tour de France selbst, als er in Nizza über seinen letzte Zielstrich bei der Frankreich-Rundfahrt fährt. | Foto: Cor Vos

24.07.2024  |  (rsn) – Simon Geschke hat seine letzte Tour de France beendet. Bei zwölf Teilnahmen gelang ihm 2015 in Pra-Loup einer seiner drei Profisiege der Karriere, die zum im Oktober ihr Ende finden wird. Vor zwei Jahren schlitterte er nur um sieben Punkte hauchdünn am Bergtrikot vorbei. Die ASO verabschiedete “den bekanntesten Bart im Peloton“ auf ihren Kanälen nach dessen Zieleinfahrt am Sonntag beim Zeitfahren in Nizza mit einer eigenen Botschaft. Bei RSN schaute Geschke im Gespräch mit Matthias Seng auf sein letztes ganz großes Rennen zurück und lieferte Einblicke in seine kommenden Monate. ___STEADY_PAYWALL___

RSN: Wie groß war am Sonntag die Erleichterung, als du in Nizza über den Zielstrich gerollt bist. Beim Publikum hast du dich mit Applaus und einem Kuss in die Menge verabschiedet.

Simon Geschke:Es war auf jeden Fall mehr Erleichterung und Freude als Wehmut. Man ist einfach so fertig und freut sich, dass es vorbei ist und denkt nicht: Schade, das war jetzt die letzte Tour, ich wäre gerne noch eine Woche länger gefahren.

Wie würdest Du deine letzte Tour sportlich einordnen?

Es lief leider nicht so, dass ich machen konnte, was ich will. Ich bin zwar sehr gute Werte gefahren, wie schon so oft bei der Tour. Aber das hat nur gereicht, um mitzufahren und meine Helferaufgaben fürs Team zu erfüllen. Selbst mal ins Rampenlicht zu fahren blieb halt aus. Die Tour war superschwer und superschnell dieses Jahr. Es gab nicht viel Raum für Ausreißer. Klar, Fahrer wie Richard Carapaz, der schon Giro- und Olympiasieger war, können vielleicht mal vorne bleiben.

Aber das ist eine andere Kragenweite. Für Durchschnittsfahrer war es keine einfache Tour, es gab nicht so viele Chancen, sich zu zeigen. Von daher muss ich realistisch sagen, dass ich dieses Jahr einfach nicht gut genug war um mal wie in der Vergangenheit ein Ergebnis einzufahren oder ums Bergtrikot zu kämpfen. Das blieb halt aus ist mit 38 Jahren aber auch keine Überraschung.

Simon Geschke vor dem Start der 13. Etappe in Agen | Foto: Cor Vos

Wie beurteilst Du die Auftritte der drei Besten in diesem Jahr? Ist das eine andere Welt oder schon ein anderes Universum?

Das war auf jeden Fall eine andere Welt. Selbst für Remco Evenepoel und Jonas Vingegaard, die noch ein deutliches Stück weniger stark waren als Tadej Pogacar, was natürlich krass ist. Aber es war für mich ein absolutes fest, da zuzusehen. Natürlich kommt da jetzt vielleicht ein bisschen Skepsis auf, aber ich denke, mal sollte nicht vorschnell urteilen und den Stärksten immer gleich beschuldigen ohne Beweise zu haben. Klar, bei den Etappensiegen, etwa am Plateau de Beille, hat Tadej schon gemacht, was er will. Aber er hatte auch das stärkste Team und Jonas kam aus seiner Verletzung und für Remco war es erst die erste Tour. Dadurch war die Konkurrenz etwas im Nachteil. Es war auf jeden Fall eine Tour, die in Erinnerung bleibt.

Wie geht es jetzt für Dich weiter, welche Rennen stehen noch an?

Das steht noch nicht ganz fest. Ich habe ja schon 71 Renntage, daher werde ich es etwas ruhiger ausklingen lassen. Wahrscheinlich werde ich die Deutschland Tour im Nationalteam fahren. Danach muss ich dann erstmal weitersehen, wir haben mit dem Team noch keinen Plan weiter gemacht. Was ich gerne noch machen würde, wäre die Weltmeisterschaft in Zürich zu fahren, wenn es die Form zulässt. Ich hab auch schon mit Bundestrainer André Greipel gesprochen. Mal sehen, wie ich mich in den nächsten zwei Wochen fühle, wie die Deutschland Tour läuft. Dann kann man schon etwas realistischer sagen, ob es Sinn macht.

So wie hier an der Spitze des Hauptfeldes konnte sich Simon Geschke bei seiner letzten Tour de France nur noch selten in Szene setzen. | Foto: Cor Vos

Hast Du noch den Ehrgeiz, in den letzten Monaten Ergebnisse einzufahren oder ist nach zwei harten Grand Tours vielleicht doch die Luft raus?

Wenn die Form nochmal kommt, dann würde ich im letzten Saisondrittel schon gerne nochmal etwas zeigen. Den Ehrgeiz, bis zum Schluss Profi zu sein und nochmal gute Rennen zu fahren, habe ich auf jeden Fall.

Wird es ein Abschiedsrennen für dich geben?

Nein, sicher nicht. Meine Frau ist im sechsten Monat schwanger. Termin ist im November, von daher bleibt wenig Zeit, so etwas zu organisieren. Und wenn man es macht, dann soll es ja auch cool werden. Von daher: Keine Chance, aber das muss für mich auch nicht unbedingt sein. Ich würde als allerletztes Rennen aber gerne den Münsterland Giro fahren. Es wäre schön, sich in Deutschland zu verabschieden, auch wenn das Rennen für mich nie ein Highlight war und ich da auch gar nicht oft gefahren bin, weil es ja doch immer einen Sprint gab. Aber jetzt wäre es ein schöner Abschluss.

Und danach? Du willst gerne im Radsport bleiben. Gibt es da schon etwas Konkretes?

Für die Zeit nach der Profilaufbahn gibt es noch keine genauen Pläne, aber ich würde gerne im Sport bleiben, das ist richtig. Was ich schon weiß ist, dass ich mich nicht als Sportlichen Leiter sehe, weil ich einfach mehr zu Hause sein will. Mal gucken, was es da dann für Möglichkeiten gibt. Erstmal will ich dann für eine Weile auch gar nichts machen, etwas Abstand gewinnen, zu Hause bleiben, eine neue Routine finden. Aber der Radsport ist so etwas wie meine Familie, da würde ich gerne weiter tätig bleiben. Da fühle ich mich wohl, das habe ich die Expertise, die Kontakte. Welche Funktion es dann werden könnte, ob Profibereich oder doch etwas anderes, muss ich entscheiden, wenn die Zeit so weit ist.

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