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23.06.2023 | (rsn) – Bergspezialist Moritz Kretschy (rad-net Oßwald) hat sich in einem packenden Duell gegen Sprint-Ass Tim Torn Teutenberg (Leopard TOGT) bei der Straßen-DM im Schwarzwald den Meistertitel im Zeitfahren der Klasse U23 gesichert. Drei Sekunden trennten die beiden, die ihre Stärken eigentlich in anderen Disziplinen haben, am Ende des 32,2 Kilometer langen Rennens, das von Donaueschingen nach Bad Dürrheim führte. Bronze ging an Ole Theiler (Lotto – Kern Haus).
Sowohl Kretschy als auch Teutenberg hatten sich die Top Fünf zum Ziel gesetzt, konnten mit einem guten Pacing-Plan aber die Konkurrenz hinter sich lassen. “Mit dem Sieg hätte ich nicht gerechnet, vielleicht habe ich mit einer Medaille geliebäugelt. Dass ich ganz oben stehe, ist für mich schon eine große Überraschung“, sagte Kretschy nach dem Rennen zu radsport-news.com.
Für seinen Sportlichen Leiter Ralf Grabsch war der Titelgewinn seines Schützlings indes nicht völlig unerwartet gekommen. “Ich war mir im Vorfeld aufgrund seiner Werte, die er abgerufen hat und auch nach dem Prolog bei der U23-Friedensfahrt sicher, dass er im Zeitfahren super fahren wird“, sagte Grabsch zu radsport-news.com.
Und sein Gefühl sollte Grabsch nicht trügen. Dazu sei die Fahrt eine einzige Augenweide gewesen. “Kretschy hatte eine optimale Position auf dem Rad, hat nur mit den Beinen gearbeitet“, gab Grabsch seinem Schützling auch eine sehr gute B-Note.
Während des Rennens wollte Kretschy keine Zwischenzeiten wissen, entsprechend wusste er nicht, wie knapp es im Duell mit Teutenberg zuging. Bei der letzten Messpunkt nach 23 Kilometern waren die beiden noch zeitgleich. “Ich hatte ein gutes Gefühl, weil ich meinen Vordermann eingeholt hatte, aber wegen der Zeiten wusste ich nicht Bescheid. Auf den letzten zwei Kilometern habe ich aber noch mal alles in die Waagschale geworfen“, so Kretschy, dessen Plan vorsah, am Anfang im Rückenwindsektor nicht zu überpacen, um dann bei Gegen- und Seitenwind noch nachlegen zu können.
Wie abgemacht gab der Sportliche Leiter Grabsch seinem Schützling den Zwischenstand nicht durch – “Zuspruch ist schön, aber keine Zeiten, das bringt einen nur durcheinander. Ich habe auf meinen Körper gehört und Ralf hat mir gut zugesprochen“, so der 21-Jährige, der für die weitere Saison noch Starts bei der Straßen-WM und der Tour de l`Avenir anpeilt.
Taktisch war es Teutenberg ähnlich wie Kretschy angegangen. “Ich hatte schon geplant, es am Anfang etwas lockerer angehen zu lassen und dann ab der 1. Zwischenzeit anzufangen, etwas aufzudrehen“, so Teutenberg, der sich von Position 15 an der ersten Zeitmessung bis auf Platz 1 bei dem dritten Messpunkt vorarbeiten konnte, zu radsport-news.com.
Auf die Frage, ob er zwischen Zwischenzeit zwei und drei möglicherweise etwas überzogen haben könnte, entgegnete der Sprinter: “Mein Plan hat ganz gut funktioniert. Ich habe ihn bis zum Ziel durchgezogen und bin nicht eingegangen. Kretschy war dann einfach stärker“, zeigte sich Teutenberg als fairer Sportsmann.
Dennoch wurmte ihn der knappe Rückstand etwas. “Ärgerlich, dass es nur drei Sekunden waren. Da denkt man sich schon: Die wären irgendwo auch noch dringewesen“, so Teutenberg, der aber anfügte. “Auch der zweite Platz ist für mich sehr gut, da Zeitfahren nicht meine Paradedisziplin ist.“
Theiler, der dritte Mann auf dem Podium, der 25 Sekunden Rückstand auf Kretschy aufwies, gab zu, dass er am Anfang noch im Pacing-Plan war, “aber hinten raus tat es schon unglaublich weh. Ich bin aber zufrieden“, sagte er auf der Pressekonferenz.
Auch Teamchef Florian Monreal war mit dem Abschneiden seines Schützlings happy, war es für Lotto – Kern Haus die erste Medaille bei einer U23-Zeitfahr-DM in Deutschland seit sechs Jahren. Dazu war Mathieu Kockelmann vor zwei Tagen in Luxemburg U23-Meister im Zeitfahren geworden.
“Bisher eine gute Woche für uns. Wir haben Grund zu feiern“, befand Monreal gegenüber radsport-news.com. Er gab zu, dass man einstweilen sogar mit Gold geliebäugelt habe, da Theiler bei der letzten Zwischenzeit nur eine Sekunde hinter der Bestzeit gelegen hatte. “Wir haben aber schon damit gerechnet, dass Ole auf der letzten technischen Abfahrt etwas an Zeit verlieren könnte und leider ist er hintenraus auch ein bisschen eingegangen. Aber wir sind mit Platz drei sehr zufrieden.
Für Mitfavorit Hannes Wilksch (Tudor U23), zuletzt noch starker Gesamtdritter beim Giro Next Gen (2.2u), blieb hingegen nur der undankbare vierte Platz, nachdem er zur Halbzeit des Rennens geführt hatte. 37 Sekunden fehlten ihm auf Kretschy, zwölf auf das Podium. “Mir hat absolut die Frische gefehlt“, gestand Wilksch gegenüber radsport-news.com.
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