Bötticher muss sich nur Lavreysen geschlagen geben

Hinze ist die Sprint-Queen der Track Champions League

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Hinze ist die Sprint-Queen der Track Champions League"
Emma Hinze feiert ihren Sieg in London. | Foto: Cor Vos

05.12.2021  |  (rsn) - Emma Hinze hat die UCI Track Champions League gewonnen und dabei ihre Freundin Lea Sophie Friedrich bezwungen. Doch auch wenn es in den vergangenen Wochen bis zum Finale in London immer mehr auf das Duell der beiden Deutschen hinauslief, so war im Gesamtkontext vor allem wichtig, was sie gemeinsam geschafft haben: Die Ausnahmestellung der deutschen Sprinterinnen zu untermauern.

Am Ende ging es tatsächlich nur noch darum, die Teamkollegin in Schach zu halten. Das Freundinnen-Duell von Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich spitzte sich am Samstagabend zum Abschluss der UCI Track Champions League auf das letzte Keirin-Finale zu, wo dann sogar der mögliche Rennsieg nebensächlich wurde. Wichtig war nur die direkte Konkurrenz: Die 21-jährige Friedrich hätte ihre drei Jahre ältere Teamkollegin noch entthronen können. Und so hatte Hinze ihre Freundin immer im Auge, anstatt auf die internationalen Gegnerinnen an der Spitze des Laufes zu schielen. Bloß nicht riskieren, dass Friedrich ihr noch Punkte abnimmt.

Nur als Vierte überquerte die Dominatorin der Sprint League daher den Zielstrich, doch das war egal: Sie jubelte erleichtert über den Gesamtsieg. "Ich bin wirklich stolz, dass ich das Trikot mit nach Hause nehmen kann, weil es heute wirklich eng war und ich nicht wusste, wie das letzte Rennen laufen würde und wie viel Kraft ich noch in meinem Körper würde finden können. Ich bin wirklich, wirklich müde", sagte die frischgebackene Champions-League-Siegerin und fügte an: "Ich glaube es war heute härter als bei den Olympischen Spielen, weil es zwei Renntage mit so intensiven Rennen hintereinander waren."

Spannender und erfolgreicher Schlusstag auch für Bötticher

Hart war der Schlusstag auch für Stefan Bötticher - und kaum weniger erfolgreich. Der 29-Jährige feierte den dritten Keirin-Sieg im vierten Event und musste sich auch im letzten Sprint der Saison nur hauchdünn Überflieger Harrie Lavreysen geschlagen geben, hinter dem er auch in der Endabrechnung Rang zwei belegte.

Fast mehr noch als für Hinze und Friedrich waren seine Leistungen der letzten Wochen eine Motivationsspritze und ein Booster für das Selbstbewusstsein des Sprint-Weltmeisters von 2013, der in den letzten Jahren etwas den Anschluss an die vorderste Weltspitze verloren hatte, jetzt aber wieder auf Tuchfühlung zu sein scheint.

Helfen konnte ihm dabei auch Maximilian Levy an seinem letzten Abend im internationalen Profi-Zirkus nochmal:. Der Routinier, der nun seine Karriere beendet, gab Bötticher im Keirin-Finale, wie schon am Freitag, erneut durch hohes Tempo die nötige Schützenhilfe und bereitete ihm so den Weg zum Sieg.

Doe geschlagene Friedrich war Hinzes erste Gratulantin

Während Bötticher drei von vier Keirins gewann, entschied Hinze an allen vier Champions-League-Abenden die Sprint-Turniere für sich und belegte auf Mallorca und in Litauen auch jeweils Rang zwei im Keirin. Einzig der Sturz in der ersten Runde im Keirin von London am Freitagabend durchbrach ihre Dominanz und machte die Sprint League unverhofft doch nochmal richtig spannend.

So lief es am Samstag auf das Duell mit Friedrich hinaus, die dann aber im Sprint-Halbfinale ausschied und dort schon vorentscheidend Federn ließ. Im Keirin-Finale hatte Dreifach-Weltmeisterin nichts mehr zuzusetzen und so wurde aus der größten Kontrahentin direkt nach der Zieldurchfahrt für Hinze sofort wieder die beste Freundin im Fahrerinnenfeld - und damit auch die erste und vor allem herzlichste Gratulantin der Champions-League-Sprintqueen.

"Natürlich war es mein Ziel, hier zu gewinnen. Aber ich wusste nicht, was ich erwarten könnte, weil ich das hier noch nie gemacht habe. Ich wusste nur, dass es hart werden würde. Aber ich habe versucht, nie über die Gesamtwertung nachzudenken, sondern nur von Lauf zu Lauf zu schauen", erklärte Hinze, der die Anstrengung im Innenraum des Velodroms nach dem Keirin-Finale deutlich anzusehen war, als sie mit übersäuernden Beinen durch die Arena humpelte.

Als sie einige Minuten später mit der riesigen Champions-League-Trophäe bei der Siegerehrung stand, wirkte die Frau, die von vorneherein als Botschafterin der Liga aufgetreten war und als Favoritin galt, überwältigt und fast ungläubig. Auch dort fiel ihr als erstes wieder ihre ärgste Rivalin um den Hals: Friedrich.

Tokio ist vergessen, Paris kann kommen

Das deutsche Duo, das gemeinsam mit der in den letzten Wochen beim Bundeswehr-Lehrgang weilenden anstatt über die Bahn rasenden Pauline Grabosch üblicherweise ein Trio bildet, hat die Premiere der UCI Track Champions League genutzt, um seine Ausnahmestellung in der Weltspitze nochmal zu unterstreichen, nachdem schon die Weltmeisterschaften von Roubaix mit vier Goldmedaillen in vier Disziplinen abgeschlossen wurden.

Spätestens jetzt kann das Abschneiden von Tokio vergessen und voller Optimismus in Richtung Paris 2024 geblickt werden. Denn in der Champions League hatten die jungen deutschen Sprinterinnen auch die Olympiasiegerinnen Kelsey Mitchell (Sprint) aus Kanada und Shanne Braspenninckx (Keirin) aus der Niederlande regelmäßig im Griff.

Scheint nur wichtig, dass auch das gute Verhältnis untereinander gewahrt wird, um sich künftig nicht gegenseitig Kraft zu rauben, sondern weiter auch gemeinsam im Teamsprint Titel sammeln zu können.

Ausschließlich gegeneinander gefahren wird dann wieder im kommenden Herbst in der zweiten Saison der UCI Track Champions League. Und auch wenn das Freundinnen-Duell diesmal an die komplettere und taktisch nahezu perfekt fahrende Hinze ging, 2022 wird die drei Jahre jüngere Friedrich sie wieder herausfordern.

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

17.04.2024Highlight-Video des 27. Flèche Wallonne Femmes

(rsn) – Nach einem dritten (2017) und einem zweiten Platz (2021) hat Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) erstmals in ihrer Karriere den Flèche Wallonne Femmes gewonnen. Bei der 27. Ausgabe des Arden

17.04.2024Nach fast fünf Jahren bricht Niewiadoma an der ´Mur´ den Bann

(rsn) – Fast fünf Jahre musste Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) auf den 19. Sieg ihrer Profikarriere warten. Bei der 27. Ausgabe des Flèche Wallonne Femmes war es soweit. Nach 146 Kilometern mit

17.04.2024Ludwig: “Vielleicht wird der Wind einer Gruppe in die Karten spielen“

(rsn) – Erstmals in der Geschichte des Flèche Wallonne starten die Frauen nach den Männern. Auf den 146 Kilometern rund um Huy müssen sieben kategorisierte Anstiege bewältigt werden, die berühm

16.04.2024Es gilt nur eins: Wer erklimmt die Mur de Huy am schnellsten?

(rsn) – Sieben Mal Anna van der Breggen, fünf Mal Marianne Vos, fünf Mal Alejandro Valverde und drei Mal Julian Alaphilippe: Kein Rennen wurde in den letzten 20 Jahren so oft von denselben Fahreri

16.04.2024Eine Mur mehr als bisher: Strecken des Flèche Wallonne im Detail

(rsn) – Wenn am Mittwoch zum 30. Mal in Charleroi der Flèche Wallonne der Männer beginnt, gibt es ein Novum: Bei der 88. Austragung des ´Wallonischen Pfeils´ wird die Mur de Huy erstmals vier Ma

16.04.2024Shackley muss ihre Karriere mit nur 22 Jahren beenden

(rsn) – Anna Shackley (SD Worx – Protime) muss ihre Profikarriere im Alter von nur 22 Jahren beenden. Die Britin, die im vergangenen Jahr in der U23 EM-Zweite und WM-Dritte sowie Zweite der Tour d

14.04.2024Fast wie bei der Tour? Bauernfeind prägt Amstel als Ausreißerin

(rsn) – Lediglich drei Deutsche standen am Sonntag beim Amstel Gold Race der Frauen am Start. Eine davon aber prägte das um 56 auf 101,4 Kilometer verkürzte und zweigeteilte Rennen durch die Hüge

14.04.2024Motorrad-Polizist bricht sich bei schwerem Amstel-Unfall fünf Rippen

(rsn) – Der Polizist, der im Rahmen des Amstel Gold Race der Frauen beim Vorausfahren vor dem Peloton zur Streckensicherung mit einem wendenden Auto kollidiert ist und dabei schwer stürzte, ist ver

14.04.2024Wiebes jubelt, aber Vos gewinnt ihr zweites Amstel Gold Race

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat zum zweiten Mal nach 2021 beim Amstel Gold Race (1.WWT) triumphiert und ihrer Landsfrau Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) kurz vor der Ziellinie n

14.04.2024Amstel der Frauen wegen Verkehrsunfall um 56 km verkürzt

(rsn) – Das Amstel Gold Race der Frauen ist durch einen Unfall außerhalb des Rennens um rund 56 auf 101 Kilometer verkürzt worden. Nach Informationen von radsport-news.com ist ein Polizei-Motorrad

Weitere Radsportnachrichten

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

18.04.2024Trotz wenig Schlaf: Benoot holt ein “exzellentes Ergebnis“

(rsn) – Vor dem Start des 88. Flèche Wallonne in Charleroi hatte Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) noch mehr über die Geburt von Töchterchen Loes gesprochen, die am Abend zuvor zur Welt gekom

18.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Lopez: “Einer der härtesten Tage meines Lebens“

(rsn) – Die 3. Etappe der Tour of the Alps 2024 wird den Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Zwar hatte der 124,8 Kilometer lange Abschnitt rund um Schwaz in Tirol nur wenig an Spektakel zu bie

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)