Diese Talente sollte man sich merken

Nicht nur die Johannessens glänzten bei der Tour de l´Avenir

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Nicht nur die Johannessens glänzten bei der Tour de l´Avenir"
Tobias Halland Johannessen (Uno-X Development) bei der Sazka Tour | Foto: Cor Vos

23.08.2021  |  (rsn) – Die Tour de l‘ Avenir ist das Schaufenster für Radsporttalente. Weil der Parcours zudem sehr anspruchsvoll ist, wird die neuntägige Rundfahrt auch die “Tour de France der U23“ genannt. Am Sonntag endete die 57. Edition mit dem Gesamtsieg des Norwegers Tobias Halland Johannessen, der wie sein Bruder vom Uno-X-Development-Team zur Profimannschaft aufsteigen wird. Weitere sieben Talente aus den Top 10 der Gesamtwertung haben ebenfalls bereits einen Profivertrag für 2022 in der Tasche.

Sie folgenden der Karriereleiter von Bauke Mollema (Trek – Segafredo), Nairo Quintana (Arkea – Samsic), Esteban Chaves (BikeExchange), Miguel Angel Lopez, Marc Soler (beide Movistar), David Gaudu (Groupama – FDJ), Egan Bernal (Ineos Grenadiers), Tadej Pogacar (UAE Emirates), die alle die Tour de l’Avenir in den letzten 15 Jahren gewonnen haben.

Auch Johannessen will nach ganz oben. “Die Tour de France zu gewinnen ist in der Zukunft sicher ein Ziel, erst einmal sehe ich aber alles von Tag zu Tag“, ließ sich der 22-Jährige eine Etappe vor seinem Gesamtsieg entlocken. Nach zwei Tagessiegen und mehr als zwei Minuten Vorsprung im Klassement sah er am Samstag bereits aus wie der sichere Gesamtsieger. Nur 24 Stunden später aber konnte er, nachdem er lediglich sieben Sekunden ins Ziel gerettet hatte, sein Glück kaum fassen.

Flachetappen zu Beginn

Aber auch andere Nachwuchsfahrer machten auf sich aufmerksam. Nachdem Uno-X-Profi Sören Wærenskjold den Prolog und den Sprint der 1. Etappe dominierte, drehten die Niederländer auf. Sie gewannen das Mannschaftszeitfahren am dritten Tag der Rundfahrt, wodurch Mick van Dijke das Führungstrikot übernahm. Der 21-Jährige, der bereits einen Vertrag bei der WorldTour-Formation seines jetzigen Arbeitgebers Jumbo – Visma Development unterschrieben hat, verteidigte das Gelbe Trikot bis zur 7. Etappe. Sein Teamkollege Marijn van den Berg vom Groupama–FDJ-Nachwuchsteam entschied die 3. Etappe am Schlusshügel für sich. Zwei Tage später sicherte er sich seinen zweiten Etappensieg im Sprint eines dezimierten Feldes. Auf der Ziellinie rief er mit einem fiktiven Fingertelefon Teamchef Marc Madiot an, denn der Niederländer hat trotz ausgezeichneter Leistungen dieses Jahr bis dato noch keinen Profivertrag erhalten. Unterbrochen wurde die Siegesserie Oranjes nur durch den Sprintsieg Ethan Vernons (4. Etappe/Großbritannien).

Machtübernahme der Halland Johannessens

Am siebten Tag ging es zum ersten Mal in die Berge. Den Sprint der 21 verbliebenen Fahrer entschied Anders Halland Johannessen vor seinem Zwillingsbruder Tobias für sich. Mick van Dijke, der mit Tim ebenfalls einen talentierten Zwillingsbruder hat, verteidigte als Vierter ein letztes Mal die Führung. Auf der 7. Etappe nahm Tobias Halland Johannessen dem Niederländer bei der Bergankunft am Grand Colombier nicht nur das Gelbe Trikot, sondern seinem ersten Verfolger, dem Bardiani-Profi Filippo Zana (Italien), auch 1:08 Minuten ab. Einen Tag später gewann der Gesamtführende auch die dritte Bergetappe. Dieses Mal war er im Sprint eine Sekunde schneller als der Ineos-Profi Carlos Rodriguez (Spanien) und Zana. Vierter wurde mit Gijs Leemreize (Niederlande), der normalerweise für Jumbo – Visma fährt, ein weiterer Profi.

Das große Herzschlagfinale

Vor der Abschlussetappe schienen die Kräfteverhältnisse deutlich zu sein. Halland Johannessen dachte in seinem Interview bereits an zukünftige Austragungen der Tour de France. Aber Rodriguez hatte den Gesamtsieg noch nicht abgeschrieben. Der 20-Jährige glänzte in seiner ersten Profisaison mit tollen Leistungen, von denen der vierte Gesamtrang bei der Andalusien-Rundfahrt das beste Ergebnis darstellte. Dementsprechend mit Selbstvertrauen ausgestattet,  probierte er es mit einer Attacke am Col de l’Iseran, mehr als 70 Kilometer vor dem Ziel. Halland Johannessen konnte dem späteren Tagessieger nicht folgen und geriet in ernsthafte Schwierigkeiten. “Ich war unheimlich kaputt im letzten Anstieg. Es war wirklich wichtig, dass mein Bruder mich noch unterstützen konnte. Ich war noch nie so kaputt“, gab er im Ziel zu, nachdem er die Rundfahrt mit sieben Sekunden vor Rodriguez für sich entschieden hatte.

Die Ausfälle

Rodriguez nutzte die Chance, die ihm die Tour de l'Avenir bot, denn er war nicht als Kapitän der Spanier vorgesehen gewesen. Auf der Iberischen Halbinsel reifen gerade viele gute Fahrer heran. Neben dem Gesamtzweiten und Astana-Profi Javier Romo ist vor allem Juan Ayuso zu nennen. Das 18-jährige Supertalent dominierte dieses Jahr den Giro Ciclistico d’Italia. Kurz darauf wurde er Profi bei UAE Emirates, wo er als Zweiter der Prueba Villafranca auch direkt zu überzeugen wusste. Bei der Tour de l’Avenir startete er als Topfavorit. Wie sein Teamkollege Romo musste er allerdings auch verletzungsbedingt nach einem Sturz auf der 3. Etappe aufgeben. Das gleiche Schicksal ereilte auch weitere interessante Fahrer, wie Kim Heiduk (Deutschland), Wærenskjold, Santiago Umba (Kolumbien) und Henri Vandenabeele (Belgien).

Die deutschsprachigen Fahrer

Das deutsche Team konnte die hohen Erwartungen insgesamt nicht einlösen. Heiduk, der als Kapitän für die flachen und hügligen Etappen eingeplant war, fiel früh verletzt aus. Florian Lipowitz, der einer der besten Kletterer der U23-Klasse ist, konnte sich auf keiner Etappe unter den besten 10 platzieren. Er wurde im Klassement als 14. bester Deutscher. Zwei Positionen dahinter findet sich Georg Steinhauser wieder. Der 19-Jährige glänzte auf der letzten Etappe als Zweiter hinter Rodriguez und deutete damit an, was in ihm steckt. Als 17. der Gesamtwertung rundete Michel Hessmann, der bereits einen Profi-Vertrag bei Jumbo – Visma unterschrieben hat, das deutsche Ergebnis ab. Im Prolog wurde der 20-Jährige Siebter.

Besser als für die Männer des BDR lief es für die Österreicher. Martin Messner, der bisher international nur als Elfter der von Zana gewonnenen Friedensfahrt auffiel, erzielte überraschend das beste österreichische Gesamtergebnis bei der Tour de l’Avenir seit dem dritten Platz von Patrick Konrad 2013. Auf der letzten Etappe verbuchte der 21-Jährige als Achter sein einziges Top-10-Resultat. Dadurch schob er sich noch vom zehnten auf den sechsten Platz nach vorn.

Weitere Radsportnachrichten

13.10.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

13.10.2025Balsamo als Topfavoritin nach China

(rsn) – Die Tour of Chongming Island (2.WWT) bildet den Abschluss der Women’s WorldTour 2025. Drei Tage lang findet das Rennen auf der zweitgrößten chinesischen Insel vor den Toren Shanghais st

13.10.2025Nicolas Vinokurov verlängert bei XDS - Astana

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

13.10.2025Saisonfinale im Fernost: Sprint-Chancen und ein “Scharfrichter“

(rsn) – Die Tour of Guangxi bildet vom 14. bis 19. Oktober das Saisonfinale der UCI WorldTour 2025. Auf den sechs Etappen der chinesischen Rundfahrt werden 1019,9 Kilometer zwischen Fangchenggang un

13.10.2025Seltene Niederlage: Pogacar verliert gegen Amateur

(rsn) – Tadej Pogacar hat am Sonntag eine seltene Niederlage einstecken müssen – und das ausgerechnet bei seiner eigenen Veranstaltung. Bei der "Pogi Challenge" in Slowenien musste sich

13.10.2025Tour of Chongming Island im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(ran) - Bereits seit 2007 steht die Tour of Chongming Island im Rennkalender der Frauen und zählt seit 2016 zur Women´s World Tour. Die Rundfahrt führt über drei Etappen und kam zumeist den Sprin

13.10.2025Grande Partenza 2026 in Bulgarien

(rsn) – Der Giro d’Italia 2026 wird in Bulgarien beginnen. Dies bestätigte der Präsident der Organisation RCS Urbano Cairo beim Festival dello Sport in Trentino. Das bedeutet, dass die Italien-

13.10.2025Tour of Guangxi im Rückblick: Die ersten neun Jahre

(rsn) - Die erstmals 2017 ausgetragene Tour of Guangxi ist seitdem das letzte WorldTour-Rennen der Saison. Die sechstägige Rundfahrt wird in der autonomen Region Guangxi im Süden Chinas ausgetragen

12.10.2025Biesterbos überrascht bei der Gravel-WM

(rsn) - Nicht zum ersten Mal in dieser Saison bringt ein Fahrer eines Teams außerhalb der WorldTour die Profis der Topliga des Radsports beim Kampf um einen Meistertitel ins Schwitzen. Nachdem in Ita

12.10.2025“Im Finale waren wir vielleicht ein bisschen dumm“

(rsn) – Bis eine Minute vor der endgültigen Entscheidung von Paris-Tours (1.UWT) hatte die Grande Nation noch fest daran glauben können, dass nach dem Vorjahressieg von Christoph Laporte (Visma â

12.10.2025Philipsen: “Mit diesen Jungs auf dem Podium zu sein, ist ein Privileg“

(rsn) – Matteo Trentin (Tudor) hat die 119. Auflage von Paris–Tours (1.Pro) im Sprint einer sechsköpfigen Spitzengruppe gewonnen und damit seinen dritten Sieg beim französischen Herbstklassiker

12.10.2025Trentin gewinnt auch die zweite Version von Paris-Tours

(rsn) – Matteo Trentin (Tudor) hat mit Paris-Tours (1.Pro) den letzten großen Herbstklassiker auf europäischer Bühne im Zielsprint einer Sechsergruppe für sich entschieden. Das traditionsreiche

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Gree-Tour of Guangxi (2.UWT, CHN)
  • Radrennen Männer

  • Tour of Holland (2.1, NED)