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16.11.2020 | (rsn) – Aus einer verkorksten Saison das Beste rausholen. Dieses Motto passt in diesem Jahr sehr gut zu Felix Ritzinger (WSA KTM Graz). Allerdings waren dafür weniger sportlichen Gründe verantwortlich, sondern die Corona-Pandemie, die ihn dazu zwang, seine Vorbereitung immer wieder abzuändern.
"Begonnen hat die Saison ja mit einem sehr unverhofften Ende", nahm es der 23-jährige Wiener mit Humor. Denn kaum absolvierte er gemeinsam mit seinem Team WSA KTM Graz auf Istrien den klassischen Frühjahrsauftakt der österreichischen Kontinental-Mannschaften, ging es wegen des ersten Corona-Lockdowns schon in die Pause.
"Ich war heiß auf die Frühjahresrennen in Kroatien, dann kam vor der Istrian Spring Trophy die Absage und wir mussten unverrichteter Dinge die Heimreise antreten. Im Lockdown habe ich dann gut trainiert, verlor aber ein wenig Substanz im frühen Sommer, wo ich viel Zeit in meine universitäre Ausbildung investiert habe", berichtete Ritzinger.
Anstatt langer Straßenrennen warteten plötzlich digitale Zwift- und später Zeitfahrwettbewerbe auf ihn. Als in Österreich das Training auf der Straße teilweise untersagt war, organisierte der Nationale Verband eine eigene Rennserie online. Diese beendete Ritzinger als Dritter, bis zum Finalrennen lag er in der Gesamtwertung noch an der Spitze. Doch die Streichergebnisse entschieden dann zu Gunsten des Ruderers Rainer Kepplinger.
Bronzeränge begleiteten den Wiener auch durch die restliche Saison. In der Austrian Time Trial Series - aufgrund der Corona-Bestimmungen wurden anstatt der Massenstartrennen Zeitfahren als Bundesliga organisiert - landete er hinter seinem Teamkollegen Daniel Auer und dem Salzburger Johannes Hirschbichler (Union Raffeisen Radteam Tirol) ebenfalls auf dem dritten Rang der Schlusswertung.
ÖM-Bronze als Ticket für Imola
Nochmals Bronze gab es bei den Nationalen Zeitfahrbewerben, die 2020 im Burgenland ausgetragen wurden. 27 Sekunden hinter dem früheren Stundenweltrekordler Matthias Brändle (Israel Start-Up Nation) und 16 Sekunden hinter Patrick Gamper (Bora – hansgrohe) wurde Ritzinger in Lutzmannsburg im 28,5 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr Dritter: "Ich war sehr froh, dass es für das Podium gereicht hat. Es war das erklärte Saisonziel von mir und ich wollte dort gut abschneiden."
Tags darauf holte er mit seiner Mannschaft zum großen Schlag aus. Mit einer cleveren Renntaktik bezwangen die WSA-Fahrer die anwesenden Auslandsprofis und holten mit Valentin Götzinger das Meistertrikot in die Steiermark. Der erst 19-jährige Götzinger wurde damit Österreichs jüngster Champion in der Geschichte. "Es war riesig, mit Valentin den Titel zu holen", erinnerte sich Ritzinger stolz.
Sein Podiumsrang bei den Nationalen Titelkämpfen brachten dem früheren Mountainbike-Europameister im Nachwuchs dann sogar einen Startplatz bei den Weltmeisterschaften in Imola ein. Dort belegte der Debütant im Trikot der österreichischen Nationalmannschaft Rang 46 des Straßenrennens. "Der Start war sicher die Kirsche auf der Torte, wenn ich die Saison betrachte", so Ritzinger, der dann im Oktober seine Serie der dritten Plätze bei den nationalen Bahnmeisterschaften fortsetzte und sowohl im Punkterennen als auch im Omnium die Bronzemedaille gewann. Zusätzlich gab es Silber im Scratch sowie Titelgewinne im Madison mit Götzinger und in der Einerverfolgung.
Zweiter WM-Einsatz zu Jahresende
Im Dezember wartet noch ein internationaler Wettkampf auf den vielseitigen Wiener. Gemeinsam mit dem Steirer Moran Vermeulen (Felbermayr Simplon Wels) wird Ritzinger Österreich bei den ersten eSport-Weltmeisterschaften des Weltradsportverbandes UCI vertreten. “Das wird eine neue Erfahrung für fast alle, die dort starten und nicht nur auf Zwift unterwegs sind. Ich denke, da werden sich einige Straßenfahrer sehr wundern", blickte er auf die erstmals ausgetragene WM voraus, die auf der Rolle stattfindet.
Ritzinger wird 2021 wird auch in den Farben von WSA KTM Graz antreten und gemeinsam mit Auer und Götzinger einen der besten Sprinterzüge Österreichs bilden. Weiterhin ist sein Fokus allerdings auch auf das Zeitfahren gerichtet. "Ich will vor allem an der Aerodynamik arbeiten und habe mir auch schon neues Material besorgt. Deshalb wird mein Schwerpunkt sehr darauf liegen und ich werde daher im Winter auch viel auf der Wiener Bahn trainieren", sagte Ritzinger, der im nächsten Jahr den heimischen Zeitfahrspezialisten aus der WorldTour noch näher kommen will: "Watt habe ich ja genug dafür und 27 Sekunden ist keine unlösbare Aufgabe für 2021."
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