Analyse zur 75. Vuelta a Espana

Roglic und Ackermann können mit gutem Gefühl in den Urlaub

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Das Podium der 75. Vuelta a Espana, v.l.: Richard Carapaz (Ineos Grenadiers), Primoz Roglic (Jumbo - Visma), Hugh Carthy (EF) | Foto: Cor Vos

09.11.2020  |  (rsn) - Wie schon die Tour de France und der Giro d`Italia war auch bei der Vuelta a Espana der Kampf um den Gesamtsieg bis zum Schlusswochenende voller Spannung. Wir ziehen nach den 18 Etappen Bilanz und fassen die wichtigsten Erkenntnisse zur letzten Grand Tour des Jahres zusammen.

Roglic rehabilitiert sich
Primoz Roglic (Jumbo - Visma) hat sich mit seiner Titelverteidigung bei der Vuelta a Espana für die bittere Niederlange bei der Tour de France entschädigt. Dieser späte Triumph könnte gleich mehrere Tour-Wunden geheilt haben. Roglic hielt diesmal dem Druck und der Konkurrenz stand und ließ sich am vorletzten Tag das Führungstrikot nicht mehr abnehmen. Zwar hatte der Slowene auch am Alto de la Covatilla zu kämpfen und büßte Sekunde um Sekunde auf seinen Rivalen Richard Carapaz (Ineos Grenadiers) ein. Allerdings brach er nicht wie bei der Tour ein, sondern rettete stattdessen das Rote Trikot. 

Weitere Zuversicht gegeben haben müsste ihm seine Vorstellung im Zeitfahren. Auf einer ähnlichen Strecke wie bei der Tour de France, wo ihm der entfesselt fahrende Tadej Pogacar das Gelbe Trikot noch entriss, wurde er seiner Favoritenrolle gerecht und fuhr sich 49 Sekunden Vorsprung auf Carapaz heraus. Ohne dieses Polster hätte Roglic im Schlussklassement nur Rang zwei belegt. Übrigens: Bei allen drei Grand Tours erkämpften sich die Gesamtsieger im Kampf gegen die Uhr den entscheidenden Vorsprung.

Generationswechsel bei Ineos wird weiter vorangetrieben
Während der 31-jährige Roglic bei Jumbo - Visma seine Kapitänsrolle festigte, setzt sich beim Team Ineos Grenadiers der Generationswechsel weiter fort. Für die Tour de France ist der 23 Jahre alte Egan Bernal der Kapitän, auch wenn in diesem Jahr sein Rücken streikte. Beim Giro d`Italia holte sich der 25-jährige Tao Geoghegan Hart nach dem frühen Sturz-Aus von Geraint Thomas sensationell den Gesamtsieg. Bei der Vuelta a Espana schließlich fiel Chris Froome früh  aussichtlos zurück und arbeitete in der Folge für den 27-jährigen Carapaz, dem am Ende nur wenige Sekunden zum Gesamtsieg fehlten. Froome dagegen 3:30 Stunden hinter Roglic Rang 98 - so viel Rückstand hatte sich der viermalige Tour-Sieger nie zuvor bei einer großen Rundfahrt eingehandelt.

Carthy gelingt der Durchbruch, Daniel Martin die Wiederauferstehung
Während man mit Roglic und Carapaz auf dem Vuelta-Podium rechnen konnte,  war dort Hugh Carthy (EF Pro Cycling) die große Überraschung. Mit viel Vorschusslorbeeren zu den Profis gewechselt, blieb der Brite lange Zeit hinter den Erwartungen zurück. In seiner sechsten Profisaison gelang dem 26-Jährigen bei seiner siebten Grand Tour der Durchbruch und sein EF-Team kann neben den starken Südamerikanern in den großen Rundfahrten eine weitere Trumpfkarte spielen.

Auch mit dem Gesamtvierten Daniel Martin (Israel Start-Up Nation) konnte man nicht unbedingt rechnen. Der Ire kam aber diesmal ohne größere Probleme durch die Rundfahrt und belohnte sich sogar mit einem Etappensieg. Stark war vor allem die erste Woche mit gleich vier Podiumsplatzierungen, am Ende schwächelte der 34-Jährige etwas, doch es reichte immer noch für das beste Grand-Tour-Ergebnis seiner Karriere. Bei Israel Start-Up Nation wird man sich nun vielleicht die Frage stellen, ob Neuzugang Froome das alleinige Ass in den großen Rundfahrten sein wird oder ob Martin nicht zumindest die Jokerrolle wird übernehmen können.

Großschartner kann Grand Tours, wichtiger Ackermann-Sieg in Madrid
Neue Erkenntnisse gewann auch Felix Großschartner. Der Österreicher von Bora - hansgrohe war bisher vor allem bei den einwöchigen Rundfahrten ein Garant für Spitzenplatzierungen, nun zeigte er bei der Vuelta, dass er auch über drei Wochen konstant Spitzenleistungen erbringen kann. Bora - hansgrohe verfügt also über eine weitere Option für die großen Landesrundfahrten.

Ein positives Fazit konnte auch Teamkollege Pascal Ackermann ziehen. In den Sprints zunächst etwas unglücklich agierend, wurde ihm nach Zurücksetzung von Sam Bennett auf der 9. Etappe der Sieg zugesprochen. Zum Abschluss in Madrid setzte sich der Deutsche schließlich im Sprint Mann gegen Mann hauchdünn gegen den Iren durch. Dieser Sieg wird dem Pfälzer Selbstvertrauen geben, auch weil er diesmal wieder den Sprint eröffnete, im Gegensatz zu einigen anderen Massenankünften diesmal aber keinen der Kontrahenten mehr an sich vorbeiziehen lassen musste.

Bei Sunweb kam fast jeder zum Zug
Zwar ohne Sieg, aber mit zahlreichen Spitzenergebnissen kehrt das junge Aufgebot des Teams Sunweb von der Vuelta zurück. Auf fast jedem Terrain konnte die Mannschaft von Iwan Spekenbrink Akzente setzen und knüpfte damit nahtlos an die starken Leistungen bei Giro und Tour an. Grand-Tour-Debütant Max Kanter sprintete gleich zwei Mal auf Platz drei, Thyrens Arensman wurde als Ausreißer einmal Dritter, Robert Power bei einer Bergankunft Vierter. Michael Storer und Mark Donovan belegten auf der schweren 11. Etappe die Plätze drei und vier. Und nachdem Jasha Sütterlin im letzten Sprint noch Fünfter wurde, brachte Sunweb gleich sechs Fahrer unter die besten Fünf einer Etappe.

Movistar kollektiv stark, aber wieder am Podium vorbei
Die Mannschaftswertung ging fast schon traditionell an Movistar. Die Spanier erwiesen sich einmal mehr als starkes Kollektiv, allerdings reichte es in der Einzelwertung wieder nicht für das Podium bei einer Grand Tour. Enric Mas gewann als Fünfter die Nachwuchswertung, für Alejandro Valverde reichte es noch zu Platz zehn, Marc Soler belegte Rang 18. Der Dreizack erwies sich also einmal mehr als relativ stumpf

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