Beide Iren kommen aus demselben Ort

Bennett sprintet auf Kellys Spuren ins Grüne Trikot

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Bennett sprintet auf Kellys Spuren ins Grüne Trikot"
Sam Bennett hat nach der 10. Etappe der Tour wieder Grün erobert | Foto: Cor Vos

08.09.2020  |  (rsn) - Die 48. Tour-Etappe seiner Karriere wird Sam Bennett (Deceuninck – Quick Step) nie vergessen. Erstmals feierte der 29-jährige Ire einen Tagessieg beim berühmtesten Radrennen der Welt und erfüllte sich damit einen Lebenstraum, was der er nach der Ziellinie noch gar nicht realisieren konnte.

"Ich habe gedacht, dass mich Caleb auf der Linie noch überholt hat. Eigentlich dachte ich, dass ich nun den Tränen nah bin, aber derzeit bin ich geschockt", sagte ein sichtlich bewegter Bennett im ersten Interview im Ziel der 10. Tour-Etappe. Als ihm sein Sieg vom Reporter bestätigt wurde, brach der Irische Meister in Tränen aus, bedankte sich bei jedem, der ihm gerade einfiel. Bennett, der als Sprinter fast schon jeden Erfolg in seiner Karriere erzielen konnte, war überwältigt. Gleichzeitig schien eine riesige Last von seinen Schultern zu fallen.

Denn genau ein solcher Sieg war der Grund, weshalb Bennett trotz eines gültigen Vertrages das deutsche Team Bora – hansgrohe verließ. Zwar konnte er anfangs mit den Raublingern zweimal die Tour bestreiten, nach einem DNF bei der Premiere wurde er 2016 letzter der Gesamtwertung. Als Bora - hansgrohe 2017 den damaligen Weltmeister Peter Sagan verpflichtete und in die WorldTour aufstieg, schien der Weg nach Frankreich auf Dauer verschlossen zu sein. Nachdem auch aufstrebende Pascal Ackermann immer stärker fuhr, wurde Bennett sogar zur Nummer drei, wenn es um die Wahl der GrandTour-Einsätze ging.

Bei Bora hinter Sagan und Ackermann die Nummer drei

Dies führte dann für zum Wechsel zu Deceuninck – Quick-Step - und das, obwohl der Sprinter 41 Siege für das Team von Ralph Denk erzielte und damit der erfolgreichste Fahrer in der Geschichte von Bora - hansgrohe ist. Bei der Tour Down Under 2020 gewann Bennett gleich sein erstes Rennen im neuen Trikot. Als einer der großen Sprint-Favoriten kam er zur Tour, zog aber bei seinen bisherigen drei Chancen immer den Kürzeren, teilweise nur ganz knapp.

"Ich kam hierher und wollte eine Etappe gewinnen. Das Grüne Trikot wäre nur ein Thema gewesen, wenn es in Reichweite gewesen wäre", erklärte Bennett, der das Lieblingsjersey der Sprinter bereits am fünften Tag erstmals überstreifen durfte. Damals, so berichtete er, war der Fokus darauf so groß, dass er am Ende sogar vergessen hatte, um den Tagessieg zu sprinten. Und so musste er weiter von seinem ersten Sieg träumen. Doch nach dem Ruhetag erfüllte Bennett sich an der Atlantikküste seinen Traum und ist nun der 98. Fahrer, der bei allen drei GrandTours jeweils mindestens eine Etappe gewinnen konnte.

Erste Duelle mit Sean Kellys Sohn

Bennett wurde 1990 in Belgien geboren, genauer gesagt in Wervik, wo sein Vater als Fußballprofi bei einem drittklassigen Verein aktiv war. Vom Radsportland Nummer eins ging es im Alter von vier Jahren zurück nach Irland, wo die Familie nach Carrick-on-Suir zog, die Heimat von Sean Kelly, dem bekanntesten Radsportler von der Grünen Insel.

"Ich erinnere mich noch an die Zeiten, als Sam 13 Jahre alt war, bevor er mit seiner Rennkarriere begann. Auf einem Campingplatz am Meer ist er gegen meinen Sohn gefahren. Die beiden sind im Zick-Zack-Kurs durch die Leute gefahren. Das war, noch bevor der dem lokalen Radklub beigetreten ist", erinnerte sich Kelly vor kurzem in einem Interview auf cyclingnews.com.

Mit seinem Etappensieg wurde Bennett nach Seamus Elliot, Kelly, Stephen Roche, Martin Early und Dan Martin der erst sechste Ire, der bei der Tour einen Tagessieg erzielen konnte. Mit seinem Erfolg durfte sich der Deceuninck-Sprinter auch wieder das Grüne Trikot anlegen. Wenn er in den nächsten Tagen weiter so gut punktet, dann könnte er die Führung bis Paris verteidigen. "Es ist großartig, ihn in diesem Trikot zu sehen und es ist noch schöner, weil er aus derselben Stadt wie ich kommt", grinste Kelly, der selbst die Sonderwertung viermal für sich entscheiden konnte, letztmals 1989. Da war Bennett noch nicht einmal geboren.

Duell um Grün gegen Sagan

Auch in seinen ersten Karrierejahren bekam Bennett Unterstützung von Kelly. Nachdem er Irland früh wieder verließ, um bei La Pomme Marseille und Francaise De Jeux seine ersten Erfahrungen zu machen, begann seine Profikarriere ausgerechnet im Team von An Post – Sean Kelly unter der Leitung der irischen Radlegende. Nach ersten Erfolgen wurde Denk auf ihn aufmerksam und verpflichtete Bennett 2014.

In der dritten Tour seiner Karriere gelang ihm auf der Île de Ré nun der erhoffte Befreiungsschlag. "Das war ein sehr wichtiger Sieg für Sam. Er war immer knapp dran, auch wenn es um das Grüne Trikot ging. Das ist immer schwierig für die Moral", erklärte Teamkollege Bob Jungels. Mit seinem Erfolg im Rücken weiß Bennett nun, dass er sich auf eine Stufe mit Caleb Ewan befindet, wenn es um den Titel des schnellsten Sprinters dieser Tour geht.

Und im Kampf um die Punktewertung baute er seinen Vorsprung gegenüber Sagan auf 21 Punkte aus. Zwar ist der Slowake bisher der bessere Punktesammler in den Zwischensprints, im Spurtfinale des Feldes jedoch scheint Bennett stärker, was einen spannenden Kampf bis Paris verspricht.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.06.2021Madiot: “Wir hätten Pinot früher aus der Tour nehmen sollen“

(rsn) - Sein bisher letztes Rennen bestritt Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) vor mittlerweile zwei Monaten, als er die Tour of the Alps unter ferner liefen auf Rang 60 beendete. Danach entschied der Fra

23.12.2020Bernal wieder schmerzfrei auf dem Rad

(rsn) - Egan Bernals Genesung macht offensichtlich deutliche Fortschritte. Wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 gegenüber dem Internetportal primertiempo.co sagte, könne er wieder schmerzfrei trai

11.12.2020Dumoulin zuversichtlich: “Mir fehlt nur noch ein Prozent“

(rsn) - 2020 war für Tom Dumoulin ein Jahr mit vielen Tiefen und nur wenigen Hochs. Nach dem mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsel von Sunweb zu Jumbo - Visma warf zunächst ein bakterieller Dar

15.11.2020Pogacar lobt Roglic als slowenischen Vorreiter

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) hätte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo - Visma) den Tour-de-France-Sieg gegönnt. Das sagte der 22-jährige Slowene im Gespräch mit der spanischen Sp

27.10.2020Bernals Genesung dauert länger als gedacht

(rsn) - Egan Bernals Rückenprobleme, die ihn zum Ausstieg bei der Tour de France und zum vorzeitigen Saisonende zwangen, sind offensichtlich ernsthafter als bisher angenommen. Wie der Kolumbianer geg

10.10.2020Bernal: “Ich hatte eine schwierige Zeit“

(rsn) - Der bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegene Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten. Das kündigte der Kolumbianer auf Instagram an und bestätig

03.10.2020War der Toursieg für Roglic im Zeitfahren unmöglich?

(rsn) - Radsportjournalist Thijs Zonneveld von der niederländischen Zeitung AD hat nach eigenen Angaben Einblick in die Leistungswerte des Tour-Zeitfahrens von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) erhalte

24.09.2020Pogacar: “Die Saison ist noch lange nicht vorbei“

(rsn) - Nach seinem Tour-de-France-Triumph hat Tadej Pogacar (UEA - Team Emirates) schon die nächsten großen Ziel im Blick. "Ich muss konzentriert und fit bleiben für die Weltmeisterschaft und die

23.09.2020Viviani: Beim Giro zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) - Im letzten Jahr gewann Elia Viviani im Trikot von Deceuninck - Quick-Step  bei der Tour de France eine Etappe und fuhr auf drei weiteren Teilstücken aufs Podium. Die 107. Austragung lief fÃ

22.09.2020UAE Emirates streicht das mit Abstand meiste Preisgeld ein

(rsn) - Kein Wunder: Durch den Gesamtsieg von Tadej Pogacar, der auch das Weiße Trikot als bester Jungprofi sowie die Bergwertung und drei Etappen gewann, sowie den Etappensieg von Alexander Kristoff

21.09.2020Phänomen Pogacar - zu schnell, um wahr zu sein?

(rsn) - Tadej Pogacar hat mit seinem Toursieg nicht nur Rekorde gebrochen, sondern damit auch Fragen aufgeworfen. Ist der Slowene einfach ein Jahrhunderttalent, für den die üblichen Maßstäbe nicht

21.09.2020Die Tour-Bubbles werden aufgelöst

(rsn) - Die Tour de France ist beendet. Die Bubbles werden aufgelöst. Neue werden errichtet, für die WM, die BinckBank Tour, den Giro d´Italia und die großen Klassiker. Primoz Roglic kann jetzt Tr

Weitere Radsportnachrichten

04.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

04.06.2025Tritt Almeida bei der Tour de Suisse in die Fußstapfen von Yates?

(rsn) – Das am 8. Juni beginnende 77. Critérium du Dauphiné kann mit dem letztjährigen Tour-de-Franc-Podium Tadej PoGacar (UAE – Emirates- XRG), Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Re

04.06.2025Vingegaard: “Muss besser sein als vor zwei Jahren“

(rsn) – Sowohl im vergangenen Jahr als auch in dieser Saison wurde Jonas Vingegaards Vorbereitung auf die Tour de France durch Stürze kräftig aus dem Tritt gebracht. Doch konnte der Kapitän von V

04.06.2025Bauhaus kommt nicht mehr an Groenewegen vorbei

(rsn) - Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) hat zum Auftakt der 31. Slowenien-Rundfahrt (2.Pro) knapp seinen ersten Saisonsieg verpasst. Der 30-jährige Kölner musste sich auf der 1. Etappe über 168,

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Kudus gibt in Slowenien Comeback nach vier Monaten

(rsn) - Merhawi Kudus wird am Mittwoch bei der Tour of Slovenia (2.Pro) ins Peloton zurückkehren. Der Eritreer, der am 2. Februar beim Grand Prix La Marseillaise in einer Abfahrt schwer gestürzt war

03.06.2025Evenepoel-Coach sieht seinen Schützling stärker als vor einem Jahr

(rsn) – Remco Evenepoel ist Anfang Juni 2025 vor seinem Start beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) am kommenden Sonntag besser in Form, als Anfang Juni 2024. Das hat sein Trainer Koen Pelgrim in ein

03.06.2025Belgien schickt komplette Delegation zur WM nach Ruanda

(rsn) - Der Belgische Radsportverband wird an den Straßen-Weltmeisterschaften vom 20. bis 29. September in Ruanda in allen Kategorien - von Junioren und Juniorinnen über die U23 bis zur Elite - teil

03.06.2025Bauhaus in Slowenien Road Captain und Sprinter zugleich

(rsn) –18 Tage nach seinem krankheitsbedingten Ausscheiden bei der Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) kehrt Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) am Mittwoch ins Renngeschehen zurück und will bei der fünftägig

03.06.2025Groenewegen und Großschartner die Favoriten für Sprint und Berg

(rsn) – Mit der Tour of Slovenia (2.Pro) beginnt am Mittwoch die erste der verschiedenen ´Vorbereitungs-Rundfahrten´ für die Tour de France. Das fünftägige Event, das bislang Mitte Juni ausgetr

03.06.2025Jakobsen hofft nur noch ganz leise auf den Tour-Start

(rsn) – Fabio Jakobsen (Picnic – PostNL) ist seit knapp zwei Wochen wieder auf dem Rad unterwegs und trainiert – zuletzt auch auf Teneriffa. Doch ob der 28-jährigen Niederländer, der Ende Mär

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Cameroun (2.2, CMR)
  • Tour of Lithuania (2.2, LTU)
  • Ronde de l`Oise (2.2, FRA)
  • Tour of Malopolska (2.2, POL)
  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)
  • Tour of Slovenia (2.Pro, SLO)