Österreicher bekennt sich nur in Teilen schuldig

Preidler-Prozess auf unbestimmte Zeit vertagt

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Preidler-Prozess auf unbestimmte Zeit vertagt"
Georg Preidler fuhr zuletzt für Groupama - FDJ. | Foto: Cor Vos

15.01.2020  |  (rsn) - Der Prozess gegen Georg Preidler wegen schweren gewerbsmäßigen Sportbetrugs vor dem Landesgericht Innsbruck ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden, weil die Staatsanwaltschaft die Einvernahme eines neuen Zeugen beantragt hat. Zuvor hatte sich Preidler vor Gericht teilweise schuldig bekannt, indem er zugab, Blutdoping betrieben zu haben - aber eben erst ab 2018.

"Aus reiner Neugierde", erklärte Preidler laut der österreichischen Kleine Zeitung. Der Erfurter Arzt Mark Schmidt, der sich in Deutschland vor Gericht verantworten muss, habe ihn damals kontaktiert. "Er wollte mir zeigen, wie es im Sport funktioniert", so Preidler, der anfügte: "Meine Entscheidung für Blutdoping war dumm und grundlegend falsch. Ich bereue es bitterlich."

Trotzdem wies der Österreicher den Vorwurf des gewerbsmäßigen Sportbetrugs zurück. "Ich habe den Vertrag mit einem französischen Team, den ich im August 2017 abschloss und der 2018 aufrecht war, über 170.000 Euro vollständig erfüllt", meinte er und erklärte, vom Team nach Doping "nie gefragt" worden zu sein. Was genau in seinem Vertrag mit der Mannschaft Groupama - FDJ gestanden habe, wisse er nicht, so Preidler. Es ist jedoch schwer vorstellbar, dass der Vertrag des Österreichers bei der französischen Equipe keinen Passus zum Verbot von Doping beinhaltet hat, so dass es fraglich scheint, ob Preidler ihn tatsächlich "vollständig erfüllt" hat.

Was war vor 2018?

Preidlers Verteidiger erklärte außerdem, dass der Fall anders gelagert sei, als der von Skilangläufer Dominik Baldauf. Der war am Dienstag in Innsbruck - noch nicht rechtskräftig - zu fünf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. "Preidler betreibt einen Teamsport, im Gegensatz zu Langläufern, die Individualsportler sind", so der Anwalt. Insofern habe Preidler seine Verpflichtung im Team durch das Rennfahren erfüllt und keinen Schaden verursacht.

Die Person, deren Befragung als neuer Zeuge die Staatsanwaltschaft vor der Vertagung des Prozesses beantragt hat, soll Preidler bereits im Jahr 2017 mit 24 Einwegspritzen mit Wachstumshormonen versorgt haben. Die Person sei laut Staatsanwaltschaft am Dienstag festgenommen worden und somit nun befragbar. Preidler bestritt die Einnahme von illegalen Substanzen vor 2018 im Prozess bislang vehement.

Kein Wissen über Inhalt in Spritzen von "zwielichtiger Gestalt"?

Er habe zwar Spritzen von einer "zwielichtigen Gestalt" erhalten und konsumiert, ihren Inhalt und ihre Wirkungsweise jedoch nicht gekannt. "Die Wirkung war für mich so oder so nicht zu spüren, weshalb ich bald das Interesse verlor", behauptete Preidler laut Kleine Zeitung.

Den Kontakt zu jener zwielichtigen Gestalt soll Preidler ein weiterer angeklagter Ex-Radsportler hergestellt haben. Der jedoch habe lediglich Kontaktdaten weitergegeben, ohne selbst gedopt zu haben, betonte dessen Verteidigerin. Um wen es sich bei dem zweiten Ex-Radsportler handelt, ist öffentlich noch nicht bekannt.

Preidler war im Zuge der Operation Aderlass ins Netz der Dopingermittler geraten und hatte im März 2019 daraufhin Selbstanzeige erstattet. Er wurde, genau wie Stefan Denifl, Ende Juni für vier Jahre gesperrt und im September schließlich wegen schwerem gewerbsmäßigen Betrugs angeklagt. Staatsanwalt Thomas Willam wirft Preidler vor, beginnend mit dem Giro d'Italia 2017 bis zu seinem Geständnis "regelmäßig Blutdoping betrieben und Wachstumshormone zu sich genommen" zu haben. Im Jahr 2017 war Preidler noch für das deutsche WorldTeam Sunweb unterwegs.

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