Roubaix: Quick-Step fällt eigener Taktik zum Opfer

Terpstra: “Wir waren nicht vorn, als Sagan angriff“

Von Eric Gutglück

Foto zu dem Text "Terpstra: “Wir waren nicht vorn, als Sagan angriff“"
Niki Terpstra (Quick-Step Floors) wurde Dritter bei Paris-Roubaix. | Foto: Cor Vos

08.04.2018  |  (rsn) - Vor dem Start der 116. Austragung von Paris-Roubaix war sich die Fachwelt einig, dass der Sieg nur über Quick-Step Floors gehen würde. Zu mächtig war das Team von Manager Patrick Lefevere bei den Klassikern der vergangenen Wochen aufgetreten und hatte mit sechs verschiedenen Fahrern bei insgesamt neun belgischen Eintagesrennen triumphiert. Doch ausgerechnet bei der "Königin der Klassiker" reichte es für das Star-Ensemble beim Sieg von Peter Sagan (Bora-hansgrohe) lediglich zu Rang drei durch Niki Terpstra.

Der Weltmeister hatte nämlich die Quick-Step-Taktik der letzten Wochen erfolgreich kopiert: Mit einer frühen Attacke die Gegner unter Zugzwang setzen und auf die Uneinigkeit bei den Verfolgern hoffen. Als der Slowake 54 Kilometer vor dem Ziel aus der Favoritengrupe losfuhr, schauten alle Rivalen auf die Reaktion von Quick-Step Floors. "Wir sind ein ziemlich gutes Rennen gefahren, aber Peter hat im richtigen Moment eine sehr gute Attacke gesetzt. Es ist unmöglich, 257 Kilometer vorne zu sein. Wir waren aber nicht vorn, als Sagan angriff", gestand Terpstra ein.

Quick-Step Floors hatte in diesem Jahr bereits E3 Harelbeke, Dwars Door Vlaanderen sowie die Flandern-Rundfahrt gewonnen. Die Belgier machten zwar in Gestalt von Ex-Roubaix-Sieger Terpstra das Tempo, doch der Niederländer fand keine Allianzen gegen den wie entfesselt fahrenden Bora-hansgrohe-Kapitän.

Lag es vielleicht daran, dass die Mannen in Blau selbst schon (zu) früh in die Offensive gegangen waren und ihr Pulver verschossen hatten? Bereits im Wald von Arenberg rund 95 Kilometer vor dem Ende war Quick-Step Floors in Erscheinung getreten, als Philippe Gilbert einer Attacke von Mike Teunissen (Sunweb) folgte. Das Duo, zu dem sich noch der Hürther Nils Politt (Katusha-Alpecin) gesellte, kam allerdings nie richtig weg, so dass das Unternehmen nach 15 Kilometern wieder eingestellt wurde. Vielversprechender sah da schon der Konter des Vorjahreszweiten Zdenek Stybar aus, doch der Tscheche rieb sich bei seinem vergeblichen Versuch auf, zur Spitze des Rennens vorzufahren.

Als der dreimalige Crossweltmeister etwa 60 Kilometer vor dem Ende gestellt war, fehlte Quick-Step Floors offensichtlich die Power, um die Attacke von Sagan zu neutralisieren. Flandern-Rundfahrt-Sieger Terpstra war zwar die treibende Kraft bei den Verfolgern und versuchte immer wieder, mittels Tempoverschärfungen auf den Pavés die Gruppe zu sprengen. Doch erst auf den letzten Kilometern gelang es dem 33-Jährigen, sich entscheidend abzusetzen. Da war der Vorsprung von Sagan und Silvan Dillier (AG2R) jedoch schon zu groß, um noch um den Sieg mitstreiten zu können. Knapp 57 Sekunden nach Sagan erreichte Terpstra den Zielstrich im Velodrom von Roubaix.

"Nicht nur Quick-Step macht das Rennen. Bis zu den letzten drei Kilometern haben wir gut zusammengearbeitet. Ich kann mich über die mangelnde Kooperation nicht beschweren. Peter war einfach zu stark. Wir konnten ihn nicht mehr einfangen. Ich habe vor dem letzten gepflasterten Abschnitt angegriffen, um den dritten Platz zu holen, als wir feststellten, dass wir nicht mehr um den Sieg fahren würden", sagte Tersptra, der selber Paris-Roubaix 2014 nach einer vorzeitigen Attacke gewonnen hatte.

Aber auch, wenn dem Team der große Coup im Norden Frankreichs verwehrt blieb, kann Quick-Step Floors auf ein überragendes Frühjahr zurückblicken. Mit einer Mischung aus taktischer Raffinesse und Teamwork war das Team von Sieg zu Sieg geeilt. "Was für eine großartige Klassikersaison", brachte es Terpstra nach Rennende via Twitter auf den Punkt. Und angesichts von bislang 25 Saisonerfolgen dürfte das auch der als äußerst ehrgeizig und siegeshungrig geltende Lefevere so sehen.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.05.2020Dumoulin will mal Paris-Roubaix fahren: Aber nicht nur zum Spaß

(rsn) - Nicht gleich, aber vielleicht bald! Tom Dumoulin (Jumbo - Visma) möchte einmal bei der"Königin der Klassiker" antreten. Doch nicht einfach nur zum Spaß. "Paris-Roubaix auf meiner Bucket Lis

09.12.2018Einer flog - unerlaubt - über Paris - Roubaix

(rsn) - Die Profis des Quick-Step-Floors-Rennstalls waren mit nicht weniger als 73 Siegen die Überflieger der Saison. Den Begriff könnte man auch auf Thomas Lefevere anwenden, allerdings in einer an

22.10.2018Degenkolb wird Botschafter der “Amis de Paris-Roubaix“

(rsn) - John Degenkolb (Trek-Segafredo) wird als erster Profi Botschafter von "Les Amis de Paris-Roubaix (Freunde von Paris - Roubaix)“. Wie auf der Internetseite des 1977 gegründeten Vereins angek

13.06.2018Pavé-Sektor von Paris - Roubaix nach Michael Goolaerts benannt

rsn) - Die ASO hat einen Kopfsteinpflasterabschnitt von Paris-Roubaix nach dem bei der diesjährigen Austragung ums Leben gekommenen Michael Goolaerts benannt. Der bisher als Pavé Chemin de Saint-Que

09.04.2018Martin tröstet nur der starke Auftritt von Politt

(rsn) - Das Pech bleibt Tony Martin treu. Nach einem starken Beginn beim Klassiker Paris - Roubaix schlug es ihn 47 Kilometer vor dem Ziel in der heißen Phase des Rennens aufs Pflaster. Eigentlich wÃ

09.04.2018Politt vollzieht Wandlung vom Zeitfahrer zum Klassikerjäger

(rsn) - Bisher war Nils Politt (Katusha-Alpecin) als talentierter Zeitfahrer mit Tempobolzer-Qualitäten bekannt - mit Potential für die Klassiker. In diesem Frühjahr aber vollzog der erst 24-Jähri

09.04.2018Vanmarcke und Phinney im Finale zu müde für weitere Angriffe

(rsn) - Als 40 Kilometer vor dem Ziel von Paris-Roubaix in Kopfsteinpflaster-Sektor Nr. 10 die sechsköpfige Verfolgergruppe des späteren Siegers Peter Sagan (Bora-hansgrohe) sowie seiner Begleiter S

09.04.2018Van Aert: Rennen stark, Ergebnis enttäuschend und beides ist egal

(rsn) - Seitdem er als 13. im Velodrom von Roubaix angekommen ist und kurz danach vom Unfall seines Teamkollegen Michael Goolaerts gehört hat, dürften Gedanken an sein eigenes Pech im Kopf von Wout

09.04.2018Sagan straft Boonen Lügen: Kritik des Belgiers als Motivationsschub?

(rsn) - Möglicherweise entschied sogar am Ende Tom Boonnen die 116. Austragung von Paris-Roubaix. Im Vorfeld des Rennens hatte Peter Sagan seinen Unmut über die mangelnde Zusammenarbeit gegen die Ü

09.04.2018Dillier wird mit großer mentaler Stärke Zweiter bei Paris - Roubaix

(rsn) - Nach einer Flucht von rund 200 Kilometern blieb Silvan Dillier (AG2R) im Velodrome von Roubaix im Sprintduell gegen Peter Sagan (Bora-hansgrohe) zwar chancenlos. Doch der Schweizer Meister war

09.04.2018Michael Goolaerts nach Herzstillstand verstorben

(rsn/dpa) - Der Belgier Michael Goolaerts ist wenige Stunden nach seinem Unfall beim Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix gestorben. Das bestätigte sein Team Verandas Willems-Crelan Sonntagnacht auf Twi

09.04.2018Highlight-Video des 116. Paris - Roubaix

(rsn) - Am Sonntag platzte bei Peter Sagan (Bora-hansgrohe) endlich der Knoten. Nachdem es bei bisher sieben Auftritten nie zum Podium von Paris-Roubaix gereicht hatte, holte sich der Weltmeister bei

Weitere Radsportnachrichten

11.05.2025TotalEnergies angeblich kurz vor Einigung mit Ineos Grenadiers

(rsn) – Bereits im März wurde über einen möglichen Einstieg des französischen Energiekonzerns TotalEnergies beim britischen Ineos-Team berichtet. Wie die Londoner “Times“ nun schreibt, sei e

11.05.2025Konrad: “Ziel ist, das Rosa Trikot zurückzuholen“

(rsn) – Trotz einer starken Leistung im ersten Zeitfahren musste Mads Pedersen (Lidl – Trek) auf der 2. Etappe des 108. Giro d’Italia sein Rosa Trikot an Primoz Roglic (Red Bull – Bora – han

11.05.2025Brenner: “Habe schon höhere Ansprüche in Sachen Ergebnisse“

(rsn) - An den ersten beiden Tagen des 108. Giro d’Italia ließ es Marco Brenner (Tudor) nach eigenen Worten etwas ruhiger angehen. Aber schon die 3. Etappe mit einem Berg der 2. Kategorie könnte e

11.05.20253,2,1 los: Evenepoels Tour-Vorbereitung hat begonnen

(rsn) – Während in Albanien die ersten Tage des 108. Giro d’Italia absolviert werden, ist Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) in seine Vorbereitung auf die am 5. Juli in Lille beginnende Tour d

11.05.2025Steinhauser startet vorsichtig in den Giro, damit alles gut geht

(rsn) - An den Giro d’Italia hat Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) sehr gute Erinnerungen. Im letzten Jahr gewann er dort die 17. Etappe, vor keinem Geringeren übrigens als dem spätere

11.05.2025Küstenblick mit Kletterchance

(rsn / ProCycling) – Zum Abschluss der albanischen Giro-Tage wartet eine Etappe, deren Ausgang so offen ist wie das Terrain abwechslungsreich. Verschiedene Szenarien sind möglich: Ein starker Ausre

11.05.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

10.05.2025Highlight-Video der 2. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Primoz Roglic (Red Bull - Bora - hansgrohe) hat sich auf der 2. Etappe der 108. Giro d'Italia das Rosa Trikot des Gesamtführenden gesichert. Der Slowene musste sich im 13,7 Kilometer langen

10.05.2025Aldag würde Rosa Trikot gerne gegen Etappensieg tauschen

(rsn) – “Das war gefühlsmäßig eine ziemliche Achterbahnfahrt heute“, sagte Rolf Aldag nach dem 13,7 Kilometer langen Einzelzeitfahren beim Giro d’Italia (2.UWT). Der Grund: Es schlagen zwei

10.05.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

10.05.2025Tarling gewinnt erstes Giro-Zeitfahren, Roglic übernimmt Rosa

(rsn) – Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) hat auf der 2. Etappe des Giro d´Italia seinen ersten Triumph bei einer Grand Tour gefeiert. Der 21-Jährige war in Tirana nach 13,7 Kilometern im Zeitfahr

10.05.2025Arensman: “Habe es mir selbst sehr schwer gemacht“

(rsn) - Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) hat das Zeitfahren in Tirana beim Giro d´Italia gewonnen, im Kampf um das Rosa Trikot gab es einen Sekundenkrimi. Mads Pedersen (Lidl - Trek) zeigte eine st

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d`Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Erzgebirgs-Rundfahrt (BLM, GER)
  • Gent - Wevelgem U23 (1.2u, BEL)
  • Gran Premio Inudstrie del (1.2u, ITA)
  • Radsportfest Märwil (1.2, SUI)
  • Ringerike GP (1.2, NOR)
  • Tour de Kumano (2.2, JPN)
  • Tro-Bro Léon (1.Pro, FRA)