Interview mit dem Matthews-Anfahrer

Arndt: "In Hamburg werde ich meine Chance bekommen"

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Arndt:
Nikias Arndt (Sunweb) | Foto: Cor Vos

17.08.2017  |  (rsn) - Alle wichtigen Frühjahrsklassiker bestritten, ein starkes Debüt bei der Tour de France gefeiert und nun auch mit guten Chancen, bei der WM zu starten: Nikias Arndt (Sunweb) tanzt in diesem Jahr auf allen wichtigen Radsporthochzeiten. Im Interview mit radsport-news.com am Rande des Nach-Tour-Kriteriums in Bürstadt sprach der nun in Köln lebende Buchholzer über den hohen Stellenwert, den er in seinem Team genießt, seine Position in der deutschen Zeitfahrerhierarchie und das am Sonntag anstehende Heimrennen, die Cylassics in Hamburg, wo er als Sunweb-Kapitän agieren wird.

Als mit erster Fahrer das Tourticket erhalten, jetzt gleich einen Dreijahres-Vertrag erhalten. Was sagt das über Ihren Stellenwert im Team Sunweb aus?

Arndt: Das ist so ein bisschen ein Prozess, der sich über die Jahre entwickelt hat. Ich bin einer der wichtigen Fahrer im Team geworden. Das Team hat mich mit aufgebaut. Bis jetzt lief alles sehr gut, hatte nie Probleme. Ich habe mich sportlich gut entwickelt. Da war es relativ früh für mich klar, dass das Team mich mit Blick auf die Tour unterstützt. Und dann haben wir davor auch angefangen über einen neuen Vertrag zu sprechen, da meiner auslief. Da hat mir das Team das Zeichen gegeben, dass es weiter mit mir arbeiten will. Wir haben gut was aufgebaut und das haben sie mir mit dem Dreijahresvertrag gedankt.

War Ihnen es wichtig, eine lange Planungssicherheit zu haben?

Arndt: Es gibt Fahrer, die bevorzugen die Sicherheitsvariante, andere wählen kürzere Verträge, um dann wieder neu aushandeln zu können. Ich war relativ offen für alles. Ich habe gute Erfahrungen mit dem Team gehabt, weiß, was ich an ihm habe. Man hat mir ein gutes Angebot gemacht, da war es für mich auch relativ einfach, die Entscheidung zu treffen, dass ich einen Dreijahresvertrag unterschreibe.

Sie sind bei der Tour stark gefahren, haben den Etappensieg am drittletzten Tag gegen Edvald Boasson Hagen knapp verpasst. Sind Sie seitdem nachts noch mal aufgewacht und hatten die Erkenntnis, wie Sie den Norweger hätten schlagen können?

Arndt: Gerade die Nacht danach bin ich die Etappe noch oft durchgegangen, das war meine Hauptbeschäftigung. Klar ärgert man sich, ist enttäuscht, geht es immer wieder durch. Aber ich kann es so oft durchgehen wie ich will, ich finde ein paar Kleinigkeiten, aber da war nirgends die Situation dabei, wo ich das Rennen verliere. Ich bin ein sehr gutes Rennen gefahren, war aufmerksam. Am Ende hat es einfach nicht gereicht, es ging letztlich darum, wer die besseren Beine hat.

Ist das auch Zusatzmotivation, Boasson Hagen beim nächsten Mal in einer solchen Situation besiegen zu können?

Arndt: Natürlich. Ich will mich prinzipiell immer verbessern. Ich habe jedes Jahr einen kleinen Sprung gemacht. Geht das so weiter, traue ich mir zu eine solche Etappe gegen Edvald auch mal zu gewinnen. Auch dieses Jahr hat ja nicht viel gefehlt. Das hat mir schon Selbstvertrauen gegeben. Ich werde es so lange weiterversuchen, bis ich vielleicht auch mal bei der Tour einen Etappensieg feiern kann.

Wie sieht der weitere Saisonverlauf aus? Werden Sie wieder mit Matthews gemeinsam fahren und ihm die Sprints anziehen?

Arndt: Ich werde sowohl für Michael fahren als auch eine freie Karte erhalten. Ich fahre die kanadischen Rennen und Plouay für Michael, in Hamburg am Sonntag werde ich selbst die Chance bekommen. Das ist für mich besonders schön, da es mein Heimrennen ist. Ich hoffe, dass die Form noch stimmt. Ich bin sehr motiviert. Und die WM steht auch noch auf dem Programm, wo ich auf eine Nominierung hoffe. Der Kurs könnte mir liegen, dass ich John (Degenkolb, d. Red) im Finale unterstützen kann. Von daher muss ich in diesem Jahr zwischen den Rollen noch etwas hin und her switchen, aber ich habe noch ein sehr gutes Programm.

Sie sind auch noch im Rennen um einen WM-Platz im Zeitfahren. Hinter Titelverteidiger Tony Martin kämpfen Sie mit Nils Politt und Jasha Sütterlin um die letzten beiden Plätze. Wie sehen Sie Ihre Chancen?

Arndt: Meine Chancen stehen nicht ganz schlecht. Ich bin zwar keine DM gefahren, da wäre es zwar ein bisschen einen Beigeschmack, wenn man Vize-Meister Sütterlin oder Bronze-Gewinner Politt nicht nominieren würde. Ich weiß nicht, wie der BDR es entscheiden wird. Ich dränge mich nicht auf. Denke aber, dass ich im Zeitfahren ein gutes Ergebnis einfahren kann. Das Hauptaugenmerk soll dann aber schon auf dem Straßenrennen liegen.

Wo sehen Sie sich in der deutschen Zeitfahrerhackordnung?

Arndt: Das ist auch abhängig von der Tagesform. In meiner Abwesenheit bei der DM ist Jasha (Sütterlin, .d Red) stark gefahren, an dem Tag wäre es für mich schwer gewesen ihn zu schlagen. Bei der Tour war ich dann vor ihm. Ich gehöre momentan zur deutschen Spitze im Zeitfahren, möchte darauf aber keinen Fokus richten. Ich will mich allgemein als Fahrer entwickeln und es sieht so aus, dass ich mich dadurch auch im Zeitfahren entwickele. Es ist dann schön, dadurch auch bei der Tour de France mal in den Top Ten landen zu können. Aber ich glaube, dass wir mit Tony Martin inbegriffen noch drei andere starke Zeitfahren haben, dazu kommen noch die jungen Lennard Kämna und Maximilian Schachmann. Es ist auf jeden Fall eine gute Position für den BDR. Wir werden die drei Plätze sicher vollkriegen. Hoffentlich stellen wir dann wieder den Weltmeister, dass wir auch im nächsten Jahr die drei Startplätze haben.

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.08.2017Kittel und die Cyclassics – die zwei kommen nicht zusammen

(rsn) - Auf der einen Seite das größte deutsche Eintagesrennen mit einem Faible für Sprintankünfte, auf der anderen Seite der beste deutsche Sprinter mit einer vollgepackten Erfolgsvita – doch w

20.08.2017Viviani gewinnt den Sprint-Royal in Hamburg

(rsn) - Die Mönckebergstraße in Hamburg blieb auch 2017 der Boulevard der Sprintelite – allerdings nicht für die einheimischen schnellen Männer. Den Sieg nach 221 Kilometern bei den 22. EuroEyes

20.08.2017Viviani siegt im Sprint, Greipel Fünfter

(rsn) - Die 22. EuroEyes Cyclassics in Hamburg sind im erwarteten Massensprint zu Ende gegangen. Im Finale setzte sich nach 221 Kilometern auf der Mönckebergstraße der Italiener Elia Viviani (Sky) v

20.08.2017Arndt mit Heimvorteil gegen die Weltklasse der Sprinter

(rsn) - Die EuroEyes Cyclassics in Hamburg werden am Sonntag aufgrund des flachen Streckenprofils wieder den Sprintern vorbehalten sein. Neben den 18 WorldTour-Teams sind beim größten Eintagesrennen

18.08.2017Walscheid lässt sich vom Krankheits-Pech nicht unterkriegen

(rsn) – Schon die Neo-Profi-Saison stand bei Max Walscheid (Sunweb) aus gesundheitlicher Sicht lange Zeit unter keinem guten Stern. So wurde er zu Jahresbeginn 2016 im Trainingslager gemeinsam mit J

16.08.2017Zabel als Kristoffs Anfahrer zu den Cyclassics

(rsn) - Nach seinem Sturz-Aus bei der BinckBank Tour am vergangenen Donnerstag konnte Rick Zabel (Katusha-Alpecin) in Bürstadt schon wieder am Kriterium teilnehmen. Auch einem Start am Sonntag bei de

09.08.2017Aru ohne Höhentraining zur Vuelta - Hamburg Cyclassics komplett

(rsn) - Der Tour-de-France-Fünfte Fabio Aru (Astana) lässt es in der Vorbereitung auf die am 19. August beginnende Vuelta a Espana etwas ruhiger angehen. Der Italiener verzichtet mit Blick auf die l

01.08.2017Kittel will bei Hamburg Cyclassics und im WM-Teamzeitfahren glänzen

Berlin (dpa/rsn) - Für den fünfmaligen Tour-de-France-Etappensieger Marcel Kittel ist die Straßen-WM im September in Norwegen kein großes Ziel. "Zumindest nicht, was das Straßenrennen angeht“,

Weitere Radsportnachrichten

04.05.2024Erste Bergankunft im Zeichen von Pantani

(rsn / ProCycling) – Wie bereits der gestrige Auftakt ist auch diese 2. Etappe verhältnismäßig kurz. Im Gegensatz zu den Vorjahren entschied sich der Veranstalter RCS in der ersten Hälfte der Ru

04.05.2024Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) hat mit seinem Sieg zum Auftakt des 107. Giro d’Italia das erste Rosa Trikot erobert. Der 27-jährige Ecuadorianer setzte auf der 1. Etappe über 140 Ki

04.05.2024Zocker Schachmann eröffnet den Giro mit Bravour

(rsn) - Im Ziel in Turin war Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) von den Emotionen überwältigt. Natürlich war er sauer, dass er zum Auftakt des Giro d’Italia so knapp am Rosa Trikot vorbei

04.05.2024Gasparotto: “Max hat das heute clever gemacht“

(rsn) – Viel fehlte nicht und Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hätte zum Auftakt des 107. Giro d’Italia für eine dicke Überraschung gesorgt. Der 30-jährige Deutsche musste sich auf d

04.05.2024Nur Narvaez zum Giro-Auftakt schneller als Schachmann

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat denkbar knapp einen perfekten Einstieg in den 107. Giro d’Italia verpasst. Der zweimalige Deutsche Meister belegte auf der 1. Etappe über 14

04.05.2024Bénin: Zeitbonifikation kostet Bike Aid den Gesamtsieg

(rsn) - Große Enttäuschung beim Team Bike Aid zum Finale der Tour du Bénin (2.2). Der marokkanische Nationalfahrer Achraf Ed Doghmy gewann die 154 Kilometer lange Schlussetappe nach Cotonou im Spr

04.05.2024Vos vollendet auf Windkantenetappe die Vorarbeit ihres Teams

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat sich bei der 10. Vuelta Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 36-jährige Niederländerin entschied die 7. Etappe über 138,6 Kilometer von San E

04.05.2024Tiberi verlängert bei Bahrain Victorious

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

04.05.2024Bardet will jeden Giro-Tag wie einen Klassiker angehen

(rsn) – Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) kommt in Top-Form zum 107. Giro d´Italia. Daran besteht spätestens seit seinem zweiten Platz hinter Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates)

04.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

04.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

04.05.2024Uijtdebroeks: Jetzt muss er sich beweisen, oder doch nicht?

(rsn) – Selten dürfte der Auftritt eines jungen Belgiers bei seinem Giro-Debüt von den deutschen Fans so interessiert verfolgt werden, wie in diesem Jahr der  von Cian Uijtdebroeks. Klar, als Rem

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)