Titelverteidiger sieht Schwäche bei Quintana

Nibali peilt das Podium an und träumt vom dritten Giro-Sieg

Von Lorenz Rombach

Foto zu dem Text "Nibali peilt das Podium an und träumt vom dritten Giro-Sieg"
Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) bei der Pressekonferenz zum 100. Giro d´Italia | Foto: Cor Vos

04.05.2017  |  (rsn) - Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) wird am morgigen Freitag den siebten Giro d’Italia seiner Karriere in Angriff nehmen. Zwei Gesamtsiege (2013 und 2016) und zwei weitere Podiumsplatzierungen (Dritter 2010 und Zweiter 2011) sind eine großartige Bilanz bei seinem Heimrennen. Auch bei der 100. Auflage der Italien-Rundfahrt gehört der 32-jährige Sizilianer zu den Favoriten. Und nicht nur wegen des Jubiläums hat der Giro 2017 eine ganz besondere Bedeutung für Nibali. 

Auf der Pressekonferenz am Mittwochabend stand der Italiener den zahlreichen Journalisten Rede und Antwort. Selbstverständlich wurde Nibali zunächst nach seinen Zielen befragt: "Ich glaube die Leute wissen, was mein Traum wäre“ sagte der Titelverteidiger, um dann anzufügen: "Tatsächlich möchte ich versuchen, auf das Podium zu fahren. Es wird nicht einfach sein, aber wir haben alle hart gearbeitet, um in der bestmöglichen Form beim Giro anzutreten. Wir wissen, dass wir gegen einige große Rivalen antreten müssen.“

Nibalis wohl größter Konkurrent - und für die meisten Beobachter der Top-Favorit - ist der Kolumbianer Nairo Quintana (Movistar). "Mein größter Rivale ist Quintana", sagte der 32-Jährige über den Kolumbianer, der seinen zweiten Giro-Sieg nach 2015 einfahren möchte.

Doch es wäre keine Pressekonferenz vor einer GrandTour, wenn nicht die psychologischen Spielchen bereits hier beginnen würden. "Manchmal hat er einen nicht so guten Tag“, zweifelte Nibali an der Beständigkeit seines   Kontrahenten. "Es ist schwierig, ihn zu lesen, zu wissen, wann er gut oder schlecht drauf ist, aber manchmal hat er keinen guten Tag und dafür hat er in der Vergangenheit bezahlt. Natürlich hat er auch gute Tage, an denen er unschlagbar ist.“

In der Tat zeigte der Kletterspezialist aus Tunja in den kolumbianischen Anden in dieser Saison bereits mehrfach, dass er den Angriff auf das Giro-Tour Double ernst meint. Quintana gewann in überzeugender Manier Tirreno-Adriatico durch einen dominanten Sieg bei der Bergankunft am Tempranillo, siegte bei der Valencia-Rundfahrt und holte am vergangenen Wochenende einen Etappensieg bei der Asturien-Rundfahrt.

Dagegen kommt Nibali bisher auf gerade mal einen Gesamtsieg bei der nicht sehr stark besetzten Kroatien-Rundfahrt, nachdem er bei Tirreno-Adriatico nicht über Platz 26 hinausgekommen war. Doch der "Hai von Messina“, wie er von seinen Fans genannt wird, genießt zu Beginn der kommenden Woche Heimvorteil.

Die sehr schwere 4. Etappe nämlich führt von Cefalu im Norden Siziliens zur Bergankunft am Vulkan Ätna über Straßen, die der gebürtige Sizilianer wie seine Westentasche kennen wird und wo es zu einem frühen ersten Duell mit Quintana kommen dürfte. Das Tüpfelchen auf dem i ist dann eine Ankunft in Nibalis Geburtsstadt Messina am darauf folgenden Tag. "Es ist etwas sehr spezielles, eine Etappe in meiner Heimatstadt zu beenden, vor allem mit dem Rundkurs am Ende. Das ist einmalig, nahezu unwiederholbar", betonte Nibali. 

Doch die 5. Etappe nach Messina ist topographisch nicht sonderlich anspruchsvoll und eher etwas für die Sprinter. "Natürlich ist die Etappe zum Ätna der große Tag, sie hat insgesamt 4000 Höhenmeter. Es wird der erste direkte Kampf der Favoriten, dort werden wir sehen, wie es mir und meinen Rivalen geht. Es ist eine komplizierte Etappe, vor allem direkt nach dem Ruhetag", so Nibali.

Ein weiterer, ungleich traurigerer Aspekt macht diesen Giro zu einem ganz besonderen für den introvertierten Sizilianer. Vor rund zwei Wochen starb sein ehemaliger Astana-Teamkollege Michele Scarponi bei einem Verkehrsunfall. Der erfahrene Scarponi hatte Nibali zu dessen Tour-Sieg 2014 und seinem zweiten Giro-Sieg im vergangenen Jahr geführt. Doch nicht nur sportlich verband die beiden viel, sie waren bei Astana zudem gute Freunde geworden. Nibali traf deshalb Scarponis Tod ganz besonders hart. In einer Reaktion auf die Nachricht nannte er den 37-Jährigen "einen Bruder".

"Es ist schwer, darüber zu sprechen weil es immer noch sehr präsent ist in meinen Gedanken.“ sagte Nibali nun bei der Pressekonferenz. "Wir denken immer an ihn, wenn wir fahren. Wir versuchen, über diese schwere Zeit hinwegzukommen. Es ist schwierig, die richtigen Worte zu finden. Natürlich denken wir an Micheles Familie. Wir wollen ihnen unsere komplette Unterstützung anbieten.“ Man merkte Nibali an, wie sehr ihn das Thema immer noch beschäftigt, und nur zu gerne würde er Scarponi den Sieg bei der 100. Auflage der Italien-Rundfahrt widmen.

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