RSNplusTour-Siegerin will Meistertitel zu Canyon holen

Niewiadoma: “Erster Saisonteil nichts, worauf ich stolz sein könnte“

Von Tom Mustroph

Foto zu dem Text "Niewiadoma: “Erster Saisonteil nichts, worauf ich stolz sein könnte“"
Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM - zondacrypto) | Foto: Cor Vos

28.06.2025  |  (rsn) - Katarzyna Niewiadoma (Canyon – SRAM - zondacrypto) will sich mit einem starken Auftritt bei den Polnischen Meisterschaften den richtigen Schwung für die Titelverteidigung bei der Tour de France Femmes in gut einem Monat holen. RSN erwischte sie kurz vor den nationalen Titelkämpfen und im Gespräch blickte sie auf ihre bisherige Saison zurück: "Nichts, auf das ich stolz sein kann", sagte die Tour-Siegerin im Interview.

Wie ist das Leben als Tour de France-Siegerin? Was hat sich verändert? Müssen Sie jetzt nicht mehr Schlange stehen im Supermarkt und werden auch am Flughafen bevorzugt abgefertigt?
Katarzyna Niewiadoma: In meinem Privatleben hat sich nicht so viel verändert. Ich habe den Raum, den ich gemeinsam mit meinem Ehemann kreiere. Wir sind da auf unseren eigenen Wegen unterwegs. Natürlich wird man bei bestimmten Anlässen, den Rennen, jetzt auch den Polnischen Meisterschaften, auf mich aufmerksam. Aber ich schenke dem nicht so viel Beachtung. Die Leute sagen mir dann oft, wie sie die Tour de France-Etappen erlebten, welche Emotionen das bei ihnen auslöste. Und auf diese Weise fühle ich mich ihnen auch verbunden. Und ich finde es gut, dass der Frauenradsport mehr Aufmerksamkeit erfährt. Denn gerade die Königsetappe der Tour hat ja viele Menschen in ihren Bann gezogen. ___STEADY_PAYWALL___

Aber wie viele Marketing-Events kamen neu hinzu? Und wie sehr haben Sie vielleicht vom Training abgelenkt?
Niewiadoma: Weil der Sport wächst, gibt es natürlich auch mehr Anfragen, mehr Interviews, vor allem mehr Social Media. Ich musste ziemlich oft vom Rennen erzählen. Aber ich habe auch darauf geachtet, mich davon immer wieder zu lösen, Zeit für mich zu finden, für mein Leben und für das Training. Es war wichtig, die richtige Balance zwischen den Medienterminen und gutem Trainingslager zu finden. Denn gutes Training macht mich einfach noch stärker.

Kasia Niewiadoma (Canyon - SRAM - zondacrypto) kurz nach dem sie sich realisiert hatte, dass sie die Tour de France mit vier Sekunden Vorsprung für sich entschieden hatte. | Foto: Cor Vos

Der erste Teil der Saison verlief für Sie alles andere als grandios. Sie waren zum Saisonstart krank, bei den Strade Bianche stürzten Sie. Wie fällt ein erster Rückblick aus?
Niewiadoma: Ja, beim ersten Teil der Saison gab es wirklich nichts, worauf ich so richtig stolz sein könnte. Ich weiß, dass ich alles tat, um mich in die bestmögliche Form zu bringen. Aber im Radsport gibt es immer Faktoren, die du nicht kontrollieren kannst. Und genau das passierte mir. Vielleicht hätte ich mich mehr auf Ruhepausen konzentrieren sollen, mir mehr Zeit vor dem Training oder vor Rennen geben sollen. Aber es handelte sich ja um die Klassiker, um bedeutende Rennen, und die willst du auch nicht verpassen. Du steckst dann in dieser Falle drin, denn du willst performen und eben keine Pause einlegen, selbst wenn das vielleicht besser wäre. Immerhin weiß ich jetzt, wie ich mit solchen Situationen in Zukunft besser umgehen sollte. Und so schaue ich, selbst wenn das Frühjahr nicht großartig war, auch nicht mit Zorn zurück. Denn ich habe etwas gelernt. Manchmal muss man eben akzeptieren, dass man nicht in einen Flow kommt. Ich habe dann eine kleine Pause gemacht, bin nach Boulder geflogen, wo mein Mann herkommt. Wir haben dort etwas Höhentraining gemacht und Zeit mit seiner Familie verbracht. Das war einfach gut. Danach bin ich zurück nach Europa und fühle mich jetzt wieder wie ich selbst.

Eine Lektion aus dem Frühjahr wäre also, dem Körper auch die Ruhe zu geben, die er braucht?
Niewiadoma: Ja, und nicht so schnell zu den Rennen zu gehen. Aber es ist auch schwer, zum richtigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung zu treffen. Denn als Athletin willst du ja Leistung zeigen. Die Sache mit den Ruhepausen ist also leichter gesagt als getan.

Niewiadoma und die anderen Trikotgewinnerinnen auf dem Abschlusspodium der Tour | Foto: Cor Vos

Vielleicht beruhigt es Sie ja, dass man es auch aus der Geschichte der Tour de France der Männer kennt, dass manche Sieger in der Saison nach ihrem großen Triumph auch nicht sonderlich gut performten. Klar, für Pogacar gilt das nicht, aber für manchen anderen doch.
Niewiadoma: Ja, klar. Ich muss aber auch sagen, dass ich jetzt nicht in ein Riesenloch fiel. Ich war ja in den Finals oft dabei, wurde nicht nach 50 km abgehängt. Ich schaue jetzt nicht so darauf zurück, als sei alles ganz schrecklich gewesen. Ich hatte schon ein gutes Niveau, es stimmte nur nicht jedes Detail.

Kommen wir zum Schönen, der Tour de Franche Femmes. Entschieden wird sie wahrscheinlich am Col de la Madeleine. Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Anstieg?
Niewiadoma: Wir haben vor kurzem den Recon gemacht. Es wird definitiv eine entscheidende Etappe. Der Berg ist einfach brutal, es geht über die schiere Kraft. Da muss man auch gar nicht darüber reden, wo man vielleicht eine Attacke setzt. Denn entweder hast du an diesem Tag die Beine oder du hast sie nicht. Es geht nicht um Taktik oder wo man Energie sparen kann. Denn es geht einfach nur brutal steil nach oben und du musst alles aus dir herausholen. Bis zum Fuß des Anstiegs musst du so viel Kraft wie möglich sparen und danach am besten den besten Tag deines Lebens.

Dieses Jahr haben wir eine besondere Situation. Das einstige Superteam SD Worx hat sich zersplittert, Demi Vollering ist weggegangen, ebenso Marlen Reusser. Beide sind Kapitäninnen in ihren neuen Teams. Auch SD Worx sollte man mit Anna van der Breggen nicht abschreiben. Macht es das für Sie leichter, dass das Superteam nicht mehr so superstark ist oder ist es schwerer, weil man nun auf viel mehr Rivalinnen mit Unterstützung in ihren jeweiligen Teams achten muss?
Niewiadoma: Ja, die Konkurrenz im Frauenradsport wird immer härter, die Leistungsdichte nimmt zu. Es wird einfach noch enger. Zu Beginn der Saison war alles noch ein bisschen passiv. Es schien, als würden alle warten, was da von bestimmten Teams kommt. Jetzt haben sich alle aber daran gewöhnt. Dass die starken Fahrerinnen über mehr Teams verteilt sind, macht die Rennen dynamischer und interessanter, finde ich. Und viele Teams richten auch Höhentrainingslager nicht nur für die Leader, sondern auch die Helferinnen aus. Da werden viele supergut vorbereitet zur Tour kommen.

2016 wurde Niewiadoma bereits einmal Polnische Meisterin. | Foto: Cor Vos

Mit welchen Erwartungen fahren Sie selbst zur Tour?
Niewiadoma: Ich habe alles getan, was ich tun konnte, um in guter Form nach Frankreich zu kommen. Es ging auch nichts schief. Vor dem Rennen kommt es darauf an, so ruhig wie möglich zu werden, und dann geht die wilde Jagd los.

Haben Sie eine Lieblingsetappe bei dieser Tour?
Niewiadoma: Ja, ich mag die ersten beiden Etappen wegen der Gegend dort. Sie sind auch kurz, und es kann sehr intensiv werden. Später dann, in den Bergen, wird es sicher selektiver. Aber auch auf die ersten beiden Etappen freue ich mich.

Und was streben Sie jetzt bei den polnischen Meisterschaften an?
Niewiadoma: Ah, wenn man an den Landesmeisterschaften teilnimmt, will man immer das beste Resultat herausholen, will man das Meistertrikot erobern. Und der Kurs in diesem Jahr sollte mir auch liegen. Der Plan ist, das Trikot zurück in unser Team zu holen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.07.2025Die sieben deutschen Starterinnen bei der 4. Tour de France Femmes

(rsn) – Von den 154 Fahrerinnen, die am kommenden Samstag im bretonischen Vannes die 4. Tour de France Femmes (2.WWT) unter die Räder nehmen, vertreten sieben die deutschen Farben. Von der erfahr

24.07.2025Die Aufgebote für die 4. Tour de France Femmes

(rsn) – Parallel zur vorletzten Etappe der Tour de France (2.UWT), die nahe der Schweizer Grenze ausgetragen wird, startet am 26. Juli im westfranzösischen Vannes die 4. Ausgabe der Tour de France

23.07.2025Das Reglement der Tour de France Femmes auf einen Blick

(rsn) – Im Farbenspiel des Pelotons sollen sie jederzeit deutlich erkennbar sein – die Führenden in den Sonderwertungen der Tour de France Femmes. Die Trikotfarben (Gelb, Grün, Gepunktet und Wei

23.07.2025Das Preisgeld: Wieviel gibt’s wofür bei der Tour de France Femmes?

(rsn) - Bei der vierten Austragung der Tour de France Femmes avec Zwift (2.WWT) wartet auf die 154 Starterinnen viel harte Arbeit auf dem Weg von Vannes nach Chatel Les Portes de Soleil. An neun Renn

21.07.2025Tour de France Femmes im Rückblick: Die ersten drei Jahre

(rsn) – Im Männerkalender ist die Tour de France seit über 100 Jahren der Fixpunkt jeder Radsportsaison. Seit 2022 gibt es auch die Tour de France Femmes, die sich in kürzester Zeit zu einem Hig

21.07.2025Von der Bretagne in die Alpen: Strecke der Tour de France Femmes

(rsn) – Die vierte Austragung der Tour de France Femmes avec Zwift führt vom 26. Juli bis 3. August 2025 über 1.168,6 Kilometer von Vannes in der Bretagne bis nach Chatel in den Alpen und bleibt a

19.07.2025Niewiadoma will sich ein weiteres Gelbes Trikot holen

(rsn) - Katarzyna Niewiadoma-Phinney (Canyon – SRAM – zondacrypto) musste seit ihrem Tour-de-France-Gesamtsieg 2024 rund zehn Monate bis zum nächsten Erfolgserlebnis warten. Ende Juni gewann die

13.07.2025Lippert rast auf Formel-1-Kurs von Imola zum zweiten Etappensieg

(rsn) – Zum Finale des 36. Giro d´Italia Women (2.WWT) hat Liane Lippert (Movistar) ihren zweiten Etappensieg gefeiert. Die 27-jährige Friedrichshafenerin setzte sich über 134 Kilometer von ForlÃ

12.07.2025Rührende Szenen: Niedermaier tröstet Konkurrentin Reusser

(rsn) – Marlen Reusser (Movistar) war schwer enttäuscht, als sie am Monte Nerone im Ziel der vorletzten Etappe des Giro d´Italia Women ankam und das Rosa Trikot um 22 Sekunden an Titelverteidigeri

11.07.2025Lippert macht die “6“ zu ihrer Giro-Glückszahl

(rsn) – Liane Lippert (Movistar) hat auf der 6. Etappe des 36. Giro d´Italia Women (2.WWT) ihren ersten Saisonsieg bejubeln können. Die 27-jährige Friedrichshafenerin ließ über 145 Kilometer zw

09.07.2025Gigante düpiert am Berg die Favoritinnen, Reusser zurück in Pink

(rsn) - Sarah Gigante (AG Insurance – Soudal) hat auf der 4. Etappe des Giro d’Italia Women (2.WWT) die Top-Favoritinnen hinter sich gelassen und nach 142 Kilometern zwischen Castello Tesino und

08.07.2025Wiebes gewinnt 3. Giro-Etappe, Reusser macht zwei Sekunden gut

(rsn) – Nach dem gestrigen Ausreißer-Coup von Anna Henderson (Lidl – Trek) und Dilyxine Miermont (Ceratizit) kam es auf der 3. Etappe des Giro d’Italia Women (2.WWT) über 122 Kilometer von Vez

Weitere Radsport-Markt-Nachrichten

25.07.2025“Sticky Bottle“: Tour-Jury zieht Martinez acht Bergpunkte ab

(rsn) – Auch nach der Königsetappe der Tour de France musste die Rennjury aktiv werden. So wurden die beiden Franzosen Kévin Vauquelin (Arkéa – B&B Hotels) und Lenny Martinez (Bahrain Victoriou

25.07.2025Nichts falsch gemacht, Florian Lipowitz!

(rsn) - Ja, Florian Lipowitz hätte vor dem Col de la Loze die sichere Variante im Kampf um seinen Podiumsplatz und das Weiße Trikot des besten Jungprofis der Tour wählen können. Wäre der 24-Jähr

25.07.2025Im Überblick: Alle Gelbe Karten bei der 112. Tour de France

(rsn) – Drei Tage hat es gedauert, bis die UCI-Jury bei der Tour de France 2025 zum ersten Mal hart durchgegriffen und Gelbe Karten verteilt hat: Im Sturzchaos von Dünkirchen bestraften die Kommiss

25.07.2025Verkürzte letzte Prüfung im Hochgebirge

(rsn) – Am drittletzten Tag der 112. Tour de France steht in den Alpen eine letzte schwere Etappe im Hochgebirge an. Ursprünglich waren 129,9 Kilometer mit über 4.600 Höhenmetern geplant, doch we

25.07.2025Pogacar prallt vor 18. Tour-Etappe auf Visma-Begleitfahrzeug

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hatte vor der Königsetappe der Tour de France einen Schreckmoment. Auf dem Weg zum Start in Vif, wo das 16. Teilstück begann, prallte der Slowene g

25.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

24.07.2025Evenepoel fuhr die Tour mit gebrochener Rippe

(rsn) – Um die Gründe für das Tour-Aus von Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) auf der 14. Etappe rankten sich diverse Vermutungen, aber keine klaren Gründe. Zu vage waren der Profi selbst un

24.07.202519. Tour-Etappe wegen Rinderseuche um 37 Kilometer verkürzt

(rsn) – Der Ausbruch einer Rinderseuche hat zu einer kurzfristigen Streckenänderung der 19. Etappe der Tour de France von Albertville nach La Plagne geführt. Die ursprünglich 129,9 Kilometer lang

24.07.2025Mit Hilfe von UAE: Onley macht den Kampf um Weiß spannend

(rsn) – Oscar Onley (Picnic – PostNL) hat es bei der Tour des France tatsächlich nochmal spannend gemacht - auch wenn zwischenzeitlich überhaupt nichts mehr darauf hindeutete. Nach der Abfahrt v

24.07.2025Visma führte einen guten Plan schlecht aus

(rsn) - Visma – Lease a Bike blies auf der 18. Etappe der Tour de France zum Sturm. Das sah am Col de la Madeleine perfekt aus. Am Col de la Loze ging all die tolle Vorarbeit dann aber in die Hose.

24.07.2025Auf der Königsetappe erzwingt O’Connor endlich sein Glück

(rsn) – Der Triumph von Ben O’Connor auf der 18. Etappe der Tour de France war für das Team Jayco – AlUla eine Erlösung. Als Ausreißer trug der Australier am Donnerstag den Sieg davon, nach 1

24.07.2025Lipowitz: “Ich bin ganz schön eingegangen“

(rsn) - Am Ende wurde es im Kampf um Platz drei der Gesamtwertung und das Weiße Trikot ganz knapp für Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe). Nur 22 Sekunden rettete der 24-Jährige am C

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine