Interview mit dem Giant-Alpecin-Kapitän

Dumoulin: "Mehr Argumente für den Giro als für die Tour"

Von P. Parhizkar

Foto zu dem Text "Dumoulin:
Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) bei der Team-Präsentation in Berlin | Foto: Cor Vos

09.01.2016  |  (rsn) - Tom Dumoulin hat bei der letztjährigen Vuelta a Espana drei Wochen lang für Furore gesorgt und im Schlussklassement Rang sechs belegt. Bei der Präsentation seines Team Giant-Alpecin in Berlin sagte der Niederländer im Gespräch mit radsport-news.com, dass er 2016 beim Giro wohl noch nicht auf Gesamtwertung fahren werde. Zudem sieht er, im Gegensatz zu Tony Martin, kein Problem darin, dass das Olympische Straßenrennen wenige Tage vor dem Zeitfahren stattfindet, in dem er um eine Medaille kämpfen will.

Was sind Ihre Ziele für diese Saison?
Dumoulin: Meine beiden großen Saisonziele werden der Giro d'Italia und die Olympischen Spiele in Rio sein.

Heißt das, dass Sie die Tour de France auslassen werden?
Dumoulin: Es steht noch nicht zu 100 Prozent fest. Wir werden nach dem Giro gucken, wie ich mich fühle und dann gibt es einige unterschiedliche Optionen bis zu den Olympischen Spielen. Die Tour de France ist eine Option, aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht besonders groß, dass ich sie fahren werde. Wahrscheinlich werde ich andere Rennen bestreiten.

Werden Sie beim Giro auf Gesamtwertung fahren?
Dumoulin: Nein, wir haben entschieden, die Ambitionen in der Gesamtwertung auf die nächsten Jahre zu verschieben. Die Hauptziele werden, so wie in Rio, die beiden Zeitfahren sein. Wir werden uns in dieser Saison also hauptsächlich auf die Zeitfahren konzentrieren. Es gibt schon am ersten Tag eine Chance auf das Rosa Trikot. Wenn ich das nicht schaffen sollte, gibt es vor dem zweiten Zeitfahren noch eine ganze Woche mit einigen harten Etappen, die aber auch nicht zu hart für mich sind. Da wird es für mich darum gehen, wenig Zeit zu verlieren, um beim zweiten Zeitfahren noch eine Chance auf das Rosa Trikot zu bekommen, falls ich das zum Auftakt nicht geschafft haben sollte. Wenn ich in der Form wie bei der Vuelta sein sollte, kann man danach sehen, was in der Gesamtwertung möglich ist. Erst einmal liegt aber der Fokus nicht darauf.

Warum haben Sie sich für den Giro und gegen die Tour entschieden?
Dumoulin: Wir haben uns zusammengesetzt und sind beide Optionen (Giro & Olympia oder Tour & Olympia, d. Red.) durchgegangen. Am Ende haben einfach mehr Argumente für den Giro gesprochen. Der Giro startet in den Niederlanden und die beiden Zeitfahren kommen vor den großen Bergetappen, wodurch ich Chancen auf das Leadertrikot habe. Bei der Tour de France kommen die Zeitfahren erst nach den ersten Bergetappen, was für mich nicht gut ist. Ich würde aber auch nicht sagen, dass die eine Option im Hinblick auf Olympia generell die bessere ist. Am Ende war einfach der attraktivere Kurs beim Giro ausschlaggebend.

Haben Sie den Zeitfahrkurs von Rio schon besichtigt?
Dumoulin: Nein, und ich werde es wahrscheinlich auch nicht tun. Die Nationalmannschaft war zwar im November zur Besichtigung da, aber ich habe mich entschieden, nach der langen Saison meinen Urlaub nicht zu unterbrechen. Wir hatten die Zeitfahrstrecke vom Tour-Auftakt in Utrecht vorher besichtigt und ich muss sagen, dass das nicht wirklich hilfreich war. Ich hatte die Strecke gesehen, aber im Endeffekt hatte sich für mich dadurch nichts geändert. Der Nationaltrainer hat von der Strecke in Rio viele Videos gemacht. Die werde ich mir anschauen, mehr aber wohl nicht.

Das Olympische Straßenrennen sollte Ihnen auch liegen. Ist es ein Problem für Sie, dass das nur wenige Tage vor dem Zeitfahren stattfindet?
Dumoulin: Ich denke, es ist möglich, beides zu verbinden. 2008 hat Cancellara in Peking gezeigt, dass es möglich ist, in beiden Rennen um den Sieg mitzufahren. Wiggins ist in London im Straßenrennen für Cavendish gefahren und hat dann Gold im Zeitfahren gewonnen. Die jüngste Historie zeigt also, dass es möglich ist, bei beiden Rennen auf höchstem Niveau zu fahren.

Wie sieht Ihr Rennprogramm bis zum Giro aus?
Dumoulin: Ich werde die Saison mit der Tour de Oman starten, dann kommen Paris-Nizza, Mailand-Sanremo und die Katalonien-Rundfahrt. Danach werde ich eine längere Trainingsperiode einbauen, in deren Mitte ich noch das Amstel Gold Race fahren werde.

Die anderen Ardennen-Klassiker lassen Sie also aus?
Dumoulin: Eigentlich wollte ich die Ardennen Klassiker komplett weglassen, weil ich dort schon einige Jahre versucht habe, gut zu fahren, es aber nie geklappt hat. Wahrscheinlich ist meine Form zu dem Zeitpunkt der Saison einfach nicht gut genug. Bei den Weltmeisterschaften habe ich bewiesen, dass ich mit den langen Distanzen keine Probleme habe, dennoch hat es bei den Ardennen-Klassikern nie so richtig gepasst. Deshalb werde ich nur das Amstel Gold Race fahren, das aber auch kein großes Ziel für mich sein wird.

Sie haben viel über die Zeitfahren beim Giro und den Olympischen Spielen gesprochen. Haben Sie die Zeitfahr-WM nicht im Blick?
Dumoulin: Doch, aber der Kurs wird mir wahrscheinlich nicht liegen. Der ist einfach zu flach für mich. Trotzdem wird das nach den Olympischen Ziel ein Ziel für mich sein. Nicht nur das Einzelzeitfahren, sondern auch das Mannschaftszeitfahren und Straßenrennen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

13.01.2016Degenkolb: "Potenzial in den Klassikern noch nicht ausgeschöpft"

(rsn) - Im zweiten Teil des Interviews (hier ist Teil 1) verrät John Degenkolb, wie wichtig ihm der Etappensieg bei der Tour de France und das Regenbogentrikot sind und welchen Herausforderungen si

12.01.2016Degenkolb: "Boonen und Cancellara sind für mich inspirierend"

(rsn) - Mit den Siegen bei den Monumenten Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix krönte sich John Degenkolb zum König der Klassiker-Saison 2015. Im Rahmen der Präsentation seines Teams Giant-Alpecin sp

11.01.2016Walscheid: "Marcel Kittel ist ein Vorbild für mich"

(rsn) - Das Team Giant-Alpecin geht mit vier Neuzugängen in die neue Saison. Einer davon ist der deutsche Sprinter Max Walscheid, der schon im vergangenen Jahr als Stagiaire im Team überzeugen konnt

10.01.2016Arndt: "Als Sprintkapitän zum Giro d´Italia"

(rsn) – Nikias Arndt wird beim diesjährigen Giro d´Italia erstmals Sprintkapitän bei einer dreiwöchigen Landesrundfahrt sein. Am Rande der Präsentation des Giant-Alpecin-Teams in Berlin sprach

07.01.2016Geschke: "Mein Ziel ist das Podium beim Amstel Gold Race"

(rsn) - Simon Geschke geht mit dem Team Giant-Alpecin bereits in seine siebte Saison. Der in freiburg lebende Berliner feierte bei der letztjährigen Tour de France mit einem Etappensieg seinen bisher

07.01.2016Talent Mackaij will 2016 nicht nur bei Gent-Wevelgem abräumen

(rsn) – Die angestrebte Vertragsverlängerung mit John Degenkolb ist noch nicht in trockenen Tüchern, dafür konnte Iwan Spekenbrink im Fall von Floortje Mackaij Vollzug melden. Im Rahmen der Team

07.01.2016Giant-Alpecin nimmt 2016 auch die Grand Tours ins Visier

Berlin (dpa) - In den imposanten Sälen der italienischen Botschaft waren alle Augen auf Geburtstagskind John Degenkolb gerichtet. Bei einem Auflauf fast wie in den früheren Hochzeiten des deu

07.01.2016Giant-Alpecin: Team-Präsentation im Video-Stream

(rsn) – Mit hoch gesteckten Zielen geht der deutsche Giant-Alpecin-Rennstall in die Saison 2016. Bei der Team-Präsentation in der italienischen Botschaft in Berlin wurde in Anwesenheit von Bundesju

Weitere Radsportnachrichten

27.01.2025Kopecky will ihrem Palmares 2025 neue Rennen hinzufügen

(rsn) - Die zweifache Straßen-Weltmeisterin Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) hat einen umfangreichen Einblick in die Planung ihrer aktuellen Saison gegeben. Wie die Belgierin in einem Interview mi

27.01.2025Nach drei Siegen träumt Welsford von Gelb bei der Tour de France

(rsn) - Träume sind erlaubt! Auch der von Sam Welsford (Red Bull – Bora – hansgrohe) von der Tour de France. "Jedermann träumt davon, eine Etappe zu gewinnen. Für mich ist die Tour etwas, die i

27.01.2025Van der Poel freut sich über van Aerts WM-Teilnahme

(rsn) – In Liévin will Mathieu van der Poel am 2. Februar Radsportgeschichte schreiben und mit seinem siebten Regenbogentrikot mit dem derzeit alleinigen Rekordhalter Erik de Vlaeminck gleichziehen

27.01.2025Deutsches Bahn-Nationalteam auf Mallorca von Auto umgefahren

(rsn) – Das deutsche Ausdauer-Nationalteam der Bahnradsportler ist am Montagmorgen im Trainingslager auf Mallorca in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt worden. Wie die Mallorca Zeitung unter B

27.01.2025De Jong fährt überlegen zum ersten Saisonsieg

(rsn) – Im letzten und auch schwierigsten Rennen der Mallorca Challenge, der Trofeo Binissalem-Port d´Andratx (1.1) hat sich Thalita de Jong (Human Powered Health) überlegen den Sieg gesichert. Di

27.01.2025Privater Investor vor Einstieg bei Polti – VisitMalta und Aurum?

(rsn) – Wie die Gazzetta dello Sport und der in Italien lebende, britische Radsport-Journalist Stephen Farrand für cyclingnews.com berichten, steht das von den Contador-Brüdern gemeinsam mit Ivan

27.01.2025Kampf um den Klassenerhalt mit punktuellen Verstärkungen

(rsn) - Die Frauen von Uno - X Mobility gehen in ihre vierte WorldTour-Saison. Dabei sind sie ihren männlichen Kollegen weiterhin einen Schritt voraus: Sie starten in der höchsten Liga des Radsport

27.01.2025ASO vergibt Wildcards für Paris-Roubaix der Frauen und Männer

(rsn) – Die Schweizer Teams Q36.5 und Tudor, der französische Rennstall TotalEnergies und erstmals auch die niederländische Mannschaft Unibet – Tietema Rockets dürfen sich über Wildcard-Einlad

27.01.2025Mit Longo Borghini soll es weiter Richtung Weltspitze gehen

(rsn) - Mit dem Transfer von Elisa Longo Borghini hat das UAE Team ADQ endgültig seine Ambitionen unterstrichen, künftig eine ähnliche Dominanz im Peloton einnehmen zu wollen, wie die Männermannsc

26.01.2025Van Aert hat plötzlich doch Lust auf die Weltmeisterschaft

(rsn) – Sechs Crossrennen hatte Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) für diesen Winter auf seiner Agenda stehen, sechs werden es trotz seiner krankheitsbedingten Absage bei seinem Saisonauftakt i

26.01.2025Hirschi feiert Tudor-Debüt nach Maß

(rsn) – Marc Hirschi (Tudor) hat es seiner Landsfrau Marlen Reusser gleich getan und das erste Rennen für seinen neuen Arbeitgeber gewonnen. Der Eidgenosse war bei der Clàssica Comunitat Valencian

26.01.2025Mit punktgenauen Transfers zu noch mehr Erfolgen

(rsn) - Was macht man nach einem grandiosen Jahr? Man will ein noch grandioseres. “Ich bin noch jung, ich habe noch Raum für Verbesserung”, sagte ein selig lächelnder Tadej Pogacar im Trainingsl

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour of Sharjah (2.2, UAE)
  • AlUla Tour (2.1, 000)