Deutscher Traumstart in die WM

Nur Schmidt, Regen und Wind schlagen Schachmann und Kämna

Foto zu dem Text "Nur Schmidt, Regen und Wind schlagen Schachmann und Kämna"
Maximilian Schachmann (l.) und Lennard Kämna holen Silber und Bronze im WM-Einzel-Zeitfahren der U23-WM 2015| Foto: Cor Vos

21.09.2015  |  (rsn) - Welch ein Nervenkrimi. Zweieinhalb Stunden saßen Mads Würtz Schmidt (Dänemark) und Maximilian Schachmann (Berlin) auf dem heißen Stuhl. Der Däne mit der Bestzeit im WM-Einzelzeitfahren der U23 in der Mitte, der Berliner als Zweitschnellster links davon. Gemeinsam zitterten sie, ob nicht ein anderer kommt und ihre Bestzeiten knackt, die sie in Richmond schon gegen 19 Uhr kurz nacheinander als Fahrer der zweiten Start-Gruppe aufgestellt hatten.

„Es war hart, dazusitzen!", gestand Schmidt, nachdem die Tortur ausgestanden war, um sich dann zu freuen: „Ich kann gar nicht glauben, was ich erreicht habe." Auch Maximilian Schachmann, der 2014 in Ponferrada bereits WM-Fünfter geworden war,  lachte erleichtert und beteuerte: „Eines meiner Ziele war, besser abzuschneiden als letztes Jahr, und da kann ich voll glücklich sein. Podium ist Podium, Medaille ist Medaille. Die kann mir keiner mehr nehmen."

Immer wieder war einer der Konkurrenten auf dem 30 Kilometer langen Parcours  - zwei Runden à 15 Kilometer waren zu absolvieren - gefährlich nah an ihre Zeiten herangekommen, doch nur der dritte Stuhl links wechselte den Besitzer von Davide Martinelli (Italien) zu Truls Engen Korseath (Norwegen).

Allerdings war auch ein bisschen Glück dabei. Denn ganz heiß wurde es für die beiden Führenden, als Miles Scotson an der zweiten Zwischenzeit bis auf fünf Sekunden an die Zeit von Schmidt herangekommen war. Doch genau in diesem Moment rutsche dem Australier die Kette runter. Die verlorene Zeit konnte er nicht mehr aufholen und wurde Siebter (+0:41).

Blieben am Ende nur noch Lennard Kämna, der zweite Deutsche aus Fischerhude bei Bremen und der Ire Ryan Mullen, Vize-Weltmeister von 2014. Doch kurz bevor die beiden als letzte des gesamten Teilnehmerfeldes von der Startrampe rollten, begann es - wenn auch nur leicht - zu regnen.

Auch der Amerikaner Daniel Eaton litt unter den sich verschlechternden Bedingen, der zu diesem Zeitpunkt aber schon die Hälfte der 30 Kilometer-Distanz zurückgelegt hatte. „Mit dem Regen kam starker Wind auf", erzählte Eaton cyclingnews.com. Er war an der zweiten Zwischenzeit noch Dritter gewesen. Das Ziel erreichte er jedoch nur noch als Zehnter (+0:43).

Auch Mullen ließ sich anscheinend vom den Wetterkapriolen beeindrucken. Schon die erste Kurve nach dem Start steuerte der Vize-Weltmeister der U23 von 2014 sehr vorsichtig an. Im Ziel wurde er abgeschlagen Elfter (+0:49).

Kämna ging das Unternehmen wesentlich forscher an und verbesserte sich von Platz 6 (+0:13) bei der ersten Zwischenzeit auf Rang drei bei der zweiten (+0:15). Bis ins Ziel verlor der 19-Jährige zwar noch weitere sechs Sekunden, aber Platz drei verteidigte das Riesentalent in seinem ersten Jahr bei der U23. Deshalb konnte der Junioren-Weltmeister des letzten Jahres auch strahlen: „Ich bin natürlich super zufrieden mit dem dritten Platz. Das war mehr als ich mir erhofft hatte. Ich hatte gedacht, vielleicht Top 10 oderTop 5."

Als Kämna die Ziellinie passierte sprang Würzt Schmidt von seinem heißen Stuhl auf, als hätte der Feuer gefangen. Die Erlösung im Nerven-Krimi. Nun konnte keiner mehr seinem Gold gefährlich werden. Am Ende setzte sich der 21-Jährige in der Zeit von 37:10 Minuten mit 13 Sekunden Vorsprung auf den gleichaltrigen Schachmann durch. „Heute feiern wir ein bisschen, dann denke ich ans Straßen-Rennen", hat der Däne noch Pläne für die weitere WM!

Schachmann im Interview:

Kämna im Interview:

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.10.2015Kollegen nennen Sagans Gold-Fahrt spektakulärsten Moment 2015

(rsn) – Peter Sagans Solofahrt ins Regenbogentrikot bei der Straßen-WM in Richmond war nicht nur für viele Fans der spektakulärste Moment der Saison 2015. Auch mehrere seiner Konkurrenten nannten

03.10.2015Deutsches Saisonfinale mit zehn heimischen Teams

(rsn) - Die vier WorldTour-Teams Lotto Soudal, Giant-Alpecin, LottoNL-Jumbo und Etixx-Quick-Step) führen beim 10. Münsterland Giro die Liste der 18 teilnehmenden Mannschaften an. Zu den sechs Zweitd

02.10.2015Martin: Der Sattel entschied nicht über Sieg oder Niederlage

(rsn) - Tony Martin sucht keine Entschuldigungen für sein enttäuschendes Abschneiden im Zeitfahren der Straßen-WM. Statt als Top-Favorit Gold zu holen, war der Eschborner zum ersten Mal seit 2008 o

28.09.2015Richmond feiert überschwänglich verdiente Weltmeister

(rsn) - Die Weltmeisterschaften haben in Richmond Spuren hinterlassen und werden das Bild der Stadt noch einige Zeit prägen. Nicht nur, weil die entspannten Südstaatler keine Eile haben, die Absperr

28.09.2015Kwiatkowski: „Es war zu schnell für mich"

(rsn) – Nach der missglückten Mission Titelverteidigung überwog bei Michal Kwiatkowski die Enttäuschung. Der 25-jährige Pole, der sich im letzten Jahr im nordspanischen Ponferrada das begehrte R

28.09.2015US-Boys zwar ohne Medaille, aber mit großer Show

(rsn) – Auch ohne ausgemachten Mit-Favoriten ließen die US-Amerikaner bei der Heim-WM in Richmond nichts unversucht, um im Straßenrennen der Männer an eine der begehrten Medaillen heranzukommen.

28.09.2015Valverde mit Platz fünf in Richmond zufrieden

(rsn) - In den vergangenen zwölf Jahren war Alejandro Valverde einer der erfolgreichsten Teilnehmer und für das spanische Team meist eine Bank. Seit 2003 sammelte er zwei Silber- und vier Bronzemeda

28.09.2015Degenkolb: „Ich habe die Nerven verloren"

(rsn) – Auch im 49. Jahr nach Rudi Altigs WM-Titel gingen die Deutschen im Kampf um das Regenbogentrikot leer aus. Kapitän John Degenkolb rollte nach 261,4 Kilometern beim überragend herausgefahre

28.09.2015Im Augenblick des Sieges sorgt sich Sagan um Europa

(rsn) - Diese Seite kannten wir von Peter Sagan noch nicht! Eine Seite, die uns mit Hochachtung auf den frischgebackenen Weltmeister blicken lässt!Der Peter Sagan, der sich als Selbstdarsteller wie e

28.09.2015Perfektes Teamwork, aber Oranje geht im WM-Straßenrennen leer aus

(rsn) – Kein Zweifel: Das niederländische Team war am Sonntag im WM-Straßenrennen von Richmond das aktivste von allen, fuhr meistens mit fünf, sechs Mann an der Spitze des Feldes, um nicht nur di

28.09.2015Haller konnte Katusha nicht zeigen, dass er es drauf hat

(rsn) – Platz 26 im WM-Straßenrennen von Richmond war nicht das, was sich Marco Haller vorgestellt hatte. Der 24 jahre alte Österreicher war mit großen Ambitionen angetreten, nachdem er sich sech

28.09.2015Navardauskas: „WM-Bronze mehr wert als der Tour-Etappensieg"

(rsn) – Ramunas Navardauskas hat als Dritter des Straßenrennens von Richmond (USA) nicht nur viele Beobachter überrascht, sondern dem erst 1991 unabhängigen Litauen die erste Medaille bei einer S

Weitere Radsportnachrichten

26.12.2025Storer kritisiert Ex-Team: “In Gewohnheiten festgefahren“

(rsn) – Der “moderne Radsport“ ist in aller Munde, aber offenbar noch nicht in jedem Team angekommen. Vor einigen Tagen hatte Arne Marit, Spät-Neuzugang bei Red Bull – Bora – hansgohe, bei

26.12.2025Van-Dijke-Zwillinge drängen auf mehr gemeinsame Einsätze

(rsn) – Familienbande sind stark. Das wissen auch Tim und Mick van Dijke. Die Zwillingsbrüder haben ihr erstes gemeinsames Jahr bei Red Bull – Bora – hansgrohe hinter sich, nachdem sie zuvor me

26.12.2025Van der Poel macht es in Gavere gegen Nys spannend

(rsn) – Beim Weltcup in Gavere hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) seine weiße Weste bewahrt. In der 7. von neun Runden fuhr er seinem letzten Begleiter Thibau Nys (Baloise – Glowi

26.12.2025“Nicht sehr soziale“ Brand dominiert auch in Gavere

(rsn) – Das Zählen geht weiter. Bei ihrem Sieg im Weltcup von Gavere hat Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) die 57. Podiumsplatzierung in Serie eingefahren. Außerdem war es ihr 14. Sieg beim

26.12.2025Ziel nach starkem Jahr: “Die zweiten Plätze in Siege umwandeln“

(rsn) – Das sei verraten: So weit vorne wie Max Kanter (XDS – Astana) landete in der RSN-Jahresrangliste 2026 kein anderer deutscher Sprinter. Das liegt zum einen daran, dass lange Zeit dominieren

26.12.2025Mit Uno-X bei den Topsprinterinnen angeklopft

(rsn) – Linda Zanetti (Uno-X Mobility) ist 2025 zu einem der Shootingstars im internationalen Peloton geworden. Nach zwei Jahren beim UAE-Team und einem bei Human Powered Health schloss sich die Sch

26.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

26.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

25.12.2025“Harzige Saison“ ohne Sieg und Tour, aber mit Doppelbronze

(rsn) – Stefan Küng ist sicher kein Legionär. Nach insgesamt sechs Jahren bei BMC sowie derer sieben bei Groupama – FDJ steht 2026 erst zum zweiten Mal in seiner Profilaufbahn ein Tapetenwechsel

25.12.2025Pogacar verdankt Niederlage gegen Vingegaard viel

(rsn) – Als Tadej Pogacar 2019 die Tour de l’Avenir (2.2Ncup) gewann, war er in seinem zweiten U23-Jahr Teil des Drittdivisionärs ROG – Ljubljana. In einer – nachträglich kann man das nicht

25.12.2025Auf Trainingsgruppe schießender Autofahrer festgenommen

(rsn) – Drei Tege nachdem die Trainingsgruppe des Drittdivisionärs S.C. Padovani Polo - Cherry Bank im Etschtal aus einem fahrenden Auto heraus aus nächster Nähe beschossen worden war, wurde der

25.12.2025Baroncini: “Ein Wunder, dass ich noch lebe und sehen kann“

(rsn) – Am 6. August stürzte Filippo Baroncini (UAE – Emirates – XRG) bei der Polen-Rundfahrt (2.UWT) schwer. Er wurde in ein künstliches Koma versetzt und es wurde um sein Leben gefürchtet.

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)