Nerz erklärt den Lenker-Vorfall

„Die Kabel rauszureißen, war mir bei Tempo 50 zu riskant"

Von Felix Mattis aus Zeist bei Utrecht

Foto zu dem Text "„Die Kabel rauszureißen, war mir bei Tempo 50 zu riskant
Dominik Nerz (Bora-Argon 18) beendete das Zeitfahren von Utrecht mit defektem Lenker. | Foto: Cor Vos

05.07.2015  |  (rsn) - Viel bitterer hätte die Tour de France für Bora-Argon 18 kaum beginnen können. Ausgerechnet dem Kandidat für die Top 10 im Tagesklassement, Jan Barta, und Mannschaftskapitän Dominik Nerz klebte auf dem 13,8 Kilometer langen Zeitfahrkurs von Utrecht das Pech sprichwörtlich am Reifen. Barta stürzte nach drei Kilometern und landete anstelle der Top Ten mit 1:35 Minute Rückstand auf Platz 148, und an Nerz' Rad löste sich der Zeitfahrlenker.

„Heute ging alles schief, was schief gehen kann", bedauerte Sportdirektor Enrico Poitschke. „Jan ist ein Fahrer, der immer volles Risiko geht und diesmal war es vielleicht etwas zu viel. Wenn man in so einem kurzen Zeitfahren so früh stürzt und dann noch die Kette verliert, kommt man komplett aus dem Rhythmus", erklärte er den großen Rückstand des Tschechen.

Und Nerz? „Ich habe drei Kilometer vor der Zwischenzeit gemerkt, dass der Auflieger locker war, bin aber nicht in Panik geraten, weil ich ja damit fahren konnte", erklärte der deutsche Hoffnungsträger für die Tour-Gesamtwertung radsport-news.com am Morgen danach. „Als ich in der nächsten Kurve an den Anfahrtslenker gegriffen habe, ist mir der komplette Auflieger rausgerutscht und lag mir auf dem Vorderrad."

Weil ein Kamera-Motorrad in der Nähe war, gingen die Bilder live um die Welt - und genauso schnell entstandenen Spekulationen. Der Lenker sei gebrochen, hieß es sofort und man fragte sich, warum Nerz mit den Einzelteilen in der Hand weiterfuhr, anstatt sie einfach an den Straßenrand zu werfen. Am Abend versicherte das Team jedoch, dass nichts gebrochen sei und der Auflieger sich trotz korrekt angezogener Schrauben aus bislang ungeklärten Gründen löste.

Und wegwerfen konnte Nerz die Teile auch nicht, denn: Durch den Zeitfahraufsatz verlaufen die Kabel der elektronischen Schaltung, damit der Fahrer auch in Aeroposition „liegend" die Gänge wechseln kann. „Da hätte ich die Kabel rausreißen müssen, und das war mir bei Tempo 50 etwas zu riskant", erklärte Nerz.

Der 25-jährige Allgäuer verlor bis zum Ziel 1:31 Minute auf Tagessieger Rohan Dennis (BMC) und somit 48 Sekunden auf Titelverteidiger Vincenzo Nibali (Astana). Der Deutsche war im Ziel zunächst schwer gefrustet, doch sein Rückstand zeigt, dass sich der Schaden in Grenzen hielt.

„Ich würde sagen, das hat zwischen einer halben und einer ganzen Minute gekostet", schätzte er bei am nächsten Morgen schon wieder besserer Laune: „Unter den Umständen ist die Zeit absolut okay. Das motiviert mich für die nächsten Tage, denn ich habe gesehen, dass die Form stimmt."

Das gesamte Gespräch mit Dominik Nerz im Video:

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.11.2015Prudhomme: "Forderung absurd hoch und unbegründet"

(rsn) –Tour-Direktor Christian Prudhomme bestreitet die Rechtmäßigkeit der Forderung des Niederländischen Radsportverbands (KNWU), der von der ASO 140.000 Euro für den Grand Départ der Frankrei

03.11.2015Niederländischer Verband wartet auf Geld von der ASO

(rsn) - Der Niederländische Radsportverband KNWU hat sich an die UCI gewendet, weil er seit vier Monaten auf eine Zahlung der ASO in Höhe von 140.000 Euro wartet. Das berichtet das niederländische

16.08.2015Dopingproben der Tour sollen erneut getestet werden

(rsn) - Keiner soll sich sicher fühlen! Auch nicht, wenn die Rennen rum sind. Deshalb sollen die Dopingproben der gerade beendeten Tour de France nachträglich auf das neue Epo-Stimulanzmittel 

30.07.2015Bahamontes traut Valverde den Tour-Sieg zu

(rsn) – Federico Bahamontes traut Alejandro Valverde (Movistar) den Tour-Sieg zu und hat seinen Landsmann aufgefordert, im kommenden Jahr das Gelbe Trikot ins Visier zu nehmen. „Wenn er Dritter ge

28.07.2015Voß war zu früh in Topform

(rsn) – Auf die Frage, wie die am Sonntag zu Ende gegangene Tour de France für ihn verlaufen sei, fand Paul Voß gegenüber radsport-news.com nur zwei Worte: „Nicht zufriedenstellend.“ Nach seh

27.07.2015Wie kommt der „Engel" ins Tour-Finale?

(rsn) - Wir trauten unseren Augen nicht, als wir das von Philousport bei Twitter eingestellte Video (siehe die beiden Links unten) betrachteten. Es sah aus, als stünde ein „Engel" mit flatternden F

27.07.2015Jugendlicher Schwarzfahrer soll Absperrung durchbrochen haben

Paris (dpa) - Ein Jugendlicher ohne Führerschein ist wohl für den Zwischenfall vor dem Finale der Tour de France am Sonntag verantwortlich, bei dem die Pariser Polizei Schusswaffen einsetzte.

27.07.2015Denk: „Das Glück war nicht auf unserer Seite"

(rsn) - Ein Etappenpodium, zwei weitere Platzierungen in den Top Ten, der 25. Platz in der Gesamtwertung sowie zwei Auszeichnungen als aktivster Fahrer sind die Bilanz des deutschen Bora-Argon 18-Team

27.07.2015Nun will Greipel auch in Hamburg seinen ersten Sieg

Paris (dpa/rsn)- Am Sonntag gewann André Greipel (Lotto Soudal) erstmals in seiner Karriere die letzte Tour-Etappe auf den Champs Élysées. Im Ziel wartete sein Jugendtrainer Peter Sager um mit dem

27.07.2015Brailsford: „Die Kritiker haben uns geholfen, die Tour zu gewinnen“

Paris (dpa/rsn) - Erst gab es Dosenbier, dann Champagner - und aus den Boxen dröhnte der bei solchen Gelegenheiten unvermeidliche Queen-Hit „We are the Champions“. Bevor Christopher Froome

27.07.2015Movistar die beste Mannschaft, aber Sky stellt den Sieger

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

27.07.2015Lotto Soudal dominiert die Sprints, IAM erreicht sein Ziel

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

Weitere Radsportnachrichten

03.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

03.05.2024Zeeman glaubt weiter an Tour-Start von Vingegaard

(rsn) – Nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt am 4. April ist Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) weiter auf dem Weg der Besserung. Sein Sportdirektor Merijn Zeeman glaubt so

03.05.2024Anspruchsvoller Auftakt im Piemont

(rsn / ProCycling) – 13 Jahre nach ihrer Premiere ist die Stadt Venaria Reale erneut Schauplatz des Grande Partenza. Als Ouvertüre gibt es eine anspruchsvolle Etappe, die nördlich von Turin starte

03.05.2024Lipowitz wäre schon glücklich, wenn er Rom erreicht

(rsn) - Der dritte Gesamtrang bei der Romandie-Rundfahrt vor einer Woche hat Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) viel Aufmerksamkeit eingebracht. Nun startet der 23-Jährige beim Giro d´Italia in d

03.05.2024Muzic schlägt Vollering! Erst festgebissen, dann abgesprintet

(rsn) – Évita Muzic (FDJ – Suez) hat an der Laguna Negra in 1.715 Metern Höhe die 6. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die 24-jährige Französin setzte sich am Ende der 6,5 Kilometer

03.05.2024Blackmore nimmt bei Israel - Premier Tech Zabels Platz ein

(rsn) – Nach dem Karriereende von Rick Zabel wird Joseph Blackmore den frei werdenden Platz des Deutschen bei Israel – Premier Tech einnehmen. Wie der Zweitdivisionär meldete, wechselt der 21-jÃ

03.05.2024Was Selbstvertrauen alles ausmachen kann

(rsn) - Servus liebe Leserinnen und Leser, nach gut zwei Monaten voller Wettkämpfe melde ich mich mal wieder. Es ist viel passiert, worüber ich gerne berichten würde. Bereits zum zweiten Mal in d

03.05.2024Bénin: Lührs verpasst um Millimeter seinen ersten Saisonsieg

(rsn) – Auf der 4. Etappe der Tour du Bénin (2.2) hat das Team Bike Aid erneut einen Tagessieg knapp verpasst, konnte sich aber zumindest über die Verteidigung des Gelben Trikots von Yoel Habteab

03.05.2024Niewiadoma und Realini bei Vuelta Femenina ausgestiegen

(rsn) - Ohne zwei der Favoritinnen ist am Mittag die 6. Etappe der Vuelta Femenina gestartet worden. Wie ihr Team Canyon – SRAM auf X meldete, habe man beschlossen, dass Kasia Niewiadoma aus gesundh

03.05.2024Geschke von 2500 Metern in Freiburg zum Giro d´Italia

(rsn) – Vor dem letzten Giro d’Italia seiner Karriere strahlt Simon Geschke viel Optimismus aus. “Meine Form ist sehr gut, ich konnte mich so gut wie noch nie auf einen Giro vorbereiten“, sagt

03.05.2024Giro-Favorit Pogacar hält Fixierung auf seine Person für “Bullshit“

(rsn) – Am Samstag beginnt der 107. Giro d’Italia – mit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) als haushohem Favoriten, der in der öffentlichen Wahrnehmung alle seine Konkurrenten in den Schatten st

03.05.2024HLN: Van Aert kehrt Ende Mai ins Feld zurück

(rsn) – Wout van Aert (Visma - Lease a Bike) nimmt nach seinem schweren Sturz Ende März bei Dwars Door Vlaanderen sein Comeback ins Visier. Wie die Zeitung Het Laatste Nieuws schreibt, plant der B

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine