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20.05.2015 | (rsn) – Nach seinem überraschenden Gesamtsieg bei der Tour de Romandie, wo er unter anderem Titelverteidiger Chris Froome (Sky) hinter sich ließ, sorgt Ilnur Zakarin (Katusha) nun auch beim 98. Giro d'Italia für Furore. Der 25 Jahre alte Russe gewann am Mittwoch die 11. Etappe, die über 153 Kilometer von Forli nach Imola führte und im dortigen Autodromo Enzo e Dino Ferrari auf drei Zielrunden der ehemaligen Formel 1-Strecke endete. Er setzte sich nach einer Attacke gut 20 Kilometer vor dem Ziel als Solist durch und feierte damit gleich bei seinem Grand Tour-Debüt einen Tagessieg. < /p>
Bei wechselhaftem Wetter und immer wieder einsetzendem Regen kam Zakarin mit 53 Sekunden Vorsprung auf eine erste Verfolgergruppe durch, aus der heraus sich der offenbar von Tag zu Tag stärker werdende Kolumbianer Carlos Alberto Betancur (Ag2R) Rang zwei vor dem Italiener Franco Pellizotti (Androni-Giocattoli) sicherte. „Ich war vor der Etappe guten Mutes und die Fahrer der Ausreißergruppe arbeiteten gut zusammen. Ich versuchte einmal vergeblich wegzukommen, und mit dem zweiten Angriff habe ich es geschafft“, sagte Zakarin nach seinem zweiten Saisonsieg.
An der Spitze der Gesamtwertung blieb alles beim Alten. Der Spanier Alberto Contador (Tinkoff-Saxo), der im letzten kleineren Anstieg des Tages wenige Kilometer vor dem Ziel seine Gegner mit einer Attacke testete, verteidigte das Rosa Trikot und liegt weiter drei Sekunden vor dem Italiener Fabio Aru (Astana) und 46 vor dessen spanischem Teamkollegen Mikel Landa.
Eine Schrecksekunde erlebte Rigoberto Uran (Etixx-Quick-Step). Der zweimalige Giro-Zweite, der in der ersten Woche bereits mit einer Bronchitis zu kämpfen hatte, stürzte eingangs der Schlussrunde auf regennasser Straße, schaffte aber wieder den Anschluss an das am Ende nur noch rund 40 Fahrer starke Hauptfeld, das 1:02 Minuten hinter Zakarin ins Ziel kam.
Uran behauptete seinen sechsten Platz, 2:10 Minuten hinter Contador und ist im Gesamtklassement der erste Fahrer, der nicht dem Astana oder dem Tinkoff-Sax-Team angehört. Vor ihm liegen noch der Italiener Dario Cataldo (Astana/+1:16) auf Position vier und Contadors tschechischer Edelhelfer Roman Kreuziger (+1:46).
Sein Blaues Trikot des besten Kletterers ist nach nur zwei Tagen Simon Geschke (Giant-Alpecin) wieder los. Neuer Führender der Bergwertung ist der Spanier Benat Intxausti (Movistar), der als Ausreißer an allen drei Bergpreisen des Tages punktete und nun zwei Zähler vor dem Freiburger liegt.
Intxausti, Gewinner der 9. Etappe am Samstag, schaffte nach schnellem Beginn ebenso wie Zakarin und der Kanadier Ryder Hesjedal (Cannondale-Garmin) den Sprung in die Gruppe des Tages. Das Trio hatte bereits am Samstag zu den Ausreißern gezählt, die letztlich den Sieg unter sich ausgemacht hatten.
Dazu kamen heute noch Pellizotti und Betancur, dessen italienischer Teamkollege Matteo Montaguti, Intxaustis Landsmann und Helfer Ruben Fernandez, der Niederländer Steven Kruijswijk (LottoNL - Jumbo), der Pole Marek Rutkiewicz (CCC Sprandi) sowie der Italiener Diego Rosa (Astana). Betancur gelang das Kunststück, nach einem Sturz, bei dem er sich Blessuren an seiner rechten Seite zuzog, wieder den Anschluss zur Spitze zu schaffen, die vom Feld weniger als vier Minuten an Vorsprung zugestanden bekam.
Als es auf die drei Zielrunden in Imola ging, war dank der Tempoarbeit der Teams der Klassementfahrer – hierbei tat sich vor allem BMC hervor - der Vorsprung der Gruppe auf unter eine Minute geschrumpft. Fernandez, Rutkiewicz und Montaguti konnten auf der ehemaligen Formel 1-Strecke dem Tempo ihrer Begleiter nicht mehr folgen.
Als der Schweizer Tour-Debütant Stefan Küng aus dem Feld heraus attackierte, zog sich BMC aus der Verfolgung zurück und Orica-GreenEdge übernahm, um Kapitän Michael Matthews die Möglichkeit auf einen zweiten Etappensieg offenzuhalten. Doch nachdem Zakarin am vorletzten Anstieg des Tages gute 20 Kilometer vor dem Ziel attackierte, wuchs der Abstand zwischen dem neuen Spitzenreiter und dem immer kleiner werdenden Feld rasch auf rund 1:30 Minuten an.
Da sich auch die ersten Verfolger nicht einig waren, konnte der Russische Zeitfahrmeister von 2013, der 2010 und 2011 wegen Anabolika-Dopings eine zweijährige Sperre absitzen musste, seinen Vorsprung zu Beginn der Schlussrunde auf immerhin 40 Sekunden ausbauen. Das sollte reichen, auch wenn Hesjedal am letzten Berg des Tages wenige Kilometer vor dem Ziel nochmals das Tempo anzog. Auch im Feld blieben die Bemühungen von Orica-GreenEdge erfolglos, so dass Zakarin einen ungefährdeten Solosieg einfahren konnte.
„Ich habe meine Lektion gelernt auf der Etappe, die Intxausti gewonnen hatte, denn da hatte ich den Fehler gemacht, zu früh zu attackieren“, erläuterte der Katusha-Profi seine Taktik an diesem grauen und teilweise verregneten Mittwoch. „Diesmal habe ich bis zum letzten Moment gewartet. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich erst die Tour de Romandie und jetzt eine Giro-Etappe gewonnen habe. Ich habe viele Emotionen und bin sehr glücklich.“
Die Höhepunkte der 11. Etappe in der Video-Zusammenfassung: