Unerlaubte Hilfe von Clarke angenommen

Rückstand und Zeitstrafe - schwarzer Giro-Tag für Porte

Foto zu dem Text "Rückstand und Zeitstrafe - schwarzer Giro-Tag für Porte"
Richie Porte (Sky) im Ziel der 10. Giro-Etappe | Foto: Cor Vos

20.05.2015  |  (rsn) – Richie Porte (Sky) hat auf der gestrigen 10. Etappe des Giro d’Italia wohl alle Chancen auf den Gesamtsieg eingebüßt. Der Australier bekam von den Kommissären eine Zwei-Minutenstrafe aufgebrummt, weil er nach einem Defekt im Finale das Vorderrad seines für Orica-GreenEdge fahrenden Landsmanns Simon Clarke übernahm, das dieser ihm angeboten hatte.

Laut Artikel 12.1.040 des Reglements des Radsportweltverbandes UCI ist es aber verboten, von einem Mitglied einer anderen Mannschaft Hilfe anzunehmen und wird mit einem Bußgeld von 200 Schweizer Franken sowie mit einer Zeitstrafe von zwei Minuten belegt.

Dazu kommen die 47 Sekunden, die Porte gegenüber seinen Konkurrenten Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) und Fabio Aru (Astana) im Ziel in Forli bereits eingebüßt hat. Im Gesamtklassement fiel der Sky-Kapitän vom dritten auf den zwölften Platz zurück und hat nun bereits 3:09 Minuten Rückstand auf Contadors Rosa Trikot.

Giro-Chef Mauro Vegni bedauerte die Strafe, mit der Porte belegt wurde, betonte jedoch, dass die Kommissäre korrekt gehandelt hätten. „Natürlich muss ich als Renndirektor des Giro d’Italia sagen, dass es mir leid tut, weil es eine zusätzliche Last für einen Fahrer ist, der darauf gehofft hatte, etwas Wichtiges zu leisten. Aber das bedeutet nicht, dass er es nicht doch noch tun könnte“, sagte Vegni. „Aber ganz klar: Da konnte man wenig tun, Regeln sind Regeln und müssen respektiert werden wegen der Glaubwürdigkeit des Sports und, in diesem Fall, der Glaubwürdigkeit des Giro d’Italia.“

Vegni informierte Sky-Teamchef Dave Brailsford von der Entscheidung der Jury, auf die RCS Sport, der Giro-Organisator, keinen Einfluss hätte. Auch hätte das Team keine Möglichkeit, einen Einspruch dagegen einzulegen. Wie der Italiener erklärte, hätte die Sky-Teamleitung ihre Enttäuschung über die Verhängung der Strafe ausgedrückt, doch sei die Regel unmissverständlich, und etwa eine Reduzierung der Strafe nicht möglich.

„Sie [die Kommissäre] können nicht sagen: ‚Wir gewähren euch einen Nachlass, wir geben euch 1:30 Minuten. Ich hoffe, dass Sky über diese Angelegenheit nachdenkt und realisiert, dass es hier keine Ungerechtigkeit gab: Eine schon seit langem bestehende Regel wurde auf ein Ereignis des Rennens angewendet. Ich hoffe, dass, wenn sich die Dinge beruhigt haben, sie (Team Sky) anerkennen, dass diese Regel angewendet werden musste“, so der Italiener.

Vegni dementierte übrigens Nachrichten, wonach andere Teams die Kommissäre auf den Regelverstoß aufmerksam gemacht hätten und wies daraufhin, dass die Bilder vom unerlaubten Vorderradwechsel schon kurz nach Ende der Etappe im Internet zirkulierten.

Für Porte bedeutet der gestrige Tag einen herben Rückschlag in seinen Ambitionen. Am ersten Ruhetag der Rundfahrt lag er noch aussichtsreich auf Rang drei des Gesamtklassements, nur 22 Sekunden hinter dem Träger des Rosa Trikots, und hatte sich zuversichtlich zu seinen Aussichten geäußert.

Doch auf der gestrigen 10. Etappe traf es den Australischen Zeitfahrmeister dann hart. Nach einem Vorderraddefekt rund zehn Kilometer vor dem Ziel verlor Porte zunächst 47 Sekunden auf das Feld mit Contador, der ebenso wie der zweitplatzierte Aru einen geruhsamen Tag im Feld verbrachte.

Im Ziel hatte der Tasmanier das Malheur noch vergleichsweise gelassen kommentiert: „Ich denke, dass jeder über 21 Tage hin mal ein bisschen Pech hat. Wir müssen jetzt schauen, was weiter passiert“, sagte er und fügte mit Blick auf die noch kommenden Etappen an: „Es ist noch ein langer Weg.“

Auf die – wie sich dann herausstellen sollte, verbotene – Hilfe seines Landsmanns vom Orica-Team angesprochen, hatte Porte sich lobend geäußert, zunächst im Ziel, dann auch über Twitter: „Wenn das keine Freundschaft unter Aussies ist….Ich hatte Platten und Clarke gab mir sein Vorderrad“, schrieb er nach der Etappe.

Bedauern über das Missgeschick seines Konkurrenten drückte Contador aus. „Mir tut es leid für Richie“, kommentierte der Spanier die Nachricht und fügte an, dass man im Moment eines Defekts nicht über die Regel, sondern nur darüber nachdenke, wie man nicht zuviel Zeit verliere.

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.06.2015Sky will an Idee mit Motorhomes festhalten

(rsn) – Glück brachte das sogenannte Motorhome, eine Art Campingwagen, das die britische Sky-Mannschaft mit zur diesjährigen Auflage der Italien-Rundfahrt brachte, Richie Porte nicht. Der Tasman

04.06.2015Van Den Broeck: „Wir sind doch keine Maschinen"

(rsn) - Nachdem Teamchef Marc Sergeant seine Enttäuschung über das Giro-Abschneiden seines Kapitäns Jurgen Van Den Broeck kundgetan und dessen Trainer sich im Gegenzug über fehlendes Vertrauen von

02.06.2015Unfairer Coledan und die Ausreißer durchkreuzten Kluges Ziele

(rsn) - Den Sieg auf der prestigeträchtigen Schlussetappe mit Ziel in Mailand sowie die Rote Laterne als Vorletzter knapp verpasst, dennoch war Roger Kluge (IAM) mit seiner Giro-Premiere zufrieden.

01.06.2015Bei Katusha saß der zweite Anzug, bei Sky griff Plan B

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

01.06.2015Vegni: „Sestriere-Etappe war herausragend"

(rsn) – Giro-Chef Mauro Vegni hat eine positive Bilanz der am Sonntag in Mailand zu Ende gegangenen 98. Italien-Rundfahrt gezogen. „Ich bin sehr zufrieden, wie dieser Giro abgelaufen ist“, sagte

01.06.2015Orica mit Gala-Auftakt, Movistar auch ohne Nairo Quintana Spitze

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

01.06.2015Lampre kann vier Mal jubeln, CCC Sprandi bleibt nur die Tristesse

rsn - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück g

01.06.2015Debütant Dayer Quintana: „Der Giro war richtig schön"

(rsn) – Nairo Quintana (Movistar) gewann gleich bei seinem Debüt im vergangenen Jahr den Giro d’Italia. Für seinen jüngeren Bruder Dayer ging es bei dessen erster Teilnahme an einer dreiwöchig

01.06.2015Astana fuhr in einer eigenen Liga, BMC erreichte seine Ziele

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

31.05.2015Keisse düpiert in Mailand die Sprinter, Kluge Dritter

(rsn) – Am letzten Tag des 98. Giro d’Italia waren alle Blicke auf Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) und die Sprinter gerichtet. Doch auf der 21. Etappe, die über 178 flache Kilometer von Turin nac

31.05.2015Jetzt wartet die Tour auf Contador

Mailand (dpa/rsn) - Zum Feiern bleibt nicht viel Zeit. Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) wird seinen am Sonntag errungen zweiten Gesamtsieg beim Giro d`Italia schnell abhaken müssen, um sich auf

31.05.2015Contador triumphiert in Mailand, Keisse gewinnt Schlussetappe

(rsn) – Alberto Contador (Tinkoff-Saxo-Tinkoff) hat den 98. Giro d’Italia gewonnen und damit seinen zweiten Gesamtsieg nach 2008 gefeiert. Auf der abschließenden 21. Etappe kam der Spanier mit de

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine