98. Giro d´Italia: Ausreißer düpieren Sprinter

Boem verbucht seinen größten Sieg, Porte kassiert Schlappe

Foto zu dem Text "Boem verbucht seinen größten Sieg, Porte kassiert Schlappe"
Nicola Boem (Bardiani-CSF) hat die 10. Giro-Etappe gewonnen. | Foto: Cor Vos

19.05.2015  |  (rsn) - André Greipel (Lotto Soudal) und die anderen Sprinter hatten einen Massensprint auf ihrem Menüplan - aber eine nur aus Italienern bestehende Ausreißergruppe verdarb ihnen auf der 10. Giro-Etappe den Appetit.

Den Tagessieg sicherte sich nach 200 Kilometern von Civitanova Marche nach Forli der 25-jährige Nicola Boem Bardiani-CSF), der im Sprint seine Landsleute Matteo Busato (Southeast), Allessandro Malaguti (Nippo-Fantini) und Alan Marangoni (Cannondale-Garmin) hinter sich ließ.

„Ich kann nicht die richtigen Worte finden, um diesen Moment zu beschreiben“, kommentierte Boem seinen Etappensieg, der bereits der fünfte eines Italieners bei diesem Giro ist. Dabei hatte er angesichts des flachen Profils lange Zeit selber nicht an einen Erfolg geglaubt.

„Heute haben alle gedacht, dass es in einem klassischen Massensprint enden würde. Ich war in der Gruppe, um dort unser Team und den Sponsor zu zeigen. Als wir 20 Kilometer vor dem Ziel noch mehr als zwei Minuten Vorsprung hatten, begannen wir daran zu glauben. Als wir auf die Zielgerade kamen, wusste ich, dass ich der Schnellste sein würde, und so kam es dann auch. Es ist sowohl für mich als auch für das Team ein riesiger Sieg – und ich hoffe, es ist nur der erste“, sagte Boem, dessen Team im vergangenen Jahr zwei Tagessiege bei der Heimat-Rundfahrt feiern konnte.

Im Spurt des Hauptfeldes belegte Greipel mit 18 Sekunden Rückstand den dritten Platz, wurde in der Tageswertung Siebter. Überraschend verlor der Australier Richie Porte (Sky) im Finale wertvollen Boden auf Spitzenreiter Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) und die anderen Favoriten.

Nach einem Defekt auf den letzten Kilometern kam der 30-Jährige mit 47 Sekunden Rückstand auf das Feld ins Ziel und büßte seinen dritten Rang im Gesamtklassement ein. Hier führt Contador unverändert mit drei Sekunden Vorsprung auf den Italiener Fabio Aru (Astana) und dessen spanischen Teamkollegen Mikel Landa (+0:46), der Porte (+1:09) auf Platz vier verdrängte

Der Freiburger Simon Geschke (Giant-Alpecin) verteidigte sein blaues Bergtrikot, das am Sonntag erobert hatte. Bei der einzigen Bergwertung auf der ansonsten komplett flachen Etappe musste Geschke nicht um sein Trikot fürchten. p>

Contador war von seiner Sturzverletzung von der 6. Etappe nichts mehr anzumerken. Trotzdem kündigte er bereits an, dass er seine Sitzposition beim 59 Kilometer langen Zeitfahren am Samstag in Treviso ändern wird, um seine Schulter zu entlasten.

Im Mittelpunkt des Interesses stand am Dienstag allerdings nicht der Madrilene, der einen geruhsamen Tag im Feld verbrachte, sondern eine Gruppe von fünf Ausreißern. Boem, Busato, Malaguti, Marangoni und Oscar Gatto (Androni-Giocattoli) wollten nach dem Ruhetag den Sprintern einen Strich durch die Rechnung machen und behaupteten sich tatsächlich gegen das Feld. Dort sorgte vor allem Lotto Soudal für das Tempo, doch erhielten Greipels Helfer nur zeitweise Unterstützung von Giant-Alpecin und Trek, wogegen andere Sprintermannschaften wie Sky, Orica-GreenEdge oder Lampre-Merida sich komplett zurückhielten.

Trotzdem betrug der Rückstand knapp 50 Kilometer vor dem Ziel weniger als drei Minuten und ein Massensprint schien unausweichlich. Doch als eingangs der letzten 15 Kilometer die Ausreißer noch immer knapp zwei Minuten vor dem Feld fuhren, deutete sich schon die Überraschung an. Und auch als Gatto, Giro-Etappensieger von 2011 und sprintstärkster des Quintetts, 13 Kilometer vor Schluss wegen eines Defekts zurückfiel, ließ die Entschlossenheit an der Spitze nicht nach.

Lotto Soudal versuchte weiterhin alles, um die Gruppe doch noch zu stellen, gab aber schließlich die Bemühungen auf, als fünf Kilometer vor dem Ziel der Rückstand noch immer eine Minute betrug.

Zu diesem Zeitpunkt war Porte bereits abgehängt. Durch einen Vorderraddefekt im ungünstigsten Moment war der Gesamtdritte in Rückstand geraten und konnte diesen trotz der Unterstützung von gleich fünf Teamkollegen die Lücke nicht mehr schließen. Zudem schien Porte größte Mühe zu haben, dem Tempo seiner Helfer zu folgen, erreichte schließlich 47 Sekunden hinter Contador & Co. ins Ziel und musste einen herben Rückschlag im Kampf um das Rosa Trikot einstecken.

Aus der Spitzengruppe heraus ging auf den letzten beiden Kilometern Marangoni in die Offensive und konnte eine Lücke zu seinen ehemaligen Begleitern reißen. Doch Malaguti und Boem gaben nicht klein bei und stellten den Cannondale-Profi auf Kopfsteinpflaster nach der letzten Kurve. Im Sprint hatte der Nardiani-Fahrer dann wenig Mühe, seinem Team den ersten Etappensieg beim diesjährigen Giro und sich selbst den größten Erfolg seiner Karriere zu sichern.

Die Highlights der 10 Giro-Etappe

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.06.2015Sky will an Idee mit Motorhomes festhalten

(rsn) – Glück brachte das sogenannte Motorhome, eine Art Campingwagen, das die britische Sky-Mannschaft mit zur diesjährigen Auflage der Italien-Rundfahrt brachte, Richie Porte nicht. Der Tasman

04.06.2015Van Den Broeck: „Wir sind doch keine Maschinen"

(rsn) - Nachdem Teamchef Marc Sergeant seine Enttäuschung über das Giro-Abschneiden seines Kapitäns Jurgen Van Den Broeck kundgetan und dessen Trainer sich im Gegenzug über fehlendes Vertrauen von

02.06.2015Unfairer Coledan und die Ausreißer durchkreuzten Kluges Ziele

(rsn) - Den Sieg auf der prestigeträchtigen Schlussetappe mit Ziel in Mailand sowie die Rote Laterne als Vorletzter knapp verpasst, dennoch war Roger Kluge (IAM) mit seiner Giro-Premiere zufrieden.

01.06.2015Bei Katusha saß der zweite Anzug, bei Sky griff Plan B

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

01.06.2015Vegni: „Sestriere-Etappe war herausragend"

(rsn) – Giro-Chef Mauro Vegni hat eine positive Bilanz der am Sonntag in Mailand zu Ende gegangenen 98. Italien-Rundfahrt gezogen. „Ich bin sehr zufrieden, wie dieser Giro abgelaufen ist“, sagte

01.06.2015Orica mit Gala-Auftakt, Movistar auch ohne Nairo Quintana Spitze

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

01.06.2015Lampre kann vier Mal jubeln, CCC Sprandi bleibt nur die Tristesse

rsn - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück g

01.06.2015Debütant Dayer Quintana: „Der Giro war richtig schön"

(rsn) – Nairo Quintana (Movistar) gewann gleich bei seinem Debüt im vergangenen Jahr den Giro d’Italia. Für seinen jüngeren Bruder Dayer ging es bei dessen erster Teilnahme an einer dreiwöchig

01.06.2015Astana fuhr in einer eigenen Liga, BMC erreichte seine Ziele

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

31.05.2015Keisse düpiert in Mailand die Sprinter, Kluge Dritter

(rsn) – Am letzten Tag des 98. Giro d’Italia waren alle Blicke auf Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) und die Sprinter gerichtet. Doch auf der 21. Etappe, die über 178 flache Kilometer von Turin nac

31.05.2015Jetzt wartet die Tour auf Contador

Mailand (dpa/rsn) - Zum Feiern bleibt nicht viel Zeit. Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) wird seinen am Sonntag errungen zweiten Gesamtsieg beim Giro d`Italia schnell abhaken müssen, um sich auf

31.05.2015Contador triumphiert in Mailand, Keisse gewinnt Schlussetappe

(rsn) – Alberto Contador (Tinkoff-Saxo-Tinkoff) hat den 98. Giro d’Italia gewonnen und damit seinen zweiten Gesamtsieg nach 2008 gefeiert. Auf der abschließenden 21. Etappe kam der Spanier mit de

Weitere Radsportnachrichten

07.12.2025Instagram-Video zeigt: Van der Poel verhindert Sturz spektakulär

(rsn) – Die Radsport-Welt scharrt seit geraumer Zeit mit den Füßen ob des Saisondebüts von Mathieu van der Poel im Cross-Kalender. Am nächsten Sonntag beim Weltcup in Namur ist es so weit, doch

07.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

07.12.2025Holm über Gaviria: “Der faulste Fahrer, den ich jemals kennengelernt habe“

(rsn) – Im Trikot von Quick-Step hat Fernado Gaviria gute Zeiten erlebt. Etappensiege bei der Tour de France und beim Giro; in Italien gewann er auch die Punktewertung. Als der Kolumbianer vor zehn

07.12.2025Spitze gegen Ex-Team: “Mensch wieder im Vordergrund“

Das neue Team und die neue Saison dürften für Marco Haller (Tudor) am Jahresbeginn erstmal im Hintergrund gestanden haben. Der 34-Jährige bekam Anfang Januar Nachwuchs und wurde zum zweiten Mal Vat

07.12.2025Hollmann muss Alpecin verlassen, ProTeam-Neuzugang für Bike Aid

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

06.12.2025Etxeberria hat “beim Real Madrid des Radsports unterschrieben“

(rsn) – Als der Zweitdivisionär Kern Pharma Ende 2024 fünf Neoprofis für die anstehende Saison bekannt gab, fiel vor allem der des Luxemburgers Mats Wenzel auf, der einer von nur zwei Ausländern

06.12.2025Die Trikots der WorldTeams für die Saison 2026

(rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan

06.12.2025Im Oderland über sich hinausgewachsen

(rsn) - Elisa Winter verbrachte 2025 ihr erstes Jahr bei einem nicht-österreichischen Team. Die 21-Jährige aus der Steiermark zog es nach Deutschland, zu den Wheel Divas, und feierte bei der Oder-Ru

06.12.2025Mit konstanten Leistungen in die WorldTour

Es war der größte Karrieresprung, den ein deutscher Kontinental-Fahrer in dieser Saison gemacht hat. Als der 26-jährige Anton Schiffer nach seinem doch etwas überraschenden dritten Platz bei den d

06.12.2025Pogacar und Ferrand-Prevot gewinnen Velo d’Or

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hat wie im Vorjahr den Velo d’Or, den seit 1992 von der französischen Radsportzeitung Vélo ausgereichten, prestigeträchtigen Preis für den best

06.12.2025“Nicht Exodus“, sondern “natürliche Selektion“ bei Alpecin

(rsn) – Beim belgischen Rennstall Alpecin ändert sich in der kommenden Saison so einiges. Die Roodhooft-Brüder präsentierten am Freitag mit Premier Tech nicht nur einen neuen Sponsor, sondern auc

06.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)