Cravens Kamerun-Tagebuch/ 4. Etappe

Ein Taxi kurzerhand zum Begleitwagen umfunktioniert

Von Dan Craven

Foto zu dem Text "Ein Taxi kurzerhand zum Begleitwagen umfunktioniert"
Dan Craven (Bike Aid Ride for Help) | Foto: Craven

14.03.2014  |  (rsn) – Der vierte Renntag war einer von der kurioseren Sorte. Der Tag fing damit an, dass bei unserem Hotelzimmer beim Schließen die Tür aus den Angeln gefallen ist. Doch das war noch lange nicht alles.

Um acht Uhr hatten wir den fiktiven Start, eine Stunde später dann den realen Start. In Kamerun heißt dies anscheinend folgendes: Alle treffen sich um acht Uhr dort, wo die gestrige Etappe zu Ende ging – mitten im Berufsverkehr und ohne irgendwelche Organisation. Und kurz darauf ging es dann schon los. Wir hätten den Start beinahe verpasst und wussten auch nicht so richtig, wo es hingehen sollte. Letztlich stellte sich heraus, dass wir einen Park mit viel Platz aufsuchten.

Dort standen wir ohne bestimmten Grund 20 Minuten herum und warteten, bevor der scharfe Start erfolgte. Ich saß mit einigen anderen Fahrern im Schatten eines Lasters und war noch in ein Gespräch mit unserem Sportlichen Leiter verwickelt, als wir plötzlich merkten, dass das Rennen losging und das Feld schon gestartet war.

Unseren Sportlichen Leiter mussten wir kurzzeitig zurücklassen, denn unser Begleitwagen war ein Privatfahrzeug von fraglicher Qualität und hat am Start seinen Geist aufgegeben. Was macht man in Kamerun? Man findet ein Taxi. Ohne Konvoi-Nummer und knallgelb – heute war unser Auto im Konvoi nicht zu übersehen.

Aber bis das Fahrzeug überhaupt im Konvoi ankam, da verging einiges an Zeit. Denn das Fahrzeug musste ja erst noch bepackt werden und sich dann durch den wieder freigegebenen Verkehr durchkämpfen. Aber auch wir Fahrer waren von unserer Aufholjagd auf das bereits gestartete Peloton gut aufgewärmt. Doch eine solche Hatz wäre gar nicht notwendig gewesen.

Da ein kamerunischer Fahrer im Gelben Trikot ist, spannten sich alle drei kamerunischen Teams vorne ein und ließen keine Ausreißergruppe davonziehen. Dabei haben sie schon ein hohes Tempo vorgelegt, was für uns schön war, denn so sollten sie sich auspowern. Eigentlich sind die drei kamerunischen Teams, die Nationalmannschaft, Kamerun Central und der lokale Verein aus Yaounde drei eigenständige Teams die nicht zusammenarbeiten sollten. Aber sollen und tun sind ja zwei verschiedene Sachen…

Aus der Königsetappe ist dann auch nicht viel geworden. Ich hatte mir jedenfalls mehr erhofft. Der 15 Kilometer lange Berg am Ende war wellig und es herrschte viel Wind von vorne. Bis kurz vor dem Ziel hatte kein Fahrer außer mir Interesse zum Attackieren gezeigt. Es ist ziemlich frustrierend, wenn viele Fahrer stark genug sind, um bei häufigen Attacken bei dir am Rad zu bleiben, selbst aber keine Initiative ergreifen. Naja, ich bin aber auch selbst schuld, dass ich nicht stärker bin – ich hoffe, das kommt noch.

Am Ende sind sechs Fahrer innerhalb acht Sekunden ins Ziel gekommen - nicht gerade das, was man sich unter einer Bergankunft vorgestellt hat. Ich wurde Sechster und war genervt, dass dann doch noch einige Fahrer so viel Energie hatten, um im Ziel noch an mir vorbeizufahren. In der Gesamtwertung nehme ich Rang fünf ein. Auch die nächste Etappe führt uns noch mal durch die Berge, worauf ich mich schon freue.

Bis morgen
Euer Dan

Der Namibier Dan Craven fährt in dieser Saison für das deutsche Continental-Team Bike Aid-Ride for Help. Bei der Kamerun-Rundfahrt wird Craven auf radsport-news.com Tagebuch führen und von seinen Erlebnissen auf und neben der Strecke berichten.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.03.2014Geschafft - ich habe das Rennen gewonnen!

(rsn) – Es ist nur die Tour de Kamerun, aber wir haben es geschafft, ich habe die Rundfahrt gewonnen! Ich sitze frühmorgens vor unseren Hotel, anscheinend der erste, der wach ist, und schaue zu, wi

16.03.2014Die neue Taktik war ein voller Erfolg

(rsn) - Wie sagt man so schön: Wenn du immer das gleiche tust, aber dann ein anderes Ergebnis erwartest, dann bist du verrückt. So nahm ich mir heute mal etwas anderes vor und meine Teamkollegen hal

15.03.2014Ich ließ Daniel nicht allein auf`s Podium

(rsn) – An manchen Tagen macht das Radfahren einfach Spaß. Vor allem wenn es so läuft, wie man es sich vorgestellt hat – oder zumindest einiges davon. Wir wussten schon immer, dass die Höhenpr

13.03.2014Wir sind hier eben in Afrika

(rsn) - Lang. Hart. Heiß. Schwitzig. Das hört sich fast nach etwas anderem an..... Heute war es irgendwie auch so - man hatte eine gewisse Erwartung, aber am Ende kam es ganz anders. Wir sind alle

10.03.2014Zum Schluss findet sich immer ein Dummer...

(rsn) - In der Regel verhalten sich Radfahrer immer gleich. Wenn es Ausreißer einmal bis ins Ziel schaffen, kann man wetten, dass am nächsten Tag nicht nur die Fahrer, sondern auch Gott und die Welt

09.03.2014Rennfahrer sind schon eine eigenartige Sorte Mensch

(rsn) - Die Räder der Schweizer sind angekommen - auch wenn erst um vier Uhr morgens, und auch die Cote d´Ivoire und Senegal-Mannschaften, die sich bis gestern noch nicht gezeigt hatten, waren heute

08.03.2014Fehlende Teams, Stromausfall und kein Wasser zum Duschen

(rsn) - Am morgigen Sonntag geht die Tour de Kamerun (Kat. 2.2) los. Anscheinend sind 59 Fahrer dabei und anscheinend erfolgt der Start um neun Uhr. Genau wissen wir alles noch nicht. Erst mal sind wi

Weitere Radsportnachrichten

04.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

04.06.2025Tritt Almeida bei der Tour de Suisse in die Fußstapfen von Yates?

(rsn) – Das am 8. Juni beginnende 77. Critérium du Dauphiné kann mit dem letztjährigen Tour-de-Franc-Podium Tadej PoGacar (UAE – Emirates- XRG), Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Re

04.06.2025Vingegaard: “Muss besser sein als vor zwei Jahren“

(rsn) – Sowohl im vergangenen Jahr als auch in dieser Saison wurde Jonas Vingegaards Vorbereitung auf die Tour de France durch Stürze kräftig aus dem Tritt gebracht. Doch konnte der Kapitän von V

04.06.2025Bauhaus kommt nicht mehr an Groenewegen vorbei

(rsn) - Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) hat zum Auftakt der 31. Slowenien-Rundfahrt (2.Pro) knapp seinen ersten Saisonsieg verpasst. Der 30-jährige Kölner musste sich auf der 1. Etappe über 168,

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Kudus gibt in Slowenien Comeback nach vier Monaten

(rsn) - Merhawi Kudus wird am Mittwoch bei der Tour of Slovenia (2.Pro) ins Peloton zurückkehren. Der Eritreer, der am 2. Februar beim Grand Prix La Marseillaise in einer Abfahrt schwer gestürzt war

03.06.2025Evenepoel-Coach sieht seinen Schützling stärker als vor einem Jahr

(rsn) – Remco Evenepoel ist Anfang Juni 2025 vor seinem Start beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) am kommenden Sonntag besser in Form, als Anfang Juni 2024. Das hat sein Trainer Koen Pelgrim in ein

03.06.2025Belgien schickt komplette Delegation zur WM nach Ruanda

(rsn) - Der Belgische Radsportverband wird an den Straßen-Weltmeisterschaften vom 20. bis 29. September in Ruanda in allen Kategorien - von Junioren und Juniorinnen über die U23 bis zur Elite - teil

03.06.2025Bauhaus in Slowenien Road Captain und Sprinter zugleich

(rsn) –18 Tage nach seinem krankheitsbedingten Ausscheiden bei der Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) kehrt Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) am Mittwoch ins Renngeschehen zurück und will bei der fünftägig

03.06.2025Groenewegen und Großschartner die Favoriten für Sprint und Berg

(rsn) – Mit der Tour of Slovenia (2.Pro) beginnt am Mittwoch die erste der verschiedenen ´Vorbereitungs-Rundfahrten´ für die Tour de France. Das fünftägige Event, das bislang Mitte Juni ausgetr

03.06.2025Jakobsen hofft nur noch ganz leise auf den Tour-Start

(rsn) – Fabio Jakobsen (Picnic – PostNL) ist seit knapp zwei Wochen wieder auf dem Rad unterwegs und trainiert – zuletzt auch auf Teneriffa. Doch ob der 28-jährigen Niederländer, der Ende Mär

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Cameroun (2.2, CMR)
  • Tour of Lithuania (2.2, LTU)
  • Ronde de l`Oise (2.2, FRA)
  • Tour of Malopolska (2.2, POL)
  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)
  • Tour of Slovenia (2.Pro, SLO)