Kittel und Valverde Opfer der Windkante

Cavendish gewinnt die verrückteste Etappe der Tour

Von Tour-Korrespondent Felix Mattis aus Saint-Amand-Montrond

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Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) gewinnt die 13. Tour-Etappe | Foto: ROTH

12.07.2013  |  Saint-Amand-Montrond (rsn) – Verflixte 13! Diese Tour-Etappe hat Geschichte geschrieben! Weil Tony Martin und sein Team Omega Pharma-Quick Step in Sachen Tagessieg auf Nummer sicher gehen wollten, purzelte Alejandro Valverde (+ 9:54 Minuten / Movistar) vom Podium. Spitzenreiter Christopher Froome (Sky) verteidigte zwar Gelb, verlor aber 1:08 Minuten auf Alberto Contador (Saxo-Tinkoff), der in der Gesamtwertung auf Platz drei hinter Bauke Mollema (Belkin) vorrückte. „Das habe ich noch nicht erlebt“, staunte auch Eurosport-Experte Sean Kelly, ein erfahrener Ex-Profi.

Der erste entscheidende Moment dieses verrückten Tages:

111 Kilometer vor dem Ziel setzen sich Tony Martin und seine Omegas auf die Windkante. Ziel ist es Marcel Kittel (Argos-Shimano) abzuhängen. Der dreifache Etappensieger, der sich aufgrund technischer Probleme am Ende des Feldes befindet, fällt auch schnell um zehn Sekunden zurück.

Überglücklich erklärte Tagessieger Mark Cavendish, wie es zur ersten Zellteilung kam: „Von so einem Szenario haben wir geträumt, aber heute Morgen im Bus nicht so geplant. Als der Wind kam, haben wir darüber gesprochen, ob wir das Feld nicht ein bisschen in Probleme bringen wollen. Und dann ist es auseinandergerissen", so der Britische Meister. „Vorne zu bleiben war danach aber auch kein Zuckerschlecken. Wir haben alles gegeben und am Ende musste ich einfach gewinnen. Denn ich habe das Team gestern nicht für seine tolle Arbeit belohnt und trotzdem ist es heute noch stärker zurückgekommen. Das zeigt, was für tolle Teamkollegen ich habe", so Cavendish nach seinem ,,Pflicht-Sieg"

Die Frage ist, ob Cavendishs Mannschaft wusste, dass Kittel sich gerade zu einer Pinkelpause hinterm Feld befand? Trotzdem klagte der dreifache Tour-Etappensieger nicht. „Grobe Unsportlichkeit würde ich so nicht sagen. Ich weiß nicht, wie es vorne war. Ich rollte gerade nach einer Pinkelpause wieder nach vorne, als meine Kette plötzlich zwischen dem kleinsten Ritzel und dem Rahmen hängenblieb", schilderte der Erfurter die Szene. „Ich habe erst mal versucht, das zurecht zu fummeln und bin in der Zeit wieder bis nach ganz hinten ans Ende des Feldes zurückgefallen. Als die Kette wieder drauf war und ich über eine Kuppe kam, sah ich, dass es vorne richtig abging. Danach bin ich nicht mehr zurückgekommen - das war einfach richtig großes Pech heute.“

Seine Helfer gaben alles, um Kittel wieder nach vorne zu bringen. „Vier oder fünf Jungs haben Vollgas gegeben, um das Loch wieder zu schließen. Wir waren auf zehn Sekunden wieder dran, aber wir haben es einfach nicht zu bekommen. So aus dem Rennen geworfen zu werden, fällt mir schwerer, als wenn ich einfach nicht gut genug gewesen wäre", ärgerte sich der 25-Jährige.

Vielleicht hätte es geklappt, wenn Belkin nicht mitgeholfen hätte, Alejandro Valverde (Movistar) abzuhängen, der ebenfalls von einem Defekt behindert wurde. „Das war nicht sportlich“, schimpfte Valverdes Sportlicher Leiter José Luis Arrieta. Auch Froome kritisierte: „Valverde war in einer sehr unglücklichen Situation nach seinem Platten. Belkin hat dann das Kommando übernommen. Ich hoffe einfach, dass das keine Mannschaft mit mir machen würde, wenn ich ein technisches Problem habe", so der Brite.

Der zweite entscheidende Moment des Rennens:

30 Kilometer vor dem Ziel gelingt es Contadors Saxo-Tinkoff-Team, das Gelbe Trikot ebenfalls an einer Windkante abzuhängen. Wie in einem Mannschaftszeitfahren vergrößern sie den Abstand zu Froome, dessen drei übriggebliebene Helfer nicht dagegenhalten können.

„Wir hatten so einen Tag nicht erwartet“, gab Froomes Teamkollege Ian Stannard. Während Sky mit Froome den Anschluss verlor, schafften es neben den beiden Sprintern Cavendish und Peter Sagan (Cannondale) auch die beiden Niederländer Bauke Mollema und Laurens ten Dam in die kleine Gruppe um Contador.

„Ich hatte im Gefühl, dass Saxo gleich etwas probiert. Als es los ging, schrie ich Bauke förmlich an, dass wir mitgehen müssten. So haben wir es nach vorne geschafft“, so ten Dam, der mit seiner Aufmerksamkeit dafür sorgte, dass sein Landsmann in der Gesamtwertung nur noch 2:28 Minuten Rückstand auf Froome hat.

Trotzdem war Froome nicht demoralisiert: „Wir würden natürlich gerne in jeder Bergetappe, jedem Zeitfahren und überall Zeit herausholen. Aber man muss daran denken, dass das jedes Team tun möchte. Und heute ist Saxo Bank ein sehr tolles Rennen gefahren und wurde dafür mit einem Gewinn von über einer Minute belohnt", nahm der 28-Jährige die Niederlage sportlich hin.

Ohne selbst anzutreten, ließ Froome den zweifachen Tour-Sieger Contador gewähren.  „Ich denke, dass am Ventoux mehr Zeit zu gewinnen oder verlieren ist, als auf den letzten 20 Kilometern des heutigen Tages", lautete seine Erklärung.

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