Tim Klinger: Giro-Tagebuch/10. Etappe

Im Gruppetto hinter dem Gruppetto

Von Tim Klinger

22.05.2007  |  Nach der heutigen Etappe bin ich ganz schön fertig. Unterwegs hatte ich eine Phase, in der gar nichts mehr ging. Der Grund: Auf den ersten 100km hatte ich definitiv zu wenig gegessen und getrunken. Schuld daran war die Rennhektik und dass ich auf Biegen und Brechen in eine frühe Gruppe wollte. Deshalb habe ich auf den ersten 50km kräftig bei der Springerei mitgemischt. Aber das Feld holte die Ausreißer immer wieder zurück. Schließlich wollte ich es noch einmal wissen und gab in einem letzten Versuch alles, was ich hatte um mit einer Gruppe wegzukommen. Wieder vergeblich!

Dummerweise war das kurz vor den ersten Anstiegen, in denen ich dann für meine Attacken bezahlen musste. Zuerst konnte ich noch in einer größeren abgehängten Gruppe mithalten, aber dann fiel ich immer weiter zurück, bis ich schließlich in der Gruppe von Robbie McEwen landete.

Vor der Verpflegung – ungefähr bei Kilometer 100 -110 – hatte ich gerade mal einen Riegel zu mir genommen. Danach schluckte ich Cola und Powergels herunter um die Speicher wieder aufzuladen und schüttete Wasser in mich hinein - aber das hat zunächst nichts geholfen. Erst nach dem langen Anstieg etwa zur Mitte des Rennens fühlte ich mich wieder etwas besser. Aber da lagen noch rund 120km vor uns. Zuerst waren wir nur zu siebt in der Gruppe, später mit elf oder zwölf Fahrern – gewissermaßen ein Gruppetto hinter dem Gruppetto, das verzweifelt versuchte im Zeitlimit zu bleiben. Am Ende schafften wir es mit vier Minuten unter dem Limit.

Mein Hungerast hatte allerdings einen etwas längeren Vorlauf. Gestern Abend schon habe ich wohl zu wenig gegessen. Es gab mal wieder Nudeln, allerdings in ganz, ganz kleinen Portionen serviert. Nach dem zweiten Teller hatte ich das Gefühl satt zu sein und habe auf eine dritte Portion verzichet. Die Etappe heute startete schon relativ früh und beim Frühstück hatte ich dann tatsächlich nicht viel Hunger. Also bin ich wahrscheinlich schon „unterversorgt“ ins Rennen gegangen.

Jetzt bin ich noch ziemlich kaputt und gehe erst mal ordentlich was essen. Heute Abend werde ich auf jeden Fall genug Kohlenhydrate zu mir nehmen. Morgen steht zum Glück eine richtige Flachetappe auf dem Programm. Die kommt mir gerade recht…

Bis morgen
Tim

Für Tim Klinger ist der 90. Giro d’Italia ein ganz besonderes Rennen. Der 22-jährige Neoprofi vom Team Gerolsteiner bestreitet die erste dreiwöchige Rundfahrt seiner noch jungen Karriere. Für Radsport aktiv berichtet Klinger täglich von seinen Erlebnissen beim zweitgrößten Radrennen der Welt.

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