Entscheidung erst im Sommer?

Welten: Ullrich steht frei zu tun, was er will

Von Pit Weber und Matthias Seng

26.01.2007  |  Alle Landesverbände haben für die Radprofis entschieden und vorerst kein Verfahren gegen die in den Fuentes-Skandal verwickelten Fahrer eröffnet. Alle? Nur in der Schweiz lässt Bernhard Welten im Fall Jan Ullrich nicht locker. Statt in dieser Woche wie angekündigt seinen Untersuchungsbericht mit einer Empfehlung für oder gegen eine Verfahrenseröffnung an Swiss Cycling weiter zu leiten, zieht der Rechtswart der Swiss Olympic die Entscheidung weiter hinaus. Möglicherweise sogar für mehrere Monate.

Offenbar hat er genau so wenig in der Hand wie seine Länderkollegen. Statt im Zweifel für die Profis zu entscheiden, will der „Fürsprecher“ warten, bis die Verfahren in Spanien (beginnt frühestens im Sommer) und in Deutschland abgeschlossen sind. „Ich kann meine Arbeit nicht beenden, solange diese beiden Untersuchungen nicht abgeschlossen sind, weil es unsere Pflicht ist, alle relevanten Fakten im möglichen Dopingfall Ullrich zu bekommen“, begründet Welten gegenüber cyclingnews. Und weiter: „Man darf nicht vergessen, dass es seine Kriminaluntersuchung in Spanien gibt, wo eindeutig der Name von Jan Ullrich als Kunde von Dr. Fuentes auftaucht." Außerdem gäbe es gegen Jan Ullrich eine Kriminaluntersuchung in Deutschland, in deren Zusammenhang dessen Haus in der Schweiz durchsucht und eine DNA-Probe genommen wurde.

Welten betont, dass er keineswegs Jan Ullrich davon abhalten wolle, weiter Rennen zu fahren: „Bis zu dem Tag, an dem ich meine Unterlagen der Disziplinarkommission übergebe, steht Ullrich frei zu tun, was immer er will. Allerdings hat er im Oktober seine Lizenz zurückgegeben und bis zum jetzigen Zeitpunkt keine neue beantragt.“

Weltens Ausführungen bringen das Ullrich-Lager in Rage. „Die öffentlichen Äußerungen von Herrn Welten sind widersprüchlich. Der Zick-Zack-Kurs des Schweizer Verbandes in den vergangenen Monaten ist unerträglich und schadet Jan Ullrich ganz erheblich“, schimpft Pressesprecher Michael Lang. „Richtig ist: Herr Welten ist nicht in der Lage, ein Verfahren einzuleiten; zum Einen ist seine Institution gar nicht zuständig, zum Anderen hat er nichts gegen Jan Ullrich in der Hand.“ Lang fordert mehr „Fingerspitzengefühl“, „um Schädigungen des Persönlichkeitsrechts von Jan Ullrich zu vermeiden.“

Der Ausgang der Hängepartie ist für Lang klar: „Wir gehen davon aus, dass Herr Welten bald die Einstellung seiner Ermittlungen bekannt geben wird.“

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