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11.11.2006 | Der Kanadier Michael Barry, langjähriger Teamkollege von Lance Armstrong, wird in der kommenden Saison für das T-Mobile Team starten. Mit Radsport aktiv sprach der 30-Jährige über seine Pläne für die kommende Saison, seine Rolle im neuformierten T-Mobile Team und DNA-Tests.
Michael, die Saison 2006 ist nun vorbei. Regenerieren Sie noch oder haben Sie schon mit der Vorbereitung auf die neue Saison begonnen?
Barry: Ich bin gerade aus Curacao heimgekommen, wo ich am Amstel Curacao Race teilgenommen habe. Dort habe ich mit meiner Familie auch einen schönen Urlaub verbracht. Nachdem ich jetzt fast einen Monat lang nicht mehr auf meinem Rad gesessen habe, werde ich nächste Woche wieder mit dem regelmäßigen Training beginnen.
Wie lief die abgelaufene Saison aus Ihrer Sicht? Waren Sie mit ihren Leistungen und Resultaten zufrieden?
Barry: Die Saison hatte für mich gut begonnen. Nachdem ich im Frühjahr in guter Form war, stürzte ich bei der Flandern- Rundfahrt schwer und brach mir drei Wirbel. Nach einer längeren Pause bin ich dann wieder bei der Dauphiné Liberé eingestiegen und war mit meiner Form eigentlich recht zufrieden. Leider hat es trotzdem nicht mehr ganz für die Tour de France gereicht. So habe ich mich dann auf die zweite Saisonhälfte konzentriert. Mit meinen Leistungen war ich dann sehr zufrieden. Ich konnte meine gute Form bis zur Vuelta halten und dem Team ein wichtiger Helfer sein.
Nach fünf Jahren bei US Postal/Discovery Channel haben Sie sich nun entschieden, das Team zu verlassen. Was waren die Gründe?
Barry: Ich habe gemerkt, dass ich eine neue Herausforderung und ein neues Arbeitsumfeld brauche. Das T-Mobile Team hat dann großes Interesse an mir gezeigt und so habe ich dort unterschrieben.
Wieso haben sie sich gerade für T-Mobile entschieden? Es gab doch mit Sicherheit noch andere Angebote aus der ProTour?
Barry: Ja, ich habe mit mehreren Mannschaften verhandelt. T-Mobile hat einen sehr guten Ruf, gilt als sehr gut organisiert und professionell. Das neue T-Mobile Team wird von der Organisation her die gleiche Struktur haben, aber das Arbeitsumfeld wird anders sein. Außerdem ist ihre Herangehensweise an die Dopingprobleme sehr gut. Hoffentlich werden dies in Zukunft auch die anderen Mannschaften so machen. Nur so können wir den Sport sauber bekommen und das verschmutzte Image wieder verbessern. Ein weiterer Grund für meinen Wechsel war die Meinung meiner Frau Dede. Sie fuhr für das T-Mobile Damenteam, das damals von Bob Stapleton gemanagt wurde. Sie hatte mit ihm nur gute Erfahrungen gemacht und konnte mir nur Gutes über ihn und seinen Führungsstil berichten.
Ist es nicht ein komisches Gefühl für ein Team zu fahren, das lange Zeit der große Rivale des alten Arbeitsgebers während der Tour de France war?
Barry: Nein, nicht wirklich. Nach den Rennen sind wir ganz normale Menschen und viele von uns sind untereinander befreundet. Auf dem Rad ist es ein erbitterter Kampf gegeneinander, aber sobald die Rennen vorbei sind und die Fahrer von ihren Gefährten steigen, kommt man mit den meisten gut aus. Somit ist das also kein Problem.
Was haben Sie sich für die nächste Saison vorgenommen? Haben Sie schon spezielle Rennen im Auge?
Ich kenne schon mein Rennprogramm für die erste Saisonhälfte und konnte es am Rande des Teammeetings in Lugano mit der Teamleitung besprechen. So weiß ich also, was bis August auf mich zukommen wird. Mein erstes großes Ziel wird die Kalifornien- Rundfahrt sein. Das ist sowohl für das Team, als auch für mich als Nordamerikaner ein ehr wichtiges Rennen. Danach werde ich wieder nach Europa zurückkehren und möchte in guter Form die Ardennen-Klassiker, die Tour die Romandie, die Dauphiné und schließlich die Tour de France bestreiten.
Für viele Fahrer ist eine Tour de France Teilnahme der große Traum. Sie haben bisher noch nicht an der Frankreich-Rundfahrt teilgenommen. Konzentrieren Sie sich im nächsten Jahr auf die Tour oder stehen für sie andere Rennen im Mittelpunkt?
Barry:Ich werde mich nicht nur auf die Tour konzentrieren. Es gibt noch viele andere Rennen, bei denen ich gut sein möchte. Ich werde also versuchen, bei mehreren Rennen in guter Form zu sein und gute Ergebnisse zu erzielen – nicht nur bei der Tour.
Sind Sie traurig, dass die großen Namen wie Ullrich oder Klöden nicht mehr Teil des neuen T-Mobile Teams sind oder sehen Sie das eher als Chance, auf eigene Rechnung fahren zu können?
Barry: Nein, ich bin darüber nicht traurig. Ich kenne die beiden ja nicht wirklich und das Team, das für 2007 zusammengestellt wurde, besteht aus großartigen Fahrern, die heiß darauf sind, gute Ergebnisse für T-Mobile zu erzielen.
Als welchen Fahrertyp sehen Sie sich ? Wo liegen Ihre Stärken, wo Ihre Schwächen?
Barry; Ich bin ein Allrounder. Ich liebe es für die Teamkapitäne zu arbeiten und stehe den jungen Fahrern gerne mit Rat zur Seite, wenn sie es möchten. Ich kann bei Eintagesrennen gut abschneiden, aber auch bei kleineren Rundfahrten gute Ergebnisse erzielen. Außerdem kann ich auch dreiwöchige Landesrundfahrten ohne Probleme überstehen und meinem jeweiligen Kapitän – sei es Rundfahrer oder Sprinter – wertvolle Helferdienste leisten.
Vor ein paar Wochen fand das erste T-Mobile Teamtreffen statt. Wie waren Ihre Eindrücke?
Barry; Meine ersten Eindrücke waren einfach großartig. T-Mobile hat ein talentiertes Team zusammengestellt. Die Fahrer sind aber auch menschlich gesehen echt in Ordnung. Ich habe im Team schon viele Freunde gefunden. Ich hatte schon das Gefühl, dass wir ein richtiges Team sind, obwohl wir uns erst ein paar Tage kannten.
Das T-Mobile Team hat dem Doping den Kampf angesagt. So müssen die Fahrer bei Vertragsunterschrift unter anderem einem DNA-Test zustimmen. Was halten Sie davon?
Barry: Ich habe nichts gegen diese Tests. Ich glaube sogar, dass unser Sport diese Tests braucht, um sein Image zu verbessern. Wenn ein Fahrer nichts zu verstecken hat, dann sollte er auch nichts gegen einen DNA-Test haben. Wenn alle Teams im Kampf gegen das Doping die selben Maßnahmen wie das T-Mobile Team ergreifen würden, würde unser Sport schnell wieder in die richtige Richtung laufen.
Stellen Sie sich vor, es ist November 2007. Welche Schlagzeile über die abgelaufene Saison 2007 würden Sie gerne über sich lesen? Was sind Ihre Wünsche für 2007?
Barry: Um Schlagzeilen kümmere ich mich nicht wirklich. Meine Wünsche für die kommende Saison sind, gesund zu bleiben, meine Ziele zu erreichen und ein guter Teamkamerad zu sein.
Mit Michael Barry sprach Christoph Adamietz
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