Einblicke in ihre Gefühlswelt

Vollering spricht erstmals offen über Zoff im Team und Tour-Sturz

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Vollering spricht erstmals offen über Zoff im Team und Tour-Sturz"
Demi Vollering hat erstmals über ihr schweres letztes Jahr im Team SD Worx - Protime gesprochen. | Foto: Cor Vos

28.11.2024  |  (rsn) – Offiziell wurde der Wechsel erst Ende Oktober: Demi Vollering verlässt SD Worx – Protime und heuert bei FDJ – Suez an. Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte eine Last von der 28-Jährigen gefallen sein, die weniger von einer aus ihrer Sicht sportlich nicht optimal verlaufenen Saison herrührt als von den Querelen um ihren Wechsel, die sich fast über die ganze Saison zogen. Das zumindest lässt ein Interview vermuten, das Vollering kürzlich der niederländischen Publikation NRC gab.

Lange hielt sich die Siegerin von Vuelta, Baskenland- und Burgos-Rundfahrt sowie Tour de Suisse bedeckt, äußerte sich kaum über das, was zwischen ihr und dem Team im Saisonverlauf passierte. Wie sich nun herausstellte, scheint dabei allerhand im Argen gelegen zu haben. Vor allem im zwischenmenschlichen Bereich mit Weltmeisterin Lotte Kopecky und Anna van der Breggen, die zwar in dieser Saison noch als Sportliche Leiterin und Trainerin von Vollering auftrat, im kommenden Jahr nach ihrer Comeback-Ankündigung aber – wie Kopecky – wieder zu einer Rivalin wird.

Kopecky und Vollering gehen sich aus dem Weg

“Die ganze Saison über, wenn ich ein Rennen mit Lotte gefahren bin, sind sie mit zwei Plänen gefahren. Ein Plan für Lotte, ein Plan für Demi“, schilderte Vollering die Situation in vielen Saisonrennen. Den beiden Leaderinnen hätte das keineswegs geschmeckt. Kopecky, so Vollering habe – ganz anders als im Jahr zuvor – “versucht, mir ein wenig aus dem Weg zu gehen. Ich kann das auch verstehen, bei all den Erwartungen, die man in Belgien an sie stellt.“ Den Höhepunkt habe dieses Verhalten dann Anfang September bei der Tour de Romandie erreicht.

“Da haben wir uns gemieden. Ich habe gedacht: ‘Jetzt ist es vorbei‘“, sagte die Niederländerin. Auslöser dafür dürfte das Finale der 2. Etappe gewesen sein. Vollering und Koepcky fuhren im Bergauffinale im Zweiersprint dem Ziel entgegen, verhakten sich dabei fast noch auf der Ziellinie. Während ein Foto Vollering zur Tagessiegerin erklärte, übernahm Kopecky die Gesamtführung, gewann letztlich auch die Rundfahrt. Für die beiden war es der letzte gemeinsame Auftritt in einem Team. “Ich habe das die ganze Saison über versucht, aber ich habe gemerkt, dass die Kommunikation nur von einer Seite kam.“

Vollering arbeitet nach der Tour bereits mit FDJ-Trainern

Damit war die Sache für Vollering gegessen, zumal sie noch andere Grabenkämpfe im Team zu bestreiten hatte. Vor allem die Kommunikation der Rückkehr von van der Breggen in die aktive Szene im Juni habe ihr zugesetzt. “Ich habe es in den sozialen Medien gesehen“, sagte Vollering. „Später stellte sich heraus, dass die Teamleitung zwei Stunden vorher eine interne E-Mail verschickt hatte. Das habe ich zunächst überlesen.“ Dennoch sei die Kurzfristigkeit ein Zeichen für die schwierige Kommunikation innerhalb des Teams. “Ich war ein wenig frustriert und wütend darüber.“

Nach der Tour de France stellte sie deshalb die Arbeit mit van der Breggen ein, die einst enge Beziehung war empfindlich gestört. “Ich habe dann schon mit meinen neuen Trainern bei FDJ angefangen“, so Vollering, die damit auch indirekt bestätigte, dass ihr Vertrag beim französischen Team schon deutlich früher unterzeichnet war, als es öffentlich gemacht wurde.

Doch sowohl der Beef mit Kopecky als auch van der Breggen sind letztlich nur Folgen und Begleiterscheinungen der wachsenden Distanz zwischen Vollering und dem Team. Ihr habe die volle Unterstützung in ihrer Entwicklung gefehlt, sagte Vollering. Frustration über die Stagnation machte sich breit. “Ich hatte das Gefühl, dass es keinen Plan gab, einen Schritt weiter zu gehen“, sagte Vollering über das Management in Bezug auf ihre eigene Leistungskurve. “Sie wollten es einfach wieder so machen wie im Jahr zuvor. Aber als ich mit der Teamleitung darüber sprechen wollte, waren sie nicht offen dafür. Mir wurde wortwörtlich gesagt: 'Warum, ist es hier denn nicht gut genug?'“

Vollering: “Wie ein Schlag ins Gesicht“

Es war der Anfang vom Ende. Von einem Ende, das Vollering selbst so, zumindest zu Saisonbeginn, nicht gewollt hatte. Als Sportdirektor Danny Stam dann im März erklärt, dass Vollering das Team verlassen würde, war das “wie ein Schlag ins Gesicht. Ich hatte noch keine Entscheidung getroffen und hoffte immer noch, dass das Team Änderungen vornehmen würde.“ Doch damit waren alle Hoffnungen zerschlagen.

Ihr Ende im Team SD Worx – Protime scheint sie dabei weniger gut verkraftet zu haben als den Verlust des Gelben Trikots bei der Tour de France an Kasia Niewiadoma nach dem verhängnisvollen Sturz auf der 5. Etappe. Den daraus resultierenden Zeitverlust konnte sie bis zum Ende nicht mehr aufholen, vier Sekunden fehlten ihr letztlich auf die Polin und zur Titelverteidigung. “Es war chaotisch und so etwas passiert im Radsport“, sagte sie beinahe lapidar.

Ärger ruft die Situation, zumindest im Rückblick, nicht mehr in ihr hervor, obwohl es doch ein Sturz war, an dem ihre Teamkollegin Lorena Wiebes Aktien hatte, als sie in einer Linkskurve Vollering die Bahn zumachte, vielleicht sogar touchierte, und somit das Gelbe Trikot zu Fall brachte. Von Kritik jedoch keine Spur: “Lorena ist eine Sprinterin“, so Vollering. “Es ist nicht in ihrem System zu denken: Oh, ich muss warten. Sie ist ein solches Rennbiest, sie riecht das Finale. Und es ist die Mentalität des Teams, immer auf den Sieg zu setzen.“

Vollering schwerer verletzt als gedacht

Auch der Umstand, dass SD Worx lange brauchte, um der Kapitänin zu helfen: Vollering zeigte Verständnis. “Für sie war es kompliziert, sie hatten keinen guten Überblick über die Situation. Sie haben mich völlig übersehen. Erst als sie das Auto am Straßenrand abgestellt hatten, haben sie gemerkt, dass ich auch da war.“

Was ebenfalls bis zum Zeitpunkt des Interviews nicht bekannt war, war das Ausmaß der Verletzungen, die Vollering bei dem Sturz davongetragen hatte. Und die ihre Leistung auf den verbliebenen Etappen umso erstaunlicher machen. Leichte Blutergüsse und Abschürfungen am unteren Rücken sowie am Gesäß habe sie davongetragen, hatte das Team noch am Abend des Sturzes vermeldet. Doch dass sich Vollering auch das Steißbein gebrochen hattee, wurde ihr erst bei Untersuchungen nach dem Ende der Tour klar.

“Ich hatte zuerst kein Gefühl in meinem linken Bein“, sagt sie über die unmittelbare Zeit nach ihrem Sturz. “Mein Fahrrad lag neben mir auf dem Boden, aber es dauerte eine Minute, bis ich mich bücken konnte, um es aufzuheben. Zuerst dachte ich, ich hätte mir die Hüfte gebrochen.“ Das war zwar nicht der Fall, doch die Wahrheit kaum besser.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.12.2024Nach vier zweiten Plätzen in Serie kann Brand wieder jubeln

(rsn) – Nachdem Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) das letzte Wochenende mit zwei deutlichen Siegen dominiert hatte, schlug Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) beim zweiten Cross-Weltcup der

30.11.2024Zahlreiche Cross-Stars fehlen in Dublin und auf Sardinien

(rsn) – Der Cross-Weltcup dieser Saison besteht aus nur noch zwölf Rennen und damit zwei weniger als im Vorjahr. Zudem erhoffte sich der Radsportweltverband UCI und der Veranstalter Flanders Classi

30.11.2024Ehemaliger Roubaix-Vierter Devriendt muss aufhören

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

24.11.2024Van Empel mit Gala-Auftritt zum Scheldecross-Hattrick

(rsn) – Fem van Empel (Jumbo – Visma) hat mit einer beeindruckenden Leistung den Auftakt des Cross-Weltcups 2024/25 für sich entschieden. Der Weltmeistern aus den Niederlanden feierte beim Scheld

23.11.2024Van Empel ist bereit für den ersten Cross-Weltcup

(rsn) – Fem van Empel (Jumbo – Visma) hat nach ihrer Rennpause schnell wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Die Weltmeisterin gewann wie bereits im vergangenen Jahr den Exact Cross in Kortri

18.11.2024Welt- und Europameisterin van Empel kehrt ins Cross-Feld zurück

(rsn) – Nach einer zweiwöchigen Rennpause kehrt Fem van Empel (Jumbo – Visma) am kommenden Wochenende wieder ins Feld zurück. Die Cross-Weltmeisterin plant ihren Start beim ersten Weltcup der Sa

17.11.2024Vandeputte triumphiert nach starker Schlussrunde in Hamme

(rsn) – Mit einer starken Schlussrunde hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) bei der X2O Badkamers Trofee in Hamme den zweiten Sieg seiner Karriere in einem Wertungscross errungen. Der Belgi

17.11.2024Koech gewinnt souverän C2-Cross in Wladyslawowo

(rsn) – Nur einen Tag, nachdem er beim C2-Cross im polnischen Laskowice Dritter geworden war, hat Silas Koech ebenfalls in Polen jubeln können. Der 21-Jährige vom deutschen Cross-Team Peter Pane â

17.11.2024Brandau verpasst vierten Saisonsieg um sieben Sekunden

(rsn) – Elisabeth Brandau hat auch ihren sechsten Cross-Einsatz der Saison auf dem Podium beendet. Im Schweizerischen Dielsdorf (C2) belegte die Deutsche Meisterin den dritten Platz, der zugleich ih

17.11.2024Alvarado gibt nie auf und bezwingt Brand mit starkem Willen

(rsn) – Die Niederländerin Ceylin del Carmen Alvarado (Fenix – Deceuninck) hat in Hamme den dritten Lauf der X2O Badkamers Trofee gewonnen. Ihre Landsfrau Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions),

17.11.2024Brandau: Spagat zwischen Familie, Business und Spitzensport

(rsn) – Die deutsche Cross-Meisterin Elisabeth Brandau ist kürzlich in der Weltrangliste an Judith Krahl (Heizomat – Herrmann) vorbeigezogen und nun auf Platz 34 dort die beste Fahrerin aus Deuts

16.11.2024Koech und Budde fahren bei C2-Cross in Polen aufs Podium

(rsn) – Silas Koech und Kaija Budde sind für das deutsche Cross-Team Peter Pane – Nagel beim C2-Cross im polnischen Laskowice beide aufs Podium gefahren. Der 21-jährige Koech belegte im Elite-Re

Weitere Radsportnachrichten

02.12.2024Cummings neuer Sportdirektor bei Jayco – AlUla

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

02.12.2024Trotz Bestwerten hinter den Erwartungen zurückgeblieben

(rsn) – Im Frühsommer zeigte Jonas Rapp (Hrinkow Advarics) wieder einmal, dass er nach wie vor zur Riege der besten deutschen Kletterer gehört. Der 30-Jährige wurde Mitte Mai dank eines dritten P

02.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

01.12.2024Iserbyts Fehler ermöglicht in Dublin Vanthourenhouts Sieg

(rsn) – Nach einer spektakulären Schlussrunde hat Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal) in Dublin seinen ersten Weltcup-Lauf seit Dezember 2022 gewonnen. Dabei profitierte der Belgier

01.12.2024Nach vier zweiten Plätzen in Serie kann Brand wieder jubeln

(rsn) – Nachdem Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) das letzte Wochenende mit zwei deutlichen Siegen dominiert hatte, schlug Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) beim zweiten Cross-Weltcup der

01.12.2024Degenkolb bleibt in Dublin hinter seinen Ambitionen zurück

(rsn) – Es ist nichts geworden mit dem erhofften Spitzenergebnis: Beim U23-Weltcuprennen in Dublin hat sich Hannes Degenkolb (Heizomat – Herrmann) mit dem 17. Platz begnügen müssen. Der Deutsch

01.12.2024Früherer Juniorenweltmeister D´Amore tot aufgefunden

(rsn) – Der ehemalige Juniorenweltmeister Crescenzo D'Amore ist tot in seinem Auto aufgefunden worden. Wie das Portal Tuttobiciweb berichtete, habe die Polizei nun Ermittlungen aufgenommen, um die T

01.12.2024Romandie-Bergkönig mit bester Saison der Karriere

(rsn) – Nach vier Jahren bei Movistar wechselte Juri Hollmann im letzten Winter zu Alpecin – Deceuninck, was sich rückblickend als die richtige Entscheidung herausstellte. Der gebürtige Berliner

30.11.2024Lysenko glänzt, Lavreysen und Richardson in engem Duell

(rsn) – Einen Führungswechsel in einer der vier Ligen gab es am dritten Abend der Track Champions League nicht, doch passiert ist am Samstag in Apeldoorn dennoch einiges: Bei den Männern spitzt si

30.11.2024Trotz UCI-Sieg und Helferdiensten gegen eine Wand gelaufen

(rsn) – Trotz einer positiven Entwicklung und seinem ersten UCI-Sieg hat Johannes Adamietz bei Lotto – Dstny keinen neuen Vertrag bekommen. “Dass nicht verlängert wurde, finde ich sehr schade.

30.11.2024Valencia-Rundfahrt nicht mehr in Gefahr

(rsn) - Nach der Flutkatastrophe in der Region Valencia, bei der Ende Oktober mehr als 200 Menschen ihr Leben verloren, war die 76. Ausgabe der Valencia-Rundfahrt (2.Pro) gefährdet. Mehr als 95 Proze

30.11.2024Bei der Schweizer Meisterschaft war wieder einer schneller

(rsn) – Für Simon Pellaud will es mit einem Titelgewinn bei den Schweizer Meisterschaften einfach nicht klappen. Wie bereits 2019 und 2021 musste sich der Tudor-Profi bei den nationalen Titelkämpf

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine