RSNplus1,95-Meter-Riese auch in Unterzahl gefährlich

Behrens´ Glanzauftritt sichert ihm Silbermedaille

Von Peter Maurer (Hasselt)

Foto zu dem Text "Behrens´ Glanzauftritt sichert ihm Silbermedaille"
Niklas Behrens auf dem Weg zur Medaille | Foto: Cor Vos

13.09.2024  |  (rsn) – Nicht nur durch seine Größe von fast zwei Metern ist Niklas Behrens (Lidl – Trek Future) im U23-Straßenrennen der Europameisterschaften in Belgien aufgefallen. Der 20-Jährige, aktueller Deutscher Meister in dieser Alterskategorie, lieferte eine tolle Fahrt ab, die ihn schlussendlich zur Silbermedaille führte.

"Es tut ein bisschen weh, Gold verpasst zu haben", analysierte er im Gespräch mit radsport-news.com, obwohl der junge Deutsche alles andere als enttäuscht wirkte. Klar fehlte nicht viel auf den Europameistertitel, vor allem aber konnte der Bremer auf eine wirklich starke Fahrt zurückblicken, wie auch Bundestrainer Ralf Grabsch gegenüber RSN attestierte: "Wenn Gold nahe ist, kann man ein bisschen enttäuscht sein. Aber nicht bei der Fahrweise, die er an den Tag gelegt hat." ___STEADY_PAYWALL___

Behrens zählte zu den absoluten Aktivposten im Rennen, war hauptverantwortlich dafür, dass sich auf der ersten Kopfsteinpflasterpassage gleich eine größere Gruppe vom Feld absetzte. Aus dieser heraus löste er sich mit zwei weiteren Begleitern, dem Niederländer Huub Artz (Wanty - ReUz – Technord) und dem Franzosen Léandre Lozouet (Arkéa - B&B Hôtels Continentale).

"Es war schon eine große Aufgabe, das alles auseinanderzufahren", meinte Behrens angesprochen auf den Rennverlauf. Ein platter Vorderreifen brachte ihn zu Beginn des Rennens nicht aus dem Konzept und als die erste Vorentscheidung fiel, lag er an der richtigen Position. "Als es das erste Mal über das Pflaster ging, wusste ich, dass ich vorne rein muss, und das ist mir gelungen. Ich habe das Tempo verschärft und eine Gruppe von gut 15 Fahrern konnte sich lösen", schilderte er weiter.

Niklas Behrens gönnt sich einen Podiums-Selfie. | Foto: Cor Vos

Schon zu Beginn des Tages hatte sein Teamkollege Julian Borresch (Rembe - Sauerland) sich unter die ersten Angreifer gemischt, weswegen die anderen Deutschen im Feld ihre Körner sparen konnten, während die Teams aus Belgien und den Niederlanden bereits reagieren mussten. "Die Gruppe war so wichtig für die weitere Ausrichtung des Rennens", war Grabsch auf seinen Schützling Borresch stolz. Als sich dann Behrens löste, empfand er die Situation als nicht ganz ideal, da der Bremer als einziger Deutscher vorne war, die Niederländer beispielsweise aber zu dritt.

"Wir wussten, wenn Niklas vorne ist, dann ist er auch in Unterzahl extrem gefährlich, was er auch bestätigt hat", so der Bundestrainer weiter. Als es zum zweiten Mal über das Kopfsteinpflaster ging, lösten sich Artz und Lozouet. Eine gefährliche Situation, die Behrens souverän löste, indem er im Alleingang zu den beiden aufschließen konnte. Vor allem den späteren Europameister machte er als gefährlichsten Gegner aus: "Ich dachte mir, den lass ich nicht weg."

Über 60 Kilometer waren es noch bis zur Ziellinie, doch das Trio arbeitete gut zusammen und wehrte alle Versuche seiner Verfolger ab, die verzweifelt an die Spitze zurückkehren wollten. In der letzten Runde ließen Behrens und Artz den Franzosen stehen. Der Deutsche versuchte dann den Niederländer abzuschütteln, doch beide Versuche scheiterten.

"Am Ende haben wir ein bisschen gepokert, viel ging aber nicht, weil sonst der Franzose wieder rangekommen wäre. Also habe ich dann den Sprint eröffnet, zuerst noch nicht voll, weil ich wusste, dass Artz ganz gut sprinten kann", erzählte der 20-Jährige die finalen Momente, wo sich er und der Niederländer sogar kurz touchierten im Sprint. Am Ende fehlten Behrens nur wenige Zentimeter auf den Titel.

Behrens verliert den Sprint gegen Huub Artz. | Foto: Cor Vos

Dieser wäre sicherlich die Krönung einer mehr als erfolgreichen ersten U23-Saison gewesen. Erst spät und über die Umwege Schwimmen und Triathlon kam Behrens überhaupt zum Radsport. Vor knapp über einen Jahr überraschte er als Etappensieger bei der Flanders Tomorrow Tour (2.2U) in Nieuwpoort und empfahl sich so für die Development-Mannschaft von Lidl - Trek. In deren Trikot gewann er in dieser Saison die Youngster Coast Challenge (1.2U) in Koksijde, zwei also ganz ähnliche Rennen vom Profil her wie das EM-Straßenrennen.

"Solche Rennen, wo du den ganzen Tag um die Position kämpfst, das macht mir am meisten Spaß", grinste der Deutsche angesprochen auf sein Lieblingsterrain. Aber der 20-Jährige fühlt sich auch auf welligen Kursen ganz wohl, was er bei den Deutschen Meisterschaften eindrucksvoll zeigte. Sein nächstes Ziel ist nun in Zürich, wo er sowohl im Zeitfahren als auch im Straßenrennen zum Aufgebot der U23-Auswahl zählt.

"Ich bin gespannt, wie das dann läuft. Wir werden sehen, ob uns jemand von den Bergjungs davonfährt. Auf jeden Fall wird es sehr sportlich", meinte Behrens, der zwar im Nachwuchsteam von Lidl – Trek fährt, allerdings einen anderen Superstar als Vorbild hat. "Ich bin Van-der-Poel-Fan, auch wenn Mads Pedersen auch richtig Fahrrad fahren kann", erklärte er. Ein paar Mal wagt er sich auch auf das Crossrad im Winter. "Aber für die Sportart bin ich zu groß und zu schwer", fügte er mit einem Lächeln an.

Dass er den Schlussspurt so knapp verlor, konnte er gut verkraften. "Das passiert auch bei den Profis, wenn ein Pedersen gegen Mathieu sprintet und unterliegt. Ich finde, dass sich Vize-Europameister immer noch besser anhört als Dritter. Dennoch hätte ich das Trikot des Europameisters gerne getragen", meinte er abschließend.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.09.2024Pedersen sprintet nach verpufften Angriffsversuchen auf Platz 6

(rsn) – Mads Pedersen und die dänische Nationalmannschaft wollten das EM-Straßenrennen von Hasselt so hart wie möglich gestalten, um den Sprint-Spezialisten das Leben schwer zu machen. Am Ende wa

16.09.2024Van der Poel beißt sich Zähne aus: “Wussten, dass es schwer wird“

(rsn) – Der Massensprint war im EM-Straßenrennen von Hasselt letztendlich unausweichlich. So sehr es die Teams ohne designierten Sprint-Favoriten auch versuchten, am Ende kam es zum erwarteten Szen

15.09.2024Walscheid mit schleichendem Plattfuß auf Rang zwölf

(rsn) – Das deutsche Team war eines der prägenden im EM-Straßenrennen der Männer. Allein im Ergebnis lässt sich das überhaupt nicht ablesen. Beim Sieg von Tim Merlier (Belgien) schaffte es Max

15.09.2024Merlier sprintet zum Europameister-Titel

(rsn) – Drei Sprinter hatte Belgien mit ins Straßenrennen der Europameisterschaften der Elite-Männer genommen. Und alle drei hatten ihre Aktien im Finale. Der größte Anteil gehörte Tim Merlier.

15.09.2024Bräutigam sprintet im Straßenrennen der Juniorinnen zu Silber

(rsn) – Nach 73 Kilometern, die auf dem flachen EM-Kurs von Heusden-Zolder nach Hasselt komplett ohne Ausreißer auskamen, sprintete Messane Bräutigam am letzten Tag der Europameisterschaften in de

15.09.2024Politt: “Wir wollen das Rennen schwer machen“

(rsn) – Das Highlight der Straßen-Europameisterschaften ist das abschließende Straßenrennen der Männer am Sonntag. Mit John Degenkolb, Niklas Märkl (beide DSM Firmenich – PostNL), Kim Heiduk

15.09.2024Schweinberger-Schwestern freuen sich über zwei Top-Ergebnisse

(rsn) - Mit einem Massensprint endete das Straßenrennen der Frauen der Europameisterschaften in Belgien und die Tirolerin Kathrin Schweinberger konnte mit dem sechsten Rang das historisch beste EM-E

15.09.2024Übersicht: Zeitplan und Sieger der Straßen-EM 2024

(rsn) – Insgesamt 14 Entscheidungen stehen bei den Straßen-Europameisterschaften 2024 in der belgischen Provinz Limburg vom 11. bis zum 15. September auf dem Programm. Zunächst sind am Mittwoch di

14.09.2024Sprinter in der Favoritenrolle, aber am Ende auch siegreich?

(rsn) – In schöner Regelmäßigkeit wechselten sich in den vergangenen Jahren, seit die Elite an den Europameisterschaften auf der Straße teilnimmt, die Kurse für Sprinter und Klassikerfahrer ab.

14.09.2024Offensive Lippert enttäuscht von Italien und den Niederlanden

(rsn) – Auf dem fast völlig flachen Kurs der Europameisterschaften Liane Lippert (Movistar) im Aufgebot des deutschen Straßenteams zu finden, war doch eine größere Überraschung. Doch die Friedr

14.09.2024Wiebes lässt keine Zweifel aufkommen und wird Europameisterin

(rsn) – Erwartungen erfüllt. Lorena Wiebes hat für die Niederlande Gold im Straßenrennen der Elite-Frauen geholt. Der 162 Kilometer lange Kurs von Heusden-Zolder nach Hasselt war nicht schwierig

14.09.2024Orn-Kristoff hat das Klassiker-Gen früh eingepflanzt bekommen

(rsn) – 2017, als in Herning in Dänemark die Europameisterschaften ausgetragen wurden, eroberte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) sich den Titel bei den Elite-Männern. Sieben Jahren später zog

Weitere Radsportnachrichten

09.05.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

09.05.2025Kurviger Kampf gegen die Uhr

(rsn / ProCycling) – Die 2. Etappe beginnt in Tirana, wo am Vortag die erste endete. Auf den kürzesten Transfer des diesjähirgen Giro d´Italia folgt auch die kürzeste Etappe: 13,7 Kilometer müs

09.05.2025Landa zieht sich bei Giro-Sturz Wirbelfraktur zu

(rsn) – Mikel Landa hat sich bei seinem Sturz fünf Kilometer vor dem Ziel der 1. Etappe des Giro d’Italia eine Wirbelfraktur zugezogen. Das teilte Soudal – Quick-Step am Abend noch mit. Der Spa

09.05.2025Nach perfektem Auftritt in Tirana will Pedersen mehr

(rsn) – Ob es nun läuft oder nicht: Für einen lockeren Spruch ist Mads Pedersen (Lidl – Trek) immer zu haben. Wenn es läuft, dann vielleicht noch ein bisschen mehr. Und es könnte gerade nicht

09.05.2025Roglic freut sich über Giro-Auftakt ohne Pannen

(rsn) - Der erste Tag im Giro-Büro verlief für Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) unspektakulär. Das allerdings ist eine gute Nachricht. Er hielt sich aus Stürzen heraus, anders als M

09.05.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 1. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

09.05.2025Van Aert: “Das war deutlich mehr, als ich erwartet hatte“

(rsn) – Der Auftakt in die erste Grand Tour des Jahres ist gemacht. Und er endete mit einem Feuerwerk von Lidl – Trek. Als einer der Favoriten auf den Tagessieg war Mads Pedersen ins Rennen gegang

09.05.2025Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mads Pedersen (Lidl - Trek) hat den Auftakt des 108. Giro d’Italia gewonnen und sich mit seinem zweiten Tagessieg bei einer Italien-Rundfahrt das erste Rosa Trikot des Gesamtführenden ges

09.05.2025Pedersen sprintet zum Giro-Auftakt ins Rosa Trikot

(rsn) - Der Däne Mads Pedersen (Lidl – Trek) hat den Auftakt des 108. Giro d´Italia gewonnen und damit auch das erste Rosa Trikot dieser Italien-Rundfahrt übernommen. Im Sprint eines von Lidl –

09.05.2025Landa nach Sturz schon am ersten Giro-Tag ausgeschieden

(rsn) – Schon nach dem ersten Tag ist der 108. Giro d’Italia für Mikel Landa (Soudal Quick-Step) beendet. Der Spanier schied nach einem Sturz in einer Abfahrt fünf Kilometer vor dem Ziel der 1.

09.05.2025Vos per Tigersprung gegen Bredewold zum zweiten Etappensieg

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat sich auf der 6. Etappe der 11. Vuelta Espana Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 37-jährige Niederländerin verwies über 126,7 Kilomet

09.05.2025Zemke: “Ziel muss sein, mit Tom eine Etappe zu gewinnen“

(rsn) - Jens Zemke hat als Sportdirektor schon einige große Rundfahrten auf dem Buckel. Für sein Team Q36.5 markiert der Start beim 108. Giro d’Italia aber das Debüt bei einer Grand Tour. Der Sch

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d`Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Beskid Classic (1.2, POL)
  • Sundvolden GP (1.2, NOR)
  • Tour de Kumano (2.2, JPN)
  • Grand Prix du Morbihan (1.Pro, FRA)