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01.03.2024 | (rsn) - Am Sonntag beginnt in Les Mureaux, einem Vorort der französischen Hauptstadt, die 82. Ausgabe von Paris-Nizza (2.UWT). Eine Woche später endet die Fernfahrt wie gewohnt auf der Promenade des Anglais in Nizza. Auf dem Weg dorthin müssen die Profis insgesamt acht Etappen absolvieren, darunter sind zwei Bergankünfte sowie ein Mannschaftszeitfahren mit erneut modifizierten Regeln. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) wird seinen Titel nicht verteidigen, die größten Chancen auf die Nachfolge haben Remco Evenepoel (Soudal -Quick-Step) und Primoz Roglic, der seinen Einstand bei Bora – hansgrohe geben wird.
Für Diskussionen sorgt wie im letzten Jahr das Mannschaftszeitfahren, bei dem alle Fahrer mit ihren individuellen Zeiten gewertet werden. Die Premiere dieses Formats 2023 gewann Jumbo – Visma mit Jonas Vingegaard, der zeitgleich mit zwei Teamkollegen ins Ziel kam. Dabei nahm der Däne seinem Konkurrenten Pogacar 23 Sekunden ab. In den Bergen allerdings konnte Vingegaard dem Slowenen nicht folgen: Pogacar sicherte sich mit gleich drei Etappensiegen souverän die Gesamtwertung. Da diesmal auch Vingegaard fehlen wird, lautet das zu erwartende Duell um den Gesamtsieg stattdessen Evenepoel gegen Roglic.
Während der Belgier schon sechs Renntage und drei Siege auf dem Konto hat, liegt der letzte Einsatz von Roglic fast fünf Monate zurück. Auf dem Papier hat demnach der Zeitfahrweltmeister die Nase vorn, zumal auch der Kampf gegen die Uhr zu seinem Vorteil gereichen sollte. Mit Ilan van Wilder, Yves Lampaert, Mattia Cattaneo und Gianni Moscon weiß Evenepoel hier gleich mehrere ausgezeichnete Fahrer an seiner Seite. Roglic muss sich mit Aleksandr Vlasov, Bob Jungels, Matteo Sobrero und Nico Denz im Team auch nicht verstecken, Bora – hansgrohe dürfte es im direkten Vergleich aber schwer haben.
Ein wohl noch besseres Aufgebot als Soudal – Quick-Step an den Start bringt UAE Team Emirates, das auch ohne den Titelverteidiger im Kampf um den Sieg mitmischen will. Brandon McNulty, Jay Vine und Joao Almeida haben das Zeug dazu, die beiden Topfavoriten zu ärgern. Gemeinsam mit Nils Politt, Marc Soler und Finn Fisher-Black bringen sie im 26,9 Kilometer langen und weitgehend flachen Mannschaftszeitfahren zudem vermutlich die meiste Power auf die Straße.
Genau dieser dritte Tag in Auxerre ist ein Problem für David Gaudu (Groupama – FDJ), der im Vorjahr in den Bergen noch vor Vingegaard der zweitbeste Kletterer der Rundfahrt war. Seine Auftritte in dieser Saison waren noch nicht auf dem gewünschten Niveau – und im Zeitfahren wird der Vorjahreszweite zweifellos viel Boden verlieren.
Auch Mattias Skjelmose und Lidl – Trek schicken ein nur durchschnittliches Zeitfahr-Team nach Frankreich. Der Dänische Meister zeigte in der Ardèche mit zwei Top-Fünf-Platzierungen gute Form. Zudem hat Skjelmose bei der Tour de Suisse 2023 bereits bewiesen, dass er Evenepoel schlagen kann.
Pello Bilbao (Bahrain Victorious) ist fast immer ein Top-Ten-Kandidat. Das unterstrich der 34-Jährige Spanier bei seinen bisherigen beiden Rundfahrteinsätzen bereits. Ein Spitzenresultat sollte auch bei Paris-Nizza möglich sein. Ebenfalls gut in Schuss ist wie seine gesamte Mannschaft auch Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale), der bei der Faun-Ardèche Classic ausgezeichnet kletterte. Seine Kletterbeine konnte Matteo Jorgensen noch nicht unter Beweis stellen, starke Form zeigte der Neuzugang von Visma – Lease a Bike allerdings beim Openingsweekend in Belgien.
Auch der wiedererstarkte Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird zu beachten sein, denn der Gesamtsieger von 2019 beendete seine vier Rennen dieser Saison allesamt unter den Top Ten. Schlechter sieht es bei seinem Teamkollegen Carlos Rodriguez aus, der Spanier landete bisher unter ferner liefen.
Die Sprinterphalanx beim sechsten WorldTour-Rennen der Saison ist beeindruckend. Mit Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Arvid de Kleijn (Tudor) und Dylan Groenewegen (Jayco – AlUla) sind gleich drei starke Niederländer dabei. Hinzu kommen Mads Pedersen (Lidl – Trek), Gerben Thijssen (Intermarché – Wanty), Arnaud De Lie (Lotto Dstny), Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) und Fabio Jakobsen (dsm – Firmenech PostNL), die ebenfalls für Tagessiege gut sind.
Da mit Arnaud Démare (Arkea – Samsic) und Sam Bennett (Decathlon – AG2R la Mondiale) zwei weitere starke Sprinter gemeldet haben, fehlen von den großen Namen lediglich Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) und Tim Merlier (Soudal – QuickStep). So werden die beiden deutschen Hoffnungen Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) und Max Kanter (Tudor) einen schweren Stand haben.
Ein Massensprint ist ziemlich sicher allerdings nur am Ende der 2. Etappe zu erwarten. Beim Auftakt in Lea Mureaux sind immerhin 1500 Höhenmeter zu absolvieren. Im Finale warten einige Hügel und auch die Zielgerade ist ansteigend. Eine weitere Chance auf einen Massenspurt gibt es am fünften Tag, an dem allerdings schon mehr als 2000 Höhenmeter zu bewältigen sind. Hier sind die letzten 40 Kilometer aber weitgehend abschüssig oder flach.
Auf der 6. Etappe können wohl nur die kletterstarken Sprinter auf den Sieg spekulieren, denn 30 Kilometer vor dem Ziel steht die kurze, aber steile La Colle-sur-Loup an. Am Fuß des Anstiegs befindet sich dann auch das Tagesziel.
Die meisten der insgesamt zwölf deutschen Teilnehmer werden Helferrollen übernehmen müssen. Die größten Chancen auf einen Tageserfolg hat wohl Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) aus einer Ausreißergruppe heraus. Für das Gesamtklassement hat sein Team keinen Fahrer dabei, so kann der angriffslustige 26-Jährige auf eigene Rechnung fahren.
Der Tour-de-France-Achte Gall ist der aussichtsreichste der drei österreichischen Profis. Seine Landsleute Felix Großschartner (UAE Team Emirates) und Marco Haller (Bora – hansgrohe) hingegen werden in ihren Teams Helferaufgaben erfüllen. Von den vier Schweizern am Start ist Stefan Bissegger (EF Education – EasyPost) am stärksten einzuschätzen, aber auch Yannis Voisard (Tudor) wusste in dieser Saison bereits zu überzeugen.
Der erste Teil von Paris-Nizza führt traditionell über relativ flaches Terrain, ehe in der zweiten Wochenhälfte die Kletterprüfungen folgen. Das vorletzte Teilstück endet in Auron mit einer Bergankunft auf 1614 Metern Höhe, hier können die größten Abstände herausgefahren werden. Der Schlussakt nach Nizza endet meist - auch wenn es in den letzten beiden Jahren anders war - mit einem Sekundenspiel, bei dem die Favoriten auf den Gesamtsieg den Tageserfolg Ausreißern überlassen.
Neben den Bergetappen wird das Mannschaftszeitfahren ebenfalls für Zeitunterschiede sorgen. Die früher regelmäßig beim “Rennen zur Sonne“ für viel Spektakel sorgenden Windkantenetappen scheinen dagegen vorerst der Vergangenheit anzugehören.
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