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10.03.2024 | (rsn) - Bora - hansgrohe holte am Schlusstag von Paris – Nizza (2.UWT) nicht die erhofften Resultate. Aleksandr Vlasov verpasste nach starker Vorstellung das Bergtrikot und einen Platz auf dem Podium in der Gesamtwertung, wurde aber immerhin Etappendritter und schob sich im Gesamtklassement noch um fünf Plätze von Rang zehn auf die Fünf vor. Teamkollege Primoz Roglic dagegen brach im Finale der 109 Kilometer langen Etappe rund um Nizza regelrecht ein und verlor mehr als vier Minuten auf Etappengewinner Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Gesamtsieger Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike).
Um die Wette mit der sich endlich doch noch aus den Wolken gekommenen Sonne strahlte am Bora-Bus zum Ende der Fernfahrt niemand. Zu ernüchternd waren schließlich die Resultate. Den Stab wollte aber niemand brechen, weder die Fahrer selbst noch die Betreuer. "Bei mir ist null Enttäuschung", sagte Sportdirektor Rolf Aldag und rückte gegenüber RSN mit Blick auf Roglic die Verhältnisse zurecht:
"Ganz ehrlich, wenn einer schlotternd und zitternd auf dem Rad sitzt und man einfach nur froh ist, dass er überhaupt noch heil nach unten kommt und geradeso den rechten und linken Bremshebel bedient kriegt, dann kann man gar nicht von Enttäuschung reden."
___STEADY_PAYWALL___Der Slowene war an den letzten beiden Bergen des Tages völlig durchgefroren. "Wir kamen halt mit dem Auto nicht hin, weil von den Kommissären gerechterweise Barrage angeordnet wurde, damit nicht alle hinten im Windschatten fahren. Bis wir dahin kamen, haben wir von Primoz eigentlich nur ‘frozen frozen frozen‘ gehört. Dann gibt man zwar die Jacke. Aber was will man erwarten bei sieben Grad und Regen? Da funktioniert ein Körper einfach nicht mehr“, erläuterte er.
Aleksandr Vlasov (li) war auch am Schlusstag von Paris-Nizza Boras bester Mann. Der Russe wurde hinter Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step, re.) und Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike, Mi.) schließlich Etappendritter. | Foto: Cor Vos
Bei Teamkollege Vlasov war die Lage letztlich ähnlich: “Alex hat gesagt, an den langen Bergen konnte er ganz easy mitfahren, aber an den steilen dann nicht mehr.“ Auch dem Russen setzte die Kälte zu. “Er konnte dann nicht mal mehr am Lenker ziehen. Da ist irgendwann Game over“, konstatierte Aldag.
Zufrieden war er, dass die Situation bis dahin komfortabel war, Roglic beim Gelben Trikot fuhr und Vlasov vorn in der Fluchtgruppe mit Evenepoel und Jorgenson. Es war eine Doppelspitze wie aus dem Lehrbuch. Und am letzten Tag schien Bora - hansgrohe sein Paris-Nizza trotz des verkorksten Mannschaftszeitfahrens von Tag drei doch noch umbiegen zu können. "Wenn die Sonne scheint und 25 Grad sind, glaube ich, fahren wir heute locker auf das Podium und haben auch noch eine große Chance, die Etappe zu gewinnen", malte Aldag das Sonnenschein-Szenario aus. Daraus wurde dann nichts, auch weil Evenepoel und Jorgenson offenbar wetterfester unterwegs waren.
Und so fällt die Bora-Bilanz bei Paris-Nizza sehr gemischt aus. Vlasov rettete mit seinem Tagessieg am Samstag das Rennen aus Sicht der Raublinger. Auch sein fünfter Gesamtplatz ist aller Ehren wert. Aber die Augen waren eben vor allem auf Roglic gerichtet: Am Ende Zehnter und kaum einmal in entscheidenden Rennszenen gestaltend aktiv – das ist einfach zu wenig für einen, der im Sommer an gleicher Stelle die Tour de France gewinnen will.
Primoz Roglic (Bora – hansgrohe) brach im Finale der Schlussetappe ein, nachdem er bei Regen und Kälte nicht rechtzeitig versorgt werden konnte. | Foto: Cor Vos
“Natürlich wollte ich auch hier bei Paris-Nizza gewinnen“, sagte Roglic nach dem Rennen und fügte erklärend an: “Aber man darf nicht vergessen, es ist das erste Rennen für mich mit dem neuen Team. Wir müssen uns aneinander gewöhnen, mit dem Staff, mit allen. Es ist ja alles neu für mich“, warb er gegenüber RSN um Verständnis. “Irgendwo muss man ja starten. Und jetzt wissen wir, an welchen Dingen wir arbeiten können und müssen, um uns zu verbessern“, meinte er lakonisch.
Details wollte er nicht verraten. Bessere Vorbereitung auf das Wetter gehört sicher dazu. Auch die richtige Balance zwischen Ehrgeiz und realistischer Einschätzung der Kräfte. Ins Teamzeitfahren etwa ging Bora-hansgrohe, als wollte man die Konkurrenz zermalmen. Auf der zweiten Hälfte der Strecke waren die Tanks dann aber leer. Das brachte Roglic & Co. früh ins Hintertreffen. “Mir ist es aber lieber, wir gehen mit der Mentalität, das Zeitfahren zu gewinnen, ins Rennen, als dass am Ende alle sagen: ‘Ach, ich habe noch ein paar Reserven‘“, gewann Aldag auch diesem Fehler noch etwas Gutes ab.
Überhaupt machte die Paris–Nizza-Abordnung den Eindruck, als würden einige Bausteine bereits an die rechte Stelle fallen. “Mit Primoz kommt ein Stück weit mehr Konsequenz hinein. Er ist einer, der einfordert. Nicht so sehr von den Ideen her, da waren wir vorher auch gut. Aber vielleicht waren wir bei der einen oder anderen Umsetzung nicht ganz so hart, wie er das vielleicht von seiner anderen Mannschaft gewohnt war“, beschrieb Teamchef Ralph Denk gegenüber RSN die neuen Impulse durch den neuen Kapitän.
Auch am Schlusstag von Paris-Nizza war das Feld über weite Strecken bei Kälte und Regen unterwegs. | Foto: Cor Vos
Teamkollege Nico Denz freute sich über etwas mehr Ellenbogenfreiheit, die Bora - hansgrohe jetzt mit Roglic im Peloton habe. “Man merkt schon, dass man teilweise mehr Respekt hat vor einem Weltklassefahrer wie ihm mit seinem Palmares. Dementsprechend bekommt man auch ein bisschen mehr Platz im Feld“, meinte Denz zu RSN. Nur muss das Team daraus auch etwas machen. Da verbreiten alle Beteiligten Optimismus. “Jetzt geht es darum, Automatismen miteinander zu finden“, sagte Denz. Auch Aldag sah die Hauptaufgabe darin, in den Details besser zusammenzufinden.
Ein mögliches Problem immerhin sah er durch Paris-Nizza gelöst. “Wenn wir auf den Herbst zurückblicken, als Primoz zu uns kam, da haben viele gesagt: ‘Ist das nicht schlecht für die Ambitionen von Vlasov oder Hindley?' Hier bei Paris-Nizza hat es sich für Vlasov aber komplett bezahlt gemacht, dass Roglic im Team war. Er war immer der Bewachte, alle haben auf ihn und auf Evenepoel geguckt. Und Vlasov hatte viel mehr Freiheiten als sonst“, spielte Aldag auf die Situation am Samstag an, die der Russe mit seiner Attacke vier Kilometer vor dem Ziel in einem Moment des Belauerns perfekt nutzte, um seinen ersten Saisonsieg einzufahren.
Es ist einiges auf dem Weg bei Bora - hansgrohe. Für den Sprung aufs nächste Level ist aber auch noch einiges an Arbeit nötig.
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