Zum Tour-Auftakt erstes Favoritenduell möglich

Holt ein großer oder ein kleiner “Musketier” in Bilbao Gelb?

Von Kevin Kempf

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Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck, links), Wout van Aert (Jumbo - Visma, Mitte) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) bei der E3 Classic | Foto: Cor Vos

30.06.2023  |  (rsn) – Von einem gemütlichen Einrollen kann beim Grand Départ am Samstag in Bilbao keine Rede sein. Schon die 1. Etappe der 110. Tour de France hat es in sich! Fünf Bergwertungen stehen auf dem Programm – was aber nicht alles aussagt, denn es hätten auch gut und gern zehn oder mehr sein können. Besonders die von der ASO “Côte de Pike“ genannte Steigung der 3. Kategorie zehn Kilometer vor dem Ziel ist mit 2,1 Kilometern Länge und 9,4 Prozent Durchschnittssteigung ein echter Hammer.

Hinzu kommt, dass es auch zum Ziel in Bilbao nochmal bergauf geht. Die Sprinter werden hier also keine Rolle spielen und es stellt sich wohl nur die Frage, ob der Auftaktsieg und das erste Gelbe Trikot an einen Klassement- oder einen Klassikerfahrer gehen.

Traditionell stark in der ersten Woche der Frankreich-Rundfahrt ist Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step), der zuletzt 2021 in Landerneau am letzten Hügel der Auftaktetappe den Sieg und das Gelbe Trikot perfekt machte. Auch diesmal hat er sich perfekt vorbereitet. “Ich habe alles getan, was ich tun konnte vor dem Start im Baskenland. Ich habe mir die 1. Etappe zweimal angesehen und ich kann sagen, dass sie mir liegt“, resümierte der 31-jährige Franzose gegenüber cyclingnews.com.

Alaphilippe sieht sich nur als Außenseiter

Wäre der zweimalige Weltmeister in seinen besten Jahren der Topfavorit gewesen, sieht er sich nun eher in der Rolle des chancenreichen Außenseiters. “Ich habe noch immer einen guten Punch, aber am Pike werden vor allem die Drei Musketiere dominieren. Ich rede natürlich von Pogacar, van der Poel und van Aert.Verglichen mit ihnen bin ich inzwischen nur noch ein kleiner Musketier“, ging Alaphilippe von einem Duell Kletterer gegen Klassikerfahrer aus.

Der angesprochene van der Poel sah sich im Gespräch mit Wielerflits allerdings in einer ähnlichen Rolle, in der Alaphilippe sich selbst wähnt. “Die 1. Etappe ist von Anfang an sehr hart. Um dort gewinnen zu können, muss ich topfit sein. Aber wenn die sehr guten Kletterer da schon über das Gelbe Trikot nachdenken, was ich erwarte, dann denke ich, dass die Auftaktetappe für Klassikerfahrer sehr schwer zu gewinnen ist. Aber natürlich werden wir es versuchen“, meinte der Niederländer, der seine letztjährige Pleite bei der Frankreich-Rundfahrt vergessen machen will.

Zur starken Klassikerfraktion gehören neben van der Poel vor allem Wout van Aert (Jumbo – Visma) und Tom Pidcock (Ineos Grenadiers). Zu seinen Chancen wollte sich der Brite gegenüber cyclingnews.com nicht äußern, aber eine Einschätzung zum Rennverlauf gab er ab: “Große Abstände wird es vermutlich nicht geben. Ich sage voraus, dass eine sehr kleine Favoritengruppe durchkommt und dass es sehr chaotisch wird. Das kann dazu führen, dass vielleicht ein Solist angreift und gewinnt.“

Auftakt des Duells um den Toursieg

Doch viele Experten gehen vom frühen ersten Schlagabtausch der beiden Tourfavoriten aus. Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) könnten schon zum Auftakt in Bilbao die Degen kreuzen. Dazu rät explizit dem Dänen Ex-Weltmeister Philippe Gilbert in der belgischen Zeitung Het Nieuwsblad.

“Wenn Pogacar noch Probleme hat, wird das vor allem in der ersten Woche sein. Vielleicht muss er seine Topform und den Rennrhytmus erst noch finden“, meinte Gilbert mit Blick auf die den Kahnbeinbruch, den sich der Slowene im April bei Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) zugezogen hatte. “Lässt Jumbo – Visma ihn in diesen Rhythmus kommen, ist es zu spät. Wenn ich sie wäre, würde ich vom ersten Tag an voll angreifen und nicht darauf warten, dass er während des Rennens besser wird“, fügte der Belgier an.

Der zweimalige Toursieger bestätigte bei seiner Pressekonferenz Gilberts Auffassung. ”Die erste Woche wird wirklich enorm schwer, da ist wirklich alles drin. Als ich den Kurs zuerst sah, war ich begeistert, durch meine Verletzung ist das inzwischen vermindert”, sagte Pogacar, der nach seinem Sturz bei La Doyenne nur die beiden Rennen der Slowenischen Meisterschaft bestritt – und gewann.

Die Radsport verrückten Basken hoffen aber auf einen ganz anderen Sieger, nämlich einen aus ihrer Region. Der allerdings würde das von Pidcock angesprochene Szenario benötigen. Nur mit Chaos könnte ein Fahrer wie Pello Bilbao (Bahrain Victorious) in Bilbao gewinnen. cyclingnews befragte Ion Izagirre, der zwei seiner Konkurrenten aus anderen Mannschaft nach vorn schob: “Realistischerweise haben von uns (Basken) Alex Aranburu und Pello Bilbao die größten Chancen.“

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